Smarthome - welches System, bei vorhandenem Technologiezoo

Schmiddi2

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Moin,

ich habe mich in das Thema Smart Home eingelesen, tue mich aber schwer den Durchblick zu erlangen.
Es sind im unserem Haushalt bereits verschiedene Geräte vorhanden. Es steht ein größerer Umbau an, bei dem auch die Smarthome Komponenten erweitert werden sollen. Allerdings bin ich mir nicht klar auf welche Technologie ich setzen sollte.
Zunächst die vorhanden Geräte:
  • einige Echos
  • diverse Wlan Zwischenstecker für Beleuchtung
  • Spots von Paulmann (Zigbee?), bisher nicht eingebunden
  • Velux Fenster (IO Homecontrol), hierfür ist Bedienpanel vorhanden
  • zwei Rolläden mit RME Funkmotor von Rohrmotor24, diese werden derzeit über eine FB gesteuert, ließen sich scheinbar über everhome einbinden

Durch einen geplanten Umbau werden Küche, Wohnzimmer und Flur neu gemacht. In diesem Zuge werden eh Leitungen neu gelegt, somit wäre auch eine wired Lösung denkbar.
Es kommen dann diverse Lampen und fünf Rolläden dazu.
Nachdem Umbau hätte ich gerne die Lampen im Wohnzimmer/Küche Smart gesteuert, sowie alle Rolläden.
Ansteuerung sollte über Echos und zentrale Bedieneinheit( Taster oder besser Touchpanel) möglich sein.
Ich würde gerne von der Ansteuerung der Steckdosen über wlan nach und nach Richtung Funk wechseln, da die wlan Komponenten nicht immer zuverlässig funktionieren.
Ich kenne mich zwar mit Elektrotechnik bzw Softwareentwicklung aus, würde aber doch eine Out of the box Lösung präferieren, da ich mich sonst bei meiner Frau rechtfertigen muss, wenn es nicht funktioniert ;-) Evtl rasperry pi o.ä. als zusätzliche Option...

Bisher gestolpert bin ich über
Homematic: scheint am komplettesten zu sein? hier gibt es ip und wired!? Macht es sinn diese zu kombinieren? Also evtl soweit möglich wired und den Rest per Funk?
Hue:
Homee: Evtl am flexibelsten? einige User schreiben von sehr geringer Reichweite?

Lässt sich das Velux Fenster irgendwo einbinden? Scheint schwierig zu sein?
Everhome Rolläden: Hierfür gibt es ein Gateway, welches allerdings recht teuer ist (270Euro) und ansonsten von kaum jemandem genutzt wird?!
Sollte ich bei den neuen Rolläden auf die gleichen Motoren setzen oder lieber etwas kompatibleres? Wenn ja was?

Viele Dank
 
Ich würde Homee vergessen, dahingehend ist homey aktuell und wohl weitaus beliebter… Leider hab ich es selbst noch nicht testen können
 
Die Funkmotoren der normalen Rollläden würde ich rausschmeissen und durch normale ersetzen. (Ist vermutlich auch wesentlich günstiger und du bist nicht von einem eigenen Funksystem der Motoren abhängig, auch an spätere Reparaturen und oder Erweiterbarkeit denken!)
Die Homematic Rollladenaktoren dann z.B. vor Ort setzen, falls die Bedienung dort gewünscht wird. Ansonsten kann man die Leitungen auch zu einem zentralen Punkt ziehen. (Oder beides!)
Du kannst dir auch die Shelly 2.5 mal anschauen, wesentlich preiswerter und können auch in das Homematicsystem eingebunden werden. Hier die Anleitung dazu: >Klick< Habe es aber selber noch nicht ausprobiert. Die eigentlichen Funktionen und Bedienbarkeit des Shelly sollen komplett erhalten bleiben.
Ich installiere die Shellys in Kürze bei mir. Das alte Intertechno- System fliegt raus. Vorteil bei Shelly, man kann auch die Laufwege der einzelnen Rollläden zeitlich vermessen. Damit sind dann auch Zwischenpositionen, wie "halb hoch" oder "auf Luft fahren" ect. möglich. Das hat mir bei dem alten System immer gefehlt.
 
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Steueroberfläche, global:
Homeassistant. Das UI kannst du selber gestalten und dir dann ein iPad mit der App hinlegen. Da gibt es Integrationen für fast alles und du kannst es schnell auf einem Pi (nimm den 4er) installieren. HomeAssistant lässt sich zu 90% per Browser/UI bedienen, auch wenn das Grundgerüst auf YAML-Dateien basiert die du im Zweifel schnell anpassen kannst.

Licht:
HUE Bridge und dann da alles einbinden. Ob du Osram, Hue oder Ikea-Lampen nimmst ist am Ende "fast" egal, steuern kannst du alles. Natürlich sind die Lampen alle unterschiedlich, da empfehle ich immer Hue. Alles was in Hue ist dann per Hue Lichtschalter steuern. Zusätzlich kannst du alles sehr schnell per UI in Homeassistant einbinden.

