Suche Linux/Unix-Buch

Bruce_L

Cadet 4th Year
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Hallo,

also, wie wir alle wissen, gibt es enorm viele Bücher zum Thema Linux, das bekannteste im deutschsprachigen Bereich ist sicher das von Michael Kofler.

Die meisten populären Bücher sind stark praxisorientiert, Michael Kofler widmet den Themen, die für den Enduser interessant sind, wie Office, Multimedia und die verschiedenen Linux-Distributionen gleich mehrere Kapitel.

Abgesehen davon, dass solche Informationen sehr schnell veralten und man genug dazu in den Wikis findet, stört mich, dass dabei leicht das "größere Ganze" und die Theorie zu kurz kommt.

Einem Anfänger wie mir kommt vieles in Unix seltsam gelöst vor, nicht gerade, wie man es mit seinem "gesunden Menschenverstand" erwarten würde: z. B. frage ich mich, warum es so seltsame Sachen wie das Root-Verzeichnis / gibt, was daran so toll ist, dass Geräte (wie Festplatten) als Dateien in /dev/ dargestellt werden, oder warum es so eigenartige Berechtigungskombinationen wie "Lesen aber nicht Ausführen" überhaupt gibt... und, und, und...

Ich suche also ein Buch das auf diese Fragen eingeht, also vor allem die Grundlagen, die Konzepte, die Theorie (nicht zu sehr die Details, ich will keinen Server administrieren) – u. a. erklärt, was sich die Entwickler von Unix bei ihren Entscheidungen, etwas so und so festzulegen, gedacht haben, vielleicht auch mit Vergleichen, wie es in anderen Betriebssystemen gelöst ist (z. B. ist das ja mit den Berechtigungen unter Windows ganz anders). Kann meinetwegen >20 Jahre alt sein (viel ändert sich da nicht). Es ist mir schon bewusst, dass es zu so einem Thema keine absolute Anfängerliteratur gibt, es sollte sich aber trotzdem nicht unbedingt an Doktoranden im Studiengang Informatik richten. :D

Danke erst mal an alle, die sich meinen Post bis hier hin durchgelesen haben – falls ihr einen Vorschlag habt, bitte posten, vielen Dank!
 
"Das grosse Buch zu Unix" von Michael Wielsch ist so grundlegend, dass man heute 16 Jahre spaeter immer noch die Erstauflage lesen kann. Mittlerweile gibt es das Buch schon fuer 'nen Fuenfer. Ein besseres P/L-Verhaeltnis gibt es wohl nicht.
 
Habe auch vor etlichen Jahren mal den Kofler im Urlaub gelesen und fand das Buch sehr unterhaltsam. Aber Du hast recht: Auf die Grundlagen wird nicht sehr viel eingegangen.

Ich weiß nicht, ob Du mal bei galileocomputing bei den "open books" geschaut hast: link
Da findet man mehre Linux/Unix-Bücher zum kostenlosen Download. Kannst ja mal anlesen, ob eines der Bücher Deine Fragen beantwortet.

Aber bevor ich anfange mich mit solchen Büchern zu beschäftigen, hilft auch vielleicht einfach ein Blick hierhin (doch nun wieder ein Wiki ;) ). Ähnliche Artikel findet man auch auf vielen anderen Informatikseiten im Netz. So kann man sich auf einige Dinge doch selbst einen Reim machen ("alles ist eine Datei"), wenn man die Philosophie dahinter versteht. Es ist vielleicht manchmal besser sich damit zufrieden zu geben, als sich auf endlosen Buchseiten erklären zu lassen, warum in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts ein Programmierer sich dafür entschieden hat, das eine oder andere Problem so zu lösen.
 
Das Web gibt soooo viel dazu her, auch auf deutsch wenn nötig. Google doch mal nach Unix+Grundlagen oder Unix+Einführung oder Unix+Konzepte. Die meisten Unis bieten das Thema ihren Studis auf technisch niedrigem Level an und da gibts sicher auch Skripte zum offline lesen.
 
