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C:\B_retro\Ausgabe_2\: Windows I, Pentium II und ein neuer König

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_2\: Windows I, Pentium II und ein neuer König

tl;dr: Die zweite Ausgabe von C:\B_retro\, dem noch jungen Wochenendformat auf ComputerBase, widmet sich einer legendären Grafikkarte aus dem Hause Nvidia sowie der Geburtsstunde von Microsoft Windows. Bei den Leserwünschen hat sich der Intel Pentium II durchgesetzt, der das Themenfeld der zweiten Ausgabe damit komplettiert.

Weniger Inhalte für mehr Inhalt

Wie das Feedback der Community zur C:\B_Retro – Ausgabe 1 deutlich gemacht hat, bevorzugt ein Großteil der Leser mehr Inhalt durch weniger Inhalte. C:\B_retro kommt deshalb bereits ab dieser Ausgabe in einem kompakteren Format daher und behandelt nur noch zwei Themen plus einen Leserwunsch. Um einem Thema mehr Tiefgang zu verleihen, werden nun bei manchen Themen zwei oder mehr Jahrgänge miteinander verbunden – wenn es sich aus technischer Sicht und den historischen Zusammenhängen anbietet.

RetroBase – Das Wochenendformat auf ComputerBase widmet sich 30 Jahren IT-Geschichte
RetroBase – Das Wochenendformat auf ComputerBase widmet sich 30 Jahren IT-Geschichte

Nach wie vor wirft C:\B_retro einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte bewegte Geschichte und die Entwicklung der Computerszene: Was geschah zwischen 1980 und 2010? Geschichten von Mythen, Meilensteinen und Meisterwerken.

C:\B_retro – Ausgabe 2:

Microsoft Windows 1.0 (1985)

Die ersten Fenster aus Redmond

Am 6. November 1985 war es soweit und ein neues Betriebssystem von Microsoft, welches den Umgang mit dem MS-DOS-Betriebssystem erleichtern sowie das Erscheinungsbild von Anwendungsprogrammen vereinheitlichen sollte, war geboren – Microsoft Windows 1.0.

Wobei die Bezeichnung „Betriebssystem“ im Bezug auf Windows 1.x nicht ganz richtig ist, handelte es sich im Grunde doch „nur“ um eine grafische Benutzeroberfläche für MS-DOS.

Auch Microsoft kann Teleshopping

Microsoft bewarb sein neues OS der Zeit entsprechend in Teleshopping-Manier – in der Hauptrolle Steve Ballmer, ab dem 11. Juni 1980 erster Manager sowie von 2000 bis 2014 CEO des Softwareunternehmens aus Redmond.

Nachdem der Macintosh mit seinem Betriebssystem Mac OS, retronym auch als Mac OS Classic oder Classic Mac OS bezeichnet, mit seiner grafischen Benutzeroberfläche bereits 1984 von Apple vorgestellt wurde, musste Microsoft zeitnah nachziehen und setzte ab 1985 ebenfalls auf ein User Interface mit Fenstern.

Nach langer Verzögerung wurde Microsoft Windows 1.0 am 20. November 1985 an den Einzelhandel ausgeliefert.

5 MHz und 256 KByte RAM reichen

Microsoft Windows 1.0 erreichte am 21. November 1985 – bereits als Windows 1.01 – auf insgesamt fünf 5,25-Zoll-Disketten die ersten Einzelhändler und besaß die folgenden Systemvoraussetzungen:

  • Ein Prozessor vom Typ eines Intel 8086 oder Intel 8088
  • Mindestens 256 KByte Arbeitsspeicher
  • Eine Festplatte und ein Diskettenlaufwerk
  • Eine Grafikkarte vom Typ Hercules mit Unterstützung für CGA oder EGA
  • Das MS-DOS-Betriebssystem in der Version 2.0 oder höher
Der Desktop von Microsoft Windows 1.01
Der Desktop von Microsoft Windows 1.01 (Bild: Microsoft)

Viel Software und wenig Erfolg

Anwender, deren Systeme diese Systemvoraussetzungen erfüllten, kamen in den Genuss des neuen Betriebssystems und konnten Anwendungen wie den „virtuelle Karteikasten“, einen PIF-Editor oder Release 2 der Tabellenkalkulation Lotus 1-2-3 der Firma Lotus Development Corporation nutzen. Auch Multitasking war bereits im Jahr 1985 möglich.

