Werdet ihr der elektronischen Patientenakte (ePA) widersprechen? Habt ihr der ePA bereits widersprochen? Was sind eure Gedanken zur ePA?

  • Ersteller Ersteller HannaM
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@Kassenwart Interessant. Bisher hatte ich nur von der Techniker gehört, dass die wohl einen derzeit funktionierende Desktop-App mit Zugang zur ePA anbieten sollen. Davon abgesehen hatte ich auf den Seiten verschiedener Krankenkassen immer nur von "April" oder "Mitte Juli" gelesen. Auf meine trifft leider letzteres Datum zu.

Vielleicht hängt das auch nicht nur von der Krankenkasse, sondern auch von dem jeweiligen ePA-Hersteller ab, mit dem die Krankenkasse ihre Verträge geschlossen hat und von dem dann abhängig ist, wann der entsprechende Software liefern kann.

Edit zum Thema ePA-Hersteller:
Zulassung durch gematik
RISE ePA (Hersteller)
 
crashbandicot schrieb:
Es muss ja nicht bedeuten, dass in eine Ablehnung (Versicherung, Kredit, Arbeitsplatz, usw.) der Grund geschrieben steht ("Wir lehnen den Kredit ab, weil Sie aufgrund der uns vorliegenden, illegal beschafften Daten ein zu großes Risiko darstellen."). Dann heißt es einfach nur du bekommst die Versicherung, den Kredit oder Arbeitsplatz nicht. Fertig.

Das erarbeiten immer noch Menschen, die Wahrscheinlichkeit, das einem das früher oder später um die Ohren fliegt. Ein Leak und du kannst die Hütte abschließen.
 
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Wie steht ihr zur eingeführten "Elektronischen Patientenakte (ePA)"?

Um hier eine gepflegte Diskussion über die ePA zustande zu bringen, versuche ich erstmal, meinen eigenen Eindruck bislang kurz wiederzugeben, gefolgt im Anschluss durch eine möglichst neutrale Auflistung von Vor- & Nachteilen.

Um ehrlich zu sein, bin ich momentan noch hin- und hergerissen, wie ich die ePA nun persönlich finden soll. Einerseits finde ich die Idee zwar gut, alle relevanten medizinischen Dokumente, die ich bislang akribisch in großen, dicken Leitz-Ordnern über die Jahrzehnte gesammelt habe, digital an einem Ort zu haben, wo man sie bei Bedarf direkt abrufen kann und ich nicht mehr bei neuen (Fach-)arztbesuchen erstmal relevante Unterlagen aus der Vergangenheit aus dem Leitz-Ordner rauskramen und dann für den neuen Arzt kopieren muss, der sie dann erstmal wieder bei sich einscannen und in meine dort angelegte Akte einpflegen muss...

Andererseits finde ich z.B. die Bedienung (zumindest bei meiner Krankenkasse (Techniker)) nicht sonderlich intuitiv. Bei mir gibt's z.B. keinerlei Option (oder ich habe es einfach noch nicht entdeckt trotz langem Suchen), hochgeladene Dokumente nur bestimmten Praxen als "sichtbar" darstellen zu lassen.

Entweder kann ich die Sichtbarkeit für alle rausnehmen (also sichtbar dann nur noch für mich selbst), oder sie sind sichtbar für alle Praxen, die ich unter "Berechtigungen" eingespeichert und die somit von mir das "OK" haben, die eingestellten Dokumente zu sehen. Schön wäre, wenn man innerhalb den nun bereits berechtigten Praxen dann nochmal auswählen könnte, wer welche Dokumente sehen darf und wer nicht, denn auch unter einer vor-selektierten Praxenauswahl sollen nicht alle direkt alles sehen können.

Mein vor-selektierter Zahnarzt, den ich freigegeben habe, braucht z.B. keine Dokumente sehen, die über Zahngesundheit und Co hinausgehen. Damit er aber die zahmedizin-relevanten Dokumente dort sehen kann, kann ich ihm nur die Berechtigung für ALLE jemals hochgeladenen Dokumente erteilen, nicht speziell nur für die hochgeladenen Zahnmedizindokumente...
Er sieht also entweder ALLES, oder nichts.

Auch scheint es so zu sein, dass man hochgeladene Dokumente nicht speziell einem bestimmten Arztbesuch zuordnen kann. Bei meiner Version der ePA von der TK werden alle hochgeladenen Dokumente per Datum chronologisch aufgelistet, aber nicht konkret einem Arztbesuch zugewiesen.

