das wichtigste glaube ich war noch gar nicht gesagt:
da du einen alkoholkranken vater hast gehörst du unbedingt in eine selbsthilfegruppe. gibt nur eine, die für dich in frage kommt: Al-Anon die angehörigengruppe von AA. 'tschuldige, dass ich das so in aller deutlichkeit sage:
aber ohne das "ist alles nix oder". will sagen:
ohne parallel und an erster stelle zu AL-Anon zu gehen - und zwar regelmäßig, wie ein Uhrwerk, ohne drüber nachzudenken min 1x die woche - wird das nix werden mit deinen sonst. bemühungen.
(glaub mir, auch wenn du es nicht glaubst, nicht glauben willst: alki-familien sind u.a. dadurch gekenzeichnet, das sie als soziales verhalten ein verhalten von "abbrüchen und neuanfängen", "abbrüchen und neuanfängen" usw. als normal erlernt haben. das ist aber nicht normal. und normal gesundes verhalten muß also erst woanders erlernt, abgeschaut werden, um eine ausbildung, ehe, mutterschaft später, usw. durchzuhalten; das durchhalten (dürfen!) als freude zu empfinden, nicht als bloße last, welche vom saufen, vom müßiggang oder vom jammern abhält)
die "disfunktionalen mechanismen einer alkifamilie" (so nennt sich das), in der alle betroffen sind, in der höchstwahrscheinlich auch schon die mutter sozial eingeschränkt war, als sie sich (und darum!) ihren mann und vater ihrer kinder wählte, werden dich ohne das nie frei werden lassen.
ich weiß, das so zu machen ist nicht leicht. kostet mut. es braucht höchstwahrscheinlich überhaupt hohen leidensdruck, dass zu verstehen, was ich hier schreibe, "es wirklich innendrin an sich heranzulassen".
aber, es gibt auch ALATEEN: das ist die Gruppe für Mädchen (und Jungs), junge Erwaschsene, die durch ihren saufenden vater auch mißbrauchserlebnisse gehabt haben. (und das haben fast alle. keine ist alleine.)
kuck: und solange "der dreck innendrin nicht wirklich raus ist", oder umgewandelt durch gespräch in erfahrung und kompetenz, solange wird innendrin was stehen zwischen dir und den ausbildungsabschlüssen -zwischen dir und dem lebenserfolg:
meist ist das so, dass vater und mutter in der hinsicht "leicht bis heftig klebrig sind" (auch wenn ihr mund anders sagt: das ist ja das schizophrene, also bewußtseinsgespaltene), weil eine gesunde reifung der tochter halt eben auch eine innerliche entfernung der tochter von ihnen bedeuten würde. die eltern wollen und wollen den lebenserfolg der tochter nicht wirklich. wolen keinen normal gesunden erfolgreichen schweigersohn neben dem sie nicht bestehen könen.
und auch der berufserfolg der tochter wäre für den saufend erfolglosen vater massive kritik und eine heftige konkurrenz. (der wird deshalb z.b. immer sagen: "ja und? perfekt ist das noch lange nicht. kann mich doch nicht beeindrucken. musst du noch viel besser sein/werden zu, wenn du mich beeindrucken willst", usw. usf. und da rennst du deiner anerkennung hinterher bis zum st. nimmerleinstag: der vater ist ja perfekt abhängig, von einer ihn perfekt beherrschenden droge. und da er das sich nicht eingestehen kann, nicht will, weil es teil seiner sucht ist, wird er das nach außen,also auf dich abwäzen: ich könte ja aufhören zu saufen, hätte das schon längts, würde es mit sicherheit, wenn sie nicht...nur dreien schreiben würde in der schule.oder fünfen, oder die ausbildung schmeissen" (alles schei...) . der braucht as das, das du deine ausbildung schmeisst, damit er sich innerlich beruhigt die flasche an den hals setzten kann: "siehste, habe ich dooch gleich gesagt, ich hatte doch recht. sie taugt nix". halt dich fern, das ist krank! mach dein ding!)
also: gesunde, reife, erwachsene und normale nähe und distanz sind in und durch die gruppe erst zu erlernen, können das nur da. weil die anderen da sind wie du. das alles schon zigmal durch haben.
nochwas wichtiges: schätze, du hast in deiner jugend streiterei, gebrüll, innere spannungen, prügel oder androhung von schlägen, auseinandersetzungen, verbale schläge durch böses gerede und drohungen usw. zu hauf als normalität kennengelernt: die aufregungen machen aber auch eine prägung durch die eigene körperchemie: in der aufregung schüttet der körper viel adrenalin aus. oft sind angehörige kinder durch ihre kindheitserlebnisse quasi "adrenalinsüchtig", können ohne die aufregungen, die den adrenalinkick mit sich bringen, hinterher nicht leben. (werden zu frauen mit retter-tick: haben einen freund, der sich auf dem fußballplatz, nach dem spiel schlägt, daher verletzt ist, versorgt werden muß: wer das ständige sich sorgenmachen als normalität erlebt hat in der familie aus der er kommt, wird versucht sein, das weiter zu leben: dadurch wird die eigene partnerwahl der tochter zu oft 100% genauso wie die der mutter. und sie will es doch eigentlich genau anders machen. es gelingt aber nie, wen tochter es sich nur vornimmt: nie ohne gruppe!)
die prägung durch die eigene körperchemie, diese adrenalin-abhängigkeit muß man sich selbst entziehen. wie das geht? mithilfe der gruppe: aktiv die ruhe suchen, auch eines lebens ohne ständigen streit und höchste aufregung. und diese gesunde lebensform mit der zeit schätzen lernen. es dauert. aber es wird. und die kranken aus deinem leben fernhalten - soweit, wie es für dich erforderlich ist. (das ist nicht leicht, weil, wenn man schwanger wird, ein kind bekommt, dann ist die oma da, soll auch da sein, "will ich will ja auch mal abends weg in die disco", und schließlich ist es auch ihr enkel: aber wie man das in der praxis macht, lernst du in der gruppe. geh hin!)
so, habe fertig für den moment. und bloß keine scheu: es geht aufwärts! du kannst alles selbst! bist von nichts und niemend abhängig.
p.s: disfunktional meint das zwischenstadium zwischen "voll daneben", also nicht mehr funktionierend - und völlig normal, normalfunktionierend: ist halt so, "manchmal ist der vater doch irgendwie schwer in ordnung, und man möchte ihn fast wieder richtig lieb haben, aber im nächsten augenblick... macht er alles wieder kaputt - und hängt es einem auch noch an, dass man es selbst schuld gewesen wäre, dabei war doch eigentlich alles ganz anderes, aber er hört mir überhaupt nicht richtig zu das ist das problem." und noch viele andere.