Neue Jahresprognose: Halbleitermarkt wächst dank hoher Nachfrage um 17,3 %
Der Chipmarkt boomt, das zeichnet auch noch einmal die Prognose von IDC. Der Branchenverband SEMI sieht massives Wachstum in den Fabriken, die sich in Rekordbestellungen von neuer Ausrüstung niederschlagen. Doch mittlerweile fragen sich immer mehr: Wie lange wird das noch so gehen?
Der Nachfrageschwund wird kommen
IDC geht von einer potenziellen Übersättigung des Marktes und damit einhergehend eventuell auch größeren Überkapazitäten in der Fertigung von Halbleiterprodukten im Jahr 2023 aus. Dann sind viele der ganz großen Bauvorhaben erst abgeschlossen, die zwischenzeitlich eher kleineren Erweiterungen und Ergänzungen im Bestand kommen bereits früher zum Einsatz. Diese Befürchtung wird nicht das erste Mal genannt, TSMC verwies bereits im Frühjahr auf eine sehr große Chance von massiven Überkapazitäten in einigen Jahren hin, erteilte seinerzeit aber gleichzeitig den Auftrag, binnen drei Jahren für 100 Milliarden US-Dollar selbst viel mehr Kapazität zu schaffen. Als Markt- und Technologieführer liegen sie aber in der besten Position.
Gefördert wird dies auch durch die vielen nationalen Vorhaben, wie beispielsweise der EU und den USA, die mehr Fertigung im eigenen Land sehen wollen und große Pakete an Fördermitteln geschnürt haben. Wer jetzt nicht zugreift, hat eventuell später gar keine Chance. Über die so entstehenden Überkapazitäten und später eventuell fallenden Preisen mit hartem Konkurrenzkampf, die eventuell sogar ihre Opfer fordern könnten, verliert man heute im stetigen Schrei nach mehr Kapazität fast nirgendwo ein Wort.
Erst einmal Wachstum
5G-Hardware in Form von Smartphones und Spielekonsolen sieht IDC ganz vorn in der Nachfrageliste, mit Wachstumsraten von 128 respektive 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 24,6 Prozent Wachstum soll sich das x86-Server-Segment zudem sehr stark entwickeln, gefolgt von der Automobilbranche mit knapp 23 Prozent Wachstum. Auch das Thema Smart Home und Wearables sieht ein Wachstum von über 20 Prozent, während beispielsweise Notebooks nur mit knapp 12 Prozent Wachstum geführt werden – der weniger relevante Desktop-PC wird gar nicht erst gelistet, hier hatte IDC die Prognose kürzlich schon gesenkt.
Auf die durchschnittlich 17,3 Prozent Wachstum in 2021 sollen im kommenden Jahr noch einmal rund fünf Prozent folgen. Für das Jahr 2023 rechnet IDC heute optimistisch mit einer schwarzen Null, wenngleich die Vergangenheit klar zeigt, dass es auch ganz schnell deutlich ins Minus rutschen kann, was nach jedem sehr großen Wachstumsschub nahezu stets die Folge war.
Fabrikausrüstung mit noch mehr Rekorden
Diese Art Schweinezyklus lässt sich an den Ausgaben für die Fabriken erkennen. Der Branchenverband SEMI erwartet hier nach dem Rekordjahr 2021 auch im kommenden Jahr noch ein sehr gutes, allerdings nur noch acht Prozent Wachstum statt der aktuell prognostizierten bis zu 44 Prozent. Eine Prognose für das Jahr 2023 traut man sich hier öffentlich noch nicht zu, die Tendenz der vorangegangenen Jahre lässt jedoch auch hier deutlich die Möglichkeit des Abschwungs erkennen. Denn zuletzt folgte auch hier auf ein boomendes Jahr ein leicht schwächeres, um im darauffolgenden Jahr das Geld erst einmal bei sich zu halten.