AMD Radeon 680M im Test: Die Ryzen-6000-iGPU mit RDNA 2 auf dem Prüfstand

Update 2 Jan-Frederik Timm
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AMD Radeon 680M im Test: Die Ryzen-6000-iGPU mit RDNA 2 auf dem Prüfstand

AMD Ryzen 6000 für Notebooks kombiniert überarbeitete Zen-3+-Kerne mit einem integrierten Grafikchip auf Basis von RDNA 2 in TSMCs 6-nm-Prozess. Das Asus ROG Zephyrus G14 setzt darüber hinaus auf die neue mobile Radeon RX 6800S. Zu viele Neuigkeiten für einen Test. Der Auftakt gebührt daher allein der iGPU namens Radeon 680M.

Update

Kann die mobile Radeon 680M im Ryzen 9 6900HS wie die großen RDNA-2-Chips den AV1-Codec bis hinauf zu 8K30 in Hardware beschleunigen? Ja, sie kann, wenn man als Quellmaterial 8K30 und nicht – wie im Test bis dato fälschlicherweise – 8K60 nutzt. Der Abschnitt zum AV1-Decoding wurde angepasst.

Update

Auf Leser-Wunsch enthält der Artikel jetzt auch Benchmark-Ergebnisse der GeForce GTX 1050 Ti. In vier der getesteten sechs Spiele liegen Nvidias GP107-Grafikkarte und AMDs iGPU gleich auf. In Cyberpunk 2077 brilliert die RDNA-2-iGPU auch in diesem Vergleich, während in Mafia die GeForce vorne liegt. In Summe ergibt sich ein hachdünner Vorsprung für die iGPU.

AMD Ryzen 6000: Die erste APU mit RDNA 2

AMD hat Ryzen 6000 Mobile alias „Rembrandt“ Anfang Januar zur CES 2022 präsentiert. Wie beim Vorgänger gibt es H- und U-Modelle, die sich in ihrer maximalen Leistungsaufnahme, der Anzahl der Kerne und der Ausbaustufe der iGPU unterscheiden. Die H-Serie setzt auf DDR5 und macht den Anfang, die U-Serie auch auf LPDDR5X. Folgende Varianten sind von AMD bisher angekündigt worden.

AMD Ryzen 6000 in der H- und U-Serie plus Ryzen 5000 Mobile Refresh
Serie Modell Codename Kerne/
Threads
Basistakt Turbotakt Grafik Grafiktakt L3-Cache TDP
Ryzen 6000H Ryzen 9 6980HX Rembrandt (Zen 3+) 8/16 3,3 GHz 5,0 GHz RDNA 2, 12 CUs 2,4 GHz 16 MByte 45+ Watt
Ryzen 9 6980HS 3,3 GHz 5,0 GHz 35 Watt
Ryzen 9 6900HX 3,3 GHz 4,9 GHz 45+ Watt
Ryzen 9 6900HS 3,3 GHz 4,9 GHz 35 Watt
Ryzen 7 6800H 3,2 GHz 4,7 GHz 2,2 GHz 45 Watt
Ryzen 7 6800HS 3,2 GHz 4,7 GHz 35 Watt
Ryzen 5 6600H 6/12 3,3 GHz 4,5 GHz RDNA 2, 6 CUs 1,9 GHz 45 Watt
Ryzen 5 6600HS 3,3 GHz 4,5 GHz 35 Watt
Ryzen 6000U Ryzen 7 6800U Rembrandt (Zen 3+) 8/16 2,7 GHz 4,7 GHz RDNA 2, 12 CUs 2,2 GHz 16 MByte 15-28 Watt
Ryzen 5 6600U 6/12 2,9 GHz 4,4 GHz RDNA 2, 6 CUs 1,9 GHz 15-28 Watt
Ryzen 5000U Ryzen 7 5825U Barcelo (Zen 3) 8/16 2,0 GHz 4,5 GHz Vega, 8 CUs 1,8 GHz 15 Watt
Ryzen 5 5625U 6/12 2,1 GHz 4,0 GHz Vega, 7 CUs 1,6 GHz 15 Watt
Ryzen 3 5425U 4/8 2,6 GHz 3,8 GHz Vega, 6 CUs 1,5 GHz 8 MByte 15 Watt
fett = im Test