Um zu verstehen warum Linux und Windows so sind wie sie sind, kann ich nur "Moderne Betriebssysteme" von Andrew Tannenbaum empfehlen!
 
@Fonce: Heißt er nicht Tanenbaum? ;-)
Das Buch klingt wirklich gut, leider ist es ganze 1239 Seiten stark... *hust*
 
Achja hab mich verschrieben... ^^
Ja er heißt Tanenbaum ;)

von den 1239 Seiten kannst aber etwa 130 abziehen, da diese sich auf Symbian beziehen.
Der Rest ist aber definitiv lesenswert! Vor meiner Prüfung in Betriebssysteme habe ich etwa 600 seiten daraus in einer Woche "nochmal" durch gearbeitet! Es ist wirklich gut zu lesen!
Und naja ich hab mich durch Studium mittlerweile dran gewöhnt solche Bücher zu lesen. Hab mittlerweile etwa 15 Bücher mit diesem Umfang zuhause im Regal stehen und bin erst im 4. Semester :)
 
aha, das ist interessant, ich dachte, man müsste ein Genie sein, um 1200 Seiten durchzuackern, ich weiß z. B. von der Mathematik (und die, denkt man, ist mit der Informatik so eng verwandt wie kein anderes Fach), dass man da schon wirklich viel geleistet hat, wenn man ein nur 300-seitiges Buch gelesen und verstanden hat...
 
Für Mathematikbücher brauche ich auch immer Länger.^^
Und ein Genie muss man auch nicht sein um 1200 Seiten durchzuackern ;)
 
Ja, der geistige Aufwand, ein Buch durchzuarbeiten korreliert zwar sicherlich mit der Dicke des Buches, aber insgesamt ist diese Korrelation wohl trotzdem eher schwach... ("Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie" von Albert Einstein hat nur 120 Seiten :p)

Also ich hab mir den Tanenbaum für 15 € inkl. Porto gebraucht bestellt, mehr wollte ich dafür auch nicht ausgegeben, da ich sicher bin, davon eh nur 20% zu lesen und von diesen 20% nur 50% zu verstehen ;)

"Das große Buch zu Unix" leihe ich mir mal aus, das hat sogar meine biedere Stadtbücherei ;)

Nochmal zu Marv82 & mensch183:
Was immer man im Web findet, ist kostenlos und dass man es finden kann ist reiner Idealismus... dementsprechend ist dann auch der Inhalt. Nicht "die Unis" stellen Skripte ins Netz, sondern die Professoren. Die meisten Bücher gehen auf solche Vorlesungsskripte zurück, nur sind diese das Endergebnis, wenn eine Vorlesung schon mehrfach gehalten wurde. Man bekommt meist etwas deutlich besseres mit einem Buch, weniger Fehler, Vorschläge wurden eingearbeitet, es ist besser organisiert usw. usf.
Und natürlich mag es von der Lern-Effizienz her nicht wichtig sein, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, es ist aber interessant (also für mich zumindest).
 
Das "Oh je ..." musst du mir erst mal erklären...

Was ich kostenlos und legal im Internet finden kann hat leider immer noch meistens unterdurchschnittliche Qualität – ich sage nicht, dass sich das nicht mal ändern kann.

Ich meine auch nicht, dass Idealismus allein nicht ausreichen kann, gute Bücher zu produzieren, sehr wahrscheinlich ist Idealismus sogar wichtiger als alles andere. Jedoch, wenn ich mich im Schweiße meines Angesichts teilweise Jahre hingesetzt habe, ein gutes Sachbuch zu schreiben, dann will ich das auch als gedrucktes, seriöses Buch veröffentlicht haben.

