Miese Vorlesungen

Odium schrieb:
Da man alle prüfungsrelevanten Unterlagen inzwischen online bekommt .. brauchen wir doch gar keine Präsenzveranstaltungen mehr. Oder nicht?
Also zumindest bei uns ist das eben nicht der Fall; Es gibt in 3 Vorlesungen ein Skript, das wars.

Das einzige, was man sonst bekommen kann, sind alte Klausuren. Für alles weitere muss man in die Vorlesung kommen. Es gibt höchstens privat erstellte (ordentlich am PC getippte) Skripte von Studenten, die von manchen kopiert werden, aber nichts von den Profs.
 
^^ Hab Grundstudium BWL (Diplom) an der Universität Mannheim gemacht, da wars in der Hinsicht anders, dass der Grundtenor war: Hauptsache Klausur am Semesterende bestehen, wie, ist eh egal. Einer weniger im Hörsaal bedeutet eben einen weniger, der am Boden sitzt ;)
Am besten Klausuren bestehen
- Vorlesungen canceln (Zeitverschwendung in den meisten Fällen, bei manchen Profs höchstens unterhaltsam, aber nicht klausurrelevant. Ausnahmen bestätigen die Regel)
- Übungen und Turorien
- alte Klausuren rechnen.

Mache das Hauptstudium an der FernUni Hagen, hab so genug freie Zeiteinteilung, um zu Arbeiten und zu studieren. Vorteil: man arbeitet/denkt immer selber (es wird nicht für einen gedacht wie in Übung/Tutorium an der Präsenz-Uni), das ist ziemlich effektiv. Nachteil: Motivation und man ist eben eher ein Einzelkämpfer.
 
da_jupp schrieb:
An entsprechenden Universitäten in den USA wird es teilweise so gehandhabt, dass das Kapitel für die kommende Vorlesung im Vorraus den Studenten zum Selbststudium zu Hause mitgegeben wird und in der Vorlesung ausschließlich darüber diskutiert wird.

Das würde imho nicht funktionieren, nicht in Deutschland. 95% der Studenten hätten sich nämlich gar nichts angesehen und die Diskussion würde dann zwischen 5 Leuten stattfinden. Außerdem gibt es in den meisten Fächern einfach nichts zu diskutieren, da soll gelernt werden. Wenn man was nicht versteht (oder das Gegenteil sich profilieren will), dann stört man bitte auch nicht ständig die Vorlesung, solche Leute sind die schlimmsten...

Ich finde das deutsche System wirklich sehr gut, hängt halt auch immer vom Prof. ab. :cool_alt:
 
CoolHandLuke schrieb:
hmmm den Grad der fortschreitenden Verschulung an dt. Hochschulungen erkennt man wohl daran wie die Begriffe "Fach" / "Fächer" / "Unterricht" vs. "Vorlesung" / "Veranstaltung" / "Proseminar" ... verwendet werden. Finde, man sollte Abstand von diesen schulischen Begriffen nehmen. "Unterricht" klingt einfach zu kindisch.

Macht der Gewohnheit, dies als kindisch abzutun finde ich unangebracht.

linkser schrieb:
Das System klingt ja theoretisch ganz nett, nur glaube ich nicht, dass das in den ersten Semestern gut klappt sonder nur in Fächern klappt, die einen wirklich interessieren also ab 5.Semester aufwärts. Also ich persönlich hätte bei 50% meiner Bachelor-Vorlesungen NICHT zu Hause vorgearbeitet und wäre auch nicht mehr in die Vorlesung gegangen.

Bei Grundlagenfächern wie Mathe, Physik etc., die beim ersten Durchgehen schon einer Menge Erklärung bedürfen, ist es sicherlich nicht empfehlenswert. Um jede Woche die Vorlesungen vorzubereiten, braucht es jede Menge Disziplin, die wohl die wenigsten Studenten aufbringen wollen. Die Vorlesungen nachzubereiten, wann man gerade Lust dazu hat, ist da natürlich viel bequemer.
Für Vertiefungsfächer, die mit einem guten anschaulichen Skript vorbereitet werden, wäre es jedoch eine Aufwertung, wenn auch zu zeitaufwendig für alle Kurse eines Semesters. Aber eine gute Alternative zur allgemeinen Methode des "Vorkauens" ;)

Apropos Vorkauen, deine Vorstellung einer guten Vorlesung bzw. über die Prüfungsmodalitäten teile ich genau so.

Im Grunde gibt es bei uns zwei Vorlesungstypen:

1. Vorlesung für Dummies:
In der Prüfung keine 1 vor dem Komma zu haben, setzt Blindheit vorraus. Die Vorlesung entspricht eben dem Bild einer perfekten Vorlesung. Es gibt keine offenen Fragen, der Inhalt ist anschaulich und am Ende des Semesters beherrscht man diesen auch. Trifft bei uns vor allem bei klassischen Fachbereichen wie TM zu.

2. Die Chaotische Vorlesung
Der Prof erarbeitet anhand eines chaotischen Tafelanschriebs die wirrsten Theorien, die Frage ist meist nicht ob, sondern wann man aussteigt. Verständnis kommt erst auf, wenn man mit Begleitliteratur und Internet den Stoff sehr intensiv nachbereitet. Bringt für das eigenständige Arbeiten einiges, inhaltlich bringt's momentan eher weniger.

