Wenn Genialität auf Magie trifft! - David Gilmour Live in Gdansk

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Das Event, die Show „Live in Gdansk“ ist einer der wenigen weltklasse Performances einer Gruppe bzw. eines Künstlers aus dem Rock/Pop-Bereich, die auf DVD festgehalten wurde. Vergleichbar – hinsichtlich der musikalischen Qualität bzw. Darbietung – mit den Berliner Philharmonikern oder der Staatskapelle Berlin und mit den gleichen seltenen & genialen Kompositionseinfällen wie Mozarts Krönungsmesse, Verdis Macbeth oder Maskenball, Tschaikowskys Eugen Onegin oder Wagners Meistersinger! David Gilmour, die Musiker, das Orchester und der begnadete Lichtdesigner Marc Brickman (u.a.) haben ein Konzert auf die Beine gestellt, welches nur selten zu sehen, zu hören, zu fühlen ist und nicht von dieser Welt scheint bzw. fast zu schön für diese. Es ist wirklich ein einmaliges, einzigartiges und überwältigendes, großartiges musikalisches Erlebnis, welches schwer in Worte zu fassen ist, obwohl ich nur die Konzert-DVD gesehen habe und nicht tatsächlich live dabei war. Jedoch die Aufnahme (Bild & Ton) ist so perfekt, dass man glaubt, irgendwie hier und jetzt dabei zu sein. Man schwimmt gedanklich, visuell, akustisch, ja schon körperlich mit, vergisst alles um sich rum. Gänsehaut, Freude, Ergriffenheit sind einige der Gefühle, die dabei entstehen und irgendwie kommt die Erkenntnis auf etwas sehr Außergewöhnliches genießen zu dürfen – von konsumieren kann auf gar keinen Fall die Rede sein. Man hört kaum, dass das Erklungene keine Studio-Aufnahme ist, sondern live aufgenommen wurde, was bei den Tracks Breathe, Time, Breath (Reprise), Shine on you Crazy Diamond, Fat old Sun, Wish you were here wohl zu Tonproblemen geführt haben soll und diese deshalb leider nicht auf der DVD sind. 3sat sendete zwei oder dreimal Ausschnitte aus dem Konzert mit einigen fehlenden Songs. Fest steht, dass die Live-DVD bzw. Live-CDs tausendmal besser klingt/klingen als auf dem „On an Island“ Studioalbum – allein das ist ein Unikum, denn meistens ist die Live-Version schlechter. Die orchestrale Untermalung veredelt die Songs, trägt merklich zur Soundästhetik bei & rundet das Klangbild ab. Die fünf Akteure und das Orchester unter der Leitung von Preisner machen das Konzert zu einer akustischen erlesenen Feinkost, zu einem Ohrenschmaus aus Tausend-und-einer-Nacht, der unter die Haut geht. MARC BRICKMANS LICHTDESIGN ist ebenfalls reinster Hochgenuss, eine Augendweide die zeigt, dass er einer der weltweit wenigen Lichtgestalter ist, der auf eine gewisse Art und Weise konkurrenzlos und besonders ist (er sticht aus der Masse heraus) und dessen geniales, effektives Lichtkonzept eindrucksvoll zeigt (bzw. in der Zeit von visuell total überreizten Shows und schnell geschnittenen Musikvideos wieder in Erinnerung ruft), was man ohne Show-Gigantonomie, sprich ohne Feuerwerk, Konfetti, Filmen und fliegenden Flugzeugen oder Schweinen alles an fabelhaften, einfallsreichen Effekten erzielen kann. Da die herausragend grandiose & inspirierende Musik ohne diesen Firlefanz auskommt, trägt das für Floyd eher spärliche Lichtdesign viel zu der großartigen Atmosphäre dieses Events bei. Er hat zu praktisch jedem Song das bestmögliche Licht, man muss sagen gezaubert, und das nur mit ca. 50 sogenannter „Moving Lights“, einem 50 Watt YAG-Laser und einem 10 Watt Copper-Vapor-Laser (Kupferdampflaser) von Strictly FX und ein paar Strobes (20 Atomic 3000 Strobes mit Atomic Colors also Scroller/Farbwechsler) – noch nie gesehen im Rock/Pop-Bereich! Sein Lichtkonzept sah Laser in mehreren Songs vor, hauptsächlich in Echoes (ein Sound- und Lichtgewitter) und Comfortably Numb. Keine visuelle Überreizung durch LED-Wände, LED-Panels und anderen LED-Schnickschnack, welche meist direkt hinter, über, neben und mittlerweile auch unter den Künstlern installiert werden. Mit einzig und allein sechs großen „LED-Bildschirmen“ (zusammengesetzt aus vielen kleinen einzelnen Modulen) für die sechs Hauptmusiker zeigt Brickmann, wie man die LED-Technik (2006 war das Konzert) wirklich richtig und logisch einsetzen kann. Mittels Hochleistungs-Beamern wäre dies wahrscheinlich nicht zu realisieren, denn gegen das Licht der Scheinwerfer wären die wohl nicht angekommen. Gilmour stand voll und ganz im Mittelpunkt des vergleichsweise schlichten Lichtkonzeptes. Das Rigg (Bühnenkonstruktion) war ebenfalls im Vergleich zu früheren Konzerten verhältnismäßig klein, jedoch dauerte der Aufbau anscheinend immer so ca. vier Tage. Auf Zuschauerlicht (Blinder) wurde komplett verzichtet. Mit einem tief gesättigten Seitenlicht (realisiert durch VL 500) erzeugte Genius Brickman eine stimmungsvolle Atmosphäre, nicht zuletzt durch viel Nebel. Weiterhin entschied er sich für 18 VL3000 Spot, um „durch den Nebel zu kommen“ und VL500 sowie zehn VL2500 Wash. Es fiel auch die Wahl auf zehn alte VLM Moving Mirrors (kopfbewegte Spiegel)- eine echte Rarität und vier sehr große Scheinwerfer vom Typ Syncrolite MX1000. Die alten Telescans waren auch mit von der Partie.
Aber trotz doch massivem Einsatz von überwiegend exzellenter moderner Licht- und Videotechnik, bzw. von Lichteffekten geht nichts an warmer, durchaus sehr persönlicher, geheimnisvoller oder eventuell sogar unergründlicher Atmosphäre oder Momenten verloren, sprich es wird nichts „kaputt“ geleuchtet. Man hat das Gefühl, Herr Brickman hat sich wirklich ernsthaft sehr lange mit der Musik auseinandergesetzt und das merkt man. Denn irgendwie scheint das Licht die Songs, die Musik (die Gefühle, die hier vielaussagenden Texte) zu erklären oder visuell darzustellen. Es sind nicht einfach nur wie so häufig bei Rockschows „Flackerlicht“ und willkürliche Lichteffekte, nein das Lichtdesign unterstützt die Musik perfekt und ist doch gleichzeitig eine Kunst für sich, die allein schon der Kauf wert ist. Seine phantastische Lichtgestaltung ist voller außergewöhnlicher origineller Geistesblitze, irre und vor allem unvergleichlich. Ich würde sagen, für die Veranstaltungsbranche (und dazu zählt auch TV) ist seine Kreativarbeit wegweisend, richtungweisend und auf jeden Fall nachahmenswert. Er beherrscht die Klaviatur der Lichtgestaltung wie kaum ein zweiter. Sensationelles Licht gab es auch bei der P.U.L.S.E.-DVD, doch hier wurde mit hunderten Moving Lights geleuchtet. Auch wenn fast alle Lichtdesigner diese Aufnahme kennen und diese als (geheime) Referenz – was die Bewegung von motorisierten Scheinwerfern angeht – ansehen, so ist doch das Lichtdesign von Gdansk besser, origineller, perfekter, fast schon einfallsreicher/geistreicher – Brickman gelang ein kleines, feines, nicht überbordendes aber dennoch gewaltiges Lichtdesign. Nicht nur durch die sündhaft teuren Scheinwerfer, die er klug einzusetzen vermochte, sonder auch durch viel Nebel, wodurch „Räume geschaffen“ wurden, obwohl es kein Bühnenbild gab. Weniger ist häufig mehr, und auch vergleichsweise kleine Events haben ihren ganz eigenen Charme und Charakter. In gewisser Weise ist Brickmans phantasievolles, geistreiches, ideenreiches Licht eine verbesserte Version des „PULSE-Lichts“. Er selbst erläutert kurz seine Idee auf dem 30-minütigen „Gdansk-Behind the Scenes Diary“. Man hat es hier also mit einem Gitarren- und einem Lichtgott zu tun, inklusive hervorragend komponierter Musik, was will man mehr? Tour-Manager Paul Loasby setzte Brickman die Bedingung, möglichst wenig Equipment einzusetzen, damit alles in einen Truck untergebracht werden konnte. Eine für Gilmour bzw. Pink Floyd eher ungewöhnliche Wahl, ganz nach dem Motto „klein aber fein“ – es ging mehr als hervorragend auf! Das beste was Gilmour je veröffentlicht hat!

