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C:\B_retro\Ausgabe_60\: The Legend of Zelda: Ocarina of Time

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_60\: The Legend of Zelda: Ocarina of Time
Bild: Nintendo

tl;dr: Im Jahr 1998 veröffentlichte Nintendo mit The Legend of Zelda: Ocarina of Time den ersten Teil der Serie seines erfolgreichen Franchise in 3D und damit das bis heute am besten bewertete Videospiel aller Zeiten. Auch in technischer Hinsicht gilt das Spiel noch heute als Meilenstein und absolut wegweisende Open World.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

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The Legend of Zelda: Ocarina of Time

Erstmals überhaupt aus der Sicht der dritten Person in den dreidimensionalen Raum einer offenen Spielwelt („Open World“) überführt, sollte The Legend of Zelda: Ocarina of Time im Jahr 1998 die Genres der Action-Abenteuer und Action-Rollenspiele mit neuen Techniken und einem bis dato nicht gekannten Detailgrad revolutionieren und neue Maßstäbe setzen.

Mit einem Metascore von 99 Punkten als Durchschnitt aus insgesamt 22 Tests und Reviews auf der Bewertungsplattform Metacritic ist Ocarina of Time noch heute das am besten bewertete Videospiel aller Zeiten.

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Vorgeschichte

Nachdem es Nintendo mit den ebenfalls sehr erfolgreichen klassischen 2D-Vorgängern The Legend of Zelda von 1986 und Zelda II: The Adventure of Link von 1987 auf dem Nintendo Entertainment System sowie The Legend of Zelda: A Link to the Past aus dem Jahr 1991 auf dem Super Nintendo Entertainment System gelungen war, neben Super Mario ein zweites Franchise zu etablieren, sollte sich das japanische Unternehmen größeren Zielen widmen.

The Legend of Zelda von 1986
The Legend of Zelda von 1986 (Bild: Nintendo)

Auf The Legend of Zelda: Link’s Awakening, dem ersten Auftritt der Serie auf dem Nintendo Game Boy, sollte im Jahr 1994 neben Super Mario 64 unter dem Arbeitstitel Zelda 64 der erste in 3D umgesetzte Ableger des Franchise für die unter dem Namen Ultra 64 entwickelte Spielkonsole Nintendo 64 entstehen.

Dass sich Nintendo zuerst auf die Fertigstellung von Super Mario 64 konzentrierte, erwies sich für Zelda 64 als absoluter Glücksfall. Ocarina of Time nutzt die für Super Mario 64 entwickelte Technik in noch größer, schöner und besser.

Zelda II: The Adventure of Link von 1987
Zelda II: The Adventure of Link von 1987 (Bild: Nintendo)

The Legend of Zelda: Ocarina of Time erweiterte die für Super Mario 64 entwickelte 3D-Engine beispielsweise erstmals um echte dynamische Lichtquellen, eine realistische Physik sowie einen stimmungsvollen Tag- und Nachtwechsel.

In Kombination mit der riesigen und frei begehbaren Open World sollte Ocarina of Time Maßstäbe setzen, die erst Jahre später von anderen Spielen dieser Art erreicht werden konnten. Das erste 3D-Abenteuer von Link und Zelda war seiner Zeit schlicht um Jahre voraus, weshalb sich Spieler und Tester reihenweise mit Lobeshymnen überschlugen.

The Legend of Zelda: A Link to the Past (1991)
The Legend of Zelda: A Link to the Past (1991) (Bild: Nintendo)

Doch noch bevor es soweit war und Ocarina of Time ausnahmslos alle Spieler und Kritiker überzeugen sollte, stand Nintendo während der Entwicklung vor riesigen Herausforderungen.

Wie sollten die Entwickler das bis dato größte Spiel der Unternehmensgeschichte auf ein verglichen mit der CD-ROM winziges Steckmodul bekommen und den 2D-Stil der Serie in eine offene 3D-Welt überführen?

Nintendo fand während der langen Entwicklungszeit des Spiels auf all diese Fragen die passenden Antworten.

Entwicklungsgeschichte

Im Jahr 1994 stellte Nintendo sein mit 120 Entwicklern bis dato stärkstes Team auf, welches unter der Leitung des Produzenten und Zelda-Schöpfers Shigeru Miyamoto damit beauftragt wurde, den ersten Teil des Zelda-Franchise auf Basis einer 3D-Polygon-Grafik zu entwickeln. Das Entwicklerteam konnte dabei auf erste Erfahrungen mit Spielen wie Super Mario 64 und Star Fox 64 sowie auf deren 3D-Engine zurückgreifen.

