News Hafnium-Exploits: Lücken in Exchange Server werden für Spionage genutzt

Tronix schrieb:
Ich war Faulheitsbedingt noch am CU22. Also CU23 installiert und über Windows Update direkt KB5000978 geladen. ECP zerschossen (Error 400), OWA zerschossen (Error 500), Management Shell zerschossen (findet keinen Server).
Dein Problem hört sich stark danach an das du die MSI nicht mit erhöhten Rechten ausgeführt hast.
Deswegen wurden einige sachen nicht richtig gepatched.
 
Nope. Das Problem liegt woanders. Speziell CUs sind mehr oder weniger komplette Exchange Neuinstallationen und überschreiben eine Menge Settings zurück zu den Default Einstellungen. So ein CU dauert auch gerne mal 1-2 Stunden. Solange man einen Exchange Server in den vorgesehenen Spezifikationen betreibt, läuft ein Update meist recht problemlos.

Betreibt man den Exchangen aber als Bastelbude, ändert man Pfade, Zertifikate, hat eigene configs am Laufen, sind Probleme vorprogrammiert…

Der Hausadmin hat meist kein Problem damit, da er die Settings kennt. Aber gerade Systemhäuser ignorieren Erfahrungsgemäß gerne CU Updates bei KMUs, und greifen erst dann ein, wenn Feuer am Dach ist.

Ich nehme an Microsoft hat dieselben Erfahrungen gemacht, und daher direkt einen CU unabhängigen Fix nachgereicht…
 
Welches rechtzeitig meinst du?

Das rechtzeitig Anfang Januar als es Microsoft wusste und niemanden sagte?

Oder das andere rechtzeitig von den beiden letzteren Lücken Anfang Februar?

Oder das rechtzeitig, dass MS erst am heutigen Dienstag den Patch rausbringen wollte, da es der normale Zyklus ist?
 
Tamron schrieb:
Das rechtzeitig Anfang Januar als es Microsoft wusste und niemanden sagte?
Nur weil Microsoft solche Lücken nicht an die große Glocke für die Allgemeinheit hängt, bedeutet nicht, dass die Provider nicht sofort über solche Lücken informiert werden oder glaubst du IONOS und Co haben erst am 03.03 gepatcht?

Da waren die Patches bei solchen Anbietern bereits längst eingespielt oder deren WAF hat längst solche Angriffe abwehren können. Es wird hier von Hafnium gesprochen und die Lücken wurden schon eine längere Zeit genutzt. Das was die meisten hier erlebt haben sind die Auswirkungen wenn man solche Lücken publik macht und hatten mit der angeblichen Hafnium Hackegruppe nichts mehr zu tun gehabt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@xexex also die haben auch nicht mehr Infos als die anderen. Die patchen nur vielleicht schneller....

Wieso es manche getroffen hat und nicht. Liegt wohl auch daran ob die ecp Konsole erreichbar war oder nicht.

Wer das durch nen Reverse Proxy unterbunden hat Glück gehabt.
 
konkretor schrieb:
also die haben auch nicht mehr Infos als die anderen. Die patchen nur vielleicht schneller....
Die Updates kamen als Release Variante, "lange" davor wird es hotfixes gegeben haben und Unternehmen in der Größe von IONOS haben genug eigene Möglichkeiten um Unregelmäßigkeiten in den Netzwerken zu erkennen.

Wie die Lage be Ionos speziell ausgesehen hat weiss ich natürlich nicht, aber wenn solche Lücken entdeckt werden Informiert man grosse Anbieter nun mal bevor man es an die grosse Glocke hängt.

Die meisten "Angriffe" in Deutschland kamen ja erst nachdem die Lücke bekannt wurde und genau deshalb behandelt man sowas zunächst vertraulich.
 
Also bleibt mal festzuhalten, es gibt bei der Geschichte 3 Hauptschuldige.

Erstmal natürlich Microsoft. Weil die haben die fehlerhafte Software ausgeliefert oder besser gesagt: Verkauft (und Exchange ist ja jetzt auch nicht irgendeine Billig-App oder so)

Zum Zweiten noch mal Microsoft. Die wussten von der Lücke aber statt die Betroffenen zu warnen und zeitnah einen Patch zur Verfügung zu stellen hat man das erst mal auf die lange Bank geschoben. Ich mein, im Januar davon erfahren und erst im März reagieren ist eindeutig zu spät. Da gibts auch nix schönzureden.
Ist auch nicht das erste Mal das kritische Bugs auflaufen und ewig liegen bleiben und Microsoft sich erst dann bemüßigt fühlt zu reagieren, wenn schon großflächig Angriffe laufen.

