Activision Blizzard: Ein Komitee soll Belästigungskultur richten

Max Doll
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Activision Blizzard: Ein Komitee soll Belästigungskultur richten
Bild: Blizzard

Activision Blizzard richtet ein Komitee ein, das gegen die systematische Diskriminierung und Belästigung im Unternehmen vorgehen soll. Das „Workplace Responsibility Committee“ hat die Aufgabe sicherzustellen, dass Maßnahmen gegen die gravierenden Probleme der gelebten Firmenkultur umgesetzt werden.

Das Komitee wird von zwei „unabhängigen“ Vorstandsmitgliedern geleitet und solle „Richtlinien, Verfahren und Verpflichtungen“ zur Verbesserung des Arbeitsklimas überwachen, schreibt der Publisher. Dazu gehört es, „alle Arten von Belästigung und Diskriminierung im Unternehmen zu eliminieren“. Begründet wird die Einführung dieser neuen Kontrollinstanz mit „gegenwärtigen Umständen, die ein größeres Engagement des Vorstands erfordern“, obwohl, in den Worten des Unternehmens, bereits „wichtige Fortschritte“ erzielt worden seien. Das Management solle derweil Indikatoren für die Messung dieses Fortschritts entwickeln.

Bei diesen nicht näher benannten Umständen handelt es sich um die Enthüllungen des Wall Street Journals, das die Rolle von Bobby Kotick bei der Entstehung und für die Existenz der problematischen Unternehmenskultur beleuchtet. Die Vorwürfe gegen den langjährigen CEO des Konzerns sind gravierend und legen nahe, dass Kotick zu den Mitwissern und in die Gruppe der aktiv Handelnden gehört. Der Bericht hat in den vergangenen Tagen zu Mitarbeiterprotesten geführt, die Koticks Ablösung fordern, aber auch zu Stellungnahmen von Sony und Microsoft, die Sorge über die Zustände bei Blizzard ausgedrückt haben.

Reaktion zeigen

In diesem Licht zielt die Maßnahme darauf ab, in irgendeiner Form zu reagieren, um Einfluss auf die Außenwirkung nehmen zu können. Auf den zweiten Blick scheint das Potential für Reformen jedoch begrenzt. Das Komitee wird nicht nur von Mitgliedern des Vorstandes geleitet, der die bisherigen Zustände zu verantworten hat, es berichtet auch ausschließlich an eben diesen Vorstand, zu dem selbstverständlich auch Kotick selbst gehört. Externe Berater können hinzugezogen werden, die Angestellten selbst werden hingegen nicht eingebunden. Informiert wird das Komittee von Kotick, dem Chief People Officer sowie dem Chief Compliance Officer von Activision Blizzard.

Im Grunde beißt sich die Katze hier in den Schwanz, denn mit dieser Konstruktion sollen die für die Situation verantwortlichen Manager selbst für Reformen sorgen. Kotick selbst hatte der Aufsichtsrat explizit das Vertrauen ausgesprochen, er wurde auch intern trotz groß angekündigter „Null-Toleranz“-Politik gegen Vorwürfe in Schutz genommen, dem Bericht des Wall Street Journal wurde vorgeworfen, „irreführend“ zu sein. Auch deshalb erscheint die tatsächliche Gestaltungskraft des neuen Komittees begrenzt.

Kotick überlegt Rücktritt

Kotick selbst hat gegenüber Managern angekündigt, seinen Rücktritt „in Betracht zu ziehen“, sofern die Probleme nicht „zügig behoben“ werden, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Quellen aus dem Publisher. Das wiederum klingt gut, ist aber ebenfalls kein Versprechen, denn selbst im Falle eines öffentlichen Scheiterns, das eigene „Erfolgsmetriken“ nicht verbergen können, wird ein Rücktritt damit noch nicht zur Konsequenz, sondern nur überlegt. Auch diese Aussage ist damit nur vordergründig ein deutliches Signal für Veränderung.