Ryzen 6000 setzt auf Zen 3+, eine optimierte Version des bekannten Kerns, die auf Effizienz ausgelegt ist und deshalb im Notebook zum Zuge kommt. AMD hat ein neues Power-Management-Framework im Einsatz, das über 50 Veränderungen und auch neue Instruktionen sowie zusätzliche Schlaf-Modi für die CPU umfasst. Um in der Effizienzkurve weiter nach oben zu steigen, hilft auch der Fertigungsprozess TSMC N6, der von Haus aus bereits Verbesserungen bietet. Der leistungsrelevante Kernaufbau ist bei Zen 3+ und Zen 3 hingegen identisch, maximal acht Kerne gibt es für die APUs weiterhin. Der kombinierte L2- und L3-Cache ist wie zuvor bis zu 20 MByte groß. Was das für die CPU bedeutet, wird sich die Redaktion in Kürze separat ansehen. Vorerst geht es um die noch viel wesentlichere Neuerung der Rembrandt-APUs.

Vega ist Geschichte

Nach fast fünf Jahren Vega-Grafikeinheit im Notebook hat AMD mit Ryzen 6000 alias „Rembrandt“ auch den Wechsel auf die aktuelle Generation vollzogen: Die neue iGPU setzt auf RDNA 2 mit potenteren und zugleich effizienteren Ausführungseinheiten, die auch Raytracing beherrschen. Doch nicht nur das.

Mehr Shader und mehr Takt

Nachdem AMD die iGPU bei Vega seit Raven Ridge von 11 CUs sukzessiv auf 8 CUs bei Cezanne abgebaut hatte, gibt es mit der neuen Rembrandt-APU zum Start wieder 12 CUs – also 50 Prozent mehr als zuvor.

Das Plus an stärkeren Shadern kann darüber hinaus dank TSMCs 6-nm-Prozess auch noch höher takten. Bis zu 2,4 GHz gab es zuvor ab Werk noch nie bei integrierten Lösungen, bei Vega8 war bei 2,1 GHz Schluss.

Was die RDNA-2-Lösungen in der APU missen lassen, ist ein Infinity Cache. Mit diesem extrem schnellen Zwischenspeicher in der GPU puffert AMD das trotz (LP)DDR5(X) vergleichsweise schmale Speicherinterface der RDNA-2-Grafikkarten und lange hatten Anwender gehofft, das könnte auch bei der APU der Fall sein. Ist es aber nicht.

AMD nimmt den Wechsel auf RDNA 2 zum Anlass und spendiert den iGPUs neue, wesentlich prestigeträchtigere Namen: Die Varianten mit 12 CUs laufen als Radeon 680M, die Varianten mit 6 CUs als Radeon 660M.

Rembrandt beherrscht AV1-Decoding

Mit der neuen iGPU hält auch das AV1-Decoding Einzug in AMDs Notebook-APUs. Bis dato beherrschte Ryzen Mobile diesen Codec, der auf YouTube bei immer mehr SD-Videos in kompatiblen Browsern zum Einsatz kommt, nur in Software – das kostet CPU-Leistung und hebt den Systemverbrauch an.

Weitere Informationen zu AMD Ryzen 6000 Rembrandt mit Zen 3+ und RDNA 2 sind dem Beitrag zur Ankündigung auf der CES 2022 zu entnehmen.

Das Testmuster: Asus ROG Zephyrus G14

Als Muster für diesen Test stand der Redaktion das ROG Zephyrus G14 zur Verfügung, das schon in der Vergangenheit als Vorzeigemodell für eine neue mobile Generation Ryzen herhalten durfte. Im Jahr 2022 hat Asus allerdings nicht nur CPU und GPU des kompakten Gaming-Notebooks mit 14-Zoll-Display aktualisiert, sondern auch sonst an vielen Stellen entscheidende Veränderungen vorgenommen.

Das Asus ROG Zephyrus G14 mit Ryzen 96900HS (Radeon 680M iGPU) und Radeon RX 6800S
Das Asus ROG Zephyrus G14 mit Ryzen 96900HS (Radeon 680M iGPU) und Radeon RX 6800S
Das Asus ROG Zephyrus G14 mit Ryzen 9 6900HS (Radeon 680M iGPU) und Radeon RX 6800S
Das Asus ROG Zephyrus G14 mit Ryzen 9 6900HS (Radeon 680M iGPU) und Radeon RX 6800S
Das Asus ROG Zephyrus G14 mit Ryzen 9 6900HS (Radeon 680M iGPU) und Radeon RX 6800S
Das Asus ROG Zephyrus G14 mit Ryzen 9 6900HS (Radeon 680M iGPU) und Radeon RX 6800S

Das neue Display ist viel besser

Ein sichtbares Aushängeschild ist das neue 16:10-Display mit QHD+-Auflösung und 120 Hz bei 3 ms Reaktionszeit und 500 nits – alternativ werden Full HD+ und 144 Hz verbaut. Im 1,65 kg schweren und maximal 18,5 mm dicken 14-Zoll-Notebook steckt ein 76-Wh-Akku.