Hat man nun an einem Tag z.B. 2 Arztbesuche und davon jeweils 2 verschiedene Laborbefunde, dann wird meiner Meinung nach nicht direkt ersichtlich, welches Labordokument nun bei welchem der beiden Ärzte am selben Tag gemacht wurde. Man kann das zwar dementsprechend im Titel beschriften, aber meiner Meinung nach ist das sehr umständlich und auch nicht sehr ersichtlich. Besser wäre doch, wenn man alle relevanten Dokumente als Untergruppe einem Arztbesuch zuordnen könnte, sodass man auf einen Blick sieht, was an Tag X bei Arztbesuch Z an relevanten Dokumenten/Befunden erhoben wurde... Man klickt also auf den Arztbesuch an Tag X und dann öffnet sich ein Unterordner, wo dann alle dafür relevanten Dokumente hochgeladen sind. Aber so wird es zumindest bei mir nicht gehandhabt.

Desweiteren hat ja erst jüngst der Chaos-Computer-Club erneut erhebliche Sicherheitsprobleme beim Thema Datenschutz festgestellt, wo ich dann mittlerweile auch nicht mehr so richtig weiß, ob es klug ist, sensible Gesundheitsdaten einer zentralen Platform zur Verfügung zu stellen...

Überwiegen nun also die Vorteile oder die Nachteile - oder läuft es womöglich auf ein Unentschieden hinaus?

ePA-Vorteile

  • Patient*innen haben alle aktuellen Gesundheitsinformationen an einem digitalen Ort versammelt und können die Infos von Ärzt*innen selbst einsehen, wenn sie die zugehörige ePA-App oder Desktop-Anwendung nutzen.
  • Ärzt*innen erhalten im Idealfall einen schnellen Überblick über die Gesundheitshistorie ihrer Patient*innen. Das umfasst zum Beispiel vorhergehende Befunde unterschiedlicher Ärzt*innen sowie Medikamenteneinnahmen.
  • Es besteht die Hoffnung, dass durch die ePA Doppeluntersuchungen vermieden werden können, weil zum Beispiel bereits ein relativ aktueller Laborbericht vorliegt.
  • Wechselwirkungen verschiedener Medikamente könnten mittels der vollständigen Medikationsübersicht gegebenenfalls besser identifiziert werden als bisher. Menschen müssen sich dafür nicht die Namen der Medikamente, die sie einnehmen, merken.
  • Die Infos stehen auch in Akut-Situationen zur Verfügung, wenn man die Gesundheitskarte dabei hat, und können so zum Beispiel Notfallsanitäter*innen einen schnellen Überblick verschaffen.


ePA-Nachteile

  • Man muss sich aktiv darum kümmern, wenn man nicht möchte, dass alle Gesundheitsinfos gegenüber allen Ärzt*innen, Apotheker*innen und weiteren Berufsgruppen bekannt sind. Möchte man z.B. eine HIV-Infektion oder eine psychische Erkrankung verbergen, sind immer mehrere Schritte erforderlich. Denn diese Informationen gehen nicht nur aus Dokumenten wie Befunden oder Laborberichten hervor, sondern lassen sich aus den ebenfalls verfügbaren Medikationslisten und Abrechnungsdaten herauslesen.
  • Es fehlen Komfortfunktionen, um die Sichtbarkeit von Inhalten zu steuern. Verschiedene Patient*innengruppen erfahren Diskriminierung im Gesundheitswesen und haben daher ein Interesse daran, selektiv mit ihren Gesundheitsinformationen umzugehen. Darüber hinaus können Diagnosen schambehaftet sein.
  • Es ist nicht ohne weiteres möglich, dass z.B. Zahnärzt*innen nur zahnärztliche Dokumente und Infos einsehen können, oder dass neu eingestellte Informationen im Standard nur für die Hausärztin sichtbar sind.
  • Fehlt die Digitalkompetenz im Umgang mit der ePA, bleibt Patient*innen nur die Möglichkeit, sich an die Ombudsstellen der Krankenkassen zu richten oder eine*n Vertreter*in für die ePA zu bestimmen.
  • Bei allen digitalen Angeboten kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu Cyberangriffen und Datenlecks kommt. Ungeachtet aller Maßnahmen zur IT-Sicherheit: ein Restrisiko bleibt immer.
 
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Habe das schon in anderen Threads zu dem Thema geschrieben:

Als Jemand der oft bei vielen unterschiedlichen Ärzten ist begrüße ich eine gemeinsame Akte auf die jeder Arzt Zugriff hat. Bei mir sind in der Vergangenheit schon etliche Informationen verloren gegangen weil es den Arzt nicht mehr gibt und die eigene Patientenakte gleich mit.

