80 % Teilzeit

Nilson

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Hallo zusammen,

Mir schwirrt schon seit ein paar Wochen etwas im Kopf herum bei dem ich mich gerne mal mit euch austauschen würde. Hier sind ja viele Gleichgesinnte unterwegs, die sich ggf. schon mal die gleichen Gedanken gemacht haben.
Das Thema ist Teilzeit, genauer 80 % Teilzeit, also die Vier-Tage-Woche.

Die letzten zwei Jahre waren bei mir im Job durch Unterauslastung geprägt, primär Mehrzeitabbau aber auch ein paar Tage Kurzarbeit.
Dabei habe ich gemerkt, wie angenehm es doch ist, so viel frei zu haben ;)
Jetzt geht die Auslastung zwar langsam wieder auf normal zurück, aber man hat sich schon irgendwie daran gewöhnt.

Über den Tarfif-Vertrag haben wir die Möglichkeit, auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren, was bei meinem aktuellen 35 Stunden Vertrag also 80 % entsprechen würde oder eben ein Tag mehr frei.

Klar bedeutet das finanzielle Einbußen, ich lebe aber recht sparsam und verdiene als Ingenieur überdurchschnittlich (IG-Metall BW mit EG14 als Basis), und primär würde meine Sparrate sinken. In den letzten Jahren habe ich ordentlich was angespart und langsam frage ich mich, wofür ich überhaupt spare (Außer wie ein Drache auf dem Vermögen zu liegen;)). Ich wohne günstig zur Miete und eine Immobile ist vorerst nicht geplant.

Daher bin ich echt dazu geneigt das zu machen.

Habt ihr euch auch schon mal Gedanken dazu gemacht? Was war euer für und wieder?
 
Die Rente war ein Pro-Grund dagegen es zu tun.
 
EG14 bei einem 35h Vertrag ist ja jetzt nicht gerade so überdurchschnittlich viel für einen Ingenieur? Zumal noch in BW (klar, ist jetzt nicht bayerisches Niveau aber dennoch recht teuer).
Ich persönlich würde erstmal versuchen, noch auf EG16 zu kommen. Das sind dann in der Basis schon mal mindestens ~400€ mehr/ Monat.
Ansonsten stimme ich dir voll zu. Wieso unnötig mehr arbeiten ohne das Geld überhaupt auszugeben? Bzgl Rente wirst du ja sicherlich auch noch eine extra "Versicherung" durch die Firma haben (ist zumindest für IGM Unternehmen üblich).
Also wie gesagt: Erst noch EG Stufe optimieren, dann kannst einen Gang zurück schalten (28h).
 
Bei mir war nicht Corona der Auslöser, doch ich habe deine Gedanken vor einigen Jahren geteilt, bin den beschriebenen Weg gegangen und bisher habe ich es nicht bereut.

Mit A13 dürfte unser (Netto-)Einkommen ca. vergleichbar sein. Vor zwei Jahren habe ich mir ein Jahr den "Luxus" gegönnt und habe nur 65% in Teilzeit gearbeitet. Das war wirklich etwas wenig Arbeit. Also habe ich nach diesem einen Jahr aufgestockt auf 75% und sehe mich auch längerfristig in dem Bereich von ~75-80% Teilzeit.

Mein normales Leben führe ich exakt weiter wie zuvor und lediglich das "Sparen" kommt kürzer - ist aber weiterhin vorhanden. Auch eine Immobilie mit meiner Lebensgefährtin ist drin - aber es eilt nicht, da wir sensationell günstig zur Miete wohnen.

Wenn du die Möglichkeit: Probiere es 1 Jahr lang aus und evaluiere es dann!

Rente (bzw. Pension) ist natürlich eine Sache. Aber da sehe ich die potentiell abbezahlte selbst genutzte Immobilie als die beste Altersversorge. Ein Contra-Punkt wäre die "Karriere". In Teilzeit wird das eher schwierig. Das sagte mir mein Chef in dem damaligen Personalentwicklungsgespräch vor meinem Teileitantrag.
 
Nilson schrieb:
Habt ihr euch auch schon mal Gedanken dazu gemacht? Was war euer für und wieder?
Kollege von mir hat das für 1y ausprobiert und hat nur positiv davon berichtet. Langes Wochenende entstresst wohl ziemlich. Hat ihm gesundheitlich definitiv gut getan, aber da bei ihm noch Kinder zu versorgen sind ist er wieder auf 100%. Ich denke ohne wäre er dabei geblieben.
 
