Porsche PCM 6.0 im Test: Tech trifft Turbo

Nicolas La Rocco
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Sportwagen und modernes Infotainment müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, wie Porsche mit dem PCM 6.0 unter Beweis stellt. Mit dem neuen Infotainmentsystem ziehen die Benutzeroberfläche aus dem Taycan, Apple CarPlay in drahtloser Umsetzung und Android Auto ein. Besitzer eines iPhones haben bei Porsche jedoch klar Vorrang.

Porsche hatte das „Porsche Communication Management“ (PCM) der sechsten Generation Mitte Juni für 911, Cayenne und Panamera angekündigt. Wer ab sofort einen der genannten Neuwagen bestellt, erhält das PCM 6.0 mit neuer Hard- und Software-Architektur, die einen harten Schnitt zur vorherigen Generation macht. Der Taycan bekommt die neue Plattform ab September mit dem Modelljahr 2022. Für frühere PCM-Generationen wird kein Update auf Version 6.0 möglich sein, wie Porsche auf Nachfrage erläuterte. OTA-Updates sollen aber für das PCM 6.0 angeboten werden, dafür seien „aktuelle Automotive-Prozessoren“ mit genügend Spielraum nach oben ausgewählt worden. Welche SoCs genau in der Head-Unit zum Einsatz kommen, bleibt auch auf Nachfrage unbekannt. Andere Hersteller wie Mercedes-Benz oder Polestar gehen mit ihrer verbauten Technik von Nvidia respektive Intel deutlich offener um.

PCM 6.0 im 911, Cayenne und Panamera

Im 911, Cayenne und Panamera bietet Porsche das neue PCM 6.0 an, im Taycan hingegen noch die fünfte Generation, dort allerdings bereits mit der aktuellen Benutzeroberfläche. 911, Cayenne und Panamera ziehen also beim Design der Software gleich und überholen den Taycan in puncto Hardware. Außen vor sind damit aktuell noch die Baureihe 718, Cayman und Boxster, und der Macan.

Test im Cayenne Turbo GT

Das PCM 6.0 wird mit zwei unterschiedlich großen Touch-Bildschirmen angeboten: 10 Zoll im 911 und jeweils 12 Zoll im Cayenne und Panamera. ComputerBase hat das neue Infotainmentsystem im Cayenne Turbo GT getestet, weil dieses Fahrzeug schlichtweg das allererste war, das Porsche mit PCM 6.0 zur Verfügung stellen konnte. Auf den 911 und die anderen Baureihen hätte die Redaktion noch mehrere Wochen warten müssen. Der Cayenne Turbo GT ist unter den Verbrennern das mit Abstand stärkste (640 PS) und schnellste Porsche-SUV, das mit brachialer Leistungsentfaltung und Straßenlage vielmehr reinrassiger Sport- als „Geländewagen“ ist. Mit Ausnahme der Höchstgeschwindigkeit (300 km/h) braucht es schon einen 911 Turbo, um den Cayenne Turbo GT in Sachen Fahrleistungen zu schlagen. Der Grundpreis liegt bei 196.078 Euro inklusive serienmäßigem PCM 6.0.

Digitales Understatement im Sportwagen

Porsche baut Autos mit Fokus aufs Fahren und weniger auf das Infotainmentsystem und anderen „Multimedia-Schnickschnack“, doch den Ansprüchen der je nach Region auch jüngeren Käuferschaft an digitale Mindeststandards muss auch ein Sportwagenhersteller gerecht werden. Auf große Touch-Bildschirme, die die gesamte Mittelkonsole einnehmen, verzichtet Porsche ganz bewusst. Selbst beim digitalen Kombiinstrument hält sich der Autobauer zurück und verbaut dieses aktuell nur im Taycan, während die anderen Baureihen noch einen analogen Drehzahlmesser zentral vor dem Fahrer aufweisen.

12 Zoll im Breitbildformat

Im Cayenne sitzt der 12 Zoll große, sehr helle und hochauflösende Bildschirm zentral im Cockpit und ist für den Fahrer in voller Breite gut zu erreichen. Weil der Winkel sehr steil ausfällt, kam es praktisch nicht zu störenden Reflexionen. Der deutlich flachere Winkel etwa des MBUX 2 in der S-Klasse (Test) machte da schon eher mal Probleme, wenngleich eine hohe Leuchtkraft auch dort für eine gute Ablesbarkeit sorgte.

Die Hauptmenüpunkte gibt es auch als Tasten

Auf der Mittelkonsole rund um den Automatikwählhebel versammelt Porsche die wichtigsten Menüpunkte noch einmal als Tasten, sodass nicht für jede Funktion zum Display gegriffen werden muss. Intensität und Temperatur der Klimaanlage lassen sich zudem über Wippen auf Fahrer- und Beifahrerseite regeln. Für den Fahrer ist die Leiste der Tasten etwa bis zur Mitte gut zu erreichen, weiter rechts ist hingegen häufig der Automatikwählhebel im Weg. Die Lautstärke lässt sich direkt am Lenkrad oder ebenfalls auf der Mittelkonsole über einen Drehregler einstellen.

Effektiver Minimalismus

Beim Blick auf den Homescreen und das von Porsche gewählte Design der Benutzeroberfläche wird auf Anhieb deutlich, dass gänzlich auf Spielereien oder eine breite Farbpalette verzichtet wurde – mit Intention, wie Porsche zur Ankündigung erklärte. Ziel der Software-Designer sei es gewesen, ein klareres Erscheinungsbild zu schaffen, das ganz bewusst nur ein Minimum an notwendigen Informationen anzeigen soll. Weiß, Grauabstufungen und Schwarz sowie stellenweise ein roter Farbklecks bilden die Farbpalette des PCM 6.0. Klare Piktogramme sorgen dafür, dass die wichtigsten Menüpunkte schnell gefunden sind. Die von Porsche gewählte Optik mag trist erscheinen, ist aber äußerst effektiv. Jedes der Piktogramme ist zudem mit Beschriftung versehen, sodass es keinerlei Rätselraten gibt, was sich hinter welchem Menüpunkt verbergen könnte.