Befund x ist nur bei Arzt 1, Blutwert y nur bei Arzt 2, usw... Auch wenn alles beim Hausarzt landen sollte entspricht das leider nicht der Realität. Mir wären so wohl auch einige Untersuchungen erspart geblieben. Aber die Befunde gab es einfach nicht mehr.

Ich habe mittlerweile selbst schon eigene Befunde von Privatärzten hochgeladen, damit da auch meine Kassenärzte Zugriff darauf haben.
 
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Es gab davor schon mindestens einen anderen Thread. IMHO kann ein Mod die alle zusammenlegen.

Für mich überwiegen die Vorteile. Jeder betreffende Arzt kann direkt alle vorherigen Informationen und Diagnosen einsehen. Idealerweise auch für den Patienten selbst.

Die Nachteile sind IMHO der Datenschutz bzw der Schutz vor unbefugten Zugriffen Dritter. Wobei in Deutschland die Panik ja schon bei der Hausfassade anfängt…
 
Ich habe widersprochen.

Mit den noch immer bestehenden Sicherheitslücken hat das aber nicht viel zu tun gehabt. Mir war von Beginn an klar, dass ich das ablehnen werde, falls es nicht als harter Zwang kommt.

Wenn ich den Hausarzt wechsele, bekommt der neue ohnehin von mir die umfassende Genehmigung, beim letzten HA meine Patientenakte anzufordern und dieser ist verpflichtet, diese Akte (die ohnehin digital vorliegt ... die Papierform gibts nur noch der Bürokratie wegen) auch weiterzugeben ... das muss reichen.

Da braucht es keine von überall hackbare Datenbank bei der KK ... nur ein bisschen Kommunikation zwischen den Ärzten.
Die Zentralisierung erleichtert lediglich den Zugriff Unbefugter auf diese Daten.
 
Kuristina schrieb:
Aber es kann auch schwieriger werden, eine unbeeinflusste 2. Meinung einzuholen, wenn ein anderer Arzt schon von der Untersuchung des 1. Arztes "gebrieft" ist.
Meines Wissens kann man selbst bestimmen, welche Praxis auf welche Daten zugreifen kann. Das sollte damit also eher weniger ein Problem sein. Außer evtl. für ältere Menschen.
 
Reglohln schrieb:
Meines Wissens kann man selbst bestimmen, welche Praxis auf welche Daten zugreifen kann. Das sollte damit also eher weniger ein Problem sein.

Wie ich im Ausgangsthread schon dargelegt habe: bei meiner TK-App scheint es so zu sein, dass man bestimmte Praxen / Einrichtungen / Krankenhäuser auswählen kann, die dann Zugriff auf ALLE (hochgeladenen) Daten bekommen. Nicht aber nur auf bestimmte Daten. Entweder bekommen sie Einblick in alles, oder nichts. Es handelt sich bei diesen Einblicken auch kurioserweise lediglich um von mir selbst, nachträglich, hochgeladene Dokumente. Z.B. Laborbefunde, Arztbriefe etc.

Automatisch erfasste Inhalte, wie etwa Arztbesuche bzw. Praxenbesuche, die ich nicht selbst manuell angeben muss, sondern nach Besuch der Praxis automatisch erfasst werden, sind nach wie vor aus irgendwelchen Gründen nur für mich selbst sichtbar und das lässt sich auch nirgends ändern.

Zusammengefasst also:
Ich kann selber Einträge posten (nachträglich Arztbesuche datieren und Dokumente hochladen), die sind dann aber für ALLE freigegebenen Institutionen sichtbar. Dokumente oder Einträge für einzelne freigegebene Instutionen freigeben, sodass der Zahnarzt nur Zahnärztliches sieht, scheint irgendwie nicht möglich zu sein.

Wenn ich nicht will, dass der Zahnarzt auch noch andere hochgeladene Fachrichtungen sieht, müsste ich ihn komplett aus der Berechtigungsliste löschen. Dann sieht er aber auch die zahnärztlich-relevanten Uploads nicht mehr...

Irgendwie alles suboptimal.
 
Marvolo schrieb:
bei meiner TK-App scheint es so zu sein, dass man bestimmte Praxen / Einrichtungen / Krankenhäuser auswählen kann, die dann Zugriff auf ALLE (hochgeladenen) Daten bekommen. Nicht aber nur auf bestimmte Daten.
Ah, ok. Das ist natürlich wirklich suboptimal.