Danke schonmal für die ganzen Beiträge
RitterderRunde schrieb:
Die Rente war ein Pro-Grund dagegen es zu tun.
Bis dahin sind es noch 38 Jahre, dann gibts eh kein Rente mehr :D
vaju schrieb:
EG14 bei einem 35h Vertrag ist ja jetzt nicht gerade so überdurchschnittlich viel für einen Ingenieur?
Ich meinte eher am deutschen Median-Einkommen. Zu dem Grundeinkommen (das ich zur Berechnung meiner Lebenshaltungskosten nutze) kommen ja noch Leistungszulage, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie wie Mehrarbeitszuschläge. Die letzten Jahre war ich immer so rund um 85k-90k Brutto.
vaju schrieb:
Bzgl Rente wirst du ja sicherlich auch noch eine extra "Versicherung"
Das auch. Primär hab ich privat auf Aktien/ETFs gesetzt. Aktuell knapp sechsstellig im Depot.
act_ schrieb:
Mein normales Leben führe ich exakt weiter wie zuvor und lediglich das "Sparen" kommt kürzer
Hört sich nach mir an. Aktuell hab ich eine Sparleitung von rund 1300 € im Monat. 80 % Teilzeit wären 620 € weniger Netto im Monat. Also "nur" noch 700 € sparen.
act_ schrieb:
Ein Contra-Punkt wäre die "Karriere".
Die wollte ich eh nie machen.
cartridge_case schrieb:
Hättest du die Möglichkeit täglich 8,75 Stunden zu arbeiten? Dann wäre auch ein Tag frei.
Klar, Gleitzeit aufbauen geht immer. Mach ich zum Teil jetzt schon so (Mo-Do je ne Stunde mehr, dafür Freitag nach dem Mittagessen heim).
Aber das schriftlich zu haben, dass mich Freitags keiner erreichen kann ohne jedes mal beantragen oder die Stunden im Vorhinein leisten zu müssen wäre noch besser ;)
 
Man soll machen was einen Spaß macht!
Wenn es finanziell für dich kein Problem ist Feuer frei.

Da ich viel Reise (beruflich), sonst im home Office sehr freie Zeiteinteilung habe, wäre der einzige Unterschied bei einer Reduzierung weniger Geld zu haben, wenn ich nur 4 Tage arbeiten will die Woche und das sich mit den aktuellen Aufgaben ausgeht, ja dann kann ich dies einfach machen.

Wenn man nicht in dieser glücklichen Position ist oder gar täglich ins Büro fahren muss und dort mittels Zeiterfassung eine Zeit x leisten muss, gewinnt eine Stunden Reduzierung natürlich an Reiz.
 
Es soll ja auch eine Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und der Lebenserwartung geben. Vielleicht bekommst du dadurch zwar weniger Rente pro Monat, dafür länger, dann gleicht sich das schon wieder aus.
 
Ich kann als Erzieher im Schichtdienst von solchen Gehältern nur träumen und selbst ich schaue gerade, dass ich wenigstens für ein paar Monate mit den Stunden runterkomme.

Von dem was du schreibst (mit der beruflichen Position zufrieden, ordentlich Rücklagen) sehe ich nicht, was dagegen spricht.

Ich weiß nicht, ob das für deine Branche auch gilt aber es gibt "Brückenteilzeit". Da reduziert man für mindestens 1 Jahr seine Stunden und bespricht anschließend, ob man dabei bleibt, oder wieder aufstocken will.
 
Ich würde eher ein Langzeitkonto machen und dann mal deutlich länger am Stück "urlaub" machen.
 
Nilson schrieb:
Bis dahin sind es noch 38 Jahre, dann gibts eh kein Rente mehr
Wenn Du, auch bei dem langen Zeitraum, nicht damit rechnest, wird alles eine Spekulation auf den Aktienmarkt in Kombination mit der Inflation.

Nilson schrieb:
Mehrarbeitszuschläge.
Das wäre das erste was ich versuchen würde, zu reduzieren bzw. nahezu auf 0 zu fahren.

Bei dem Zeithorizont würde ich allenfalls überlegen, wie einfach oder schwer es ist, wieder auf 100% zurück zu gehen (falls Du überhaupt vor hast, langfristig bei dieser Firma zu bleiben). Ich konnte in dem Alter noch nicht abschätzen, wie sich mein Leben entwickeln würde.

