Fingerabdrücke zerstörungsfrei sichtbar machen

Krik

Fleet Admiral
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Moin,

ich arbeite in meiner Hochschule gerade an einem Projekt, wie man Fingerabdrücke auf Geschoßhülsen sichtbar machen kann (um dann mit einem anderen Verfahren die Fingerabdrücke auszuwerten). Also quasi das, was in CSI immer als so leicht dargestellt wird.

Zur Verfügung steht mir ein konfokales Mikroskop, das Fotos, Laserintensitätsbilder und eine Topografiekarte einer Oberfläche machen kann.

Das Problem ist, die Metalloberfläche einer Geschosshülse ist eine ziemlich undankbare. Man sieht Millionen von Kratzern, Fingerabdrücke sind darauf aber nahezu unsichtbar und die werden dann auch noch durch Lichtreflektionen des Metalls überstrahlt. Man könnte zwar die topologische Oberfläche erkennen lassen, aber der Vorgang braucht für die nötige Auflösung (~0,5-0,1 µm Höhenauflösung) locker 20h pro Patrone. Also viel zu lange.

Ich suche daher eine Möglichkeit, die Fingerabdrücke optisch besser sichtbar zu machen. Das Verfahren muss zerstörungsfrei arbeiten, da es später eventuell von Kriminallaboren verwendet wird und da dürfen Beweise nicht durch die Untersuchungsmethoden zerstört werden.

Grafitpulver wäre eine Idee, aber dank der Oberflächenbeschaffenheit der Hülse hilft das fast gar nicht (sieht dann genauso aus wie die Kratzer). Ich brauche etwas, was deutlichere Ergebnisse liefert.
Die Fingerabdrücke zum Leuchten zu bringen, ist eine Idee, die untersuchenswert erscheint. Hat jemand schon mal irgendwas damit zu tun gehabt?
Habt ihr vielleicht noch andere Ideen?


Gruß
Laurin

PS: Bitte versteht, dass ich hier keine Bilder davon posten darf, wie so eine Aufnahme aussieht. Datenschutzerklärung und so...
 
Ich tippe auf Cyanoacrylate.
Sekundenkleber!

Klappt super. Kleines Schälchen, ein Teelöffel Sekundenkleber (den flüssigen) rein (ggf. Erhitzen, klappt i.d.R. aber auch so) und die Hülse einfach knapp oben drüber hängen. Deckel drauf und über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag siehst du die Abdrücke strahlend weiß. Und da du nichts berühren musst werden die Abdrücke auch nicht verwischt. Danach kann man sie sehr einfach abscannen, da sie rel. widerstandsfähig sind.
Jeder Modellbauer kennt diesen hier sehr unerwünschten Effekt!

Das Dumme ist nur: Das macht die Polizei schon seit Jahrzehnten;-)

http://de.wikipedia.org/wiki/Cyanoacrylate
 
Vielen Dank für eure Tipps! :)


@Onkelhitman
Die Seite bei Wikipedia habe ich übersehen. Die ist ja mal ein echt guter Startpunkt. Ich werde meinem Betreuer einiger der Chemikalien vorschlagen. Mal schauen, wie die Hochschule jetzt Geld dafür locker macht. Das ist ja immer ein Problem. -_-

Ich will auf jeden Fall mal einige fluoreszierende Pulver mit Anti-Stokes-Eigenschaften verwenden. Die sind einfach und schnell aufzutragen und eignen sich für sehr ungünstige Untergründe. Und eine IR-Lampe kann man sicher mal aus dem Foto- oder KI-Labor "ausleihen". ;)
Ansonsten klingen noch Lycopodium und Ninhydrit passend => einfache Anwendung, schnelles Ergebnis.


@Ltownwriter & gaunt
Cyanoacrylate sind sicher gut, leider sind sie auch etwas umständlich anzuwenden. Und es dauert etwas, bis die Spur sichtbar wird. Ein Ziel des Projektes ist es, das Ganze so einfach und so schnell wie möglich hinzubekommen. Ein entsprechenden Verdampfungskasten wie im Video wird wohl zu teuer sein (ich tippe auf mehrere tausend Euro). Wir haben hier zwar drei wissenschaftliche Mitarbeiter, die sich mit Fingerspuren beschäftigen, aber das werden wohl zu wenige sein, als dass sich die Anschaffung lohnt. Man hat schon extra für sie das Mikroskop angeschafft. Es muss erst mal ohne weitere Technik irgendwie gehen.