ANLASS DES KONZERTES
Mit dem historischen Konzert vom 26. August 2006 in Danzig (Polen) vor 50.000 Zuschauern im geschichtsträchtigen Werftgelände beendete Gilmour seine „On an Island”-Tour im Jahre 2006. Er spielte dort anlässlich des 26. Jahrestags der Gründung der Gewerkschaft „Solidanosc“ bzw. auf deren Einladung, oder weil der ehemalige polnische Ministerpräsident Lech Walesa und der Bürgermeister von Danzig Pawel Adamowicz David Gilmour und seine Band eingeladen hatten, bei dieser besonderen Festivität aufzutreten (Quellenangaben unterschiedlich). Der 26. August ist ein polnischer Nationalfeiertag, an dem an die Gründung der Gewerkschaft im Jahr 1980 erinnert wird. Neun Jahre nach der Gründung war die im Jahre 1980 aus einer Streikbewegung / Widerstandsbewegung heraus entstandenen Gewerkschaft die treibende Kraft beim Sturz der kommunistischen Regierung bzw. der Anfang vom Ende des Kommunismus in Europa, und ihr Anführer Lech Walesa wurde der erste Präsident des demokratischen Polen. Die auf der Danziger Leninwerft beginnende Bewegung führte gesellschaftsgrenzenübergreifend zu Solidarität, die sich dann in einer Volksbewegung gegen das herrschende Regime wandte und die an der politischen Wende 1989 entscheidend mitwirkte.
Gilmour wurde von 40 Streichern des polnischen Baltic Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zbigniew Preisner (der bedeutendste aus Polen stammende Filmmusikkomponist), der auch für die Orchesterarrangements von David Gilmours Album „On An Island“ verantwortlich war, und von Leszek Mozdzer am Klavier begleitet. Die sechsköpfige Band wurde zum einzigen Mal während der gesamten „On An Island“ Tour von einem Orchester unterstützt. Pink Floyds Keyboarder Rick Wright war mit von der Partie (15. September 2008 an Krebs gestorben), Bass Guy Pratt (Bassist bei Pink Floyd und Roxy Music), Phil Manzanera spielte den zweiten Gitarrenpart (Roxy-Music-Gitarrist und Koproduzent von „On An Island“), Steve DiStanislao Schlagzeug (mit Crosby and Nash gespielt), Jon Carin Keyboard (spielte auch bei Pink Floyd), Dick Parry Saxophon (langjähriger Mitarbeiter von Pink Floyd). Die Stiftung Danzig (Fundacja Gdanska) oder die Stadt Danzig und Solidarnosc (Quellenangaben unterschiedlich) hatten das Projekt (Titel „It Started in Gdansk – The Space Of Freedom“) organisiert. Zum ersten Mal wurden Pink-Floyd-Hits wie „High Hopes“, „Echoes“ oder „Comfortobly Numb“ mit Orchester eingespielt. „A Great Day For Freedom“ wurde als Ausnahme nur für das Solidarnosc-Konzert aufgeführt. Die Skyline bestimmenden Kräne sind das Markenzeichen des verlassenen Werftgeländes, auf welchem die Bühne platziert wurde. Ca. 32 Tonnen Audio- und Video-Equipment wurden verbaut, und über der 18-Meter hohen Bühne waren an zwei gigantischen Kränen sechs 16 Tonnen schwere Monitore (LED-Walls) angebracht, die für jeweils einen Musiker bestimmt waren, was die Idee vom bereits ausführlich erwähnten/gewürdigten renommierte Lichtdesigner Marc Brickman war.
Das Doppel-Livealbum „David Gilmour – Live In Gdansk“ stieg auf Platz 10 der UK Album Charts auf und auf Platz 26 der US Billboard Album Charts, wurde produziert von David Gilmour und Phil Manzanera und dokumentiert das Konzert in Danzig. Die zweieinhalbstündige Konzert-DVD entstand unter der Regie von Gavin Elder. Gekonnt setzte er das Konzert (bei Remember That Night in der Royal Albert Hall mithilfe von Sony HDCAM SR) filmisch um und fasste die Emotionen so gut es ging ein. Nur hätte ich mir hier wie in der Albert Hall eine High-Definition-Aufnahme gewünscht. Weiterhin ist die Kameraführung bzw. der Schnitt manchmal etwas zu hastig, nicht ganz so professionell und mehrere Totale wären, zwecks besserer Geltung der Lichteffekte, besser gewesen. Ich hätte mir mehrere Sichtmöglichkeiten zur Auswahl gewünscht, wie bei The Way We Walk – Live in Concert. Ansonsten ist Bild und Ton insgesamt für eine DVD hervorragend. Eine zusätzliche DTS-Spur wäre für eine mögliche Blu-Ray dann noch der absolute Overkill! Auf der Albert Hall Blu-Ray sieht man, dass Gdansk (teilweise?) in HD aufgenommen wurde.
Das Cover des „On an Island-Albums“ (als Hauptmotiv muss es im Zusammenhang erwähnt werden) weckt Erwartungen, die in Gdansk hundertprozentig erfüllt werden, im Gegensatz zu dem Studioalbum selbst (welches ich aber trotzdem mit fünf Sternen bewerte), da einige Tracks etwas glattgebügelt daherkommen, klanglich nicht so ausdrucksvoll, nicht so melodisch, verziert und detailreich sind, eher etwas zurückgehalten, gedämpft und breit klingen. Denn die Live-Version in Danzig ist besser, fetziger, wuchtiger, nuancenreicher, lebendiger und schlicht und ergreifend authentischer. Das Konzert bzw. die Musik hat eine gewisse Magie, eine musikalische Überlegenheit und so komisch das klingen mag – einen inneren Frieden, eine Stilvielfalt, die einen dazu anhält definitiv bewusst und genau hinzuhören. Dann entdeckt und hört man viel Gefühl, Sehnsucht, Seriosität, Herzblut, Leidenschaft und einfühlsame Rockmusik. Ansonsten kritisiert man evtl. zu Unrecht mangelnde Abwechslung oder Kontrastarmut. Deshalb spaltete viele auch dieses, wie ich finde, in sich geschlossene Album (hauptsächlich die Tracks von „On an Island“) und führte, wie so häufig bei Musik, zu heftigen Geschmacksdiskussionen. Während die einen von einem der besten, gefühlvollsten, atmosphärisch dichtesten & genialsten Pink Floyd bzw. David Gilmour Alben sprechen, stören sich andere über ein gedrosseltes, relaxtes, ruhiges Tempo der Kompositionen und hören hauptsächlich ein seichtes, langsames und langweiliges Dahingeplätscher. Dennoch müsste Stoff für beide Seiten da sein (gerade bei diesem Live-Album mit Floyd-Klassikern), denn wer mit einer Erwartungshaltung rangeht, bei einem über 60jährigen nur auf Hardrock-Musik zu hoffen, darf Gilmours Entscheidung leiser zu treten, nicht übel nehmen bzw. verwundern. Denn falsche Erwartungen führen zu einer geringeren Interpretationsgabe und zu geringerem Einfühlungsvermögen. Schließlich wollen die wenigsten fortgeschrittenen Jahrgänge sich musikalisch ausschließlich auf total extrovertierte Experimente einlassen. Durchaus ist Gilmour seinem Alter entsprechend leiser geworden, aber das Konzert ist meines Erachtens keinesfalls unspektakulär oder langweilig. An diesem denkwürdigen & unvergesslichen Abend waren alle in bestechender Form. Der „Opa mit der E-Gitarre“ (liebevoll & verehrend gemeint) verkörpert scheinbar Gegensätze, die aber keine sind, und wirkt dabei als ein Musiker, der die Vergangenheit schätzt aber dennoch zeitlos erklingt. Er braucht noch nicht einmal eine Note zu spielen, denn er bzw. seine Anwesenheit sprechen für sich:

