Dirt 5 im Test: Next-Gen-Fahrwerk mit schleifenden Bremsen

Wolfgang Andermahr (+1)
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Dirt 5 im Test: Next-Gen-Fahrwerk mit schleifenden Bremsen

tl;dr: Mit Dirt 5 geht es wieder auf die Rallyepiste. Das neue technische Grundgerüst hinterlässt im Test aber nur einen mittelmäßigen Eindruck, sowohl Grafikqualität als auch Performance könnten besser sein. Je nach Szenario benötigt es einen sehr schnellen Rechner, um flüssig durch die Kurven driften zu können.

Nachdem es mit Dirt Rally 2.0 (Test) Anfang 2019 für anspruchsvolle Simulationsfreunde einen neuen Dirt-Titel gegeben hat, wird es mit Dirt 5 Ende 2020 wieder „arcadig“. Kurze Strecken, Gegner, Multiplayer und viel Show stehen auf dem Programm.

Die neue Engine erfüllt den Zweck (nicht)

Damit der Gegensatz funktioniert und der Titel auch auf den Next-Gen-Konsolen optisch gut dasteht, hat Codemasters die Engine gewechselt. Nicht die Ego Engine von Dirt Rally 2.0 und ebenso wenig die Ego Engine 2.0 aus der F1-Serie kommen zum Einsatz, sondern die bis dato eher unbekannte Onrush-Engine. Das liegt daran, dass Dirt 5 nicht vom bisherigen Dirt-Team, sondern von Codemasters Cheshire und damit einem vor einigen Jahren aufgekauften Studio entwickelt worden ist, die sich zuvor um Onrush gekümmert haben.

Ein Erfolg ist die erste Ausfahrt mit neuem Fahrwerk allerdings nicht. Dirt 5 sieht beileibe nicht schlecht aus, vor allem nachts bei Regen sind die hübschen Screenspace-Reflexionen in Kombination mit den vielen „Matsch-Partikeln“ ein echter Blickfang und auch im Schneesturm kann Dirt 5 ein gutes optisches Zeugnis ausgestellt werden. Scheint dagegen einfach mal nur die Sonne und es gibt kein Regen oder Schnee, kommt die Grafik nicht über das Prädikat Mittelmaß hinaus.

Ohne Wetterkapriolen oder dem Deckmantel der Nacht fallen die Schwachpunkte der Grafik ins Auge. Vor allem der Streckenbelag ist teils erstaunlich detailarm, dasselbe gilt für die Autos. Die Beleuchtung kann die Dirt-5-Grafik auch nicht retten. Was hilft, ist schneller zu fahren, sodass man für die Details keine Zeit mehr hat. Gut möglich, dass die Tatsache, dass das Spiel auf der Xbox Series X mit 120 FPS in „dynamischem Ultra HD“ läuft, hier einen Einfluss hat.

Das Grafikmenü ist rudimentär

Dirt 5 läuft auf dem PC mit DirectX 12, eine andere API lässt sich nicht einstellen. Aber auch sonst gibt das Grafikmenü kaum etwas her. Es gibt mit „Ultraniedrig“, „Niedrig“, „Mittel“, „Hoch“ und „Ultrahoch“ fünf verschiedene Grafik-Presets, hinzu kommen einige separate Grafikoptionen und die Möglichkeit die Auflösung zu ändern. Nach einem Patch lässt sich mittlerweile Vsync an- und abschalten und es gibt spieleigenes Downsampling: Zumindest ließ sich die Renderauflösung auf dem Testsystem von nativ genutzten 3.840 × 2.160 auf 5.120 × 2880 anheben. Dirt 5 fährt im Menü also die absolute Schmalspur-Schiene. Immerhin gibt es kurze Beschreibungen der einzelnen Optionen.

Auch ein integrierter Benchmark ist vorhanden, wobei sich der im Gegensatz zu Codemasters F1-Serie nicht konfigurieren lässt – weder im Spiel selbst, noch per Konfigurationsdatei unter Windows.

Das Grafikmenü von Dirt 5
Das Grafikmenü von Dirt 5

Detailstufen mit geringem Einfluss

Wer in Dirt 5 Leistungsprobleme hat, dem bleiben kaum Optionen das zu ändern. Denn trotz der fünf Presets lässt sich aus den Grafikdetails nur wenig zusätzliche Geschwindigkeit quetschen. Die meisten Grafikoptionen haben selbst zwischen dem Wechsel von maximal auf minimal kaum einen Einfluss auf die Framerate. Die Ausnahme ist die „globale Beleuchtung“, mit der sich die FPS erhöhen lassen. Allzu weit kommt man aber auch damit nicht, dann hilft es nur die Auflösung zu reduzieren.

Etwas verwirrend ist zudem der Menüpunkt „Wolkenqualität“, sie soll laut Textbeschreibung per Raytracing berechnet werden. Mit Echtzeit-Raytracing (DXR) hat dieser Punkt aber offenbar nichts zu tun, denn selbst auf einer Grafikkarte ohne separate RT-Kernen kostet die Option einfach keine Leistung.

Raytracing fehlt derzeit noch

Apropos Raytracing: Dirt 5 wirbt auf der Xbox Series X mit Echtzeit-Raytracing für die Schattenberechnungen. Diese fehlen derzeit noch auf dem PC, zumindest gibt es keine Möglichkeit, Raytracing in irgendeiner Form zu aktivieren. Zu einem späteren Zeitpunkt soll Raytracing auch in die PC-Version von Dirt 5 Einzug halten. Wann genau, sagt Codemasters bisher nicht.

Die PC-Version von Dirt 5 ist in Zusammenarbeit mit AMD entstanden, entsprechend wird auch das Firmenlogo beim Start des Spiels eingeblendet. Offenbar werden aber keine Effekte aus der FidelityFX-Suite genutzt, oder sie sind nicht explizit gekennzeichnet.