Das mit dem darüber hängen, ginge theoretisch, aber dauert zu lange. Angenommen, die Polizei nimmt einen Waffennarr fest. Wenn der fünf oder sechs Magazine hat, dann sitzt das Labor mehrere Wochen daran, alle Patronen auf Spuren zu untersuchen. Und dann wäre da noch der Gesundheitsaspekt. Ich hab gehört, Klebstoffschnüffeln wäre berauschend, aber auch nicht sonderlich gesund. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit dem Kleber ist etabliert, geht recht schnell und billiger geht's auch kaum. Deswegen ist's ja so beliebt;-)
Sind die Spuren erst mal sichtbar langt eine Digicam um sie zu digitalisieren und elektronisch abzugleichen.
Du kannst ja auch ohne Probleme ein ganzes Magazin (je nach aufbau sogar mehrere) auf einmal bedampfen. Alles was du dafür brauchst bekommst du für kleines Geld im Baumarkt.

PS: Du sollst auch nicht deinen Riechkolben in die Kiste stecken;-)
 
PS: Bitte versteht, dass ich hier keine Bilder davon posten darf, wie so eine Aufnahme aussieht. Datenschutzerklärung und so...
Sicher, dass du überhaupt posten darfst woran du arbeitest?
Das kann böse Ärger geben wenn das rauskommt.
Hatte letztes Jahr ein Projekt mit ähnlicher Sicherheitsstufe, das wurde vielleicht mal kurz im engsten Freundeskreis erwähnt, aber gleich in nem Forum öffentlich posten...na ich weiß ja nicht.

Ansonsten kann ich nur sagen das es zu diesem Thema bereits einige Arbeiten gibt. Z.B. von der Uni Magdeburg. Vermutlich sollte man was mit Google finden. Das Setup
konfokales Mikroskop, das Fotos, Laserintensitätsbilder und eine Topografiekarte
gehört in dem Bereich zum aktuellen Standard, damit lässt sich schon einiges in Matlab machen.
Mit PS könnte man ClearID nutzen http://www.oceansystems.com/forensic/forensic-Photoshop-Plugins/index.php
Geht natürlich auch ohne, dann muss man die doku halt selbst erstellen. Das Smartobjekt hilft hier ungemein.
Aber auch ansonsten gilt, jeden besch*n Schritt aufschreiben. Auch Dinge die nichts gebracht haben sollten erwähnt werden, damit sich Andere sich die Arbeit dort sparen können.
 
Jo, ich darf schon sagen, woran ich arbeite. Ich darf allerdings nix mit Fingerabdrücken zeigen, weil diejenigen, die sie gemacht haben, was unterschrieben haben, dass die Abdrücke nur für die Arbeit am Projekt verwendet werden dürfen. Die lassen sich ja einfach nachmachen und dann für nicht ganz so prickelnde Dinge missbrauchen.

Am Projekt selber ist nichts geheim. Alles, was man darüber wissen muss, kann man sich ohnehin online aneignen oder irgendwo nachlesen.

ClearID klingt interessant, aber da hat man für die Beispiele die Fingerabdrücke schon vorbehandelt. Wenn von der Dose oben oder unten bei der nicht bemalten Fläche Fingerabdrücke erkannt werden könnten, würde ich die Software mit Kusshand nehmen. Hat man aber sicher nicht probiert. ;)
Ich werde nicht drumherum kommen, Chemikalien und Pulverchen einzusetzen. Und da suche ich im Moment vor allem einfach anwendbare, die möglichst nicht gesundheitsschädigend sind und sich gut gegen stark beleuchteten Metall durchsetzen können. Da habe ich momentan drei Kandidaten die ich vorschlagen werde:

Ninhydrin
- ist eigentlich toxisch, muss noch etwas darüber nachdenken
- Standardchemikalie, die weltweit bei der Daktyloskopie eingesetzt wird
Lycopodium
- ungiftig
- Pulver hat kohäsive Eigenschaften, setzt sich also nicht so in die Kratzer
Fluoreszierende Pulver
- auf Lycopodium-Basis
- leuchten im sichtbaren Licht, wenn sie mit UV-Licht angestrahlt werden -> Bildfilter freuen sich
- gibt's auch mit Anti-Stokes-Pigmenten, die durch IR-Licht im sichtbaren Licht leuchten -> damit zweite Auswertungsmöglichkeit, falls die andere nicht so gut funktioniert
Und alle bringen in wenigen Minuten Ergebnisse.

Ich würde dann erst mal mit dem Fluoreszenzpulver anfangen, weil das am vielversprechendsten klingt.
 
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