„Seine Stimme strahlt vielleicht sogar mehr als früher noch diese menschenfreundliche Wärme aus, die völlig untypisch für Rockbands ist“ schrieb treffend Uwe Käding, erschienen in „Die Neue Epoche“ vom 11.03.2006.

Ob Live in Gdansk „einen Musiker und seine Band auf dem Höhepunkt ihrer künstlerischen Leistung“ zeigt – wie vereinzelt geschrieben – ist für mich nicht so eindeutig. Bezogen auf Gilmour würde ich als Höhepunkt seiner Karriere die Show vom 20. Oktober 1994 in Earls Court (die letzte Pink Floyd Tournee aus dem Jahr 1994, PULSE-DVD) nennen, denn da ist seine musikalische Performance (gerade bei Comfortably Numb) ein Stück überirdischer.
David Gilmour resümiert: „Das war mein erstes Konzert in Polen und ich war begeistert, dass ich dabei sein konnte, als eines der wichtigsten Jubiläen der neueren europäischen Geschichte gefeiert wurde. Die Danziger Werft ist ein höchst symbolträchtiger Ort und es war uns eine Ehre, hier spielen zu dürfen. Besonders aufregend war die Tatsache, dass mein Freund Zbigniew Preisner als Dirigent des Sinfonieorchesters der Baltischen Philharmonie dabei war und ich mein Album zum ersten Mal genauso präsentieren konnte, wie ich es ursprünglich geplant hatte.“

„Diese Show vor den monströsen Kränen der Schiffswerft war eines der Highlights meiner Karriere“ (Ausschnitt aus österreichischer Tageszeitung, „Spiele nun lieber Solo“, Thomas Zeidler)

„Eine heilige Messe“ […]

„…der Abend wird zum musikalischen Gottesdienst. Gilmour singt den im Original so gewaltigen Refrain allein, zu dezenter Gitarrenbegleitung. Es ist, als trete ein Ritter zum Turnier in Unterhose an und gewänne dennoch. […]“

„…die sensationell effektreiche Lichtanlage – konzipiert vom Floyd-Techniker – tut ihr Übriges, und die Väter im Publikum stoßen mit Tränen in den Augen ihre Söhne an: Hör hin, sieh hin! So war das damals, als dein Vater zum ersten Mal bei einer Platte geweint hat.“ (aus einem Konzertbericht von Torsten Boye zu einem der Konzerte von Gilmours On an Island Tour)

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The Great Gig in The Sky – Ablauf des Konzerts