MS Paint und MS Write, der Vorgänger des WordPad, gehörten ebenfalls zur Grundausstattung des OS. Eine lustige Anekdote am Rande: Microsoft Word existierte bereits seit 1983, war aber vorerst den Betriebssystemen Xenix, PC DOS/MS-DOS, Macintosh, Unix, dem Atari ST sowie OS/2 vorbehalten, also allen bekannten Betriebssystemen seiner Zeit – mit Ausnahme von Microsoft Windows 1.x.

Mittels eines Nullmodem-Kabels und der Anwendung „Terminal“ war es unter Windows 1.x möglich, mit anderen PCs zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Windows 1.x war zwingend auf eine Installation von MS-DOS angewiesen und wurde durch das Ausführen der Datei WIN.COM auf der DOS-Kommandozeile gestartet.

Der „virtuelle Karteikasten“ in Windows 1.x
Der „virtuelle Karteikasten“ in Windows 1.x (Bild: Wikipedia)
Der PIF-Editor „PIFedit“ in Windows 1.x
Der PIF-Editor „PIFedit“ in Windows 1.x (Bild: Wikipedia)

Microsoft Windows 1.0 fand trotz seines für die damalige Zeit verhältnismäßig günstigen Verkaufspreises von 99 US-Dollar kaum Anklang bei den Nutzern und blieb weit hinter den Erwartungen von Microsoft und der noch jungen IT-Branche zurück und sollte diese erst ab 1990 mit Windows 3.0 und Windows 3.1 erfüllen.

nVidia GeForce 8800 GTX (2006):

Ein König mit 681 Millionen Transistoren

Am 8. November 2006 war es soweit und Nvidia (damals nVidia, heute am liebsten NVIDIA) stellte mit der GeForce 8800 GTX sowie der GeForce 8800 GTS die ersten beiden Grafikkarten der GeForce-8-Serie vor.

Beide Grafikkarten basierten auf dem mittlerweile legendären „G80“, einem Grafikchip, der es mit seinen insgesamt 681 Millionen Transistoren auf einer Die-Fläche von 484 mm² erstmals überhaupt auf über 500 Millionen Transistoren im Consumer-Bereich brachte.

Der G80-450-A3 mit 24 ROPs, 128 Stream-Prozessoren und 681 Millionen Transistoren
Der G80-450-A3 mit 24 ROPs, 128 Stream-Prozessoren und 681 Millionen Transistoren (Bild: Wikipedia)

Anders als der G70 und der G71 der GeForce-7-Serie (Test) wurde der G80 von Grund auf neu entwickelt und besaß erstmals das Shadermodell 4.0 (SM 4.0) mit Pixel-, Geometrie- und Vertexshader nach DirectX 10.

Die Unified-Shader-Architektur überrascht

Die GeForce 8800 GTX ging mit insgesamt 768 MB VRAM vom Typ GDDR3 an einem 384-Bit breiten Speicherinterface ins Rennen, die 8800 GTS musste sich mit 640 MB respektive 320-Bit begnügen. Beide Karten sollten bereits im ersten Test neue Maßstäbe setzen. Noch im März des Jahres 2006 bissen sich GeForce 7600 GT, 7900 GT und 7900 GTX im Test an ATi die Zähne aus.

nVidia stattete den G80 für viele überraschend mit einer Unified-Shader-Architektur aus, nachdem das Unternehmen vorher immer wieder bekräftigt hatte, diese erst dann auf den Markt zu bringen, „sobald es sinnvoll ist“. Die Entscheidung von nVidia war goldrichtig und wie der ComputerBase-Test zeigte, war der neue König unter den Grafikkarten geboren.

G80 Architektur
G80 Architektur
G80 Thread Manager
G80 Thread Manager

Schneller als die Dual-GPUs seiner Zeit

Mit dem folgenden Testsystem wurden die GeForce 8800 GTX und 8800 GTS auf den damaligen Benchmark-Parcours losgelassen:

Prozessor

  • AMD Athlon 64 FX-60 (2,6 GHz, Dual-Core)

Motherboard

  • Asus A8N32-SLI Deluxe (nForce4 SLI x16) Haupt-Testplatine und für SLI-Systeme
  • Asus A8R32-MVP Deluxe (RD580, Xpress 3200) für CrossFire-Systeme

Arbeitsspeicher

  • 2 × 1024 MB Corsair TwinX1024-3500LL PRO (2-3-2-5)

Treiberversion

  • nVidia ForceWare 96.94

Betriebssystem

  • Microsoft Windows XP Professional SP2

Die GeForce 8800 GTX brannte ein wahres Feuerwerk ab und ließ sogar damalige Dual-GPU-Lösungen wie die GeForce 7950 GX2 sowie SLI- und CrossFire-Gespanne weit hinter sich und machte auch in Sachen Bildqualität einen großen Sprung nach vorne.

