Bei Zeitreisen in Filmen heißt es für mich immer Hirn aus und genießen. Ich mag sowas grundsätzlich sehr, und welcher Film hat das Thema denn bisher wirklich von vorne bis hinten logisch durchgezogen?
Ich denke wenn man überall mit Logik rangeht macht das ganze MCU weniger Spaß... den völlig blödsinnigen Ansatz von Thanos hinterfragt ja auch kaum einer. Warum verdoppelt er nicht einfach die Ressourcen? Was bringt es z.B. hart vom Aussterben bedrohten Spezies, wenn sie halbiert werden? Hilft sicher der Erde im allgemeinen und z.B. dem Java-Nashorn unheimlich weiter, wenn es statt was weiß ich, 80 Tieren, nur noch 40 gibt... Was ist mit völlig untervölkerten Planeten mit unheimlich viel Ressourcen? Oder warum halbiert er nicht einfach den Ressourcenverbrauch, indem er z.B. die Nährstoffe in der Nahrung verdoppelt? Und wenn man nach x Jahren Bevölkerungswachstum wieder den Status Quo erreicht hat schnipst er einfach nochmal? Nee, geht natürlich nicht, die Steine sind ja hinüber... das ist von vorne und hinten einfach mies durchdacht.
Klar, er ist verrückt, und das ist ja für einen Antagonisten auch nichts an sich schlechtes. Er wird nur nicht "überzeugend verrückt" dargestellt, wie ich finde. Da war der Joker z.B. besser. Irgendwie wirkt Thanos so, als sei man sich nicht sicher, ob man ihn verrückt oder nachvollziehbar anlegen wollte. Stärker in die eine oder andere Richtung hätte ihn mMn besser gemacht, also z.B. mehr in Richtung Joker oder eben alternativ in Richtung Killmonger.
Vieles funktioniert doch im MCU mit Hirn aus und einfach gucken, außer vielleicht Civil War oder Black Panther, wo man sich zumindest eine Weile Gedanken machen kann, welcher Seite man letztendlich die Daumen drückt.
Irgendwie nervt mich ein bisschen, wie mit dem ganzen Infinitysteinekonflikt in IW und Endgame umgegangen wird. Für mich funktionieren die beiden zusammen und ich würde sie auch als "einen" Film bewerten, weil sie so stark von einander abhängen. Das Ende von IW fand ich damals schwach. Zum einen weil ich Thanos weniger abgewinnen kann als Loki und knapp dahinter Killmonger, die ich jetzt spontan die besten Antagonisten nennen würde, oder selbst z.B. Vulture, der zumindest nachvollziehbarer handelte, super gespielt war und DIESE AUTOSZENE hatte, zum anderen weil die Tode nach dem Snap für mich keine Tiefe hatten. Man wusste ja schon, die kommen eh wieder, ist also eigentlich egal. Und weil es so viele auf einmal waren, waren die Einzelschicksale eben noch egaler. Loki, Gamora, Stark und vor allem Black Widow (mein "Lieblingstod"...

) gingen mir deutlich näher.
Das ganze wird erst dann interessanter, wenn man in Endgame erfährt, dass die Steine hinüber sind. Das gibt der Story um die Steine den Twist, den sie braucht, um wieder interessant zu werden. Die Zeitreisen sind aus Fansicht dann super, so als eine Art best of. Und ich finde es wie schon in IW elegant, dass man eigentlich selten zu viele Helden auf einem Fleck hat weil sie in Gruppen unterwegs sind, trotz deutlich mehr Helden wirkt das ganze nicht so überfrachtet wie in Age of Ultron. Also bin ich zumindest froh, dass die Russos von Whedon übernommen haben. So gut mir der erste Avengers auch heute noch gefällt (besser als IW und Endgame), das können die beiden wohl besser.
Insofern macht der "Tod" von Thanos am Anfang von Endgame für mich das Gesamtpaket IW+Endgame besser, weil es den Vorgänger aufwertet, und ist mit dem wirklich schönen Abschied der ersten Avengers als Ende auch der bessere Film, auch wenn sie sich mMn zwischendurch doch recht ähneln und ähnliche Stärken und Schwächen haben.
Ich bin bei dem Gesamtpaket echt zwiegespalten. Auf der einen Seite sind das einfach keine Überfilme, so von der "filmischen Seite" betrachtet, da gabs im MCU schon bessere. Und wenn man mal außerhalb des MCUs guckt gibts X-Men 2 und Days Of Future Past, Spider Man 1 und 2, die Nolan-Batmans, Wonder Woman...