Gestartet wird eigentlich mit den im neuen Gewand erklingenden Songs Breathe, Time und Breathe (Reprise). Wer hier über die Aufzeichnung verfügt (3sat – Tonprobleme sind eher gering), spürt schon hier (auch durch das Lichtdesign!) das in der Luft liegende „magische etwas“ – auf der CD 1 ist der eigentliche Original-Anfang (Ablauf) gespeichert. Gilmour haucht so vertraut und beseelt den aus dem Herzen sprechenden Text ins Mikrofon, sodass man einfach mitsingen muss:
“Home, home again.
I like to be here when I can.
When I come home cold and tired
It’s good to warm my bones beside the fire…”
Die fehlenden Videos gibt es ganz legal auf der offiziellen David Gilmour Online Präsenz unter der Rubrik Gdansk. Eine Besonderheit war das musikalisch (& lichtgestalterisch!) einfallsreich gestaltete Intro zu Shine On You Crazy Diamond, ebenfalls einer der Songs, der auf der DVD – „Tonprobleme“ hin oder her -unverständlicherweise ausgekoppelt wurde. Dick Parry, Guy Pratt und Phil Manzanera spielten die Hintergrundakkorde für das Vorspiel, indem sie ihre Finger auf den Glasrändern der abgefüllten Weingläser kreisen ließen.
Der Beginn der DVD (nicht des Konzerts im eigentlichen Ablauf) gleicht einer brachialen, pompösen und majestätischen Ouvertüre. Geheimnisvoll diffuse Musik ertönt aus den Lautsprechern, Jubel brandet auf, Nebel kriecht über die Bühne, die durch vereinzelte mystisch in unterschiedlichen Farben flackerndes Licht (Atomic 3000 Strobes -3000 Watt!) nur noch schemenhaft zu erkennen ist, Gilmour erscheint auf der Bühne, die Bühne verschwindet nun im Dunkeln, wie aus dem Nichts erfasst ihn ein Lichtkegel exakt umhüllend, und der Meister setzt seine Finger entschlossen aufs Griffbrett. Bereits jetzt kommt der charakteristische Klang Gilmours zur Geltung. Castellorizon ist als Vorspiel/Intro perfekt und lässt jetzt schon erahnen, was das Event im weiteren Verlauf zu bieten hat. Wenn Kritik angebracht ist dann nur, dass Castellorizon eine dominantere Pauke vertragen hätte, das wäre dann aber Kritik auf höchstem Niveau.
Der Opener geht nahtlos über in On an Island, ein Track der sowohl ruhig und verträumt als auch antreibend, erregend, leidenschaftlich und ausdrucksvoll daherkommt. Er endet nach den sehnsüchtigen Worten

„Let the night surround you
We’re halfway to the stars
Ebb and flow
Let it go
Feel her warmth beside you”

mit einem grandiosen Solo Gilmours, welches zu den außergewöhnlichsten gehört. Es folgt ein Beifallssturm. Schon zu Beginn stockt einem der Atem und lässt einen staunen. Im Titeltrack geht es darum, wie Freunde nach dem Tod in Unseren Erinnerungen weiterleben. Gilmour: “It’s about how friends live on in your memories after they’re gone.”
Nach dem Griff nach den Sternen geht esmit dem beruhigenden und beseelten The Blue weiter und lässt einen nach dem schwunghaften, erregenden Beginn musikalisch durchatmen. Von einem Lichtstrahl getroffen glänzt am Schluss sein Griffbrett und man beobachtet die geschmeidig über den Gitarrenhals gleitenden Finger.
Mit Red Sky at Night als Instrumental wird es nun noch ruhiger, geradezu wie eine Verlangsamung der Zeit wirkt nun das Musikstück, mit Schwermut und Traurigkeit, jedoch weit entfernt von der Einnahme von Baldrian. Mit ernstem, würdigem, betrübtem, traurigem & klagendem Charakter erklingt Red Sky at Night wunderbar voll klingend durch Gilmour am Saxophon.
Gilmour blüht immer mehr auf, denn danach folgt This Heaven als ein kräftiger & druckvoller Bluesrock. Im Schein von einem halben dutzend roter Lichtkegel stehend hört man sein Glück, bzw. merkt man abermals, dass Gilmour in sich ruhend anscheinend den Frieden mit sich & der Welt gefunden hat und fast schon idyllisch singt: “Live is much more then money buys – When I see the faith in my children eyes“. Er sagt auch selbst, dass die letzen Jahre die glücklichsten seines Lebens waren und dass dies ein Song über das Glück in seinem Leben ist.
Dann folgt das getragene, wie ein Bach wunderbar dahinfließende Then I Close My Eyes (zweites Instrumental) beginnend mit Meeresrauschen, dazu Gilmour an seiner Cümbüş und seiner Hermann Weissenborn Hawaiian style acoustic lap steel guitar, dann mit leichten & spielerischen Soli von Parry, Wright, Manzerana, Leszek Mozdzer – welche das Thema damit vielfältig verarbeiten, variieren und dahingleiten lassen – um am Ende wunderschön beruhigenden mit einem sich verlierenden Solo Gilmours an der Slide-Gitarre zu verklingen.
Mit Smile erklingt nun ein anmutiger, einschmeichelnder und verhaltener Song, der verträumt, leicht und sanft dahinfließt. Auch hier ist seine Hermann Weissenborn Hawaiian style acoustic lap steel guitar im Einsatz.
Der Hörgenuss (und Sehgenuss) steigt nun weiter an, da bei Take a Breath nun ein dramatischer, wilder, wuchtiger, bebender und hämmernder Song einen aufrüttelt und das Rockkonzert nun als solches deutlich hörbar wird (live 115 dbA) und weil die Reihenfolge/die Auswahl der Songs ein Spannung, eine Ausgewogenheit erzeugen und sich ebenso entfalten können. Daraus resultiert ein Wechselspiel zwischen eher stilleren, (be-)ruhigen(den), entspannten, melancholischen fast schon meditativen/spirituellen und rockigen, blusigen Kompositionen. Spätestens bei jenem „atemlosen“ Kracher Take a Breath zeigt Brickman mit einem „epileptischen“ und perfekt zu dem psychedelischen Kracher passenden Lichtgewitter seinen Einfallsreichtum und sein extraodinäres Können. Hier wird die Musik zentimetergenau durch seine Lichtchoreographie, durch Lichtexplosionen unterstützt, so als ob sie nur hierfür komponiert wurde. Bei Take a Breath ist ein Schnitt/Wechsel der Musik zu hören, dennoch erlebt man das ganze Konzert wie aus einem Guss, wie ein unsichtbarer roter Faden – das ist die unbeschreibliche Magie Gilmours. Sein kultiviertes Gitarrenspiel, sein Klanggefühl verbunden mit Hingabe und Leidenschaft und gleichzeitiger stoischer Bühnenpräsenz, dazu sein Charisma, seine Ausstrahlung und seine Ruhe machen genau diese Magie aus.
Das nun folgende sehr langsame, poetische A Pocketful of Stones gehört ebenfalls zu den ruhigen Songs, endet aber mit Gilmours Solo & einem sehr guten unterstützenden Lasereffekt etwas rauer, eilender, leicht anschwellender und entschlossener als Smile oder Then I close my Eyes Fast wie ein zeremonieller Wohlklang (ich bin wohlgemerkt Atheist) erklingt das elegische vorgetragene A Pocketful of Stones.
Mit Where We Start als ein wunderbarer Wohlklang könnte das Konzert besser nicht enden, wurde aber im Programmablauf so nicht vorgesehen und passt meines Erachtens aufgrund seines beendenden, ausklingenden, verlöschenden, verlangsamenden Charakters nicht so ganz an diese Stelle. Trotzdem ist Where We Start wunderschön, ein Klangtraum für die Seele, das musikalische Motiv ergreifend und überhaupt nicht vergleichbar mit irgendeinem anderen Lied einer anderen Gruppe oder eines anderen Künstlers und kaum mit Worten zu beschreiben. Es hat etwas „Abschließendes“, so als ob man sich des Lebens erfreut und in den Sonnenuntergang schaut, den Blick total entspannt in die Ferne schweifen lässt und einfach nur genießt, alles (Schlechte) vergisst und einfach nur glückselig und optimistisch in die Zukunft schaut. Die Noten, die aus seiner Gitarre entweichen/emporsteigen scheinen über den Horizont hinauszufliegen. Das Sehnsuchtsbilder malende Where We Start ist die personifizierte Altersmilde & Weisheit, eher nicht nachdenklich sondern eine kluge Lebensbetrachtung. Hier seien einfach nur Teile des Songtextes zitiert:

