Hochleistungs-Netzteile im Test: Corsair AX1600i & Kolink 1500W am Leistungslimit

Nico Schleippmann
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Hochleistungs-Netzteile im Test: Corsair AX1600i & Kolink 1500W am Leistungslimit

tl;dr: Corsair bricht mit dem neuen AX1600i weitere Rekorde, während Kolinks Continuum 1500W zwar keine Messwerte auf Referenzniveau liefert, dafür aber viel Qualität und Leistung mit einem vergleichsweise geringen Preis vereint. Insbesondere die von Corsair eingesetzte Technik ist interessant und weist in Richtung Zukunft.

Massig Leistung für Spezialanwendungen

Zahlreiche Neuerscheinungen von Netzteilen im Kilowatt-Bereich zeigen, dass solche Spannungswandler derzeit stark gefragt sind. Neben Kryptomining sind Workstation-PCs weiterhin hoch im Kurs, die für Grafikanwendungen oder wissenschaftlichen Aufgaben sehr viel Rechenleistung benötigen. ATX-Netzteile sind dann die geeignete Lösung, wenn viele Grafikkarten angetrieben werden müssen, was die Hersteller in der Ausstattung mit einer Vielzahl an PCIe-Anschlüssen berücksichtigen.

Corsairs AX1600i will die neue Referenz sein

Obwohl das Corsair AX1500i (Test) weiterhin als eines der besten Netzteile gilt, hat der Hersteller bereits einen Nachfolger im Programm, der das Gebotene nochmals übertreffen will. Dank modernster Technik will Corsair sicherstellen, nach wie vor die Referenz im High-End-Bereich zu bleiben.

Demgegenüber hat Kolink den Fokus auf das Preis-Leistungsverhältnis gesetzt. Das Continuum 1500W will massig Leistung zu einem günstigen Preis abliefern, indem es sich zum Ziel gesetzt hat nicht in jeder Kategorie Bestwerte setzen zu müssen. Von Billigprodukten möchte sich der ungarische Hersteller aber klar abgrenzen, mit denen der Markt in Phasen des Kryptomining-Booms aufgrund leerer Regale immer wieder übersät wird.

Interessante Technologieträger

Beide Netzteile sind definitiv keine vernünftige Wahl für Gaming-PCs. Insbesondere das Corsair AX1600i zeigt mit neuen technischen Lösungen aber auf, womit auch im weniger leistungsstarken Marktsegment in den kommenden Jahren zu rechnen sein wird.

Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel „So testet ComputerBase Netzteile“ separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.

Technische Eckdaten im Vergleich

Ein wesentlicher Grund für den Preisunterschied ist der höhere Wirkungsgrad des AX1600i, das nach der derzeit höchsten Wirkungsgradzertifizierung von 80Plus Titanium gegenüber 80Plus Platinum vom Continuum 1500W ausgezeichnet ist. Das 1.600 Watt starke Netzteil von Corsair ist mit 200 mm Tiefe sehr groß, aber trotzdem kleiner als sein Vorgänger, das noch 225 mm gemessen hat. Für sehr niedrige Eingangsspannungen gibt Corsair ein Derating der Ausgangsleistung an, die dann nur noch 1.300 W beträgt. Von diesem Derating sind aber nur Länder mit einem 100- bis 115-Volt-Niederspannungsnetz betroffen.

Auf den Minor-Rails (3,3 und 5 Volt) kann das AX1600i mit jeweils 30 A und gleichzeitig maximal 180 W besonders viel Leistung abgeben. Auch die Standby-Schiene ist mit 3,5 A etwas stärker bemessen.

Hersteller Corsair Kolink
Modell AX1600i Continuum 1500W
80Plus 80Plus Titanium 80Plus Platinum
Lüfter 140 mm
Einbautiefe 200 mm 180 mm
AC Eingang Spannung 115 ‑ 240 V 100 ‑ 240 V
DC Ausgang +3,3 V 30 A 25 A
+5,0 V 30 A 22 A
+12 V 133,3 A 125 A
-12,0 V 0,8 A 0,3 A
+5 VSB 3,5 A 3,0 A
+3,3 V & +5 V ges. 180 W 120 W
+12 V ges. 1.600 W 1.500 W
Gesamtleistung 1.600 W 1.500 W

Kolink verzichtet auf die Dokumentation des Übertemperaturschutzes. Der Hersteller ist nämlich nicht mit der Implementierung zufrieden, da der Schutz nicht so effektiv wie gefordert funktioniert. Demgegenüber stellt das AX1600i den maximalen Grad an denkbaren Schutzfunktionalitäten bereit. So wurde die Effektivität des Überstromschutzes mittels einer Multi-12-Volt-Rail-Absicherung mit zwölf Kanälen verbessert.

