VW ID.7: Weltpremiere der Elektro-Limousine mit 700 km Reichweite

Update Frank Hüber
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VW ID.7: Weltpremiere der Elektro-Limousine mit 700 km Reichweite
Bild: Volkswagen

Nachdem VW den neuen ID.7 auf der CES 2023 in Las Vegas Anfang des Jahres noch mit einer speziellen, mehrschichtigen, interaktiven Lackierung mit Elektrolumineszenz gezeigt und nur ein paar weitere Details verraten hatte, folgt heute zur offiziellen Weltpremiere der Elektro-Limousine die Enthüllung des Fahrzeugs ohne Tarnfolie.

ID.7 Pro und ID.7 Pro S

Der neue ID.7 wird als elektrische Reiselimousine ab Herbst 2023 zuerst in Europa und China starten. Nordamerika soll dann im nächsten Jahr folgen. Für Deutschland und Nordamerika wird der ID.7 im deutschen Werk in Emden gebaut. Einen finalen Preis des ID.7 nennt VW heute aber noch nicht, der Einstiegspreis könnte jedoch bei rund 60.000 Euro liegen. VW soll zudem im nächsten Jahr noch einen elektrischen Kombi auf Basis des ID.7 als VW ID.7 Tourer vorstellen.

Bereits bekannt war, dass das ID-Topmodell eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern (WLTP) aufweist. Hierfür wird in der Modellvariante ID.7 Pro S eine 86-kWh-Batterie (netto) mit 200 kW DC-Ladeleistung verbaut. Das Modell ID.7 Pro verfügt hingegen über eine 77-kWh-Batterie (netto) mit 170 kW DC-Ladeleistung, was in einer Reichweite von bis zu 615 Kilometern resultieren soll. Zunächst wird es diese beiden Varianten geben, wobei der Pro S nach dem Pro starten wird. Die Schräghecklimousine kommt auf einen cw-Wert von 0,23.

Fast 5 Meter mit 286 PS und 180 km/h

Der 4,96 Meter lange und mit einem Radstand von 2,97 m ausgestattete ID.7 bietet 286 PS (210 kW) mit 545 Newtonmeter Drehmoment an der Hinterachse und ist auf eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h begrenzt. Ein weiteres Modell mit zwei Elektromotoren und voraussichtlich 340 PS (250 kW) könnte im Sommer 2024 folgen. Der ID.7 überragt damit selbst den VW Arteon um 10 cm und den aktuellen Passat um fast 20 cm. VW bewirbt den Antrieb mit einer höheren Effizienz und besseren Thermik. So soll der Rotor über stärkere und thermisch höher belastbare Permanent-Magnete verfügen, der weiterentwickelte Stator eine größere effektive Windungszahl sowie einen Wasserkühlmantel für die Statoraußenseite und eine neue, kombinierte Öl- und Wasserkühlung für eine ebenfalls höhere thermische Stabilität bieten und ein neuer Pulswechselrichter zum Einsatz kommen.

Der ID.7 ist 1,54 m hoch und ohne Außenspiegel 1,86 m breit. Das Heck besitzt wie die Front die von den anderen ID-Modellen bekannte LED-Querspange. Der mittlere Bereich der LED-Leiste ist weiß und wechselt erst bei aktiviertem Licht ins Rot.

AR-Head-up-Display serienmäßig

Das beim ID.7 serienmäßige AR-Head-up-Display sorgt dafür, dass die klassischen Instrumente fast völlig entfallen und VW das Cockpit reduzieren konnte, anstatt es am Basismodell und somit den Instrumenten auszurichten. Das AR-Head-up-Display projiziert Details wie die Geschwindigkeit in den Nahbereich rund 3,5 Meter vor den Fahrer und interaktive Hinweise wie Abbiegepfeile virtuell in die reale Welt vor den ID.7 im Stile der Augmented Reality. Erstmals sind diese angezeigten Informationen auch über das Multifunktionslenkrad einstellbar. Das digitale Kombiinstrument zeigt hingegen in erster Linie die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen wie die Geschwindigkeit und etwaige Warnmeldungen an. Für das Infotainment und die Klimasteuerung dient ein 15 Zoll großer, freistehender Bildschirm in der Mitte.

Aufseiten der Software soll zum Marktstart wahrscheinlich bereits die ID.Software 4.0 zum Einsatz kommen, während aktuelle Modelle wie der ID. Buzz (Test) maximal mit Version 3.2 ausgestattet sind. Auf den Vorführfahrzeugen des neuen ID.3 war zuletzt die ID.Software 3.5 installiert.

Sitze mit Klimatisierung und Massage und blickdichtes Glasdach per Sprache

Den Ansprüchen an eine Reiselimousine möchte VW auch mit neuen Sitzen gerecht werden, die vorne optional eine Klimatisierung und Massagefunktion in den Rückenlehnen bieten. Im Automatikmodus erkennen Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren in den Sitzen den Kühl- und/oder Heizbedarf und regeln die Klimatisierung entsprechend. Darüber hinaus können drei Sondermodi gewählt werden: maximales Heizen, maximale Belüftung oder maximales Trocknen. Je nach gewählter Version lassen sie sich zudem über bis zu 14 Wege elektrisch einstellen (ergoActive-Sitze).

Auf Wunsch kann der ID.7 mit einem neuen Panoramadach namens „Smart Glas“ bestellt werden, dessen PDLC-Schicht (Polymer Dispersed Liquid Crystal) elektronisch blickdicht oder klar geschaltet werden kann. Die elektronische PDLC-Schicht wird beim blickdichten Zustand spannungsfrei geschaltet. Dadurch ordnen sich die Kristalle in der Schicht so an, dass das Glas blickdicht wird. Sobald hingegen eine elektrische Spannung auf die Schicht gelegt wird, sortieren sich die Kristalle so, dass wieder Licht durchdringen kann. Das bislang von den Panoramadächern bekannte Sonnenrollo entfällt. Auch diese Funktion lässt sich wie beispielsweise das Ambientelicht, die Lenkradheizung und die Fahrprofilauswahl per Sprachbefehl bedienen.

