riversource schrieb:
Das heißt, der Router hat eine WAN Adresse, wenn auch eine private.
Der Abschnitt ist im Artikel vielleicht etwas missverständlich. Im
RFC 6333 ist genauer in Abschnitt 5.7 erklärt, was mit der "privaten" IPv4-Adresse gemeint ist:
Any locally unique IPv4 address could be configured on the IPv4-in-IPv6 tunnel to represent the B4 element. Configuring such an address is often necessary when the B4 element is sourcing IPv4 datagrams directly over the tunnel. In order to avoid conflicts with any other address, IANA has defined a well-known range, 192.0.0.0/29.
192.0.0.0 is the reserved subnet address. 192.0.0.1 is reserved for the AFTR element, and 192.0.0.2 is reserved for the B4 element. If a service provider has a special configuration that prevents the B4 element from using 192.0.0.2, the B4 element MAY use any other addresses within the 192.0.0.0/29 range.
Note: A range of addresses has been reserved for this purpose. The intent is to accommodate nodes implementing multiple B4 elements.
Das B4-Element ist im Endkundenrouter für das Tunneling verantwortlich. Um Adresskonflikte zu vermeiden, falls ein Router mehrere B4-Elemente enthält, hat man ein /29er-Subnetz für die Kommunikation zwischen dem Router und dem AFTR reserviert. Es geht dabei aber
nur um die Fälle, in denen ein B4-Element selbst IPv4-Pakete über den Tunnel ins Internet schicken will ("when the B4 element is sourcing IPv4 datagrams directly over the tunnel"). Entscheidend ist zudem der erste Satz: "Any locally unique IPv4 address could be configured on the IPv4-in-IPv6 tunnel to represent the B4 element." - Jede lokal (im Heimnetz!) eindeutige IPv4-Adresse kann theoretisch genutzt werden. Eine FRITZ!Box (hat nur ein B4-Element) könnte also auch einfach 192.168.178.1 nutzen und tut das womöglich auch.
Die 192.0.0.2 ist also nicht wirklich eine WAN-Adresse, sondern eher eine Art Hilfsadresse, um direkt mit dem AFTR über IPv4 zu Konfigurationszwecken kommunizieren zu können, sodass dieser weiß, dass er gerade mit dem B4-Element (und nicht irgendeinem anderen Gerät im Heimnetzwerk) spricht.
riversource schrieb:
Andernfalls würde das ja bedeuten, dass der NAT Router beim Carrier mit den 192.168er Adressen konfrontiert würde
Genau das passiert bei DS-lite. Siehe Abschnitt 6.6 im zitierten RFC 6333:
The NAT binding table of the AFTR element is extended to include the source IPv6 address of the incoming packets. This IPv6 address is used to disambiguate between the overlapping IPv4 address space of the service provider customers.
By doing a reverse lookup in the extended IPv4 NAT binding table, the AFTR knows how to reconstruct the IPv6 encapsulation when the packets come back from the Internet. That way, there is no need to keep a static configuration for each tunnel.
Heißt: In der NAT-Tabelle beim Provider wird bei jedem Eintrag die weltweit eindeutige IPv6-Adresse deines Routers zusätzlich hinterlegt. Damit können mehrere Kunden z.B. das 192.168.178.0/24-er Netz benutzen, wie bei FRITZ!Boxen üblich, und trotzdem ist eine eindeutige Zuordnung möglich. Oder eben die angesprochene Adresse 192.0.0.2, die ja auch bei jedem Kunden existiert.
Dass kein doppeltes NAT zum Einsatz kommen sollte, steht explizit im Abschnitt 4.2.
A DS-Lite CPE SHOULD NOT operate a NAT function between an internal interface and a B4 interface, as the NAT function will be performed by the AFTR in the service provider's network. This will avoid accidentally operating in a double-NAT environment.
Man könnte natürlich auch nochmal im Router NAT einsetzen, wenn man will, aber DS-lite hat gerade den Zweck, dass man sich das spart. NAT findet bereits beim Provider statt und man hat mit DS-lite eine (relativ saubere) Implementierung von CG-NAT, natürlich mit den Nachteilen, die das mit sich bringt, aber ohne die Nachteile von doppeltem NAT.
Falls der Router eine IPv4-Adresse aus dem 100.64.0.0/10er-Netz bekommt, dann handelt es sich wie gesagt
nicht um DS-lite, obwohl auch da CG-NAT genutzt wird. Der Router muss aber keine Pakete tunneln und beim Provider steht auch kein AFTR, sondern ein ganz normales IPv4-IPv4-NAT-Gateway.
Der Vorteil dieser Variante ist, dass man kein B4-Element braucht (Handys haben das nicht), der Nachteil ist, dass man doppelt NAT hat, wenn man auf Endkundenseite mehrere Geräte hat.
Im Festnetz, wo in der Regel mehrere Geräte an einem Router hängen, ist DS-lite also auf jeden Fall die bessere CG-NAT-Variante, weil nur einmal NAT zum Einsatz kommt. Warum einige Glasfaseranbieter darauf verzichten, weiß ich nicht.
Es ist zwar verbreitet, aber strenggenommen terminologisch falsch, von DS-lite zu sprechen, sobald CG-NAT zum Einsatz kommt. DS-lite beschreibt laut RFC 6333 eine Tunneling-Technik, die überhaupt kein Dual-Stack benötigt (man ist nur mit IPv6 ins WAN angebunden). CG-NAT geht aber problemlos auch ohne einen solchen Tunnel.