KBA erteilt Genehmigung: Mercedes darf in Stuttgart fahrerlos nach Level 4 parken

Nicolas La Rocco
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KBA erteilt Genehmigung: Mercedes darf in Stuttgart fahrerlos nach Level 4 parken
Bild: Mercedes-Benz

Nach einer Ausnahmegenehmigung für das Parkhaus des Mercedes-Benz Museums haben Bosch und Mercedes jetzt durch das Kraftfahrt-Bundesamt die Genehmigung für den Serienbetrieb des vollautomatisierten Parkens nach SAE-Level 4 im Parkhaus P6 am Flughafen Stuttgart erhalten. Das Auto wird am Eingang abgestellt und parkt sich selbst.

Beim sogenannten Automated Valet Parking (AVP) fährt der Fahrer mit dem Pkw in das Parkhaus, stellt das Fahrzeug in einer Drop-off-Zone ab und übergibt es per App an das Parkhaus, das wiederum über die dort verbaute Technik mit dem Auto kommuniziert und dieses vollautomatisiert und fahrerlos zu einem Parkplatz fahren lässt. In die entgegengesetzte Richtung kann der Pkw in einer Pick-up-Zone wieder abgeholt werden, nachdem das Auto auch hier vom Parkplatz bis zur Übergabe an den Besitzer vollautomatisiert nach SAE-Level 4 gefahren ist.

Fahrerloses Parken am Flughafen Stuttgart

Seit 2019 waren diese Parkvorgänge mit einer Ausnahmegenehmigung für Entwicklungsfahrzeuge bereits im Parkhaus des Stuttgarter Mercedes-Benz Museums möglich, erste Tests begannen allerdings bereits 2017. Jetzt liegt jedoch erstmals eine Genehmigung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) vor, um das Automated Valet Parking im weltweit ersten Serienbetrieb mit regulären Fahrzeugen von Endverbrauchern zu ermöglichen, die „in Kürze“ im von APCOA betriebenen Parkhaus P6 am Flughafen Stuttgart den Dienst nutzen können.

Intelligent Park Pilot kostet effektiv 3.272,50 Euro

Damit das funktioniert, muss das Fahrzeug, bei dem es sich derzeit um eine S-Klasse (kurz oder lang) oder einen EQS handeln muss, die allerdings nicht als AMG- oder Maybach-Modell vorliegen dürfen, mit dem Intelligent Park Pilot vorgerüstet sein. Dieser wird zwar grundsätzlich kostenlos von Mercedes-Benz angeboten, hat allerdings gewisse Abhängigkeiten wie das Park-Paket mit Remote-Parkfunktionen für 1.844,50 Euro und Keyless-Go mit flächenbündigen Türgriffen für 1.428,00 Euro, sodass die Gesamtkosten am Beispiel einer S 350 d Limousine effektiv bei 3.272,50 Euro liegen.

Im Detail will Mercedes-Benz den Dienst zunächst für die S-Klasse und den EQS ab dem Produktionsdatum 07.2022 anbieten. Die S-Klasse mit Produktionsdatum ab 12.2020 soll zeitnah folgen, selbiges gilt für den EQS mit Produktionsdatum ab 04.2021. Darüber hinaus heißt es im Kleingedruckten, dass sobald der Intelligent Park Pilot für das jeweilige Fahrzeug verfügbar ist, der Dienst in der Diensteverwaltung der Mercedes-me-App erscheint und zur Aktivierung bereitsteht. Für die Nutzung der App braucht es eine Mercedes-me-ID sowie die Zustimmung der Nutzungsbedingungen für die Mercedes-me-connect-Dienste und das jeweilige Fahrzeug muss mit dem Benutzerkonto verknüpft sein. „Nach Ablauf der initialen Laufzeit können die Dienste kostenpflichtig verlängert werden“, heißt es vom Hersteller, die genauen Kosten etwa pro Jahr oder Monat sind allerdings noch nicht bekannt.

So läuft das vollautomatisierte Parken ab

Für das vollautomatisierte Parken muss im Vorfeld per Mercedes-me-App ein Parkplatz reserviert werden. Am Parkhaus angekommen, lässt sich das Fahrzeug in der Drop-off-Area abstellen und der Parkvorgang in der Mercedes-me-App starten, nachdem alle Insassen ausgestiegen sind. Das Parksystem überprüft, ob der Fahrweg zum gebuchten Parkplatz frei ist und alle sonstigen technischen Voraussetzungen erfüllt sind. Ist dies der Fall, wird dem Fahrer in der App die Übernahme des Fahrzeuges durch die intelligente Infrastruktur bestätigt und er kann das Parkhaus verlassen. Von Bosch stammen die Sensoren im Parkhaus, die den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld überwachen und die Informationen für die Steuerung liefern. Das Auto setzt die Informationen der Infrastruktur in Fahrmanöver um. Auf diese Weise sollen die Pkw auch eigenständig Rampen hoch- und herunterfahren und innerhalb des Parkhauses Stockwerke wechseln können.

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