Dokumentierte Schutzschaltungen
AX1600i Continuum 1500W
Unterspannungsschutz (UVP) ja
Überspannungsschutz (OVP) ja
Kurzschlusssicherung (SCP) ja
Überlastschutz (OPP) ja
Überstromschutz (OCP) ja
Überhitzungsschutz (OTP) ja nein*
* laut Hersteller vorhanden, Effektivität entspricht aber nicht den Ansprüchen von Kolink

Corsair mit intelligenten Schutzfunktionen

Mit Corsair Link kann beim AX1600i der Auslösestrom für jeden Kanal einzeln definiert werden. Ein weiterer indirekter Schutz bietet der automatische Lüftertest, der bei jedem Start durchgeführt wird, um einen Ausfall oder eine Blockade des Lüfters früh zu erkennen. Jegliches Ereignis, das das Netzteil in den Fail-Safe-Modus zurücksetzt, führt dazu, dass die LED neben dem Selbsttest-Taster rot aufleuchtet. Der Taster kann alternativ vor dem Einbau in das System betätigt werden, um die korrekte Funktionsweise des Lüfters zu testen.

Im Video werden die Steuerungs- und Auslesemöglichkeiten von Corsair Link ab Minute 1:40 angesprochen. Mit der Software können demnach sämtliche Statuswerte in einer Log-Datei gespeichert werden und die Lüftersteuerung kann nach eigenen Wünschen angepasst werden. Soll der Passivmodus des Netzteils deaktiviert werden, kann stattdessen eine Lüfterdrehzahl in einem Bereich zwischen 40 und 100 % über die Temperatur konfiguriert werden.

Garantie

Die Inanspruchnahme der Garantieleistungen von Corsair gestaltet sich gegenüber Kolink dank der gut ausgebauten Servicestellen als besonders einfach und mit einer Garantielänge von zehn Jahren schafft der Hersteller besonderes Vertrauen. Wird direkter Kontakt mit Corsair gehalten, verspricht dieser eine Bearbeitung des Garantiefalles innerhalb von 1 bis 2 Werktagen und eine Zustellung des Ersatzes innerhalb zusätzlicher 3 bis 5 Werktage. Auch ein Vor-Ort-Austausch erlaubt Corsair, wenn als Sicherheit für den Hersteller Kreditkartendaten angegeben werden.

Für Kolink übernimmt der deutsche Distributor Caseking die Garantieabwicklung, wobei Kosten für den Versand anfallen können, wenn das Netzteil nicht direkt von Caseking bezogen wurde. Die Garantie wirkt mit fünf Jahren vergleichsweise kurz, ist damit aber von standardmäßiger Länge.

Lieferumfang und Äußeres

Der Lieferumfang des AX1600i lässt keine Wünsche offen und wird hochwertig präsentiert. Der Eindruck fängt bei der Kabeltasche an, in der die Kabel nach Typ sortiert sind, und hört bei den Magnetstickern auf, mit denen sich das Netzteil farblich in das vorhandene System integrieren und sich der Produktsticker einfach verstecken lässt.

Dem Continuum 1500W mangelt es demgegenüber bereits an einem Kaltgerätekabel, wobei nur manche Online-Händler einen Hinweis dazu geben und selbst die Produktverpackung diese Information schuldig bleibt. Außerdem gilt zu berücksichtigen, dass ein Netzkabel mit C20-Stecker benötigt wird. Von den Standardbeigaben fehlen dem Continuum 1500W ansonsten nur Kabelbinder.

