CPU-Spieleleistung im Test: Intel Core i9-9900K vs. AMD Ryzen 9 3900X mit RAM-OC
tl;dr: Wer wissen will, ob Intels Core i9-9900K oder AMDs Ryzen 9 3900X schneller in Spielen ist, kann sie nach Spezifikationen oder mit maximaler Übertaktung gegeneinander antreten lassen – inklusive RAM-OC. Die ComputerBase-Leser Rage und Esenel haben beides getan und präsentieren interessante Ergebnisse.
Der Autor dieses Artikels ist kein Redaktionsmitglied, sondern aktives Mitglied der RAM-OC-Community im Forum von ComputerBase. Nachdem die Community-Expertise zum Thema RAM-OC auf AMD Ryzen 3000 und RAM-OC auf Intel Core (X) bereits separat ihren Auftritt auf ComputerBase hatte, nahm sich Friedrich Günther jetzt auf vielfachen Wunsch der Community der direkten Gegenüberstellung an und ließ AMD Ryzen 3900X sowie Intel Core i9-9900K übertaktet mit RAM-OC gegeneinander antreten. Die Werte der Intel-Plattform hat ComputerBase-Leser Esenel beigesteuert.
Wie schnell sind AMDs Ryzen 3000 und die neunte Generation Intel Core in Spielen, wenn sie übertaktet in Kombination mit Speicher-OC im CPU-Limit auf Spiele losgelassen werden? Diese Frage wird wieder und wieder in der Community diskutiert. Aber schon bei der Eingangsfrage nach dem richtigen Testansatz geht die hitzige Debatte los: Dürfen oder müssen die CPUs übertaktet werden? Und welche RAM-Settings sind die richtigen?
Beide Prozessoren lassen sich – das passende Mainboard vorausgesetzt – auf unterschiedliche Arten weiter beschleunigen. Der AMD-Proband erlaubt die Übertaktung der Kerne (in geringem Umfang, für Spiele meist nicht sinnvoll), des Infinity-Fabrics und des Arbeitsspeichers. Die Stellschrauben für mehr Prozessorleistung beim Intel-Prozessor sind der Kerntakt, der Cache-Takt und der Speichertakt sowie die Speicher-Timings. Und beim RAM hat AMD auf dem Papier mit DDR4-3200 zu DDR4-2666 zwar einen Vorteil, doch Intels Speichercontroller lässt in der Regel wesentlich höhere RAM-OC-Taktraten zu.
In diesem Artikel treten die CPUs deshalb in ganz verschiedenen Zuständen gegeneinander an: Einmal strikt nach Vorgaben der Hersteller, einmal mit alltagstauglich übertaktetem Speicher und einmal mit maximal erreichbaren CPU- und RAM-Taktraten.
Wozu schnelle Prozessoren?
Für einen Spiele-PC ist nur die bestmögliche Grafikkarte wichtig, die ins Budget passt! Oder? Nicht ganz. Obwohl die Grafikkarte selbstverständlich einen großen Anteil an der Spieleleistung eines Computers hat, spielt auch der eingesetzte Prozessor eine entscheidende Rolle. Der muss die Grafikkarte mit den nötigen Daten versorgen. Je nachdem, welche Spiele gespielt werden sollen, kann es sogar vorkommen, dass die CPU hauptsächlich bestimmt, wie viele Bilder pro Sekunde auf dem Bildschirm erscheinen. Das ist zum Beispiel oft in Echtzeitstrategiespielen oder in grafisch weniger aufwendigen E-Sport-Titeln der Fall.
Wozu schneller RAM?
Bremst der Prozessor, so könnte er häufig mehr leisten, wenn er schneller mit mehr Daten versorgt würde. Dann kann man ihm durch schnelleren RAM Beine machen. Die Schnelligkeit des Arbeitsspeichers setzt sich dabei zusammen aus der Speicherlatenz (Wie lange dauert es, Daten aus dem RAM zum Prozessor zu bringen?) und der Speicherbandbreite (Wie viele Daten können auf einmal transportiert werden?). Die Speicherbandbreite wird hauptsächlich durch den Speichertakt beeinflusst, die Speicherlatenz primär durch die sogenannten Speicher-Timings.