In der frühen Entwicklungsphase basierte Ocarina of Time fast vollständig auf dem Gerüst von Super Mario 64, sollte dieses aber innerhalb der darauffolgenden 36 Monate stark ausbauen und um zahlreiche technische Features erweitern.

64DD-Erweiterung für den Nintendo 64
64DD-Erweiterung für den Nintendo 64 (Bild: Evan Amos, CC BY-SA 3.0)

Ursprünglich wurde das Spiel aufgrund seines riesigen Umfangs für die 64DD-Erweiterung des Nintendo 64 entwickelt, deren Speichermedien jedoch über zu langsame Zugriffs- und Ladezeiten für die komplexen 3D-Animationen des Spiels verfügten.

Mit dem Verzicht auf die 64DD-Erweiterung sahen sich die Entwickler plötzlich damit konfrontiert, dass das größte Spiele-Projekt der Unternehmensgeschichte auf einem 256-Mbit-Steckmodul mit 32 MB Speicherplatz Platz finden musste. Nur dank der exzellenten Komprimierungsarbeit der Entwickler konnte das Spiel schlussendlich auf einem N64-Modul untergebracht werden.

Im ersten offiziellen Promotion-Video, damals noch auf VHS-Videokassette, zeigte Nintendo erstmals, was Spieler hierzulande ab dem 11. Dezember 1998 erwarten sollte.

Um sowohl das eigene Franchise als auch ein ganzes Genre nachhaltig zu verändern, war allerdings eine stark aufgebohrte Technik notwendig.

Technologie

Ausgehend von der 3D-Polygon-Engine, die für Super Mario 64 entwickelt wurde, erweiterte das Entwicklerteam das Grundgerüst um dynamische Lichtquellen, die mit Hilfe von Vertex Colors realisiert wurden und durch eine ebenso dynamische Kamera in Szene gesetzt wurden, die wiederum durch eigene Trigger-Zonen aktiviert wurde und dann der Spielfigur automatisch folgen konnte.

Eine weitere große Neuerung in Ocarina of Time war der Einsatz von Rückwärtstransformation, der sogenannten inversen Kinematik, die dafür sorgt, dass Link beispielsweise seine Füße immer korrekt zum Untergrund positioniert. Ein dynamischer Tag- und Nachtwechsel mit zahlreichen Kamera- und Linsen-Effekten sorgte für stimmungsvolle Momente und mehr Realismus.

The Legend of Zelda: Ocarina of Time war zudem das erste Spiel, welches mit dem sogenannten Z-Trigger das automatische Anvisieren von Gegnern in einer offenen Spielwelt ermöglichte und diverse Physikeffekte einführte. So konnte Link beispielsweise die Hinweisschilder im Spiel mit mehreren Schwertstreichen in Stücke teilen, der Schnitt erfolgt dabei exakt in dem Winkel, in dem Link zuschlägt. Die daraus resultierenden Stücke wirbeln auch später durch die Luft, wenn eine Bombe explodiert und schwimmen auf der Wasseroberfläche. Mit Hilfe von Links Flöte und „Zeldas Wiegenlied“ konnten die Schilder anschließend wieder physikalisch korrekt zusammengesetzt werden.

Der YouTube-Kanal „SambZockt“ beschreibt die wegweisende Technik hinter Ocarina of Time im Detail und macht noch einmal deutlich, weshalb dieses Spiel so wegweisend und seiner Zeit weit voraus war.

Neben den technischen Features und den innovativen Spielmechanismen lobten die Kritiker auch die musikalische Untermalung des Spiels, die aus der Feder von Kōji Kondō stammt und in Dolby-Surround ausgegeben werden konnte. Laut der Aussage von Nintendo lastet Ocarina of Time die Leistungsfähigkeit des Nintendo 64 zu 90 bis 95 Prozent aus, was weder zuvor noch danach einem Titel auf der Konsole gelang.

Auch über 22 Jahre nach der Erstveröffentlichung auf dem Nintendo 64 kann The Legend of Zelda: Ocarina of Time auf ganzer Linie überzeugen und hat nichts von seinem Glanz eingebüßt – ein zeitloser Klassiker, der alle Spiele mit Open World nachhaltig beeinflusst hat.

Gemeinsam mit dem Remake The Legend of Zeld: Ocarina of Time 3D für den Nintendo 3DS ist der Teil mit rund 13,5 Millionen verkauften Einheiten nach wie vor der erfolgreichste Ableger des Zelda-Franchise und stellt auch das aktuelle Legend of Zelda: Breath of the Wild mit 12,8 Millionen Einheiten in den Schatten.

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