CES 2023

Infotainment: BMW OS 9 basiert auf Android – und wer das Update bekommt

Update Nicolas La Rocco
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Infotainment: BMW OS 9 basiert auf Android – und wer das Update bekommt
Bild: BMW

Die nächste Generation BMW OS, die im Laufe dieses Jahres in ersten Fahrzeugen einziehen soll, wird bei ihrem Unterbau auf Android statt Linux setzen. Den Linux-Entwicklungszweig führt BMW bis zum OS 8.5 weiter, die künftige Basis für den sukzessiven Rollout von BMW OS 9 wird aber ausschließlich Android bilden.

BMW hat zur CES 2023 in ersten Zügen das neue BMW OS 9 vorgestellt, das beim Unterbau auf Android setzt. Diesen neuen Entwicklungszweig für das Infotainment-Betriebssystem hatte BMW im letzten Jahr angekündigt und eine Umstellung zunächst für Fahrzeuge genannt, deren Bedienung Touch-fokussiert abläuft. Ein Beispiel dafür ist der 2er Active Tourer (Test), der auf den iDrive-Controller verzichtet und den Bildschirm näher am Fahrer positioniert. Anders hingegen sieht es etwa bei iX oder i7 aus, die weiterhin mit iDrive-Controller ausgestattet sind.

BMW OS 9 nutzt neuen Android App Store

Bei BMW OS 9 stellt der Hersteller auf eine für die Navigation und die Karten optimierte Benutzeroberfläche um, die mit flexiblen Touch-Layouts noch stärker in Richtung der Bedienung direkt auf dem Bildschirm optimiert wurde. Weil Android künftig die Basis bildet, können für dieses Betriebssystem entwickelte Apps vergleichsweise einfach in das Auto gebracht werden. BMW setzt dabei auf den Automotive App Store von Faurecia Aptoide. Dabei wird es sich um kuratierte Inhalte speziell für den Einsatz im Auto handeln, deren individuelle Freigabe durch BMW erfolgt. Der Automobilhersteller hat außerdem die Option, Anwendungen so in das Fahrzeug zu bringen, dass diese optisch der restlichen Benutzeroberfläche angepasst werden.

Wie welche Updates wo geplant sind

Potenziell unübersichtlich kann es beim geplanten Rollout werden, denn das neue Design und die neue Basis stehen nicht in Abhängigkeit zueinander. Auch das BMW OS 8 mit Linux-Fundament wird das neue Design erhalten, das Betriebssystem läuft dann aber nicht unter dem Namen BMW OS 9, sondern OS 8.5. Konkret ist vorgesehen, alle derzeitigen Fahrzeuge mit OS 8 auf Linux-Basis sowie der aktuellsten Head-Unit auf OS 8.5 mit derselben Linux-Basis zu bringen, die aber bereits das Design von OS 9 nutzt. Konkret ist das aber nur der i7. Diese OS-Variante soll funktional ein vergleichbares Angebot bieten, muss zwangsweise aber auf den neuen Android App Store verzichten.

Head-Units werden in laufender Produktion erneuert

Darüber hinaus sind dieses Jahr aber auch Neuvorstellungen wie der neue 5er geplant, der mit BMW OS 8.5 auf Linux-Basis auf den Markt kommen wird. Dieses Auto besitzt damit zwar das neue Design zum Launch, kann mit der Head-Unit zum Release aber nicht mehr auf OS 9 aktualisiert werden. Nachdem es bereits bei BMW OS 7 keinen Upgrade-Pfad auf OS 8 gab, ist dies von OS 8 (Linux) respektive OS 8.5 (Linux) zu OS 9 (Android) Stand jetzt ebenfalls nicht für bereits auf die Straße gebrachte Autos vorgesehen. Dass gewisse Features trotzdem noch von OS 9 zu OS 8 und 8.5 portiert werden, ist jedoch selbst nach der Einführung der neuen Version nicht ausgeschlossen.