Weiterentwickelte Assistenzsysteme im ID.7

Auch der ID.7 verfügt über Assistenzsysteme wie den „Travel Assist“ mit Schwarmdaten, der bei Bedarf auf der Schnellstraße ab 90 km/h die Quer- und Längsführung übernimmt. Auf Wunsch unterstützt der ID.7 per „Travel Assist“ auch den assistierten Spurwechsel auf der Autobahn. Weiterentwickelt wurde dabei zum Beispiel die adaptive Spurmittenführung: War der optionale Travel Assist bislang auf mindestens eine sichtbare Spurbegrenzung für die Querführung angewiesen, reichen dem System nun Merkmale wie Bordsteine. Neu ist darüber hinaus die Fusion der Fahrzeugdaten mit sogenannten Schwarmdaten anderer Autos.

Das Parken kann der ID.7 auf drei verschiedene Arten über den Park Assist Pro mit Memory-Funktion über eine Distanz von bis zu 50 Metern selbständig erledigen – eine Weiterentwicklung des Park Assist Plus des ID.5 (Test). Der Fahrer sitzt dabei im ID.7 oder überwacht den Parkvorgang per Smartphone-App von außen und muss nicht selbst im Fahrzeug sitzen. Auch das selbständige Ausparken ist möglich – in diesem Fall über eine Distanz von bis zu 25 Metern. Der Standardmodus des Parkassistenten ist ein auch aus anderen Volkswagen bekanntes System. Er ermöglicht das assistierte Aus- und Einparken in längs oder quer zur Fahrtrichtung angeordnete Parklücken.

VW hatte zuvor bereits Details zur neuen Klimatisierung des ID.7 bekannt gegeben, die unter anderem wedelnde Luftauslässe und eine Reaktion auf die Umgebung bietet.

ID.7 bietet neuartige Klimatisierung

An den meist negativen Rückmeldungen der Kunden kam auch Volkswagen bei der Entwicklung des ID.7 nicht vorbei: die Touch-Slider unter dem Display sind fast allen Käufern ein Dorn im Auge. Auch wenn VW beim ID.7 weiterhin an den unbeliebten Touch-Slidern festhält, die erst mit dem ID.2 wieder abgeschafft werden, sind diese nun immerhin beleuchtet. Dass die Oberklasse-Limousine noch mit den Slidern ausgestattet ist, während bereits eine Studie eines eigenen Kleinwagens, der weniger als 25.000 Euro kosten soll, wieder auf Tasten setzt, zeigt jedoch, wie lang es in der Automobilbranche weiterhin dauert, solche von der Kundschaft abgelehnten Designentscheidungen rückgängig zu machen.

Die beleuchteten Touch-Slider sind ebenso wie das Augmented-Reality-Head-up-Display, das Infotainment-Display und eine neue, in die erste Ebene des Infotainment Systems integrierte Bedienung der Klimatisierung beim ID.7 serienmäßig.

Wird der Fahrer erkannt, wird gekühlt oder geheizt

Im Bereich der Klimatisierung wartet der ID.7 nicht nur bei den Ausströmern mit Neuerungen auf. Erkennt der ID.7 den sich nähernden Fahrer anhand seines Schlüssels, wird an heißen Sommertagen bereits mit der Kühlung des Innenraums beziehungsweise an kalten Tagen mit dessen Erwärmung begonnen, bevor der Fahrer in den ID.7 einsteigt.

Luftauslässe wedeln und verteilen die Luft

Die neu konzipierten Luftauslässe, „Smart Air Vents“, steuern dabei den Luftstrom und wedeln dynamisch, um schnellstmöglich die Luft großflächig zu verteilen. Die Luft wird so nicht mehr fest in die eingestellte Richtung der Lamellen der Luftauslässe geblasen, sondern die Richtung ändert sich über elektrische Motoren in den „Smart Air Vents“, die digital gesteuert werden.

Die Klimatisierung reagiert auf die Umgebung

Sitzen die Passagiere im Auto, kann die Lüftung wahlweise direkt auf den Körper zielen oder den Innenraum indirekt belüften. Diese Funktionen sind auf dem Display in der ersten Ebene immer sichtbar, aktivierbar und können zudem individuell je nach Nutzer gespeichert werden. Bei der automatischen Kühlung soll auch die Sonneneinstrahlung erfasst und für die Positionierung der Luftauslässe berücksichtigt werden, um eine bestmögliche Kühlung zu erreichen. Weitere Einstellungen können auch per Sprache angepasst werden. Der Sprachbefehl „Hallo Volkswagen, meine Hände sind kalt!“ führt im ID.7 beispielsweise dazu, dass die Lenkradheizung aktiviert wird. Zusätzlich werden die Luftauslässe automatisch so ausgerichtet, dass gezielt warme Luft zu den Händen strömt.

Update

Anbei sind noch ein paar Eindrücke von der Vorstellung des ID.7 in Berlin in Bildern festgehalten. Wie erwartet bietet das Fahrzeug auch im Fond sehr viel Platz. Die große Heckklappe benötigt diesen für ein vollständiges Öffnen allerdings nach oben ebenfalls, wobei dies wie üblich limitiert werden kann, was den Platz darunter begrenzt. Unter dem doppelten Kofferraumboden befindet sich noch ein kleines Staufach. Die Front bietet hingegen keinen zusätzlichen Stauraum.