Snapdragon X Elite: Qualcomm will vor allem Intel plattmachen

Nicolas La Rocco
122 Kommentare
Snapdragon X Elite: Qualcomm will vor allem Intel plattmachen

Knapp zwei Monate vor dem Start der Computex und dem für „Mid 2024“ angesetzten Launch erster Systeme mit Snapdragon X Elite lässt Qualcomm erneut die Muskeln spielen und zeigt sich in Benchmarks und bei Akkulaufzeiten überlegen gegenüber AMD, Apple und vor allem Intel. Aufseiten der Software bereitet Microsoft etwas vor.

Zur Mitte dieses Jahres sollen erste Notebooks mit dem Snapdragon X Elite auf den Markt kommen. Das hatte Qualcomm bereits zum eigenen Snapdragon Summit letzten Herbst in Aussicht gestellt, als der mit eigenen Oryon-Kernen auf Basis der Arm-Architektur laufende Prozessor erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Damals waren noch AMD Phoenix alias Ryzen 7040, Apple M2 und Intel Raptor Lake-U, -P und -H die von Qualcomm auserkorenen Gegner, die in den vom Hersteller ausgewählten CPU- und GPU-Benchmarks sowohl bei Leistung als auch Effizienz geschlagen wurden.

Qualcomms Mitbewerber haben nachgelegt

Seitdem hat sich allerdings einiges geändert: AMD hat Hawk Point alias Ryzen 8040 auf den Markt gebracht, wenngleich es sich dabei nur um einen Refresh mit primär mehr AI-Leistung handelt, Apple ist zum M3, M3 Pro und M3 Max (Test) gewechselt, und bei Intel hat Meteor Lake (Test) die älteren Raptor-Lake-Chips im Notebook abgelöst. Zeit also für Qualcomm, erneut mit eigenen Benchmarks zu demonstrieren, dass man weiterhin die Oberhand behält. Im Rahmen eines Events in London hat Qualcomm jetzt aber auch Akkulaufzeiten im Vergleich zu Intel präsentiert, die durch die Bank deutlich länger ausfallen sollen.

Snapdragon X Elite schlägt Apple M3 im Geekbench MT

Zunächst aber ein Blick auf Leistung und Effizienz anhand der von Qualcomm zur Verfügung gestellten Ergebnisse. Mit dem Apple M3 hat sich Qualcomm zur Veranstaltung ausschließlich in Bezug auf die Leistung im Geekbench 6.2 Multi-Thread verglichen: Hier stehen 15.610 Punkte des Snapdragon X Elite 12.154 Punkten des Apple M3 gegenüber. Ein Vorteil von 28 Prozent zugunsten von Qualcomm. Diese Angaben kann ComputerBase anhand eigener Benchmarks mit dem Snapdragon X Elite und Apple M3 bestätigen. Einen Single-Thread-Messwert blieb Qualcomm schuldig, allerdings hat die Redaktion auch hier eigene Messwerte: 3.102 Punkte für den Apple M3 und 2.886 Punkte für den Snapdragon X Elite. Warum Qualcomm sich bei der Präsentation auf das Multi-Thread-Ergebnis fokussierte, dürfte damit klar sein.

Geekbench 6.2 Multi-Thread: Vergleich mit Apple M3
Geekbench 6.2 Multi-Thread: Vergleich mit Apple M3 (Bild: Qualcomm)

Intel ist der primär auserkorene Gegner

Angaben auch zur Effizienz machte Qualcomm in erster Linie im Vergleich zum Intel Core Ultra 7 155H und Core Ultra 9 185H. Ein AMD Ryzen 9 7940HS war zwar ebenfalls in den Diagrammen vertreten und ebenso dem Snapdragon X Elite unterlegen, die konkreten Zahlen linksseitig des Diagramms beziehen sich aber ausschließlich auf Intel. Apples M3-Familie und AMD Ryzen 8040 kamen in diesen Diagrammen nicht vor. Konkret gab Qualcomm für den Snapdragon X Elite folgende Vorteile gegenüber Intel an:

  • Geekbench 6.2 Single-Thread: 54 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 7 155H bei 65 Prozent weniger Verbrauch.
  • Geekbench 6.2 Multi-Thread: 52 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 7 155H bei 60 Prozent weniger Verbrauch.
  • Geekbench 6.2 Single-Thread: 51 Prozent schneller als der Core Ultra 9 185H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 9 185H bei 65 Prozent weniger Verbrauch.
  • Geekbench 6.2 Multi-Thread: 41 Prozent schneller als der Core Ultra 9 185H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 9 185H bei 58 Prozent weniger Verbrauch.
  • 3DMark Wild Life Extreme: 36 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 7 155H bei 50 Prozent weniger Verbrauch.

Qualcomm will mit langen Akkulaufzeiten punkten

Die höhere Effizienz des Snapdragon X Elite im Vergleich zu Intel soll laut Qualcomm in deutlich längeren Akkulaufzeiten resultieren. Verglichen wurde ein Referenzgerät von Qualcomm mit Snapdragon X Elite mit einem Asus Zenbook 14 OLED (UX3405) mit Intel Core Ultra 7 155H mit jeweils gleich groß dimensioniertem Akku (75 Wh). Gezeigt wurde die Relation der beiden Prozessoren zueinander, jedoch keine absoluten Laufzeiten in Stunden und Minuten. Qualcomm wirbt mit folgendem Vorsprung gegenüber Intel:

  • Office 365 Apps: 40 Prozent längere Laufzeit als mit Core Ultra 7 155H
  • Lokale Videowiedergabe: 43 Prozent längere Laufzeit als mit Core Ultra 7 155H
  • Web-Browsing: 58 Prozent längere Laufzeit als mit Core Ultra 7 155H
  • YouTube-Streaming: 89 Prozent längere Laufzeit als mit Core Ultra 7 155H
  • Teams Video-Call: Mehr als die doppelte Laufzeit als mit Core Ultra 7 155H
Akkulaufzeiten im Vergleich mit Vergleich mit Intel Core Ultra 7 155H
Akkulaufzeiten im Vergleich mit Vergleich mit Intel Core Ultra 7 155H (Bild: Qualcomm)

Apps sollen schneller starten

Auch Apps sollen unter Windows 11 mit dem Snapdragon X Elite teils deutlich schneller starten als bei einem Notebook mit Core Ultra 7 155H. Die Spanne reicht von einem kleineren Vorteil von 7 Prozent für 7-Zip bis zu einer klaren Überlegenheit von 69 Prozent bei Spotify. Adobe Photoshop soll 11 Prozent, Lightroom 16 Prozent und Teams 38 Prozent schneller starten. Für Webex gibt Qualcomm einen Vorteil von 33 Prozent und für Steam von 39 Prozent an, bei WinRAR und Firefox sind es 61 respektive 62 Prozent zugunsten des Snapdragon X Elite.

App-Starts im Vergleich mit Vergleich mit Intel Core Ultra 7 155H
App-Starts im Vergleich mit Vergleich mit Intel Core Ultra 7 155H (Bild: Qualcomm)

Das App-Ökosystem sei besser aufgestellt

Auch im Frühjahr 2024 scheint die Hardware damit das zu halten, was von Qualcomm vor rund einem halben Jahr ziemlich selbstsicher und großspurig versprochen wurde, als noch andere Chip-Generationen die Gegner waren. Aber wie wird es um die Software zum Launch bestellt sein? Teil der Präsentation in London war auch Software, die nach dem Prinzip „It just works“ auf künftigen Systemen laufen soll. Dazu zählen allerlei Office-, Social-Media-, Entertainment-, Creative- und Enterprise-Apps, wie dem nachfolgenden Bild entnommen werden kann. Nicht bei jeder aufgezählten Anwendung handelt es sich allerdings um eine native Arm-App, auch emulierte Software ist auf der Folie zu sehen, die Qualcomm zufolge aber ebenso reibungslos auf den Systemen laufen soll.

Diese Apps sollen laut Qualcomm reibungslos laufen
Diese Apps sollen laut Qualcomm reibungslos laufen (Bild: Qualcomm)

Chrome in nativer Arm-Version verfügbar

In die Karten spielt Qualcomm insbesondere, dass seit kurzem der weltweit beliebteste Browser Chrome endlich in einer nativen Variante für Windows on Arm angeboten wird. Im Vergleich zur bislang emulierten Version bringt die native App einen signifikanten Geschwindigkeitsvorteil mit sich, sodass es Qualcomm in dieser App jetzt erstmals auch mit dem Core Ultra 7 155H aufnehmen und diesen sogar schlagen kann. Aber auch beim Windows-eigenen Edge und Brave Browser soll der Snapdragon X Elite deutlich mehr Leistung liefern.

  • Chrome mit Speedometer 2.1: 20 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H
  • Edge mit Speedometer 2.1: 57 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H
  • Brave mit Speedometer 2.1: 15 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H
Browser-Benchmarks im Vergleich mit Vergleich mit Intel Core Ultra 7 155H
Browser-Benchmarks im Vergleich mit Vergleich mit Intel Core Ultra 7 155H (Bild: Qualcomm)

Microsoft plant „Next Generation of Windows on Arm“

Um die neue Arm-Hardware noch besser nutzen zu können, werden aber nicht nur mehr native Arm-Apps benötigt, es braucht mit Windows on Arm ein solides Fundament. Für die vom 21. bis 23. Mai angesetzte Entwicklerkonferenz Build hat Microsoft jetzt die geplanten Sessions bekanntgegeben, zu der auch eine mit dem Titel „Introducing the Next Generation of Windows on Arm“ zählt. Angesichts der Gerüchte, dass auch Microsoft selbst neue Surface-Produkte auf Basis des Snapdragon X Elite planen soll, ist es nur im Eigeninteresse von Microsoft für eine solide Basis zu sorgen. In der Session soll es um Windows-Apps gehen, die die NPU eines Arm-Chips nutzen können, aber auch neue Runtimes und Tools für Entwickler werden gezeigt. Entwickler sollen mit einer neu entdeckten Vision zum Potenzial der Plattform aus der Session gehen.

The Windows on Arm platform is bringing industry leading performance and experiences to applications. Learn about the exciting new experiences for Arm-powered Windows this year, such as intelligent Windows apps that leverage rich capabilities of the NPU. Get the inside scoop on what Microsoft and our partners have been doing for developers with runtimes, tooling and infrastructure for Arm. Leave this session feeling inspired, with a newfound vision for the platform’s potential.

Microsoft

Intel Lunar Lake wird gegenhalten (müssen)

Aktuell wird davon ausgegangen, dass Intel „Lunar Lake“, eine CPU-Architektur mit DRAM auf dem Package, im Umfeld der Computex und damit in direkter Konkurrenz zu Qualcomm vorstellen wird. Insbesondere in Sachen Effizienz soll Lunar Lake noch einmal deutlich zulegen.

Lunar Lake in der Hand von Michelle Johnston Holthaus
Lunar Lake in der Hand von Michelle Johnston Holthaus

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in London erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und eine Hotelübernachtung wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.