Vor allem die Original-Benchmarks mit hohen Qualitätseinstellungen zeigen noch einmal deutlich, welch bedeutenden Schritt nach vorne die GeForce 8800 GTX und der G80-Grafikchip darstellten.

Diagramme
Rating 1280x1024 4xAA/16xAF
    • nVidia GeForce 8800 GTX
      100,0
    • nVidia GeForce 7950 GX2
      79,9
    • ATi Radeon X1950 XTX
      63,8
    • nVidia GeForce 7900 GTX
      58,5
    • ATi Radeon X1900 XTX
      57,0
    • ATi Radeon X1900 XT
      54,8
    • nVidia GeForce 7800 GTX 512
      52,7
    • nVidia GeForce 7950 GT
      52,1
    • ATi Radeon X1900 XT 256
      52,0
    • ATi Radeon X1800 XT
      51,0
    • nVidia GeForce 7900 GT
      42,7
    • nVidia GeForce 7900 GS
      40,4
    • nVidia GeForce 7800 GTX
      39,8
    • ATi Radeon X1900 GT
      36,7
    • ATi Radeon X1800 XL
      35,0
    • nVidia GeForce 7800 GT
      34,2
    • ATi Radeon X1800 GTO
      29,6
    • nVidia GeForce 7600 GT
      28,6
Einheit: Prozent, Arithmetisches Mittel

Über die Performance kann man eigentlich nicht viel diskutieren, denn in dieser Disziplin ist die GeForce 8800 GTX, wie es sich für eine „Next-Generation-Grafikkarte“ gehört, der gesamten Konkurrenz einfach nur meilenweit voraus.

Wolfgang Andermahr, ComputerBase

Kurz darauf lieferten zwei GeForce 8800 GTX SLI (Test) in Kombination mit einem Intel Core 2 Extreme X6800 noch beeindruckendere Ergebnisse und ließen sämtliche bis dahin gültigen Geschwindigkeitsrekorde in Vergessenheit geraten.

Rating
Rating – SLI/CF 1280x1024
    • GeForce 8800 GTX SLI
      150,5
    • GeForce 8800 GTX
      100,0
    • GeForce 7900 GTX SLI
      94,2
    • Radeon X1950 XTX CF
      89,8
    • GeForce 7950 GX2
      76,0
Einheit: Prozent, Arithmetisches Mittel

Die XFX GeForce 8800 GTX 575M der Redaktion hat selbstverständlich längst ihren verdienten Ruhestand angetreten, erfreut sich aber noch immer bester Gesundheit und guter Gesellschaft.

Die GeForce 8800 GTX der Redaktion neben einem seiner Erben, der RTX 2080 SUPER
Die GeForce 8800 GTX der Redaktion neben einem seiner Erben, der RTX 2080 SUPER

Intel Pentium II (1997)

Der Pentium II als Leserwunsch

Aus der Community heraus hat es diesmal der Intel Pentium II als Leserwunsch in die aktuelle Ausgabe von RetroBase geschafft. Das Thema hatte sich unter anderem Community-Mitglied „Slayterix“ gewünscht.

Der Erbe des Intel Pentium Pro

Der Pentium II von Intel erschien im Mai als Mitglied der P6-Prozessorfamilie und basierte auf der gleichnamigen P6-Mikroarchitektur.

Als einer von Intels ersten x86-Prozessoren der 6. Generation trat der Pentium II zwar das Erbe der überaus erfolgreichen Pentium (P5) und Pentium MMX (P55C) an, welche die Konkurrenz vom Typ AMD Am5x86, AMD K5 und Cyrix 5x86 souverän auf Distanz halten konnten, technisch basiert er jedoch auf dem Pentium Pro, der insbesondere auf Grund von Problemen mit dem Onchip-Cache mit hohen Ausschussraten zu kämpfen hatte und infolgedessen eingestellt wurde.

Die ersten drei Modelle des Intel Pentium II vom Typ Klamath (A80522) wurden am 7. Mai 1997 vorgestellt und kamen mit Taktfrequenzen von 233, 266 sowie 300 MHz auf den Markt. Die ersten drei Ableger des Pentium II wurden von Intel selbst in einem 350-nm-Prozess gefertigt, brachten insgesamt 7,5 Millionen Transistoren auf einer Die-Fläche von 203 mm² unter. Bei einer Betriebsspannung von 2,8 Volt besaßen die drei Modelle eine TDP von 35, 38 sowie 43 Watt und konnten in der Regel passiv gekühlt werden.