„Where we start is where we end
We step out sweetly, nothing planned […]
Time passes slowly our hearts entwined
All of the dark time left behind
The day is done
The sun sinks low
We fold up the blanket. It’s time to go
We walk ourselves weary, arm in arm
Back through the twilight
Home again […]
So much behind us, still far to go”

Besser kann man das nicht ausdrücken, hier sprechen ganz allein der Text, die Musik, Gilmours wunderbare Stimme und seine zwei göttlichen Soli.

„Für das Musikhören – und auch für den eigenen Weg im Leben – ist es von unwahrscheinlicher Bedeutung, in sich selbst hineinzuhören.“ (Gidon Kremer)

Weiter geht’s mit Astronomy Domine. Für mich nicht wirklich besonders & eines der „schwierigen“ Musikstücke, nicht leicht zu ergründen bzw. etwas schwierig sich reinzuhören. Dennoch hat sich bei mir nach mehreren Versuchen ein Bedürfnis entwickelt, Astronomy domine doch noch zu verstehen (Geschmackssache). Das Licht ist hier fast extrovertierter, eindrucksvoll als die Musik.
Es folgt High Hopes mit einem bis zur Lautlosigkeit beseelten Schlusssolo auf Gilmours akustischer Gitarre und gibt dem Stück die logische Vollendung schlechthin. Im neuen großartig musikalischen Gewand seit dem PULSE-Konzert im Earls Court, ist High Hopes nun zu einer famosen formvollendeten Glanznummer perfektioniert worden.
Man könnte vor dem Abspielen der DVD denken, dass Comfortobly Numb der Höhepunkt, das finale furioso dieses Musikspektakels ist/sei, doch weit gefehlt: Ping! Nun erklingt, wie ein Rezensent so trefflich formulierte, dass „[…]in Schallwellen gegossenen Gemälde[…]“ Echoes – ein musikalischer Vulkanausbruch, energiegeladen wie 1000 Volt! Wie von vielen Rezensenten vor mir als beste, geniale & gigantische Interpretation gelobt, so kann ich auch meinerseits bezeugen, dass diese Ausnahmekomposition einen in einen Rausch, in fassungslose Faszination versinken lässt. Die Hymne Echoes ist hundertprozentig das, was ich (man) von einem überweltlichen Song erwarte. Wie ein hervorragendes Musikstück aus der Klassik, wo fast alles dabei ist was außerordentliche Musik ausmacht und was man nicht missen will. Diese Danziger Aufführung des musikalischen Geniestreiches gleicht von Beginn bis Ende einem sagenhaften Schöpfungsakt. Diese Entwicklung des Musikwerkes, dieser spannungsreiche Prozess ist in seinem Ausmaß und seiner Art unvorstellbar: Wrights „Ping“ markiert den langsamen und ruhigen Beginn des großen Auftritts im Himmel. Die Melodie aufnehmend fügt sich daraufhin Gilmour sanft, zart & feinfühlig ein und beide, über Spiegel in fahles Licht angestrahlt, verschmelzen zu einer Einheit. Es wird lauter, wilder und impulsiver – mit der Titelmelodie (DAAAA-Da-Da-Da-Da-Da) ist man jetzt total im Rock und Brickmans Farbenrausch bringt die Musik noch mehr zur Geltung. Man singt den gesamten Text mit (“Strangers passing in the street – By chance two separate glances meet – And I am you and what I see is me.”) und erlebt dann mit Gilmorus göttlichem Solo eine akustische Machtdemonstration, eine Himmelfahrt ins Musikparadies. Die Luft beginnt zu brennen an, man lässt sich ins Paradies der unbeschreiblichen Noten und Wohlklänge davontragen und beobachtet die übers Firmament vorbeiziehenden Töne. Nun ist man mitten im musikalischen Feuerwerk, total erregt, heftig psychedelisch und voller Ekstase, dann immer abebbender, langsamer und ein fast in die Stille führendes Decrescendo leitet zum nächsten Teil über. Bodennebel (flüssiger Stickstoff oder Trockeneis) kriecht über den Bühnenboden, sphärisch-schwebende Klänge wie von Meerestieren, Möwenschreie und/oder Krähen/Raben erfüllen die Luft, die dazu zuckenden Lichtstrahlen erzeugen ein surreales Bild, eine geheimnisvolle Atmosphäre macht sich breit. Töne wie aus einer fernen Galaxie umkreisen unsere Ohren, langsam wird es wieder lauter, bis der atemberaubenden finale Moment des rhythmisch immer schneller werdenden Crescendos kommt, wo auch Brickman mit optisch perfekt ausgeklügeltem Licht, Spiegeln und Lasereffekten mal wieder für offene Münder sorgt und jetzt endgültig im Lichtdesignerhimmel der Träume angelangt ist. Diese Musik führt uns in ungeahnte fast schon schwindelerregende musikalische Höhen. Am Ende folgt ein inspirierendes, total entspannendes & märchen-traumhaftes Wechselspiel/musikalischer Dialog zwischen Gilmour und Wright, die Noten/Töne scheinen ins Jenseits zu entweichen, kraftvolle auf ein Minimum reduzierte Noten – zum Dahinschmelzen, zum Sterben. Licht und Musik verschmelzen hier endgültig zu einer Einheit. Einfach nur der Wahnsinn, da passte alles zusammen, brillant und weltklasse mit Sternchen! Vielseitiger und abwechslungsreicher kann einfach kein Rocksong sein. Die musikalische Bandbreite ist schlichtweg unbeschreiblich: Was da an Magie, Spielfreude, Musikalität, Energie, Einfallsreichtum, Nostalgie & genialem Können zusammenkommt ist absolut einzigartig und fast schon unheimlich. So viel Gefühl und Können nah beieinander, das hat man wirklich selten im Leben. Das ist wirklich einmalig! Die Macht der Musik, die Macht von Gilmorus Gitarrenspiel ist eine unglaubliche Leistung. In Gdansk ist, im Gegensatz zur auch schon phänomenalen Londoner Version (Royal Albert Hall Blu-Ray), jedes Solo ausgekostet, jede Note sitzt, jeder gespielte und gesungene Ton mit maximalem Gefühl vorgetragen. Wenn ich wüsste, dass ich bald sterben würde, dann wäre mein letzter Wunsch Musik zu hören. Aus der U-Musik würde ich dann dafür entweder das „Danziger“ Echoes oder das „Danziger“ Where We Start auswählen. Diese Musik ist sooo sensationell schön, danach möchte man einfach nur sterben. Echoes ist gewissermaßen wie das (idealisierte) Leben: Es beginnt langsam und ruhig, wird turbulent um dann am Ende wieder langsam und entspannt zu enden – Ruhig, Rockiger Part/Elemente, Sphärenklänge, Rockiger Part, Ruhig.
Das vorletzte Stück A Great Day for Freedom wurde nur für diesen Anlass gespielt und man sieht noch mal wie viel Spaß Gilmour & seine Mitspieler haben. Ein besseres musikalisches Statement für die Freiheit (ohne weiße Tauben aber mit grellem weißem Licht) kann ich mir schwer vorstellen.
Bewegender Schlusspunkt ist das allseits bekannte und berühmte Comfortably Numb. Über zwei dutzend hellweiße Lichtkegel stellen Gilmour nun für einen kurzen Augenblick „ins Zentrum der Welt“ stellen (Lutz Wendler vom Hamburger Abendblatt „Auch ohne Water fließt es“ 14.03.2006). Wenn man über eine gute Anlage verfügt, dann kommt der wuchtige Sound seiner Black Strat, „der zarte Klang des Donners“ („The Delicate Sound Of Thunder“) so gewaltig, massiv, durchschlagend daher, dass jeder Staubkorn im Raum erschüttert wird. Pink Floyd bzw. Gilmour haben einfach nichts Besseres verdient, als mindestens über gutes Equipment gehört zu werden. Als eines der großartigsten Gitarren-Solos aller Zeiten ausgezeichnet, bei dem sich viele die Zähne ausbeißen und die Finger wund spielen, erfüllt nun David Gilmour meine hohen Erwartungen nicht ganz und meistert das sehr schwierige Solo nicht ganz so perfekt wie 1994 bei der Division Bell Tour (PULSE-DVD). Dennoch ist es die zweitbeste Version und das Solo hat auch seinen eigenen Charakter und auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung, denn wie man via Youtube hören/sehen kann, hat es bis jetzt noch keiner geschafft, qualitativ und technisch gesehen selbst an Gilmours drittbeste Version (Albert Hall) heranzukommen. Hier finden alle ihren Meister. That’s Gilmour, a real Guitar-Hero
Am Ende macht sich ein Hauch von Wehmut breit, einerseits weil das Konzert (DVD!) vorbei ist und man aus dem musikalischen Traum so langsam erwacht, einem die ganze Vergänglichkeit der Musik (des Lebens) bewusst wird, andererseits weil man Wright bzw. diese Musikerkonstellation das letzte Mal gesehen hat…

“Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.“ (Ludwig van Beethoven)

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ECHOES UND PLAGIATSVORWÜRFE
Das berühmte Thema von Echoes erinnert sehr stark an Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“. Der Beginn der Overture von Phantom der Oper weist in der Tat eine große Ähnlichkeit mit einem Teil aus Echoes auf. Viele erkennen die Melodie wieder – so auch Roger Waters. Waters wirft Webber vor, jenes Motiv von Echoes geklaut, kopiert zu haben. Seitdem hat Waters den Musical-Star häufig gelinde gesagt kritisiert. Es sei scheußlich, Webbers Musik anzuhören – so Waters. Seinen Unmut verarbeitete er in seinem Amused To Death-Solo-Album (Track: It’s a Miracle). Phantom wurde definitiv nach Echoes geschrieben, jedoch gibt es Stimmen, dass eine solche Melodiefolge durchaus gängig sei. Im künstlerischen Jargon ausgedrückt würde man eher sagen, dass Webber sich von Echoes hat „inspirieren“ lassen, bzw. das Motiv „zitiert“ hat.
Waters: “Yeah, the beginning of that bloody Phantom song is from Echoes. DAAAA-da-da-da-da-da (Anm.: C# C B Bb A C#). „I couldn’t believe it when I heard it. It’s the same time signature – it’s 12/8 – and it’s the same structure and it’s the same notes and it’s the same everything. Bastard. It probably is actionable. It really is! But I think that life’s too long to bother with suing Andrew fucking Lloyd Webber.”
It’s A Miracle: “We cower in our shelters – With our hands over our ears – Lloyd-Webber’s awful stuff – Runs for years and years and years – An earthquake hits the theatre – But the operetta lingers – Then the piano lid comes down – And breaks his fucking fingers – It’s a miracle”

BOXINHALT (Limited Edition)
Man kauft eine wunderschöne, recht hochwertige Box mit 24-seitigem Booklet sowie Sammlerstücken, darunter Bilderdrucke, ein Poster, Ticket, Backstagepass, Guitarpick. Alle fünf Scheiben sind in einer, mit Gilmour an der Gitarre in unterschiedlichen Farben bedruckten Papphülle, zu finden:

Track Listings

Disc 1 (Konzert Audio-CD)
1. Speak To Me
2. Breathe
3. Time
4. Breathe (Reprise)
5. Castellorizon
6. On An Island
7. The Blue
8. Red Sky At Night
9. This Heaven
10. Then I Close My Eyes
11. Smile
12. Take A Breath
13. A Pocketful Of Stones
14. Where We Start

Disc 2 (Konzert Audio-CD)
1. Shine On You Crazy Diamond
2. Astronomy Domine
3. Fat Old Sun
4. High Hopes
5. Echoes
6. Wish You Were Here
7. A Great Day For Freedom
8. Comfortably Numb