Nilson schrieb:
was bei meinem aktuellen 35 Stunden Vertrag also 80 % entsprechen würde oder eben ein Tag mehr frei.
Wenn das bei Dir auf die 4-Tage Woche hinaus läuft (und nicht auf weniger Stunden an 5 Tagen) und Du auch nur noch Arbeit für 4 Tage leisten musst, mag es passen. Ich kenne das bei uns eher von Kolleginnen, die auf <30h reduziert haben, offiziell 5,x h/Tag arbeiten aber, da sie parallel beruflich Aufstiegswünsche verfolgen, in der Zeit oft fast soviel leisten wie Kollegen mit einem 7-8h Arbeitstag.

Nilson schrieb:
langsam frage ich mich, wofür ich überhaupt spare
Wenn Du Dich das in Deinen jungen Jahren schon fragst.

Nilson schrieb:
Habt ihr euch auch schon mal Gedanken dazu gemacht? Was war euer für und wieder?
In Deinem Alter noch nicht. Und das nicht nur, weil ich da noch keine 100k auf dem Konto hatte.

Mittlerweile (offizieller Rentenbeginn in gut 15 Jahren) bin ich sehr froh, dass ich bisher bei den 40h/Woche geblieben bin, obwohl ich seit 10 Jahren den Gegewert von 2,5h/Woche nur auf meinem Langzeitkonto sehe.

Für mich ist die Aussicht, gut 4 Jahre früher ohne Netto-Abzüge mit dem Arbeiten aufzuhören (und damit insg. >6 Jahre früher in Vorruhestand zu gehen), bedeutend attraktiver wie meine Wochenarbeitszeit zu reduzieren. Reduziere ich dann auf 70% des Nettos, sind es nochmal ca. 1,5 Jahre mehr an Vorruhestand.

Dassie schrieb:
Es soll ja auch eine Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und der Lebenserwartung geben. Vielleicht bekommst du dadurch zwar weniger Rente pro Monat, dafür länger, dann gleicht sich das schon wieder aus.
Was einem aber nur etwas nützt, wenn man sich von der reduzierten Rente plus den (hier auch reduzierten) privaten Rücklagen noch seinen gewünschten Lebensstil weiter leisten kann.

Nach aktuellem Stand könnten das grob 600€ Bruttorente weniger in der GRV sien und u.U. auch ähnliche Abschläge in BAV (falls vorhanden). Aber da er sosieso mit einer GRV rechnet, ist das irrelevant.
 
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gymfan schrieb:
Wenn Du, auch bei dem langen Zeitraum, nicht damit rechnest, wird alles eine Spekulation auf den Aktienmarkt in Kombination mit der Inflation.
Klar, aber das der Aktien-Markt in 40 Jahren (längerfristig) unter dem heutigen Niveau liegen ist doch recht unwahrscheinlich. Außer es gibt ein systemrelevantes Ereignis, aber dann werden die Karten eh neu gemischt.
Und: Was ist die Alternative wenn man privat vorsorgen will?
gymfan schrieb:
Bei dem Zeithorizont würde ich allenfalls überlegen, wie einfach oder schwer es ist, wieder auf 100% zurück zu gehen
Wenn ich die Möglichkeit über den Tarfif-Vertrag nehme, wäre die Teilzeit erstmal auf maximal 24 Monate begrenzt. Danach müsste ich sie neu beantragen.
gymfan schrieb:
Ich kenne das bei uns eher von Kolleginnen, die auf <30h reduziert haben, offiziell 5,x h/Tag arbeiten aber, da sie parallel beruflich Aufstiegswünsche verfolgen, in der Zeit oft fast soviel leisten wie Kollegen mit einem 7-8h Arbeitstag.
Deshalb erstmal die Limitierung auf 24 Monate. Dann kann ich ja sehen wie mein AG damit umgeht und ob ich wirklich mehr Freizeit habe oder ob das Stundenkonto einfach weiterwächst.
 
Nilson schrieb:
Wenn ich die Möglichkeit über den Tarfif-Vertrag nehme, wäre die Teilzeit erstmal auf maximal 24 Monate begrenzt. Danach müsste ich sie neu beantragen.
Das klingt für mich sehr positiv und bei allem, was Du genannt hast, würde ich es aus Deiner Sicht machen. Das "Risiko", dass etwas nicht so läuft wie von Dir gewünscht, scheint sehr überschaubar zu sein.

Nilson schrieb:
Klar, aber das der Aktien-Markt in 40 Jahren (längerfristig) unter dem heutigen Niveau liegen ist doch recht unwahrscheinlich.
Du musst Dort nicht nur das heutige Niveau erreichen, sondern im Idealfall ein höheres wie Du in der Zeit durch Inflation verloren hast. Ich rechne bei einer passiven Anlage nicht mit weiterhin > 20% Steigerung pro Jahr sondern bin froh, wenn ich bei 2-4% über der Inflation in Deutschland heraus komme.