Es gibt natürlich exzellente Internetseiten, manche besser als sämtliche gedruckten Konkurrenten, wie z. B. die wirklich großartige "Internet Encyclopedia of Philosophy", jedoch sind geordnete, qualitativ hochwertige und informative Websites insgesamt trotz allem so selten, dass man Leuten die nach Informationen fragen, auch konkret Websites nennen sollte – ich kenne zumindest kein Thema, wo "schau dich im Web um" weiterhelfen würde.


Ich versuche es mal an einem Beispiel, wo ich mich besser auskenne, zu erklären:
Rezepte gibt es im Internet wie Sand am Meer, gute und schlechte, es gibt Bewertungssysteme, die natürlich helfen usw..
Wenn ich im Internet nach "Vanilleis" suche, und z. B. auf dieses Rezept stoße (hoffentlich, denn ich kann auch auf absoluten Unsinn stoßen), ist das schon ganz ok, aber es ist dennoch etwas völlig anderes wenn ich mein Rezept nach einem guten Kochbuch wie "Das große Buch der Patisserie" von Gaston Lenotre zubereite. Die ganzen Details, worauf man zu achten hat, z. B. dass die Vanilleschote wirklich lang in der Milch ziehen muss, fehlen... oder, wo ist die Warnung, dass auf keinen Fall die Temperatur der Masse zu hoch werden darf fehlt, damit sie nicht gerinnt? Auf der Diskussionsseite schreibt jemand:

"1 bis 2 Stangen Vanille oder 1 pck Vanilezucker: das ersatzweise würde ich entfernen, aus Vanillin lässt sich kein vernüftiges Vanilleeis herstellen."

typisches Internet-Halbwissen, Vanillin gehört tatsächlich nicht in ein Vanilleeis, aber Vanillinzucker ist nicht Vanillezucker, Vanillezucker ist mit echter Vanille, Vanillinzucker nur mit Vanillin... also...: das ist dein typischer Wiki-Autor.

Wer zu einem guten Buch greift, tut sich damit IMHO wirklich meist einen gefallen, auch wenn es kostet oder man sich zur Bibliothek bewegen muss – bei guten Kochbüchern wird einem auch nicht nur ein Rezept nach dem anderen hingeknallt, es geht da unter anderem um allgemeine Methoden, such nach denen mal im Internet, viel Spaß!

Wenn ich für "Der große Larousse Gastronomique" satte 120 € hinlegen muss, dann wirkt das natürlich extrem teuer, allerdings hab ich's dann aber auch, bis ich mir die Informationen ergoogelt habe, sofern es sie überhaupt im Internet gibt, hab ich nach paar Monaten Kochen schnell 12 Stunden vertan (d. h. wenn ich für meine Arbeit einen Stundenlohn von 10 € veranschlage, hätte ich mir das Buch auch gleich kaufen können).

Noch mal Beispiel Wikipedia, Artikel Zwangskraft, dort steht:

"Allgemein steht die Zwangskraft immer senkrecht auf der Kurve bzw. auf der Fläche, auf der sich ein Körper bewegen kann."

Dies ist aber definitiv falsch, ein Gegenbeispiel sind z. B. die Kräfte, die beim Flaschenzug wirken. Dieser Fehler steht nun schon seit Jahren so drin... Das kalte Grausen bekommt man dann, wenn man auf die Diskussionsseite geht... die "kompetenten" Wiki-Autoren tauschen sich aus, ja ja... was würdest du sagen, wenn du in deiner Uni zwei Professoren treffen würdest, die so eine Unterhaltung führen??

Klar ist ein Skript, das ein Professor für seine Studenten rausbringt, geschätzte 1000 mal besser als der Müll, der bei Wiki steht (und jetzt bitte nicht mit der Nature-Studie kommen...), aber trotzdem wie oben schon erklärt, ist ein richtiges Buch fast immer besser.

Also, auch wenn es nicht in den Weltbild passt: vieles mag das Internet revolutioniert haben, der kostenlose, freie Zugang zu Wissen gehört nicht dazu. Dazu ist es zu trashig.
 
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