Disc 3 (Konzert-DVD 113 Minuten)
1. Castellorizon
2. On An Island
3. The Blue
4. Red Sky At Night
5. This Heaven
6. Then I Close My Eyes
7. Smile
8. Take A Breath
9. A Pocketful Of Stones
10. Where We Start
11. Astronomy Domine
12. High Hopes
13. Echoes
14. A Great Day For Freedom
15. Comfortably Numb
16. Credits – Wot’s ….. Uh The Deal?
Weiterhin gibt es ein Danziger Tagebuch als 36-Minütige Dokumentation, welche eine private Unterredung Gilmours mit dem Ex-Ministerpräsidenten Lech Walesa sowie Gespräche von Crew und Bandmitgliedern zum Inhalt hat. Dazu werden Ausschnitte von Konzertproben und u.a. Walesa mit Gilmour beim Denkmal für die Werftarbeiter gezeigt, die den Aufstand von 1970 mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Abgerundet wird die Limited Edition durch:

Disc 4 (CD)
1. Shine On You Crazy Diamond (From The BBC Mermaid Theatre Concert)
2. Wearing The Inside Out (From The BBC Mermaid Theatre Concert)
3. Comfortably Numb (From The BBC Mermaid Theatre Concert)
4. On An Island (AOL Sessions 2006)
5. High Hopes (AOL Sessions 2006
6. The Blue (Live At Abbey Road Studios)
7. Take A Breath (Live At Abbey Road Studios)
8. Echoes (Acoustic, Live At Abbey Road Studios)
9. Barn Jam 166 (Januar 2007)
10. Barn Jam 192 (Januar 2007)
11. Barn Jam 121 (Januar 2007)
12. Castellorizon (5.1 Surround Sound Version)
13. On An Island (5.1 Surround Sound Version)
14. The Blue (5.1 Surround Sound Version)
15. Take A Breath (5.1 Surround Sound Version)
16. Red Sky At Night (5.1 Surround Sound Version)
17. This Heaven (5.1 Surround Sound Version)
18. Then I Close My Eyes (5.1 Surround Sound Version)
19. Smile (5.1 Surround Sound Version)
20. A Pocketful Of Stones (5.1 Surround Sound Version)
21. Where We Start (5.1 Surround Sound Version)
22. Credits – Red Sky At Night

Zu den Barn Jams 2007, welches wohl die letzten Aufnahmen vor Richards Wright Tod sind, äußerte sich Gilmours Gitarren Techniker (seit 1974 bei Pink Floyd) Phil Taylor: „David hatte so viel Freude mit seinen Musikern während der On An Island Tour, das er seine Freunde Rick Wright, Guy Pratt, Steve DiStanislao, im Januar 2007, für eine Woche zu sich auf die Farm, für Jam-Sessions einlud. Phil Manzanera saß auf den Produzentenstuhl.“ Gilmour soll berichtet haben, dass von dieser Session über 200 Musikstücke existieren, drei davon sind auf dieser vierten Live in Gdansk-CD.
Hier ist auch das gesamte On an Island Album in einer 5.1 Surround Abmischung zu finden. Wahlweise in Dolby Digital 5.1 oder sogar DTS 5.1 (1509 kbps – dynamischer, klarer, feiner Klang!). Gerade das Sehnsuchtsträume erzeugende Where We Start profitiert, bzw. bekommt durch die 5.1 Abmischung eine andere Dimension.

Disc 5 (CD, Bonustracks live von der Tour im Sommer 2006)
1. Shine On You Crazy Diamond (Live In Venedig 12.August/Wien 31.Juli)
2. Dominoes (Live In Paris, 15. März)
3. The Blue (Live In Vienne, 31. Juli)
4. Take A Breath (Live In München, 29. Juni)
5. Wish You Were Here (Live In Glasgow, 27. Mai)
6. Coming Back To Life (Live In Florence, 2. August)
7. Find The Cost Of Freedom (Live In Manchester, 26. Mai)
8. This Heaven (Live In Wien, 31.Juli)
9. Wearing The Inside Out (Live In Mailand, 25.März)
10. A Pocketful Of Stones (Live In Wien, 31.Juli)
11. Where We Start (Live In Wien, 31.Juli)
12. On The Turning Away (Live In Venedig, 31.August)

Interessant sind auch die versteckten „Easter Eggs“ wo z.B. David und Rick dem Rest der Band erklären wie Echoes entstanden ist/geschrieben wurde. David Gilmour Live In Gdansk ist in mehreren Formaten erhältlich, die Limited Edition ist eher was für Fans und absolute Liebhaber, da auch mittlerweile der Preis nicht mehr bei 50, sondern bei ca. 100 € liegt. Alle anderen sind mit der „zwei-CD-plus-zwei-DVD-Version“ für ca. 25 € bestens bedient. Doch auch für hundert Euro bekommt man (als Fan) sehr viel fürs Geld und da unterschiedliche Versionen erhältlich sind kann jeder wählen welche Ausgabe einem zusagt.

Erhältliche Formate (Einige Editionen sind ausverkauft!)

2 CD Edition
2 CD/DVD Edition
2 CD/2DVD Editon
3 CD/2DVD Edition (Limited Edition)
5 LP Edition (5 Vinyl Boxset)
Vinyl (1 Schallplatte)