Zum Dritten natürlich die Leute, die Exchange einsetzen. Vor allem wenn ich dann so Sätze höre wie "Na wer einen Exchange ohne Proxy ans Netz hängt ist selbst schuld" und so. Ihr wisst, das ihr beschissene Software einsetzt und setzt sie trotzdem ein?
 
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Was ist mit den Hackern? Sind die nicht die Hauptschuldigen?
 
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chartmix schrieb:
Was ist mit den Hackern? Sind die nicht die Hauptschuldigen?
Wieso? Haben die bei den Betroffenen auch noch Exchange installiert, bevor die das gehackt haben? :-)
 
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chartmix schrieb:
Was ist mit den Hackern? Sind die nicht die Hauptschuldigen?
Angenommen du gehst morgens aus dem Haus, lässt die Haustür aber sperrangelweit geöffnet. Abends kommst du nach Hause und es wurden Dinge entwendet. Wer war nun der Hauptschuldige? Wie wird das wohl eine Versicherung oder gar das Gericht sehen?
 
foo_1337 schrieb:
Abends kommst du nach Hause und es wurden Dinge entwendet. Wer war nun der Hauptschuldige?

Der Dieb. Fertig.
Nur weil du deine Tür sperrangelweit offenstehen lässt, gibt das anderen noch lange nicht das Recht da rein zu marschieren und sich dein gesamtes Eigentum anzueignen. Natürlich wirst du dann wegen grober Fahrlässigkeit von der Versicherung keinen Cent sehen, aber das macht den Diebstahl noch lange nicht legal.
 
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el.com schrieb:
Der Dieb. Fertig.
Nur weil du deine Tür sperrangelweit offenstehen lässt, gibt das anderen noch lange nicht das Recht da rein zu marschieren und sich dein gesamtes Eigentum anzueignen.
Klar kann man die Hacker als Schuldige titulieren. Die Frage ist ja, was nützt mir das? Der Hacker sitzt im Zweifel irgendwo in Nordkorea und handelt vielleicht sogar noch im staatlichen Auftrag. An den ranzukommen und den zur Verantwortung zu ziehen kannst Du vergessen. Du kannst halt nicht verhindern das Dich jemand versucht anzugreifen. Das könntest Du vielleicht noch innerhalb eines Landes irgendwie hinrkiegen. Aber selbst das ist schwierig. Weltweit da irgendwie was zu machen (und das Internet ist ja nun mal global) ist aussichtslos.

Was kann man also tun, um die Situation zu bessern. Hacker zu bestrafen oder mit Strafe zu drohen ist nicht. Man kann aber z.B. die Softwarehersteller in die Pflicht nehmen und z.B. endlich mal sowas wie Produkthaftung einführen. Bis dato besteht nämlich kein wirklicher Anreiz für die Softwarehersteller ordentliche Produkte abzuliefern weil denen halt im Fall des Falles auch keine Konsequenzen drohen.

Auf der Anwenderseite könnte man auch was machen. Wenn ich halt sehe, das Exchange und Co seit Jahren durch Sicherheitsprobleme auffallen, dann muss man auch auf der Seite die Konsequenzen ziehen (alles andere ist schlicht fahrlässig). Wenn wir schon über sowas wie Produkthaftung die Hersteller nicht dazu bewegen können, dann eben zumindest dadurch das wir bekanntermaßen schlechte Produkte nicht kaufen. Auch damit lässt sich nämlich Einfluss auf die Softwarehersteller nehmen. Wenn wir als Kunden die sozusagen am Geldbeutel treffen wenn die miese Software abliefern.

Das sind die Stellschrauben an denen man drehen kann. Wo man was ändern kann. Da nur auf die Hacker zu zeigen und den Angriff als Schicksalsschlag zu begreifen, davon bessert sich die Situation nicht. Deshalb ist es müßig darüber zu diskutieren, ob und wie viel Schuld irgendwelche Hacker haben.
 
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el.com schrieb:
aber das macht den Diebstahl noch lange nicht legal.
Das hat auch niemand behauptet (Hausfriedensbruch). Der Hauptschuldige an dieser Situation bist dennoch erstmal du. Früher in den 80ern gab es mal so Aufkleber zur Aufklärung "Gelegenheit macht Diebe" :)
 
Nein, bist du nicht. Der Hauptschuldige ist grundsätzlich derjenige, der die Straftat begeht. Anderes Beispiel: Wenn ich mein Fahrrad in der Stadt abstelle ohne es abzuschließen, muss ich mich natürlich nicht wundern wenn es geklaut wird (und auch die Versicherung wird sich dann auf Fahrlässigkeit meinerseits berufen und mir deshalb den Schaden nicht ersetzen). Aber das macht mich nicht zum Schuldigen. Der Schuldige ist derjenige, der sich mein Eigentum widerrechtlich aneignet. Kurz: derjenige, der die Straftat begeht. Niemand sonst.
Ergänzung ()

andy_m4 schrieb:
Man kann aber z.B. die Softwarehersteller in die Pflicht nehmen und z.B. endlich mal sowas wie Produkthaftung einführen. Bis dato besteht nämlich kein wirklicher Anreiz für die Softwarehersteller ordentliche Produkte abzuliefern weil denen halt im Fall des Falles auch keine Konsequenzen drohen.