Nilson schrieb:
Und: Was ist die Alternative wenn man privat vorsorgen will?
Vermutlich gibt es kaum welche. Mir ging es auch eher um die von Dir genannten Beträge und Deine Annahme, dass Du mit keiner staatlichen Rente mehr rechnest (und ohne das Wissen, ob Du eine BAV bekommst). Das auch noch alles untrer der Vermutung, dass dies nicht auf 2 Jahre beschränkt ist sondern dauerhaft.

Wenn Du die von Dir genannten Raten durchhälst und mit jährlich 2-4% über Inflation rechnest (die ich mal dreist mit 2-3%/Jahr angenommen habe), dann dürften das in 38 Jahren grob 600k-1,4 Mio € sein (nach heutigem Wert und hoffentlich ohne einen Crash zu Beginn der Rentenphase).

Ohne damit zu rechnen, dass ich noch aus andere Quelle einen entscheidenden Teil meiner Altersversorgung beziehe, würden mir heute 600k€ nur dann ausreichend, wenn ich weder mit bedeutend mehr wie 85 Jahren selbstbestimmtem Leben/Wohnen in meiner Wohnung rechne noch damit, dass von dem Geld auch jemand anderes unterstützt werden müsste (egal, ob der Lebenspartner, der zumindest meine Heimkosten nicht noch mit tragen soll).

Aber das ist natürlich alles nur auf die heutige Politik bezogen. Was in 40-50 Jahren los ist, wird keiner abschätzen können.
 
Nilson schrieb:
Deshalb erstmal die Limitierung auf 24 Monate. Dann kann ich ja sehen wie mein AG damit umgeht und ob ich wirklich mehr Freizeit habe oder ob das Stundenkonto einfach weiterwächst.

Hierfür gibt es Brückenteilzeitverträge. Da kannst du die Teilzeitquote von 80% für 2 Jahre vereinbaren und danach gehst du wieder zu 100% arbeiten.

Problem bei normalen Teilzeitverträgen ist ja, dass man zwar immer seine Quote reduzieren kann - aber kein Anspruch auf Erhöhung der Quote hat. Der Brückenteilzeitvertrag befristet halt die Teilzeitbeschäftigung und danach geht es wieder mit der vorherigen Quote (bei der Vollzeit) weiter.
 
Wir haben die Möglichkeit Teilzeit über zwei Modelle zu bekommen:
Verkürzte Vollzeit
Tariflich Beschäftigte haben ab Januar 2019 einen tarifvertraglichen Anspruch, ihre Wochenarbeitszeit stundenweise auf bis zu 28 Stunden, für mindestens 6 Monate, befristet auf 24 Monate, abzusenken. Das Entgelt vermindert sich, mit Ausnahme der Altersvorsorgewirksamen Leistungen, entsprechend.
Im Anschluss an diese Phase der sog. „verkürzten Vollzeit“ erhöht sich die Arbeitszeit des Beschäftigten automatisch – im Gegensatz zur heute geltenden Regelung im Teilzeit- und Befristungsgesetz – wieder auf die alte Arbeitszeit vor Beginn der verkürzten Vollzeit, es sei denn, der Beschäftigte stellt einen neuen Antrag auf befristete Arbeitszeitabsenkung.
und
Brückenteilzeit
Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit haben seit Januar 2019 unter gewissen Voraussetzungen einen gesetzlichen Anspruch, ihre Wochenarbeitszeit befristet abzusenken und anschließend wieder zu ihrer ursprünglichen Wochenarbeitszeit zurückzukehren. Hierbei handelt es sich um die sog. Brückenteilzeit.

ich würde wohl vorerst die "Verkürzte Vollzeit" wählen.
 
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So, hatte gestern das Gespräch mit meinem Chef. Generell war er dem ganzen recht aufgeschlossen gegenüber, hab kaum "Überzeugungsarbeit" leisten müssen. Ob ich es genehmigt bekomme hängt jetzt primär davon ab, ob wir einen Großauftrag bekommen, der in der Pipeline ligt.
vaju schrieb:
Ich persönlich würde erstmal versuchen, noch auf EG16 zu kommen. Das sind dann in der Basis schon mal mindestens ~400€ mehr/ Monat.
EG15 bzw. EG16 sind mittelfristig auch geplant.
 
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