Manchmal vermischen sich diese beiden Typen, was dann für mich meist die problematischste Form darstellt.
Doch dieses Semester habe ich zum ersten Mal einen dritten Typ kennen gelernt:

3. Vorlesung wie "Vorlesung"
Der Prof liest das Skript eines Kollegen VOR und muss bei jeder Frage passen. Ich bin gespannt, ob das eine klassische "Auswendiglernen"-Prüfung wird. Er selbst muss ja jeden Lückentext in den Unterlagen des Kollegen spicken.

h@mster schrieb:
Das würde imho nicht funktionieren, nicht in Deutschland. 95% der Studenten hätten sich nämlich gar nichts angesehen und die Diskussion würde dann zwischen 5 Leuten stattfinden. Außerdem gibt es in den meisten Fächern einfach nichts zu diskutieren, da soll gelernt werden. Wenn man was nicht versteht (oder das Gegenteil sich profilieren will), dann stört man bitte auch nicht ständig die Vorlesung, solche Leute sind die schlimmsten...

Genau das mit dem Vorbereiten ist das Problem, wäre übrigens ebenso meins. Bei der Diskusion bin ich hauptsächlich von Ingenieurstudiengängen ausgegangen in Form von Verständnisfragen. Dies als störend zu bezeichnen halte ich für übertrieben, der vermeintliche "Störer" greift meist genau die Problemstellen auf, die einem Großteil der Hörer unklar sind. Wer ein Gebiet stur und ungestört lernen will, sollte sich dann aber lieber die Fachliteratur einverleiben anstatt seine Zeit im Hörsaal zu vergeuden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Erfahrungen sind gänzlich andere; Bislang gefallen mir alle Vorlesungen sehr gut, sie sind dynamisch strukturiert dank einem Tafelbild, das progressiv im Laufe der Vorlesung aufgebaut und entsprechend der Fragen angepasst wird. Skript: In 2 von 3 Vorlesungen vorhanden. Das ist okay, vor allem weil die Skripte ausgesprochen gut sind.
Aber diese Unterschiede mögen durch die Wahl des Fachs bedingt sein; In Mathematik eine Powerpoint-Präsentation als reine Vortragsform zu verwenden wäre den Hörern gegenüber grob unhöflich, wenn nicht sogar organisierte Zeitvernichtung. Etwas sinnloseres kann ich mir kaum vorstellen.
 
Bei meinem Studium an der FH Aachen (BWL) sah es ähnlich aus, 90% der Vorlesungen sahen so aus das die Professoren ihre Skripte mittels Projektor an die Wand warfen und vorlasen, groß diskutiert wurde nicht. Die Skripte durfte man im Copyshop käuflich erwerben, Technik wurde nicht eingesetzt, war 1998-2003. Schön war auch das jeder Professor seine Standardliteratur hatte, natürlich von ihm selber geschrieben. :rolleyes:

Das lächerlichste war ein Teil der Rechtskunde, Professor sagt in der ersten Vorlesung das man bis auf die letzte Vorlesung nicht kommen braucht, da in der letzten Vorlesung die prüfungsrelevanten Dinge besprochen werden. Entsprechend sah die Teilnehmerzahl aus, die Durchfallquote lag bei 0%.

Insgesamt habe ich da nicht wirklich mehr gelernt als in meiner Zeit in der Höheren Handelsschule und meiner Ausbildung.
 
Bei mir waren eigentlich in den meisten Fächern ausführliche Skripte als pdf verfügbar. manchmal leider nur die Folien. Seltener war dann auch gar kein Skript vorhanden.
Komischerweise war der Prof mit dem besten Skript derjenige, der den Hörsaal recht voll hatte. Die Vorlesung war eben nicht identisch mit dem Skript sondern hatte andere Beispiele und öfters auch ein paar Experimente zur Veranschaulichung. Gerade in Vorlesungen wie Bildkommunikation oder Digitale Quellencodierung sehr interessant.
Bezüglich PowerPoint: Einige Dozenten haben einen recht guten MIttelweg gefunden gehabt. Sie haben auf einem Tablet PC dann auf den Folien rumgekritzelt oder leere Seiten eingefügt, um dann einfach an Hand von Beispielen etwas zu erklären falls wer was nicht verstanden hat. Wenn das ganze dann auch noch online verfügbar ist, dann kann man die Zeit wenigstens nutzen, über das was der Prof gesagt hat nachzudenken und es zu verstehen, anstatt stumpf irgendwas mitzuschreiben.
 
bei mir im Studium an der FH Hannover 2003-07 Maschinenbau war es noch halb halb, Grundlagenvorlesungen waren mit richtigem Skript und Übungsklausuren, Wissensfächer waren monströse Powerpointdateien. gerne mal 150 und mehr Slides. trotzdem nur mit alten Klausuren gelernt und gehofft, dass die "4 gewinnt"

Power Point Vorlesungen sind einschläfernd und nutzlos irgendwie. man macht wenn überhaupt nur ne Wortnotiz auf dem ausgedrucktem Slide. den Rest der Zeit versucht man den fachfremden Geschichten des Profs zu lauschen.

Die Nasa hat festgestellt, dass das Spaceshuttle Columbia crash wohl zum Teil auf die Kappe von Powerpoint geht, weil das Problemdetail damals mit dem Schaumstoffstück am Tank in ner überladenne Powerpoint präsi unterging. deshalb wurde das Problem nicht abgestellt. link

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, mit alten Klausuren lernen und möglichst schnell alle Scheine wegreißen. auch wenn man eine Woche nach der Klausur nichtmal mehr einfache Fragen zu dem jeweiligen Thema beantworten kann, weil man schon alles verdrängt hat.

EX-OO
 
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