Krisenmodus: Kleine Auftragsfertiger haben große Probleme

Volker Rißka
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Krisenmodus: Kleine Auftragsfertiger haben große Probleme
Bild: VIS

Chip-Auftragsfertiger in der zweiten Reihe hinter den Branchenriesen haben in der aktuellen Krise große Absatzprobleme. Am Beispiel der Vanguard International Semiconductor Corp. (VIS) aus Taiwan wird deutlich, dass der Absatz zuletzt extrem eingebrochen ist und das erste Quartal dieses Jahres keine Besserung bringen wird.

VIS ist ein kleiner Auftragsfertiger aus Taiwan, der vornehmlich ICs für Displays und vor allem Power-Management-Chips produziert, letztere machen 78 Prozent des Umsatzes aus. Um fast 30 Prozent brach der Umsatz des Unternehmens im 4. Quartal 2022 gegenüber dem 3. Quartal ein, das bereits 13 Prozent unter dem 2. Quartal lag. Doch der Ausblick ist noch eine Nummer schlechter. Vanguard ist dabei ehrlich, greift nicht wie andere Firmen direkt nach den Sternen und verspricht rasantes Wachstum ab Mitte des Jahres. Die Lage seit dafür schlichtweg noch zu unsicher, erklärte der Chairman.

The first quarter should be the coolest season as indicated by macroeconomy and customers’ expectations. That will be followed by a gradual recovery, but we are not clear how fast the recovery will be

Einblick in einen kleinen Auftragsfertiger

VIS gibt dabei detaillierte Zahlen an, die dem Stil von TSMCs Quartalsbericht gleichen. Nicht nur wird der Umsatz nach Technologiestufe und Plattform aufgelistet, auch gibt der Hersteller Einblick in die Anzahl der gefertigten Wafer (PDF-Dokument). Und dort zeigte sich im vierten Quartal dramatisches: Statt von über 752.000 Wafern und damit nahe dem Maximum im Quartal vor einem Jahr ist die Produktion auf 442.000 Wafer im vierten Quartal 2022 gefallen, die Vanguard in fünf Fabriken in Taiwan und Singapur verarbeitet hat. Interessant dabei ist, dass ausgerechnet die modernsten Prozesse am stärksten eingebrochen sind, die älteren Lösungen rund um 250 nm, 350 nm oder gar 500 nm blieben am Umsatzanteil nahezu konstant.

Und auch hier ist die Talsohle noch nicht erreicht, erklärt der Hersteller. Die Auslastung der Fabriken soll in diesem Quartal noch einmal um zehn Prozent zurückgehen, berichtet Taipei Times. Dann wäre fast ein Wert erreicht, der einer Halbierung des maximalen Ausstoßes entsprechend würde; der lag in der Spitze im Jahr 2022 bei 773.000 Wafern.

Vanguard kürzt aufgrund der schwachen Zahlen seine Ausgaben, statt 19,5 Milliarden New Taiwan Dollar sollen in diesem Jahr nur rund 10 Milliarden New Taiwan Dollar investiert werden. Am Großprojekt, dem Ausbau der Fab 5, wird jedoch festgehalten, Langzeitverträge verlassen sich auf diese zusätzliche Kapazität für die Zukunft. Diese Baustelle soll zudem die letzte für eine 200-mm-Wafer-Fabrik sein, es sei zunehmend ineffizient diese zu bauen.

Ein neues 300-mm-Wafer-Werk wird evaluiert, die aktuellen Umstände dürften eine schnelle Entscheidung aber nicht begünstigen. Bei lediglich rund 250 Millionen Euro erwarteten Umsatz im ersten Quartal (8 Milliarden New Taiwan Dollar) dürfte dies zu stemmen aktuell auch eine finanziell zu große Nummer sein.

Taiwan kassiert Exportprognosen ein

Taiwans Wirtschaft ist in großem Maße abhängig von der Halbleiterindustrie und dem Export der Produkte. Heute bekanntgegebene Prognosen zeigen auch hier deutlich nach unten, der Export soll gegenüber früheren Schätzungen nun deutlich ins Minus einbrechen, die Inflation leicht steigen.