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FAZIT

Letztendlich muss man sagen, so eine Qualität (Musik, Ton, Licht etc.) im Rock/Pop-Bereich ist sehr selten (geworden) und das Konzert (die Aufzeichnung) ist in dieser Zeit, in der massenhaft akustischer Müll (mit schnell geschnitten Videos, sodass nach einem nach einer Minuten die Birne schwirrt, der Schädel brummt) auf den Markt geworfen wird, eines der wenigen wirklich Hochwertigen. Sehr viel von dem neumodischen gehypten Krempel führt bei mir zu Ohrenschmerzen und will überhaupt nicht einen Weg in meine Gehörgänge finden. Nichtsaussagende, banale Texte, einfallslose, primitive und dümmliche Musik wird zu Hauf produziert und findet (und das ist das Unerträglichste) auch noch massenhaft Abnehmer. Es sind immer mehr die „alten Musiker“, die musikalisch, vom kompositorischen Anspruch und von der Beherrschung ihres Instruments her gesehen andere zeitgenössische/ach so angesagte Musiker praktisch an die Wand spielen. Sie lassen sich meist nicht auf das neuzeitliche Gedudel ein und laufen keinem Musiktrend hinterher, ihre Musik lebt, atmet und hat Seele. Der alte Jahrgang (Pink Floyd, Genesis, Eric Clapton, Mark Knopfler, Paul McCartney um nur einige zu nennen) produziert bzw. produzierte nicht hauptsächlich Stücke, die schnell massenhaft ins Ohr gehen um möglichst schnell Kohle zu machen, vor allem nicht mit einem riesigem gierigem Industrie-Apparat dahinter, der jeden Scheiß versucht zu Kohle zu machen. Sie haben – und Gilmour ist definitiv einer davon – eine gewisse Echtheit, Glaubwürdigkeit und Seriosität. Gilmours mächtige Ausdrucksspannweite ist enorm, um das ausdrücken zu können muss man dieses Alter erreicht habe bzw. so einiges im Leben erlebt haben, so die häufig gehörte Meinung („wer nichts erlebt hat kann auch nichts ausdrücken“). Ausnahmen bestätigen die Regel (einzelne Lieder der Arctic Monkeys oder Joss Stone sind z.B. so eine Ausnahme)!
Ich habe die DVD, die Barn Jams und die fehlenden Tracks (auf den CDs) schon dutzende male angehört und höre sie immer noch mit Begeisterung wie beim ersten Hören. Vor allem Breathe, Time, Breath (Reprise), Castellorizon, On an island, Take a Breath, Where we start, Echoes und This Heaven fanden häufig den Weg über die Lautsprecher in meine Ohrmuscheln. Nachdem ich das erste Mal das Konzert gesehen hatte, war ich erst einmal baff, wie nach der Blue Man Group Show (Marc Brickman hat auch dort exzellentes Licht gemacht) – damals noch im Berliner Theater am Potsdamer Platz (jetzt Bluemax Theatre Berlin). Am nächsten Tag musste ich Live in Gdansk einfach wieder einlegen. Es wird garantiert auch Ihnen in den Fingern jucken!
Da zeigt sich die wirklich exzellente Musik: Musik die man häufig hören kann, die nicht immer unbedingt sofort ins Ohr geht und bei der es häufiger noch etwas zu entdecken gibt. Gilmour bzw. Pink Floyd darf man – sofern man noch kein Fan von ihm oder Pink Floyd ist – nicht nebenbei konsumieren bzw. im Hintergrund laufen lassen, sondern muss sich mal mehr mal weniger selbst erarbeiten. Man muss mit einer gewissen Ernsthaftigkeit rangehen und richtig zuhören.
Das mittlerweile selbstverständliche immer wieder hören derselben Aufführung wird bei dieser Konzert-DVD deutlich: Zum Glück haben wir heutzutage die technischen Möglichkeiten Musik sozusagen reproduzierbar immer wieder abzuspielen. Ansonsten wäre Live in Gdansk nur noch in unserer Erinnerung existent. Das ist ja auch das allseits bekannte tragische der Musik – ihr Sterben! Als ich das erstmal die P.U.L.S.E. DVD gehört habe und damit das erste Mal mit Pink Floyd in Berührung kam, dachte ich bei einigen Tracks: Was ist das denn? Klingt ja komisch! Doch nach dem zweiten Hören fand ich: Klingt ja doch nicht so schlecht, irgendwie interessant. Das erneute Hören hat mich irgendwie neugierig gemacht und ich fand, dass es da etwas Interessantes zu „erforschen“, zu „entdecken“ gibt. Nach dem dritten Hören fand ich es einfach nur genial! Soviel dazu. Natürlich wäre es wie immer vor einem Kauf von neuer, unbekannter Musik von Vorteil, vorher reinzuhören welche Musik Pink Floyd und/oder David Gilmour macht!
„Musik ist Balsam für die Seele und Erholung für den Geist.“ (Achim Schmidtmann)
Für mich ist David Gilmour „der einflussreichste/beste Gitarrist der Welt“ (Vorsicht mit dieser Floskel – eine gesunde Skepsis ist hier angebracht!), nicht weil er technisch besser ist als alle anderen (z.B. Eric Clapton, Mark Knopfler, Jeff Back, Gary Moore, B.B. King – alles weitere Lieblingsmusiker/- Gitarristen von mir) - dies ist auch objektiv unmöglich zu bewerten, sondern weil er von allen „U-Musikern“ mich mit seiner Musik, mit seinem Gitarrenspiel mit seinem Gesang am meisten berührt, sie ist von allen am ausdrucksstärksten!
Mal leise Töne die dahinfliegen, dem Diesseits entweichen, mal wuchtige und eruptive Klangausbrüche, dann sphärische, ätherische Klänge. Wenn Magie entsteht, von der Gilmour ja selbst des Öfteren spricht, dann scheint jede Note auf einer Wolke (dem Kosmos entgegen) zu schweben. Dieses Spannungsfeld, indem sich diese Musik bewegt ist enorm, ja grenzenlos. Die Musik führt zu einem Langzeithörspaß, zu maximaler Glückshormonausschüttung vor allem wenn Gilmour sein komplettes Leistungsvermögen entfalten kann. Diese als Alleinstellungsmerkmal zu sehende Klangqualität, Soundästhetik zeigt die unübertreffliche Erfüllung Gilmours, die Vollendung seines Schaffens. Lyrische, nachdenkliche, melancholische, verträumte Texte voll inneren Friedens, mal fein und sensibel gesungen, mal rau und rockig dazu Gilmours begnadetes, leidenschaftliches Gitarrenspiel mit den unvergänglichen, überirdischen Soli wo er sich die Seele aus dem Leib spielt – es ist perfekt, einfach perfekt. Man will, dass es nie endet – man wünscht sich ein endloses Leben dieser Musik, man will es immer und immer wieder sehen und hören. Oder wie Thomas Fuss so schön zu dem Ereignis in Gdansk sagte: „Zeit spielt keine Rolle.“ Mit Danzig hebt er die Musik auf eine andere Dimension – ein göttliche! Ein Jahrhundert-Konzert mit dem er sich endgültig unsterblich gemacht hat und letzte Zweifler verstummen ließ.
Nun habe ich doch mehr geschrieben als gewollt – betrachten Sie es als den Versuch, das Konzert genauer einzuordnen und u.a. meine Glückseligkeit, meine Empfindungen die beim Hören entstehen irgendwie in Worten glaubhaft rüberzubringen. Leider war ich mit meinen jungen Jahren (23) nie bei einem Live-Konzert von Pink Floyd oder der lebenden Legende David Gilmour.
Also kaufen, zurücklehnen, sich auf eine musikalische, einprägsame, verträumte und abwechslungsreiche Reise begeben, genießen und im Klang-Bad abtauchen, die Seele baumeln lassen, die Freude, die Musik und das Licht spüren und in sein Herz fühlen. Hier kann man ohne schlechtes Gewissen zugreifen. Dann steht einem perfekten Hörvergnügen nichts mehr im Weg! Viel Spaß

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http://www.youtube.com/watch?v=WgNOv7ypkvM&feature=plcp

http://www.youtube.com/watch?v=d_xtwbSpcCA&feature=plcp
 

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