Besonderheit: Der 512 KB große L2-Cache saß verteilt auf vier externe Cachebausteine auf dem CPU-Modul, welches wiederum im Slot 1 saß, und mit halbem Prozessortakt arbeitete.

Intel Pentium II (Deschutes) mit 350 MHz und externem Cache
Intel Pentium II (Deschutes) mit 350 MHz und externem Cache (Bild: Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

Auf Klamath (A80522) folgte die Ausbaustufe Deschutes (A80523) mit 266, 300 und 333 MHz bei einem FSB von 66 MHz sowie mit 350, 400 und 450 MHz bei einem FSB von 100 MHz. Deschutes wurde im für die Zeit fortschrittlichen 250-nm-Prozess hergestellt, weshalb das Spitzenmodell bei einem Takt von 450 MHz mit einer TDP von 27 Watt auskam. Auch konnte die Betriebsspannung von 2,8 Volt auf 2,0 Volt gesenkt werden.

Zusätzlich zum Pentium II wurde eine leistungsreduzierte Variante für das Niedrigpreis-Segment angeboten, der Intel Celeron wird in einer der kommenden Ausgaben von RetroBase seinen Auftritt haben.

Die mobilen Ableger des Pentium II, Tonga (80523) und später Dixon (80524), takteten mit bis zu 400 MHz bei einer TDP von maximal 13 Watt.

Die mobilen Pentium II Tonga...
Die mobilen Pentium II Tonga... (Bild: Wikipedia, CC BY-SA 3.0)
...und Dixon mit bis zu 400 MHz
...und Dixon mit bis zu 400 MHz (Bild: Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

Mehr technische Details zu Klamath (PDF), Deschutes (PDF) und Tonga (PDF) liefern die offiziellen Produktspezifikationen von Intel.

Zwei Chipsätze und erstmals AGP

Zusammen mit dem Pentium II führte Intel die zwei neuen Chipsätze 440LX (Balboa) und 440BX (Seattle) ein, die den 440FX (Natoma) ablösten und erstmals den gerade eingeführten Accelerated Graphics Port für die schnelle und dedizierte Anbindung von leistungsstarken Grafikkarten unterstützten. Mit einer gegenüber dem PCI-Bus verdoppelten Taktfrequenz von 66 MHz erreichte AGP 1x Transferraten von bis zu 266 Megabyte pro Sekunde.

Der Pentium II war zu Beginn ein teurer Spaß

Der Pentium II war für Privatanwender direkt nach der Markteinführung ein sehr teurer Spaß, weshalb auch viele Spieler noch bis Anfang 1998 zum erschwinglichen Pentium MMX oder zur Konkurrenz von AMD griffen. Erst mit dem Erscheinen von Deschutes und dem Aufstieg von AMD und seinem K6-Prozessor sanken die Preise für den Pentium II langsam aber sicher.

CPU-Preise bei der Markteinführung des Pentium II
CPU Preis
Intel Pentium II 233 MHz 879,- DM
Intel Pentium II 266 MHz 1.129,- DM
Intel Pentium II 300 MHz 1.579,- DM
Intel Pentium MMX 166 MHz 269,- DM
Intel Pentium MMX 200 MHz 459,- DM
Intel Pentium Pro 200 MHz 629,- DM
AMD 5k86 166 MHz 219,- DM
AMD K6 166 MHz 269,- DM
AMD K6 200 MHz 369,- DM
AMD K6 233 MHz 619,- DM

Nächste Woche in C:\B_retro

In der kommenden Ausgabe von C:\B_retro dreht sich alles um ein legendäres Unternehmen, dessen Hardware mittlerweile Kultstatus besitzt, einen Brotkasten und einen Leserwunsch.

Eure Meinung ist gefragt

Was haltet ihr vom neuen C:\B_retro-Format und welche Themen wünscht ihr euch in der nächsten Ausgabe? Die Redaktion freut sich über konstruktive Kritik, Lob, aber auch Vorschläge, um die neue Serie zukünftig noch stärker an den Wünschen der Leserschaft ausrichten zu können.

Mit diesem Lesestoff im Gepäck wünscht die Redaktion einen erholsamen Sonntag!

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