Vehicle-to-Infrastructure: Audi vernetzt Autos mit Ampeln in Deutschland

Frank Hüber
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Vehicle-to-Infrastructure: Audi vernetzt Autos mit Ampeln in Deutschland
Bild: Audi AG

Bereits im Juli dieses Jahres bringt Audi den Vehicle-to-Infrastructure-Service (V2I) namens Ampelinformation nach Deutschland. Die Geschwindigkeitsempfehlung GLOSA soll so die Chance auf eine „Grüne Welle“ im Verkehr erhöhen und zu dessen Fluss beitragen.

Zunächst vernetzt Audi neue Modelle ab Juli dieses Jahres mit den Ampeln in Ingolstadt, wobei weitere europäische Städte im nächsten Jahr folgen sollen. Um für einen fließenden Verkehr und weniger Halt an roten Ampeln zu sorgen, sehen die Fahrer im Cockpit, mit welcher Geschwindigkeit sie fahren müssen, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen. Sofern hierfür eine Geschwindigkeitsüberschreitung notwendig wäre, zählt das System hingegen zur nächsten Grünphase herunter.

Zudem möchte Audi mit den anonymisierten Daten der Autos dabei helfen, eine bessere, flexible Ampelschaltung in den Städten zu erreichen und damit den Verkehrsfluss für alle Autofahrer optimieren, so Andre Hainzlmaier, Leiter Entwicklung Apps, Connected Services und Smart City bei Audi.

Dienst seit 2016 in den USA aktiv

In den USA nutzen Audi-Fahrer den Countdown zur nächsten Grünphase unter der Bezeichnung „Time-to-Green“ bereits seit mehr als zwei Jahren, denn dort startete er schon Ende 2016. In den USA steht der Dienst an über 5.000 Kreuzungen zur Verfügung, unter anderem in den Städten Denver, Houston, Las Vegas, Los Angeles, Portland und Washington D.C. Die meisten mit dem Audi-Service vernetzten Ampel bietet dabei die US-Hauptstadt Washington D.C. mit rund 1.000 vernetzten Kreuzungen.

Die Information, mit welcher Geschwindigkeit gefahren werden muss, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen, wird von Audi seit Februar in Nordamerika angeboten und trägt die Bezeichnung „Green Light Optimized Speed Advisory“ (GLOSA).

Audi sei in den USA gestartet und nicht in Deutschland, weil die Herausforderungen für die Serieneinführung des Dienstes hierzulande deutlich höher sind als in den USA. In den USA werden Ampelsysteme großflächig und einheitlich geplant, während sie sich in Deutschland und Europa eher lokal und dezentral entwickeln, was zu einer teils sehr unterschiedlichen Verkehrstechnik führt. Wie schnell sich das System erweitern lässt, hängt deshalb auch davon ab, inwiefern sich Datenstandards und gemeinsame Schnittstellen sowie digitalisierte Ampelsysteme etablieren.

Technik für Modelljahre ab 2020 mit optionalen Paketen

Beide Funktionen, „Time-to-Green“ und GLOSA, werden zum Start in Ingolstadt in den Audi-Modellen Audi e-tron, A4, A6, A7, A8, Q3, Q7 und Q8, die ab Mitte Juli produziert werden („Modelljahr 2020“), aktiviert. Voraussetzung ist das Paket „Audi connect Navigation & Infotainment“ sowie die optionale „kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung“.

Im Projekt arbeitet Audi mit den Traffic Technology Services (TTS) zusammen. TTS bereitet die Rohdaten der städtischen Verkehrsmanagement-Zentralen auf und übermittelt sie an die Server von Audi. Von dort gelangen die Informationen über eine Internetverbindung ins Auto.

Weitere Möglichkeiten für die Zukunft

Für die Zukunft plant Audi die sich ergebenden Möglichkeiten weiter zu nutzen. So könnten die Informationen über die Ampelphasen in die optimale Routenführung einfließen oder mit der prädiktiven Adaptive Cruise Control (pACC) gekoppelt werden, so dass Autos vor roten Ampeln gezielter automatisch abbremsen.

Audi arbeitet daran, den Dienst in den nächsten Jahren in weiteren Städten in Deutschland, Europa, Kanada und den USA anzubieten. In der ostchinesischen Millionenstadt Wuxi testen Audi und Partner die Vernetzung zwischen Autos und Ampelsystemen im Rahmen eines Entwicklungsprojektes.

Audi ist der erste Hersteller weltweit, der seine Serienmodelle mit Ampeln in Städten vernetzt.