Jugendschutz & Videospiele: Teil von Japan erlaubt nur 60 Minuten am Tag

Max Doll
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Jugendschutz & Videospiele: Teil von Japan erlaubt nur 60 Minuten am Tag

Die japanische Präfektur Kagawa hat ein Gesetz erlassen, das seit Anfang des Monats die Zeit begrenzt, die Kinder und Jugendliche pro Tag mit Videospielen verbringen dürfen. Erlaubt sind unter der Woche nur noch 60 Minuten am Tag, an Wochenenden dürfen 90 Minuten pro Tag gespielt werden.

Gemäß eines Berichts von Siliconera wird außerdem die Nutzung von Smartphones nur bis 22 Uhr gestattet. Das klingt strikt, ist laut der Seite aber bereits eine entschärfte Version des Gesetzes. Eine noch drastischere Urform scheiterte Anfang März bei einer Abstimmung.

Eltern kontrollieren

Das Gesetz gilt in einer von insgesamt 47 Präfekturen des Landes. Die Durchsetzung übernimmt allerdings nicht der Staat, etwa indem Anbietern von Spielen und Smartphones die Einführung von Alterskontrollen und entsprechenden technischen Maßnahmen zur Einhaltung der Nutzungszeiten auferlegt werden, sondern sieht ausschließlich die Eltern als Kontrollinstanz vor.

Lootboxen und Spieldesign als Grund

Ein solches Gesetz mag als reaktionär abgetan werden, erhält aber Steilvorlagen durch Trends der Spieleindustrie, die beim Design ihrer Produkte Mikrotransaktionen in verschiedenen Graden in den Blick nimmt. Ziel dieses Bemühens ist es, Zusatzkäufe gezielt zu fördern und unter anderem aus diesem Grund das „Engagement“, also die Spielzeit zu maximieren.

Zu diesem Zweck werden Suchteffekte mitgenommen, was sich am Beispiel von Beuteboxen zeigt. Speziell in Asien haben sich zudem Spiele mit Free-to-Play-Geschäftsmodell und das Spielen auf dem Smartphone etabliert. In beiden Bereichen sind solche Mechanismen besonders stark verbreitet, unter anderem weil die Höhe von Spielzeit und Ingame-Verkäufen sich wechselseitig verstärken können. Japan ist nach Angaben von Newzoo darüber hinaus der drittgrößte Absatzmarkt für „Gaming“ weltweit.

Sucht verhindern

Begründet wird das Gesetz deshalb mit dem Wunsch, Kinder und Jugendliche vor Videospiel-Sucht zu schützen. Dass die Eltern als ausführende Instanzen in die Verantwortung genommen werden, kann als Warnung für die Anbieter von Spielen verstanden werden, zugleich aber als deutlicher Hinweis an Erziehende: Sie sollen darauf achten, ihre Kinder nicht übertreiben zu lassen und werden durch die Möglichkeit von Sanktionen in die Pflicht genommen.