Heizung:
HomeMatic. IP ist per Internet (und du brauchst auch Internet), oder eben nicht IP, dann läuft es lokal. Das System finde ich ok, es tut was es soll. Das dann am besten auch in HomeAssistant einbinden.

Velux:
https://www.home-assistant.io/integrations/velux/
In Homeassistant einbinden und Spaß haben.

WLAN-Zwischenstecker:
Wenn sie einen ESP drin haben spiel Tasmota auf (geht super simpel drahtlos) und binde dann Tasmota in Homeassistant ein um es am Ende darüber zu steuern.

Generell empfehle ich jedes System mit eigener Steuerzentrale zu betreiben und dann per Homeassistant zusammenzuführen, so kannst du bei einem Ausfall eines Systems immer noch den Rest steuern.

Alexa
Das wird direkt auf Hue und HomeMatic zugreifen, ohne HomeAssistant dazwischen. HomeAssistant hat auch die Option einer Sprachsteuerung (z.B. über Alexa), die habe ich aber noch nie getestet, dazu kann ich nichts sagen.

Alles hier genannte funktioniert tendenziell Out of the Box, d.h. sollte sich an 1-2 Wochenenden entspannt einrichten lassen.
 
Schmiddi2 schrieb:
tue mich aber schwer den Durchblick zu erlangen
"Smart Home" besteht grob vereinfacht gesagt aus drei Elementen:
Sensoren: Erfassen einen Zustand oder Änderungen von Zuständen (Schalter wird gedrückt, etc.)
Aktoren: Ändern einen Zustand (Lampe wird eingeschaltet; Rollo fährt rauf/runter, etc.)
Steuerzentrale: Hier werden Sensoren und Aktoren zentral verbunden und verknüpft. Das ist im einfachsten Fall 'Wenn Schalter A gedrückt, schalte Lampe A". Dort kannst aber zig weitere Sensoren (Uhrzeit, Wetter, Zustände von irgendetwas, etc.) als Bedingungen rein nehmen. Wenn Bedingung X, Y und Z erfüllt sind, dann führe ABC aus.

Soweit die trockene und kurze Theorie.
Weil die meisten Hersteller engstirnige Kapitalisten sind die dein Geld und nicht dein perfektes Wohlwollen im Sinn haben, basteln manche davon Insellösungen. Manche Hersteller schließen sich auch zusammen und bilden "Industriestandards", manche davon haben sich durch gesetzt und andere eben nicht.
Dann gibt es Hersteller oder auch Open Source Projekte, deren Ziel es ist diese Insellösungen zu verknüpfen, also quasi eine Steuerzentrale für die vorhandenen Steuerzentralen zu erschaffen. Darunter fallen z.B. ioBroker, Home Assistant, OpenHAB2, FHEM, NodeRed und vermutlich noch ein paar andere die mir nicht eingefallen sind.

Wenn du alle deine Anforderungen mit einem System eines Herstellers oder Anbietern eines dieser drölfzig konkurrierenden Standards abdecken kannst, dann nimm diese. Dann bist du aber idR. daran gebunden. Klassisches Beispiel: Homematic IP.
Sobald du aber Komponenten von Homematic IP mit anderen Dingen verbinden willst brauchst so eine Steuerungszentrale-für-Steuerungszentralen.
Warum das so ist? Weil jeder sein Süppchen kocht und andere Technologien einsetzt. Hue nutzt Zigbee als Funkprotokoll, Homematic IP auf eine Eigenentwicklung die im 868 Mhz Band funkt, AVM präferiert DECT ULE, wieder der nächste macht Bluetooth LE und viele andere setzen auf WLAN als Übertragungsmedium und darauf dann MQTT oder ähnliches.
Das schon genannte Matter wird entweder der nächste konkurrierende Standard oder ersetzt manche der genannten Inseln. Abwarten denn bisher gibt es nur ne Hochglanzwebseite und viele warme Worte.

Wenn du schon viele Geräte mit unterschiedlichen Technologien hast bleibt dir nur zu gucken welche der Steuerungszentrale-für-Steuerungszentralen alle oder möglichst viele deiner Inseln unterstützt und wenn es mehrere gibt, diese durch zu probieren. Manch einer kommt eher mit Home Assistent zurecht und der nächste eher mit OpenHAB2 oder sonst was.

Hausautomatisierung ist auch keine Erfindung der Neuzeit, das Thema gibt es schon seit 20 Jahren oder so nur erforderte es früher eher verlegte Kabel zu allen Sensoren und Aktoren, Stichwort KNX.

