PocketBook InkPad X im Test: E-Book-Reader mit 10 Zoll großem Display

Michael Schäfer
82 Kommentare
PocketBook InkPad X im Test: E-Book-Reader mit 10 Zoll großem Display

tl;dr: Mit dem InkPad X veröffentlicht PocketBook den ersten eigenen E-Book-Reader mit 10 Zoll. Auch wenn das Gerät im Kern überzeugt, sollte der Hersteller nachbessern, denn oft wird das Potenzial des großen Displays noch verschenkt.

Design und Verarbeitung

Bereits Mitte 2014 stellte der Schweizer E-Book-Reader-Hersteller PocketBook mit dem „CAD Reader“ eine 13,3 Zoll große Kombination aus Tablet und E-Book-Reader vor, die mit Stifteingabe und stabilem Unterbau vor allem für den professionellen Einsatz an unwegsamen Orten wie Baustellen vorgesehen war. Klassische E-Book-Reader blieben hingegen bisher bei maximal 7,8 Zoll.

Über fünf Jahre nach dem CAD Reader hat PocketBook Ende des letzten Jahres nun aber das InkPad X veröffentlicht, das auf ein 10,3 Zoll großes Display setzt.

Auch ohne den bekannten Schriftzug ist es sofort als ein E-Book-Reader des Herstellers zu erkennen, so deutlich bleiben die Schweizer der bereits vor geraumer Zeit eingeführten Designsprache auch beim neuen Familiensprössling treu. Wären die gewohnten Multifunktionstasten unter dem Display im Verhältnis zum Rest nicht kleiner ausgefallen, könnte man das neue InkPad X leicht für ein aufgeblasenes InkPad 3 (Test) oder dessen Pro-Variante (Test) halten.

Das InkPad X mit 10,3 Zoll großem Display
Das InkPad X mit 10,3 Zoll großem Display

So ist das Display des neuen Readers wie bereits beim kleinen Bruder von einem anthrazitfarbigen Rahmen umgeben, der erneut recht schmal gehalten ist und das Gerät trotz seiner Größe von 173 × 249 Millimeter nicht zu wuchtig erscheinen lässt. Am unteren Rand wird das Erscheinungsbild wie gewohnt von einem schmalen Silberstreifen aufgelockert, der erneut in die seitlichen Ränder übergeht. Lediglich auf der Rückseite zeigen sich Unterschiede: Während PocketBook beim InkPad 3 Pro die farbige Gestaltung den Seiten anpasst, setzt der Hersteller beim InkPad X auf eine gummierte und geriffelte Oberfläche. Diese besitzt gegenüber dem kleineren und günstigeren Gerät den Vorteil, dass der große Reader trotz seiner Größe und des Gewichts von knapp über 300 Gramm griffiger und sicherer in der Hand liegt.

Erneut sehr stabil gefertigt

In Sachen Stabilität stößt der Nutzer ebenfalls auf bekannte Qualität, das InkPad X zeigt sich selbst bei höherem Kraftaufwand sehr verwindungssteif und gibt keine Geräusche von sich. Ebenso lässt die Verarbeitung keine Wünsche offen, auch der neue InkPad-Vertreter wirkt wie aus einem Guss gefertigt. Gleiches gilt für die Spaltmaße, die sehr gering und gleichmäßig ausfallen und die einzelnen Komponenten fast nahtlos ineinander übergehen lassen. Die Höhe der Kanten zwischen Gehäuse und Display konnten sogar etwas verringert werden, womit das Bedienen des Gerätes per Bildschirm noch einmal angenehmer wird.

An der Anordnung der haptischen Bedienelemente hat sich trotz der neuen Größe nur wenig geändert. Die unter dem Display angebrachten bekannten vier Bedientasten wurden bereits erwähnt und können nach wie vor mit diversen verschiedenen Funktionen frei belegt werden. Lediglich die Funktion zum Ein- und Ausschalten des Readers ist nun in die rechte äußere Taste gewandert und wird nicht mehr über einen separaten Taster ausgeführt – der einzige wirkliche Unterschied. Am unteren Rand befindet sich der USB-C-Anschluss, mit dem das Gerät geladen oder bei Anschluss an einen Computer Inhalte übertragen werden können – das aber nur in der langsamen USB-2.0-Spezifikation. Auch wenn der Reader nicht mit einem Wasserschutz ausgestattet ist, verfügt dieser über keine Erweiterung des internen Speichers mittels SD-Karten.

Treffen der Generationen: InkPad 3 (links unten), InkPad 3 Pro (oben links) und das neue InkPad X (rechts)
Treffen der Generationen: InkPad 3 (links unten), InkPad 3 Pro (oben links) und das neue InkPad X (rechts)

Display auf 10,3 Zoll angewachsen

Die eigentliche Neuerung des E-Book-Readers findet sich im 10,3 Zoll großen Display. Dieses löst mit 1.404 × 1.872 Pixeln auf, aufgrund der Größe bietet es also nur eine Pixeldichte von 227 ppi. Somit hat PocketBook die Auflösung des kleineren InkPad beibehalten und lediglich den Bildschirm vergrößert. Dies mag sich im ersten Moment wie eine Verschlechterung bei der Darstellung von Texten anhören, doch – so viel sei an dieser Stelle vorweggenommen – fällt dies im Gebrauch überhaupt nicht auf. Gleich geblieben ist dagegen die Anzeige von 16 Graustufen, die Ausrichtung des Bildschirminhaltes erfolgt je nach Haltung automatisch.