Eine Auslieferung zunächst mit älterer Head-Unit ist zudem keinesfalls ein Ausschlusskriterium dafür, dass betroffene Modelle nicht eines Tages doch das neuere BMW OS 8.5 oder gar OS 9 nutzen können – ganz im Gegenteil. BMW will nämlich im Verlauf der Produktion ganz ohne LCI (Facelift) oder Neuvorstellung sukzessive aktualisierte Head-Units verbauen, auf denen dann auch die neuen Betriebssysteme laufen können. Das erste Beispiel dafür ist der noch junge X1 (U11), der jetzt noch mit alter Head-Unit und BMW OS 8 ausgeliefert wird, in rund zwei Monaten aber auf eine neue Head-Unit und als erstes Auto auf BMW OS 9 (Android) umgestellt werden soll. Den Anfang dieser Umstellung wird als Pilotmarkt das Vereinigte Königreich machen.

Linux bleibt für den Shared Service Layer

Linux verschwindet allerdings selbst mit OS 9 nicht gänzlich aus den Fahrzeugen von BMW, denn oberhalb der Hardware-Ebene sitzt der sogenannte Shared Service Layer (node0), der auch in Zukunft mit Linux laufen wird. Erst auf diesem Layer sitzen dann die einzelne Blöcke etwa für RSU-Upgrades, ADAS und das auf Android gewechselte Infotainmentsystem. Das Betriebssystem für die Infotainment-Applikation ist nur einer von vielen Bausteinen. BMW OS 8/8.5/9 ist nicht das eine Betriebssystem für alle Bereiche. Speziell für die Automotive-Anwendungen sind eigene exklusive Container vorgesehen.

Kein AAOS mit Google-Diensten oder vollständiges CarPlay-Cockpit

BMW hat sich ganz bewusst für die Variante von AAOS ohne Google Automotive Services (GAS) entschieden. Ein Punkt ist der Datenfluss vom Kunden respektive Auto an Google, ein anderer sind spezielle Anforderungen in Bereichen wie ADAS oder BEV, die mit der angepassten hauseigenen Umsetzung besser zu erzielen seien. Assistenzsysteme, die auf die eigenen hochauflösenden Karten zugreifen, oder Features wie die adaptive Rekuperation, die Konditionierung der Batterie oder Routenführung mit Ladestopps sind Entwicklungen, die man in der eigenen Umsetzung von AAOS behalten und nicht abfließen sehen möchte. Die Beziehungen zu Google seien dennoch hervorragend, erklärte BMW in Las Vegas. Zum Beispiel kommt für die Demonstration des neuen Android Auto ein i7 zum Einsatz.

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004 (Bild: BMW)

Aber nicht nur die Google Automotive Services sind „out of scope“ für BMW, auch das zur WWDC letzten Sommer gezeigte, deutlich erweiterte Apple CarPlay, das das gesamte Cockpit inklusive des Kombiinstruments übernehmen kann, wird es bei BMW nicht geben. Diese Version beiße sich mit den Vorhaben, die BMW mit der übernächsten Generation Infotainment geplant habe, auf die das Konzeptfahrzeug i Vision Dee einen Vorgeschmack gibt. 2025 soll bei der Neuen Klasse ein Head-up-Display angeboten werden, das sich über die gesamte Breite der Windschutzscheibe streckt. Zur Messe in Las Vegas konnte sich die Redaktion die Umsetzung in der Studie ansehen.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Las Vegas erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.

Update

BMW hat heute die zur CES noch in Einzelgesprächen geteilte Information, dass zuerst der X1 in Großbritannien das neue BMW Operating System 9 erhalten wird, noch einmal bestätigt. Demnach handelt es sich um ein Pilotphase, die zum zweiten Quartal dieses Jahres beginnen soll. Das neue Betriebssystem soll ein erweitertes Angebot an Apps, eine optimierte Touch-Bedienung und häufigere Updates ermöglichen. Im Verlauf des Jahres seien zusätzliche Modelle der Kompaktklasse für weitere Länder mit OS 9 geplant.

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