Das Thema hat zwei große ABERs:
1. Smart im Sinne von intelligent und einer Erleichterung im Alltag wird es erst wenn du mehr automatisierst als nur das Licht auch per App anstatt oder zusätzlich per Lichtschalter steuern zu können. Dann ist es immer noch dummes manuelles ein- und ausschalten des Lichts nur ist es jetzt zigfach komplexer weil du ne App brauchst und WLAN und ggf. ne Bridge vom Hersteller und je nach System auch funktionierende Server vom Hersteller und die Hoffnung, dass der Hersteller diese abschaltet oder kostenpflichtig macht oder Hacker das Ding übernehmen.
2. Das Thema ist ein frickeliges Minenfeld. Hersteller kündigen den Support von Geräten ab, Server werden abgeschaltet. Updates wollen eingespielt werden weil Fehler gefunden und korrigiert wurden. Hinzu kommen immer mehr Sonderfälle und Einschränkungen die du im Laufe der Zeit merkst, die du einfach vergessen hast. Beispiel gefällig aus der mir bekannten Praxis vor ein paar Jahren? Rollladensteuerung bei Dämmerung. Bis man dann noch auf der Terrasse saß und sich so aussperrte. Bewegungsmelder noch auf Terrasse gerichtet. Wenn Bewegung, dann keine Rolllade der Tür bei Dämmerung schließen. Nachbars Katze -> offen. Gemütlich draußen gesessen aber wenig/keine Bewegung? -> trotzdem zu.
Du musst also immer mehr Sonderfälle einbauen und bedenken, das frisst Zeit (und Geld) oder man sieht ein, dass nicht alles automatisiert werden muss, was automatisiert werden kann.
 
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Moin,

erstmal danke für die vielen Informationen. Ich habe jetzt erstmal eine Hue Starter Set bestellt und werde damit experimentieren.
Ein Rasperry Pi4 reicht als zentrale für Homeassistant o.ä.?
Wenn man an diesen ein Touchdisplay anschließt, könnte man ihn auch als Bedieneinheit nutzen, richtig?
Apple habe ich nicht im Haus und dabei sollte es eigtl auch bleiben.
Homematic für Rolläden klingt auch ganz gut, damit muss ich mich nochmal befassen.
 
Schmiddi2 schrieb:
Rasperry Pi4 reicht als zentrale für Homeassistant
Ja.
Schmiddi2 schrieb:
Touchdisplay anschließt, könnte man ihn auch als Bedieneinheit nutzen
Begrenzt bzw. erfordert Bastelei. Du müsstest in dem Fall eine grafische Oberfläche installieren, einen Browser in den Autostart packen, Kioskmodus einrichten wenn gewünscht und die Standardseite auf das Webinterface zeigen lassen.
Beim Kauf des Touchmonitors musst natürlich VORHER recherchieren ob dieser mit Raspbian (oder einem anderen genutzten OS) und dem Raspi 4 funktioniert. Vorher, nicht blind irgendwas kaufen weil es gerade billig im Angebot war und hinterher rum heulen weil Linux ja doof sei und nicht deinen Spontankauf sofort magisch funktioniert.

Man kann auch manche Intertechno Rollladenmotoren stückweise steuern wenn man selbst die Laufzeit mal misst und dann für halb-offen die Motoren nur eine Zeitlang laufen lässt. Das kann aber afaik nicht jedes Intertechno Modell und wenn dann muss deine Smart-Home entsprechend den vorherigen Zustand speichern um zu wissen wie lange der Motor bei Änderungen laufen soll bzw. muss.

Noch ein essentieller Tipp: Wenn das Grundsystem steht und die ersten Interaktionen funktionieren, dann kümmere dich um Backups! Ja, das ist nervig und macht keinen Spaß und "braucht man doch sowieso nie". Naja doch sobald die SD-Karte den Geist aufgegeben hat oder ein Update das System zerschossen hat oder $menschliches-Versagen.
Du willst Backups automatisiert mit mehreren Versionen damit die letzte Sicherung nicht x Monate oder Jahre alt ist und damit nutzlos ist.
Ebenso willst du am Anfang nach der Einrichtung des Backups auch den Restore auf eine zweite SD-Karte testen denn ein nicht erfolgreich getestetes Backup ist halt Schrödingers Backup.

Zu guter Letzt würde ich bei (wichtigen) Dingen noch Failsafes einbauen, sprich gute alte dumme analoge Bedienung bei Geräten/Systemen, auf die du nicht 2-3 Tage problemlos verzichten kannst. Stell dir einfach vor, deine SD-Karte raucht am 24.12. abends ab und du hast keinen Ersatz da, dann sind zwei Feiertage und dann im worst-case noch Sonntag. Klar kann man auch alles mögliche redundant und hochverfügbar aufbauen aber das kostet Geld, erfordert Wissen und Zeit und bei jeder Kleinigkeit, Fehler oder Anomalie wirst du derjenige sein, der seine Zeit dafür opfern muss.
 
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