BlueCruise: Ford bietet freihändiges Fahren für 600 US-Dollar an

Nicolas La Rocco
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BlueCruise: Ford bietet freihändiges Fahren für 600 US-Dollar an
Bild: Ford

Ford hat in den USA und Kanada auf über 176.000 Kilometern erfolgreich letzte praktische Tests für die Einführung des neuerdings „BlueCruise“ getauften freihändigen Fahrens abgeschlossen. Für 600 US-Dollar will Ford die Funktion zuerst für den Mustang Mach-E und F-150 mit entsprechender Hardware als OTA-Update anbieten.

Bislang noch als „Active Drive Assist“ beworben, will Ford das freihändige Fahren nach SAE-Level 2 im dritten Quartal 2021 unter dem werbeträchtigeren Namen „BlueCruise“ auf den Markt bringen. In Vorbereitung des OTA-Updates hat Ford mehrere Ingenieure auf Roadtrips quer durch die USA und Kanada geschickt, um das Systems abseits der bereits mit Testfahrzeugen abgespulten 800.000 Kilometer auf die Probe zu stellen.

Insgesamt mehr als 176.000 Kilometer in 37 US-Bundesstaaten und fünf kanadischen Provinzen wurden mit BlueCruise zurückgelegt. „Wir wollten BlueCruise ans Limit bringen“, sagte Justin Teems von Ford, der den Fortschritt der Flotte beaufsichtigt hat. Jeder Bundesstaat baue seine Straßen etwas anders, außerdem seien Faktoren wie abgenutzte Straßenmarkierungen, Wetter und Baustellen getestet worden.

Manche Komplikationen oder Straßenverhältnisse könne man einfach nicht im Labor nachahmen, erläutert Hau Thai-Tang, Ford Chief Product Platform and Operations Officer. Bei der Bestätigung bisheriger Testergebnisse wurden auch Abweichungen bei Straßenschildern, Abfahrten und Muster im Verkehr analysiert.

BlueCruise steht auf Highways zur Verfügung

Ford nutzt mehrere Kameras und Radar für die Überwachung und Ausführung der Fahrfunktionen. BlueCruise ist derzeit für mehr als 160.000 Kilometer Highway in den USA und Kanada freigegeben. Sobald das Auto in eine BlueCruise-Zone einfährt, die Ford in den eigenen Karten hinterlegt, wird die Verfügbarkeit der Funktion über eine blaue Animation und einen Hinweistext im digitalen Kombiinstrument angeboten. Nach der Aktivierung kann der Fahrer auf geteilten Highways dauerhaft die Hände vom Lenkrad nehmen, muss das Verkehrsgeschehen aber weiterhin überwachen. Infrarotkameras überwachen die Aufmerksamkeit des Fahrers und sorgen dafür, dass der Blick auf die Straße gerichtet bleibt. Ist das nicht der Fall, fordert das System zur Übernahme der Fahrt auf. Die Erkennung der Blickrichtung soll auch beim Tragen von Sonnenbrillen funktionieren, sofern diese nicht speziell infrarotes Licht blockieren.

Steht BlueCruise auf Straßen abseits der freigegebenen Zonen nicht zur Verfügung, bleibt der sogenannte Lane-Centering-Modus verfügbar, der das Fahrzeug in der Spur führt und mit adaptivem Tempomat und Verkehrszeichenassistent Geschwindigkeit sowie Abstand automatisch hält.

Laut Ford besser als Tesla und General Motors

Mit BlueCruise will Ford ein besseres System für freihändiges Fahren als Tesla mit dem Autopilot oder General Motors mit Super Cruise anbieten. In der Ankündigung von BlueCruise werden Tesla und GM explizit genannt, was unüblich für die Unternehmenskommunikation ist. Bei Teslas Autopilot wird bemängelt, dass es dort noch gar keinen Hands-free-Modus gebe. Super Cruise von GM wiederum nutze rotes und grünes Licht für die Verfügbarkeit des Systems, während Ford blaues Licht und einen Hinweistext im Kombiinstrument nutzt, was besser für farbenblinde Personen sei.

600 US-Dollar für das BlueCruise-Update

Die Hardware für BlueCruise haben viele Mustang Mach-E und F-150 bereits an Bord, die aufgerufenen 600 US-Dollar bringen per OTA-Update lediglich die passende Software hinzu. Für das System wird als Hardware das „Co-Pilot360 Active 2.0 Prep Package“ vorausgesetzt, wie Ford bereits letztes Jahr erläuterte. Was das Paket kostet, hängt vom gewählten Fahrzeug und anderen Ausstattungspaketen (Trims) ab.

Im Detail wird BlueCruise standardmäßig ohne Aufpreis beim Mustang Mach-E in den Varianten „CA Route 1“, „Premium“ und „First Edition“ zur Verfügung stehen. Im günstigeren Select-Trim liegt der Aufpreis bei 3.200 US-Dollar, wobei 600 US-Dollar auf die Soft- und 2.600 US-Dollar auf die Hardware als Teil des umfassenderen Paketes „Comfort and Technology“ entfallen. Beim F-150 ruft Ford 1.595 US-Dollar auf – 600 US-Dollar für die Soft- und 995 US-Dollar für die Hardware. Die Hardware ist bei den F-150-Modellen „Lariat“, „King Ranch“ und „Platinum“ serienmäßig an Bord. Für alle Umsetzungen von BlueCruise gilt, dass diese mit einer Laufzeit von drei Jahren angeboten werden.

Automatisierte Spurwechsel geplant

Künftig sollen weitere Fahrzeuge mit der Technologie angeboten werden. Ford geht davon aus, im ersten Jahr nach der Verfügbarkeit mehr als 100.000 Fahrzeuge mit BlueCruise verkaufen zu können. Weitere Updates sind ebenfalls schon in Planung. So soll es zukünftig auch möglich sein, bei freihändigem Fahren mittels Antippen des Blinkerhebels einen automatisierten Spurwechsel von BlueCruise durchführen zu lassen. Regelmäßig soll es zudem Karten-Updates und neue BlueCruise-Zonen geben.