Fangen wir doch mal bei den Grundlagen an:
Deine Artikulation erzeugt Schall. Dieser Schall breitet sich aus und interagiert mit dem Raum. Dann steht irgendwo in diesem Raum ein mechanischer Wandler mit Frequenzgang X. Dieser übersetzt die Auslenkung der Luftteilchen in ein elektrisches Signal. Das elektrische Signal wird verstärkt und an einen weiteren mechanischen Wandler mit Frequenzgang Y weitergeleitet. Dieser wandelt das elektrische Signal wieder in eine Auslenkung von Luftteilchen um. Die erzeugte Schwingung bewegt sich dabei nochmal durch den Raum (Lautsprecher) oder gelangt direkt in den Gehörgang (Kopfhörer). Am Ende des menschlichen Hörsystems stehen feine Härchen, die auf die Schwingungen reagieren und das Signal schließlich in einen Nervenimpuls umwandeln. Dieser wird von dem Gehirn mit Erwartung von Frequenzgang Z interpretiert.
Und jetzt stelle dir die Frage, ob es möglich ist, eine solche Aufnahme (bzw. deren Wiedergabe) der Selbstwahrnehmung deiner eigenen Stimme oder einen gewünschten, reproduzierbaren Klangfarbe anzugleichen!
Ich nehme es mal vorweg und behaupte, dass jegliche Form der Signalverarbeitung eine mehr oder weniger dramatische, potenziell unberechenbare Verzerrung der eigenen Stimme nach sich zieht. Etwas, was ich mit den eigenen Ohren in Echtzeit wahrnehme, hört sich immer anders an, als das, was ich an der selben oder einer ähnlichen Position im Raum aufzeichne und schließlich über einen Lautsprecher/Kopfhörer wiedergebe.
Es ist grundsätzlich möglich, die frequenzspezifischen Abweichungen von Lautsprecher/Kopfhörer und Mikrofon zu korrigieren oder dem Signal eine gewisse Farbe zu verleihen. Es ist aber nicht möglich, das Signal inhaltlich(!) derart zu korrigieren, sodass dabei der Einfluss der Raumakustik(!) oder der Richtwirkung(!) eines Mikrofons vollkommen außenvor bleiben und das Signal dadurch sauberer, geordneter oder klarer wird. Üblicherweise sind die räumlichen Gegebenheiten die stärksten Klangverbieger, die für großen Unmut sorgen, sich mit dem EQ jedoch nur bedingt kompensieren lassen. Dennoch wird hier gerne experimentiert, und in vielen Fällen leider stark verschlimmbessert.
Letztlich sei bei dem ganzen Prozedere auch zu bedenken, dass auch jede Wiedergabekette variiert. Das, was ein Kollege im Voice-Chat, ein Zuschauer auf YouTube oder der Hörer einer Platte hört, kann auch wieder völlig von dem abweichen, was derjenige gehört hat, der das Signal eingangs berarbeitet (bzw. feste Filter festgelegt) hat.
Kurz gesagt:
Mach dir keinen Kopf! Du kannst zwar ein wenig mit dem EQ spielen und damit die Klangfarbe deiner Stimme verändern. Am Ende wird jedoch jeder wieder etwas anderes hören. Hast du zum Beispiel Kopfhörer, die im unteren Frequenzbereich etwas schwächeln, dann regelst du wesentlich mehr Bass hinzu. Hört jedoch ein Kollege die gleiche Aufnahme über seine eher bassbetonten Kopfhörer, dann wird es bei ihm vielleicht nur noch dröhnen und schließlich sogar noch unnatürlicher klingen, als du es eingangs empfunden hast.
Es gibt eigentlich nichts Schlimmeres, als wenn man wahllos an den Reglern eines EQ rumspielt, ohne genau zu wissen, was man selber klanglich gewöhnt ist und was schließlich beim anderen Hörer ankommt. Sinn eines EQs ist es eigentlich, die Eigenresonanzen eines Raumes oder des Mikrofons abzusenken, damit die Aufnahme insgesamt bekömmlicher wird. Grobe Klangregelung schön und gut. Wenn man nicht aufpasst, kann man damit jedoch wesentlich mehr kaputt machen, als man zu retten glaubt. Insbesondere dann, wenn man von einem USB-Mikrofon ausgeht, welches irgendwo auf dem Tisch platziert oft genau so viel Raum wie Stimme einfängt.
Ich sage dies, da ich selbst oft genug auf bspw. YT beobachten kann, dass sich Anfänger dieser Dinge nicht bewusst sind und dadurch leider viel an ihrer Stimme kaputt machen.