Nur Touchscreen, keine Stifteingabe

Bedient wird der neue E-Book-Reader wie gewohnt per Fingereingabe über den Touchscreen, eine Stifteingabe ist nicht vorgesehen. Damit verspielt PocketBook beim neuen E-Book-Reader jedoch großes Potenzial, denn mit einer Stiftbedienung hätte dieser auch für Bildung und Beruf interessant sein können.

Die Technik hinter dem Panel kommt erneut von E-Ink, wobei PocketBook beim vorliegenden Reader nicht nur auf die bewährte Carta-, sondern auch auf die Mobius-Technologie setzt. Bei dieser besteht das Trägermaterial nicht mehr wie sonst üblich aus Glas, sondern aus Kunststoff. Dies ermöglicht ein deutlich widerstandsfähigeres und dennoch leichteres Gerät.

Die Helligkeit fällt mit 60 cd/m³ im Durchschnitt etwas niedriger als bei kleineren Readern aus, doch da bereits 30 bis 40 cd/m³ für ein entspanntes Lesen vollkommen ausreichen, besitzt die Beleuchtung somit noch genügend Reserven. Die Farbtemperatur bewegt sich hier bei 6.500 K.

Helligkeitsverteilung des InkPad X in cd/m²
72 68 75
55 59 57
56 51 50
Durchschnittshelligkeit: 60 cd/m²
Farbtemperatur: 6.800 Kelvin

Genauso wie alle anderen höherpreisigen Lesegeräte aus dem Hause PocketBook verfügt auch das InkPad X über einen Blaulichtfilter. Dieser reduziert die besagten Anteile im Licht, die unter dem Verdacht stehen, beim abendlichen Lesen das Einschlafen zu erschweren. Wird die Reduktion aktiviert, wirkt das Licht deutlich rötlicher, was sich auch in einer Farbtemperatur von 2.800 K widerspiegelt. Die Helligkeit verringert sich dabei mit 49 cd/m² mäßiger als bei den kleineren InkPad-Vertretern.

Helligkeitsverteilung des InkPad X mit aktiviertem Blaufilter in cd/m²
58 54 60
42 46 47
43 44 48
Durchschnittshelligkeit: 49 cd/m²
Farbtemperatur: 2.800 Kelvin

Der Filter kann auf zwei Arten gesteuert werden: manuell über den jeweiligen Menüpunkt oder über eine Wischgeste am linken Display-Rand sowie über die Automatik. Da auch das InkPad X wie seine Vorgänger einen Helligkeitssensor vermissen lässt, wird die Farbtemperatur an die jeweilige Tageszeit angepasst. Das bedeutet, dass die Blauanteile in der Beleuchtung über den Tag hinweg abnehmen und abends ihr Minimum erreichen. Auch wenn die jeweilige Sommer- oder Winterzeit in der Automatik berücksichtigt wird, führt dies aufgrund abweichender persönlicher Präferenzen nicht immer zu zufriedenstellenden Ergebnissen.

Durch die gummierte und geriffelte Rückseite liegt das InkPad X trotz der Größe gut in der Hand
Durch die gummierte und geriffelte Rückseite liegt das InkPad X trotz der Größe gut in der Hand

Unterschiede zum Tablet

Obwohl die Helligkeit im Vergleich zu einem Tablet – und dieser dürfte sich manchem Interessenten aufdrängen – deutlich geringer ausfällt, sagt dies über die Auswirkung bei der Nutzung nichts aus. Im Gegensatz zu Tablets benötigen E-Book-Reader bei einer genügend hellen Umgebung im Grunde keine Beleuchtung, damit Inhalte gut lesbar dargestellt werden können. Hier agieren die elektronischen Lesegeräte wie ein Buch, auch wenn der Hintergrund nicht so strahlend weiß ausfällt.

Tablets dagegen benötigen schon eine ausreichende Beleuchtung, um die Umgebungshelligkeit zu überstrahlen und Inhalte überhaupt sichtbar zu machen. Es gibt aber noch einen weiteren wesentlichen Unterschied: Während bei Tablets das Licht hinter der darstellenden Ebene verteilt und durch das Durchscheinen die Inhalte erst wirklich lesbar werden, wird bei einem E-Book-Reader das Licht mittels am Bildschirmrand angebrachter LED-Einheiten und einer Trägerfolie über dem eigentlichen E-Ink-Panel verteilt. Der Vorteil liegt somit in der indirekten Beleuchtung, bei der lediglich das reflektierte Licht in das Auge gelangt – wie bei einem Buch und einer Leselampe. Beim Tablet hingegen treffen die Lichtstrahlen direkt auf das Auge, was zu einer schnelleren Ermüdung beim Lesen und auf Dauer zu Problemen bezüglich der Akkommodation, also dem Scharfstellen des Auges auf das zu Sehende, führen kann.

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!