Optisch bietet sich das Continuum 1500W auch deutlich zurückhaltender dar. Die funktionalen Aspekte einer hohen Stabilität des Gehäuses, eines Lüftergitters mit geringem Strömungswiderstand und einer farblichen Kennzeichnung der Ausgangsbuchsen wurde eindeutig den visuell ansprechenden Aspekten vorangestellt.

Letztere Komponente wurde bei Corsair höher gewichtet. Ein eingelassenes Emblem mit Herstellerlogo und bündig abgeschlossene Ausgangsbuchsen machen einen eleganteren Eindruck. Nur der Netzschalter kann als funktionale Komponente im Continuum 1500W vermisst werden. Ein häufiges An- und Abstecken mit geschlossenem Stromkreis ist nicht zu empfehlen, weshalb ein separater Schalter zum Trennen der Netzspannung vorgeschaltet werden sollte.

Kabelausstattung

Um die volle Leistung auch ausnutzen zu können, bedarf es einer großen Menge an Anschlüssen. Hier übertrifft das Continuum 1500W sogar das AX1600i, weil es zwölf anstatt zehn PCIe-Stecker anbietet. Allerdings wurden beim Kolink-Netzteil vier der Kabel mit den Anschlüssen als Y-Kabel doppelt belegt – Corsair spendet den meisten der PCIe-Stecker eigene Kabel. Dadurch dass beide Probanden sowieso dickere 16AWG-Adern verwenden, können beide Varianten als unbedenklich erachtet werden.

Beide Hersteller setzen unter anderem aufgrund des höheren Wirkungsgrades auf den dickeren Aderquerschnitt, weshalb auch für die 24-Pin-ATX- und EPS-Kabelstränge auf den Querschnitt von 16AWG zurückgegriffen wurde.

Kabelausstattung (Länge in cm) AX1600i Continuum 1500W
abnehmbar
24-Pin ATX 1 (60)
4+4-Pin EPS 2 (64) 2 (70)
6+2-Pin PCIe 6 (64), 4 (64 + 10) 8 (60 + 10), 4 (60)
SATA 16 (45 ‑ 79) 8 (60 ‑ 105)
Molex 6 (44 ‑ 65) 8 (60 ‑ 104)
4-Pin-Molex-auf-Floppy-Adapter 2 (10)

Für sehr große Systeme mag die längere EPS-Leitung des Continuum 1500W von Vorteil sein, die mit 70 cm von überdurchschnittlicher Länge ist. Für das AX1600i gilt zu beachten, dass nicht alle Peripherie-Kabelstränge gleichzeitig verwendet werden können. Denn es gibt insgesamt acht Kabelstränge aber nur sechs Buchsen auf dem Anschlusspanel.

Grafikkarten dürfen auch bei Vollbelegung (sehr) viel Leistung aufnehmen

Es bleiben 1.400 W beziehungsweise 1.300 W für die Grafikkarten übrig, wenn 200 W für das restliche System einkalkuliert werden. Bei einer vollständigen Ausnutzung der PCIe-Anschlüsse würde das im Umkehrschluss eine maximale Leistung von 280 W für Grafikkarten mit zwei PCIe-Steckern oder 140 W für Grafikkarten mit einem einzelnen PCIe-Stecker im Falle des AX1600i bedeuten. Weil das Continuum 1500W eine beziehungsweise zwei Grafikkarten mehr betreiben kann und die Ausgangsleistung etwas geringer ist, gelten für das Netzteil niedrigere Grenzen für die Leistungsaufnahme der Grafikkarten in Vollbestückung. So dürfen diese maximal nur noch 220 W beziehungsweise 110 W aufnehmen.

Corsair bestückt das 24-Pin-ATX-, die EPS- und PCIe-Leitungen mit zusätzlichen Kondensatoren an den Kabelenden und versteckt diese Bauteile unter Schrumpfschlauch. Das macht die Kabelstränge weniger flexibel, dafür sinkt aber die Restwelligkeit durch die zusätzliche Filtermaßnahme. Für diese Kabelstränge hat sich der Hersteller zu Sleeve als Ummantelung entschieden, was eine kompakte Bündelung ermöglicht und die Kabel leicht verlegen lässt. Kolink demgegenüber setzt komplett auf Flachbandkabel und bündelt diese mit Klettkabelbindern.