Auf der anderen Seite ist das ganze so mit Fanservice vollgestopft und so kompromisslos auf die Fanbasis ausgerichtet, das die trotzdem unheimlich Spaß machen. Gerade Endgame war verdammt packend und bisher war gefühlt noch kein Film mit dieser Länge so schnell vorbei. So hat mich selten ein Film "reingezogen", was aber sicher auch an der Technik lag. Hab zum ersten mal die Anfahrt zu einem IMAX auf mich genommen und zum ersten mal ein Film mit Dolby 3D statt "nur" RealD gesehen, das war schon bemerkenswert...
Zu Captain Marvel... grundsätzlich finde ich den Umgang mit ihr unglücklich. Den Solo-Film hätte man auch danach in die Kinos bringen können. Ähnlich wie bei Spiderman z.B., das hätte denke ich funktioniert da sie ja im Film auch keiner kennt. Kurz andeuten wer sie ist und warum sie Interesse an der ganzen Geschichte hat und gut ist. Die Erklärung, woher sie Fury kennt und warum ihr so viel an ihm liegt hätte auch nachgeschoben werden können, hätte sicher auch die Spannung vor dem Solo-Film erhöht.
Ihr erster Auftritt in Endgame stört in dieser Form nur, klassischer deus ex machina. Puh, jetzt sind Stark und Nebula im Nirgendwo gestrandet und haben keine Aussicht auf Rettung? Einfach CM kommen lassen und ein paar Szenen weiter wieder verschwinden lassen. Sonst müsste man sich ja was kreatives überlegen, um die beiden zu retten.
In der finalen Schlacht kommt sie ja PASSENDERWEISE auch in der Szene wo dann alles vorbei scheint, aber danach hat sie zumindest eine insofern befriedigende Prügelei mit Thanos, als dass sie zwar wie bisher angelegt verdammt stark ist, aber den Kampf dann doch nicht alleine gewinnen kann. Bei dem Gelaber von Feige von wegen "stärkster Charakter" (wenn ich mich recht entsinne) konnte man das durchaus befürchten.
Ein paar Zeilen von ihr warum sie was macht hätten das ganze sooo viel besser gemacht. Einfach kurz erwähnen, wie sie die beiden am Anfang findet. Warum sie dann nicht mitbekommt oder von den anderen mitgeteilt bekommt, wie sie vorhaben den für sie wohl wichtigen Fury wieder zurückzubringen, immerhin scheinen sie ja in Kontakt zu stehen und hilfreich wäre sie auf jeden Fall gewesen. Warum sie dann doch plötzlich wieder auftaucht, gerade zum passenden Zeitpunkt...
Ich hoffe einfach, dass der Charakter jetzt nicht verbrannt wird und Marvel sich nicht von den Incelmassen und anderen Frauenhassern im Netz entmutigen lässt, die gegen sie und vor allem Brie Larson einen absurden Kreuzzug veranstalten. Ich mag den Charakter im Solo-Film sehr, noch dazu hat man die vielleicht beste Jungschauspielerin zur Zeit angeheuert. Zwar wird man im MCU von ihr keine Leistung wie in Room oder Short Term 12 sehen, aber ich fand den Zwiespalt zwischen menschlichen Emotionen und der kreegesteuerten Unterdrückung dieser schon gut dargestellt. Wird schon. Immerhin vergleicht man sie ja mit Cap, Stark, Hulk, Thor usw. im "jetzt". Gegen Thor 1 und 2, Cap 1 und IM1 und 2 gewinnt sie doch mal mehr, mal weniger locker... auf ihre weiteren Filme darf man sich denke ich wirklich freuen.
Hatte mich nur auf ein Film zusammen mit Thor gefreut, das hätte denke ich super funktioniert. Aber jetzt freue ich mich vor allem auf GotG3 mit Thor, gerade auch weil Nebula mMn spannender als Gamora ist.
edit: Achja, bei der Selbsthilfegruppe, bei der Cap zwischendurch ist... war das Joe Russo? Kam mir so bekannt vor der Typ, aber auf so einer großen Leinwand kann man das schlecht erkennen, wenn man den sonst nur in pixeligen Youtubevideos sieht.