Deutsche Telekom: Google, Netflix, Amazon und Co. sollen für Netze zahlen

Andreas Frischholz
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Deutsche Telekom: Google, Netflix, Amazon und Co. sollen für Netze zahlen
Bild: Deutsche Telekom

Die Deutsche Telekom fordert erneut, dass die großen Internetdienste Google, Facebook, Netflix, Apple, Amazon und Microsoft für die Nutzung der Netze zahlen sollen. Diese würden einen Löwenanteil des Datenverkehrs verursachen. Untermauert werden die Argumente nun mit zwei Studien.

Von einer „fairen Kostenteilung“ beim Betrieb und Ausbau der Netze würden in Europa sowohl die digitale Wirtschaft als auch der Klimaschutz profitieren, heißt es in einem Blog-Beitrag der Telekom. Im „vollem Gange“ sei mittlerweile die Debatte um die „faire Kostenaufteilung“. Gemeint sind damit die Lobby-Versuche, die seit Jahren laufen. Erst im Dezember erklärten die Vorsitzenden von 13 europäischen Telekom-Konzernen in einer Stellungnahme, die großen Internetdienste müssten sich am Netzausbau beteiligen.

Das Argument lautet stets: Während die Netzbetreiber die Netze finanzieren, monetarisieren die Internetdienste den Datenverkehr, der über die Netze läuft. Und die Telekom-Konzerne hätten keine Chance, sich angemessen zu beteiligen. Daher müssten die Regeln auf EU-Ebene angepasst werden.

Tech-Konzerne verursachen den meisten Datenverkehr

Bekräftigt werden die Forderungen in dem Blog-Beitrag nun mit zwei Studien. Eine von Frontier Economics für die Deutsche Telekom, Orange, Telefónica und Vodafone erstellte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die verkehrsbedingten Netzkosten europaweit insgesamt zwischen 36 und 40 Milliarden Euro pro Jahr liegen. Je nach Land unterscheiden sich die Werte, im Durchschnitt wären es aber zwischen 40 und 47 Euro pro Kunde im Festnetz und zwischen 43 und 46 Euro im Mobilfunk.

Wie angemerkt: Bei dieser Summe geht es ausschließlich um den Datenverkehr, die Kosten für weitere Aspekte wie den Netzausbau oder anderweitige Betriebskosten sind leider nicht enthalten. Ausgehend von dieser Studie lässt sich also nicht ermitteln, wie hoch der Anteil des Datenverkehrs an den Gesamtkosten ist.

Eine weitere Studie von Axon belegt zudem laut Telekom, dass Google, Facebook, Netflix, Apple, Amazon und Microsoft die Hälfte des Datenverkehrs verursachen. Davon würden diese wirtschaftlich besonders profitieren. „Die Marktkapitalisierung dieser sechs Unternehmen ist dreißigmal so hoch wie die der acht größten europäischen Telekommunikationsunternehmen in Summe“, heißt es im Blog. Zudem könnten die Konzerne deutlich Umsatzzuwächse verzeichnen, während Umsätze der europäischen Telekommunikationsunternehmen seit 2015 sogar um sieben Prozent gesunken seien.

Milliarden für die europäischen Netzbetreiber

Angesichts hoher Kosten für den Netzausbau sowie fallender Umsätze fordert die Telekom daher, dass die Tech-Konzerne sich beteiligen sollen. Axnon rechnet Szenarien durch, in denen Europas Netzbetreiber zehn, 20 oder 30 Milliarden Euro pro Jahr erhalten würde. Lukrativ wäre so etwas dieser Rechnung nach nicht nur für die Netzbetreiber. So könnte der Glasfaserausbau beschleunigt werden und auch die digitale Wirtschaft würde profitieren, wodurch neue Arbeitsplätze entstehen. Ebenso könnten CO2-Emissionen durch den Wandel hin zu einem klimaschonenderen Betrieb von Rechenzentren erzielt werden.

Inwieweit die Forderungen von Netzbetreibern berechtigt sind, ist seit Jahren umstritten. Kritiker merken regelmäßig an, dass etwa Streaming-Plattformen sowie datenintensive Dienste die zentralen Gründe für die Wahl eines schnellen – und damit hochpreisigen – Datentarifs sind. Ohne die Internetdienste der Tech-Konzerne wären also auch die Angebote der Netzbetreiber wesentlich uninteressanter.

Hinzu kommt, dass solche Beitragszahlungen von Internetdiensten nur schwer vereinbar mit der Netzneutralität sind. Wenn bestimmte Konzerne für den Netzzugang zahlen, könnte das zu einem Zwei-Klassen-Netz führen.

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