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Im Test vor 15 Jahren: Auch DDR2 brachte erst einmal kaum Vorteile

Robert McHardy
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Im Test vor 15 Jahren: Auch DDR2 brachte erst einmal kaum Vorteile

tl;dr: Für viele Nutzer stellte sich im Jahr 2005 die Frage, ob sich der neue DDR2-Speicher für ihr System auszahlte. Dank eines MSI-Mainboards, das sowohl DDR- als auch DDR2-RAM unterstützte, konnte ComputerBase einen Test mit sonst identischen Komponenten vornehmen. Das Ergebnis: der Vorteil lag nur bei wenigen Prozent.

Die Prefetch-Länge machts

Obwohl Hersteller DDR2-Arbeitsspeicher mit deutlich höheren Taktraten als DDR-RAM beworben, waren die Speicherchips selbst nicht schneller. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Techniken war die Verwendung einer vierfachen statt zweifachen Prefetch-Länge. Während bei DDR bei einem Lese- oder Schreibbefehl also zwei aufeinanderfolgende Speicheradressen gelesen respektive geschrieben wurden, waren es bei DDR2 derer vier. Da dafür zwei Taktzyklen benötigt wurden, wurde der Datenbus doppelt so schnell getaktet wie bei DDR – dementsprechend verdoppelte sich auch der effektive Takt.

Da die Speicherchips selbst die gleiche absolute Latenz aufwiesen, also nicht schneller wurden, mussten naturgemäß die Timings erhöht werden. Für viele Nutzer stellte sich daher die Frage, was DDR2 in der Praxis gegenüber dem Vorgänger brachte.

Dank eines MSI-Mainboards, das sowohl DDR als auch DDR2 unterstützte, konnte ComputerBase dies anhand eines sonst identischen Systems untersuchen. Dafür kamen neben Low-Latency-DDR-Speichermodulen – DDR400-Riegel bei Timings von CL2-2-2-5 – auch hoch getakteter DDR2-Speicher mit 533 MHz Effektivtakt bei Timings von CL3-3-3-12 zum Einsatz. Als Prozessor wurde ein Intel Pentium 4 540 mit 3,2 GHz auf einem MSI 915P Combo mit Grantsdale-Chipsatz verwendet. Die Grafikausgabe übernahm eine Gigabyte GeForce PCX 5900 128MB.

In der Praxis vernachlässigbar

MSI Combo Mainboard
MSI Combo Mainboard

In der Praxis machte der Einsatz von DDR2- statt DDR-Arbeitsspeicher nahezu keinen Unterschied. Über alle Benchmarks hinweg lag der Unterschied zwischen DDR2-533 mit CL3-3-3-12 und DDR400 mit CL3-4-4-8 bei lediglich drei Prozent. Interessanterweise waren beide Speichertechnologien in CPU- und Speicher-intensiven Anwendungen wie 7-Zip beinahe gleich schnell, während der Vorsprung von DDR2 in Spielen wie Call of Duty auf immerhin acht Prozent anwuchs. Insgesamt konnten Anwender aber nur geringe Vorteile in puncto Leistung erwarten.

Diagramme
Performance: DDR vs. DDR2
    • DDR2-533 3-3-3-12
      99,9
    • DDR2-533 4-4-4-12
      99,3
    • DDR2-400 3-3-3-12
      98,8
    • DDR400 2-2-2-5
      98,4
    • DDR2-533 5-5-5-12
      98,3
    • DDR2-400 4-4-4-12
      98,2
    • DDR400 2,5-3-3-8
      97,8
    • DDR400 3-3-3-8
      97,3
    • DDR2-400 5-5-5-12
      97,1
    • DDR400 3-4-4-8
      96,8
Einheit: Prozent, Arithmetisches Mittel

Tatsächlich zeigte ein weiterer Test mit verschiedenen Mainboards, dass die Wahl der richtigen Hauptplatine anno 2005 einen größeren Einfluss auf die Leistung hatte. Obwohl alle Mainboards bis auf das Abit AG8 – welches auf DDR400 setzte – mit DDR2-533 betrieben wurden, lag der Leistungsvorteil des schnellsten auf das langsamste Mainboard bei vier Prozent. Und trotz des älteren DDR-Speichers konnte das Abit AG8 das Asus P5GD2 ausstechen.

In Summe zeigte dies vor allem eins: Wer sich im Jahr 2005 ein neues System anschaffte, der konnte getrost auf den günstigsten Speicher setzen, den er finden konnte. Für Aufrüster war DDR2 auf keinen Fall die Mehrkosten – inklusive einer neuen Hauptplatine – Wert. Über die Jahre konnte DDR2 den Takt allerdings weiter deutlich steigern. Am Ende erreichte ein 64-Bit-Modul des Typs DDR2-1066 eine Bandbreite von 8,5 GB/s – 2,6 Mal so viel wie DDR-400 mit 3,2 GB/s.

In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:

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