Eine ausführliche Erklärung dazu, was der Arbeitsspeicher mit dem Prozessor zu tun hat, wie er die Leistungsfähigkeit der CPU beeinflussen kann und was Speicher-Timings sind, findet sich im Artikel zu Speicher-OC auf Intel-Core-(X-)Prozessoren.
Aber niemand spielt in 720p!
Das Ziel dieses Tests ist, einen Überblick über die Leistungsfähigkeit des Core i9-9900K und des Ryzen 9 3900X in einer Auswahl von acht Spielen zu erhalten. Es handelt sich also hauptsächlich um einen CPU-Test. Da die Renderauflösung nichts mit dem Prozessor zu tun hat, sondern ausschließlich die Grafikkarte belastet, wird in einer möglichst niedrigen Auflösung (meist 720p) getestet. Auf diese Weise wird ermittelt, für wie viele Bilder pro Sekunde der Prozessor die Grafikkarte versorgen kann. Das heißt: Auch in höheren Auflösungen können höchstens so viele Bilder pro Sekunde berechnet werden. Der einzige Nachteil beim Testen in niedrigen Auflösungen ist, dass die Frametime-Werte potentiell ein bisschen leiden. Wer wissen möchte, welchen Prozessor er für wie viele Bilder pro Sekunde in einem gegebenen Spiel benötigt, muss CPU-Tests zurate ziehen.
Nebenbei haben viele E-Sport-Titel standardmäßig Optionen für eine reduzierte interne Render-Auflösung eingestellt, sodass einige Spieler unbewusst Titel genießen dürften, die intern in einer viel niedrigeren Auflösung gerendert werden, als das Ausgabebild. Ein Beispiel dafür aus dem Parcours wäre Rainbow Six Siege.
Wie sind die Werte zu verstehen?
Um zu bestimmen, wie viele Bilder pro Sekunde im echten Leben mit schwächeren Grafikkarten berechnet werden, kann ein GPU-Test desselben Spiels herangezogen werden. Das Minimum der durchschnittlichen Bilder pro Sekunde, die Prozessor A mit Grafikkarte B von Hersteller C in 720p erreicht, und der durchschnittlichen Bilder pro Sekunde, die Grafikkarte D von Hersteller C im GPU-Test erzielt, geben einen guten Anhaltspunkt, was von einem System mit diesen Komponenten zu erwarten ist. Es ist unbedingt auf die Grafikkartenserie und den Grafikkartenhersteller zu achten. Wie der Treiber arbeitet, kann einen großen Einfluss darauf haben, wo das CPU-Limit einsetzt. Zu beobachten ist das zum Beispiel in Assassin's Creed Origins.
RAM-OC kann die Datenintegrität beeinträchtigen
Mehr noch als für Übertaktung des Prozessors oder der Grafikkarte, wo eine instabile Konfiguration üblicherweise sofort in Anwendungs- oder Systemabstürzen mündet, ist bei RAM-OC Vorsicht geboten. Eine instabile Konfiguration kann auch ohne Anwendungs- oder Systemabsturz zu korrupten Dateien führen und so eine Betriebssysteminstallation unbrauchbar machen und zu schleichendem Datenverlust führen.
Um das so gut wie möglich auszuschließen, sind zeitaufwendige Stabilitätstests wie HCI Memtest, Karhu oder Gsat nötig. Für Speicherübertaktung sind ab einem gewissen Punkt auch die Speichertemperaturen wichtig, sodass ein Top-Blow-Kühler auf dem Prozessor, ein dedizierter Lüfter über dem RAM oder gar ein RAM-Kühler helfen kann.
Es gilt wie immer: Übertaktungserfolg kann nicht garantiert werden, die erreichten Zugewinne hängen stark von den verwendeten Speicherriegeln und den darauf verbauten Speicherchips ab und schnellerer Speicher ist meist teurer als weniger schneller. Im Grenzbereich sind der Prozessor, der RAM und das verwendete Mainboard potentielle Limitierungen. Ein brauchbarer Indikator für Speicherqualität innerhalb eines Chiptyps (Samsung-B-Die usw.) ist die CAS-Vorgangsdauer. Je niedriger diese ist, desto besser ist der Bin (also die Vorsortierung durch den Hersteller) des Speichers. Eine gut gepflegte Übersicht zu empfehlenswerten Speicher-Kits findet sich auf ComputerBase.