Das Gerät setzt auf den auf Effizienz getrimmten Ryzen 9 6900HS (DDR5-4800, 8 GB verlötet, 8 GB als SO-DIMM) mit der großen iGPU Radeon 680M. Als dedizierter Grafikchip ist darüber hinaus die neue AMD Radeon RX 6800S verbaut, die durch Vapor-Chamber und Flüssigmetall-Wärmeleitpaste mit bis zu 105 Watt TGP arbeitet – im Vorgänger durfte die GPU nur 65 Watt aufnehmen. Ein Test der Radeon RX 6800S folgt separat.

AV1 4K60: Flüssige Wiedergabe bei 70 Prozent Decoder-Last
AV1 4K60: Flüssige Wiedergabe bei 70 Prozent Decoder-Last

Die Anschlüsse haben sich gegenüber den Vorgängern nicht groß verändert, der Kartenleser wurde aber auf UHS-II-microSD aufgewertet. Die verbaute Webcam kommt dank IR auch mit Windows Hello zurecht. WiFi 6E gibt es ebenfalls, realisiert wie bei allen AMD-Notebooks über den MT7922 von MediaTek, der auch unter einem AMD-Branding firmiert. Anpassungen am Gehäuse und an der Tastatur sollen die Lesbarkeit und den Kontrast verbessern. Weitere kleine Kniffe sollen das Komplettpaket abrunden.

Ein USB-Typ-C-Anschluss ist bereits für USB 4.0 vorbereitet. Weil die Zertifizierung der Plattform allerdings noch aussteht, wird diese Funktion erst per Firmware-Update nachgereicht.

Günstig wird auch die neue Generation nicht: Das ROG Zephyrus 14 GA402 soll noch im 1. Quartal ab 1.899 Euro in Deutschland verfügbar sein. Über die konkreten Ausstattungsoptionen liegen weiterhin keine Details vor.

Leistungsprofile über Asus Armory Crate

Das ROG Zephyrus G14 bietet das von Asus bekannte Konfigurations-Tool Armory Crate, über das sich verschiedene Leistungsprofile auswählen, die Lüfterkurve oder die RGB-Beleuchtung definieren und der MUX-Switch konfigurieren lassen. Sie passen neben dem Kühlsystem die maximale und mindestens vom Prozessor zu haltende TDP mit und ohne parallele Grafiklast sowie die maximale Leistungsaufnahme der Grafikkarte und die der Plattform in Summe an.

Auch bei deaktivierter dGPU haben die Leistungsprofile einen kleinen Einfluss auf die Leistung des Notebooks in Spielen, wie das nachfolgende Diagramm zeigt.

APU-Leistungsaufnahme (Ryzen 9 6900HS)
01836547290Watt (W) 151015202530354045505560Sekunden

5 Prozent schneller ist das ROG Zephyrus G14 mit Radeon 680M in Cyberpunk 2077, wenn es im Profil „Turbo“ betrieben wird. Logdateien verraten, dass dafür etwas höhere iGPU- und eventuell auch die höheren CPU-Taktraten verantwortlich sind. Dafür genehmigt sich die APU im Profil „Turbo“ die maximal erlaubten 80 Watt.

iGPU-Takt (Radeon 680M)
1.5001.7001.9002.1002.3002.500MHz 151015202530354045505560Sekunden

Das steht in keinem Verhältnis zur Leistungssteigerung. Um zu zeigen, zu was die Radeon 680M in der Lage ist, fanden die nachfolgenden Benchmarks nichtsdestoweniger im Profil „Turbo“ statt.

Im Vergleich zum Ryzen 9 5900HX im Asus ROG Strix G15 aus dem Vorjahr zeigen sich die von AMD versprochenen 300 MHz mehr iGPU-Takt im Turbo-Profil. Bei 45 Watt sind es rund 150 MHz mehr, als der Ryzen 9 5900HX mit 50 Watt TGP fährt.