Tesla Model S: Autopilot in tödlichen Unfall verwickelt

Tobias Reuter
182 Kommentare
Tesla Model S: Autopilot in tödlichen Unfall verwickelt
Bild: Tesla

Erstmals war ein selbstfahrendes Tesla-Fahrzeug an einem tödlichen Unfall beteiligt. Da weder Autopilot noch Fahrer einen abbiegenden Lkw erkannten, prallte ein Tesla Model S mit dem Sattelzug zusammen. Der Fahrer des Elektroautos starb noch am Unfallort. Tesla spricht im hauseigenen Blog von einem „tragischen Verlust“.

Der Autopilot übersah einen vor dem Tesla-Auto im rechten Winkel die Straße kreuzenden Lkw und bremste daher nicht ab. Auch der Fahrer, dessen Hände laut Tesla-Richtlinien auch bei aktivierter Autopilot-Funktion immer am Lenker sein müssen, versuchte nicht, den Wagen zu stoppen oder die Richtung zu ändern. Dadurch raste das Model S mit unverminderter Geschwindigkeit in den Sattelzug. Durch die große Höhe des Lkws geriet das Fahrzeug unter den Anhänger, der laut Polizeibericht die Windschutzscheibe des Tesla eindrückte und die Fahrzeugoberseite abriss. Das Model S rutschte unter dem Anhänger hindurch, kam aber anschließend von der Straße ab und kollidierte schließlich mit einem Strommast. Der Lkw-Fahrer blieb unverletzt.

Ursache für die Fehlfunktion des Autopiloten war Tesla zufolge wahrscheinlich die weiße Fläche des Anhängers, die es den Sensoren erschwerte, den Sattelzug durch einen ungünstigen Sonneneinstrahlwinkel vom hellen Himmel zu unterscheiden. Dadurch habe der Autopilot kein Hindernis erkannt und die Fahrt mit voller Geschwindigkeit fortgesetzt.

US-Behörde untersucht den Fall

Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hat inzwischen eine Untersuchung des bereits am 7. Mai in Florida (USA) geschehenen, aber jetzt erst bekanntgewordenen Unfalls eingeleitet. Zunächst gehe es für die Behörde darum, zu prüfen, ob der Autopilot eine Fehlfunktion gehabt habe, so Tesla. Der Elektroautohersteller hat die Behörde nach eigenen Angaben umgehend über den Unfall informiert. Es sei der erste durch einen nicht reagierenden Autopiloten verursachte tödliche Unfall in über 209 Millionen gefahrenen Kilometern, während derer die Funktion in Tesla-Autos bisher aktiv war. In den USA käme es dagegen, auf alle Fahrzeuge übertragen, statistisch alle 151 Millionen Kilometer zu einem Todesfall im Straßenverkehr.

Standardmäßig sei der Autopilot in Tesla-Fahrzeugen ohnehin deaktiviert, da es noch eine neue Technologie sei und sie sich in einer öffentlichen Betaphase befinde. Wenn Tesla-Fahrer den Autopiloten aktivieren, erhalten sie folgenden Hinweis: „Das ist eine Assistenzfunktion, die es vorschreibt, dass Sie jederzeit die Hand auf dem Lenkrad lassen.“ Der Fahrer müsse jederzeit selbst eingreifen können, um eine möglichst hohe Sicherheit zu gewährleisten.

Fahrer war Tesla-Enthusiast

Das Opfer des Unfalls, Joshua Brown, war Inhaber des Technologie-Unternehmens Nexu Innovations. Er galt als Tesla-Enthusiast und hatte bei YouTube sogar einige Videos über die Autopilot-Funktion seines Model S hochgeladen. Ein Clip zeigt, wie der Autopilot noch im April einen Zusammenstoß mit einem zu früh einscherenden Lkw verhindert.

Mehrfach schlechte Presse für Tesla

Der einstige Überflieger der Automobilbranche hatte in letzter Zeit mehrfach mit negativer Berichterstattung zu kämpfen. Im Oktober 2015 zog Consumer Reports, eine Art amerikanische Stiftung Warentest, die Empfehlung für das Tesla Model S wieder zurück, weil Käufer sich zunehmend über Probleme wie quietschende Geräusche und automatische Türgriffe, die nicht funktionierten, beschwerten. Tesla musste zudem einige Motoren austauschen. In Kalifornien hat der Besitzer eines Model X Tesla wegen sich willkürlich öffnender Fahrzeugtüren und eines fehlerhaften Einparksystems verklagt. Vor einem Monat kamen außerdem Vorwürfe auf, Tesla vertusche Probleme mit einem Querlenker des Model S und weigere sich, diesen als Garantiefall zu behandeln. Tesla widersprach der Darstellung.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.