Dem stimme ich zu. Um einen Beitrag von Bruce Schneier von letzter Woche zum SolarWinds Hack zu zitieren:

Who is at fault?

The US government deserves considerable blame, of course, for its inadequate cyberdefense. But to see the problem only as a technical shortcoming is to miss the bigger picture. The modern market economy, which aggressively rewards corporations for short-term profits and aggressive cost-cutting, is also part of the problem: Its incentive structure all but ensures that successful tech companies will end up selling insecure products and services.

Man wälzt also die Verantwortung für mangelhafte Produkte einfach auf den Kunden ab. Klar, jede Software wird auch nur von Menschen geschrieben und ist somit fehleranfällig, aber was sich Microsoft hier wieder geleistet hat, ist verantwortungslos. Eine so schwere Lücke erst zwei Monate nach Bekanntwerden zu schließen, wobei man bereits Anfang des Jahres beobachtet hat, dass diese aktiv ausgenutzt wurde, sollte Konsequenzen für den Hersteller nach sich ziehen.
 
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el.com schrieb:
Klar, jede Software wird auch nur von Menschen geschrieben und ist somit fehleranfällig
Das ist auch so ein Mythos, der von den Softwareherstellern fleißig gepflegt wird. :-)
Also ja. Fehler können passieren. Trotzdem kann man sehr viel tun, um Fehler zu vermeiden.
Was man aber heutzutage beobachtet ist eher andersrum. Das Geschäftsmodell ist: Man verkauft den Kunden fehlerhafte Software und schwatzt ihm zusätzlich noch ein Wartungsvertrag auf. Oder es geht gleich ganz in die Cloud, wo man dem Hersteller dann erst recht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.

el.com schrieb:
Eine so schwere Lücke erst zwei Monate nach Bekanntwerden zu schließen, wobei man bereits Anfang des Jahres beobachtet hat, dass diese aktiv ausgenutzt wurde, sollte Konsequenzen für den Hersteller nach sich ziehen.
Bekannt war diese Lücke sogar schon früher. Im Januar ist Microsoft dann darauf hingewiesen worden, das da wohl auch begonnen wird die auszunutzen. Mir fallen also schon keine Ausreden ein, warum da der Patch nicht schon längst verfügbar war. Dann aber immer noch wochenlang zu warten, da fällt mir nichts mehr zu ein.
 
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andy_m4 schrieb:
Das sind die Stellschrauben an denen man drehen kann. Wo man was ändern kann. Da nur auf die Hacker zu zeigen und den Angriff als Schicksalsschlag zu begreifen, davon bessert sich die Situation nicht. Deshalb ist es müßig darüber zu diskutieren, ob und wie viel Schuld irgendwelche Hacker haben.
Ich stimme deinen Ausführungen zur Verhinderung ja zu.
Ändert nichts daran, dass die Straftat der Hacker begangen hat.
Ich habe nicht behauptet, dass man die Situation einfach hinnehmen sollte. Präventive Maßnahmen sind absolut erforderlich.
 
Ich sehe das nach wie vor pragmatisch: Wenn jemand meine Kisten owned, bin ganz alleine ich daran Schuld, that's it. Und mit diesem Mindset sorgt man dann automatisch dafür, dass das Risiko auf ein Minimum gesenkt wird. Aber leider haben in der IT viele eher das Mindset "Kann ich ja nix dafür, der böse böse H4x0r war schuld!" und scheren sich dann weder bei der Softwareauswahl noch bei der Härtung um irgendwas.

Hier auch wieder ein gutes, aktuelles Beispiel: https://www.theverge.com/2021/3/9/2...eras-tesla-factory-cloudflare-jails-hospitals

Wer solch datenschutzrelevantes Zeug einfach so fahrlässig einsetzt ist und sich komplett auf den Hersteller verlässt, hat ein ernsthaftes Problem. Zurecht. Aber es wird ja auch im privatbereich Ring & Co in Massen gekauft. Weil ist ja so schön einfach.
 
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