Ich bin bei der Barmer und da konnte ich schon lang Daten hochladen und auch die von Praxen hochgeladenen Daten manuell für nur bestimmte Dinge freigeben.

Zumindest bin ich mir da relativ sicher. Das hatte also nichts mit der aktuellen, neuen ePA zu tun. Ehrlicherweise weiß ich nicht, wie diese Form der Akte genau genannt wurde.

Inzwischen habe ich allerdings einen Widerspruch eingelegt, daher kann ich es jetzt nicht erneut verifizieren, ob ich da nicht doch etwas missverstanden und falsch im Gedächtnis habe.
 
"Kommunikation zwischen Ärzten" - also den Leuten, die nicht gut kommunizieren können/wollen...
 
Marvolo schrieb:
Patient*innen haben alle aktuellen Gesundheitsinformationen an einem digitalen Ort versammelt und können die Infos von Ärzt*innen selbst einsehen, wenn sie die zugehörige ePA-App oder Desktop-Anwendung nutzen.
"alle aktuelle Gesundheitsinformationen" stimmt halt grundlegend nicht. Die ePA ist derart beschränkt, dass derzeit keine größeren Anhänge möglich sind. Jedwedes diagnostisches Verfahren, welches größere Daten bedingt, kann entsprechend nicht eingebunden werden.
Ganz davon abgesehen, dass die Gematik grundlegend verpennt hat gescheite, offene, digitale Austauschformate zu etablieren. Entsprechend sind die proprietären Formate vieler Systeme weiterhin ein Problem.
Oder was derzeit schon stattfindet, dass Röntgenbilder als totkomprimiertes Jpeg versendet wird..

Marvolo schrieb:
Ärzt*innen erhalten im Idealfall einen schnellen Überblick über die Gesundheitshistorie ihrer Patient*innen. Das umfasst zum Beispiel vorhergehende Befunde unterschiedlicher Ärzt*innen sowie Medikamenteneinnahmen.
Der Überblick ist schneller, aber nicht schnell. Zum einen ist die Telematikinfrastruktur für ein IT-System extrem langsam, zum Anderen hat die Gematik die Denke von digitalisiertem Papier. Entsprechend sind die Gesundheitsdaten als Arztbriefe als PDF/A hinterlegt. Es sind damit keine strukturierten Daten und damit Zettelwirtschaft am Bildschirm.

Marvolo schrieb:
Wechselwirkungen verschiedener Medikamente könnten mittels der vollständigen Medikationsübersicht gegebenenfalls besser identifiziert werden als bisher. Menschen müssen sich dafür nicht die Namen der Medikamente, die sie einnehmen, merken.
Das wäre wieder so eine Geschichte, wo strukturierte Daten sinnvoll wären. Durch den PDF/A-Schwachsinn fehlt das aber. Du brauchst also weiterhin Ärzte, die im Einzelfall den Aufwand betreiben und die richtigen Schlüsse ziehen. Statistische Analyse ist im derzeitigem System kaum sinnvoll möglich, zudem es eine Verzerrung gibt. Ärzte orientieren sich bei der Eingabe zunehmend auf Diagnosen/Behandlung, die die Abrechnungssysteme der Krankenkassen widerspruchsfrei entgegennehmen, statt der Sachlage.

Marvolo schrieb:
Die Infos stehen auch in Akut-Situationen zur Verfügung, wenn man die Gesundheitskarte dabei hat, und können so zum Beispiel Notfallsanitäter*innen einen schnellen Überblick verschaffen.
Im Notfall liest kein Schwein die digitale Zettelwirtschaft durch. Es gibt ein paar Dinge, deren Datenstruktur gescheit geregelt ist (der Medikamentationsplan hält sich an HL7 FHIR wenn ich mich richtig erinnere).

Marvolo schrieb:
Es ist nicht ohne weiteres möglich, dass z.B. Zahnärzt*innen nur zahnärztliche Dokumente und Infos einsehen können, oder dass neu eingestellte Informationen im Standard nur für die Hausärztin sichtbar sind.
Reglohln schrieb:
Meines Wissens kann man selbst bestimmen, welche Praxis auf welche Daten zugreifen kann. Das sollte damit also eher weniger ein Problem sein. Außer evtl. für ältere Menschen.
Ja scheiße, selbst die Apotheke hat 3 Tage vollzugriff auf die ePA wenn du ein Rezept einlöst. Die Rechteverwaltung von der du sprichst wurde für die aktuelle ePA3.0 gar ganz abgekündigt und läuft glaube unter "wird vielleicht mit der TI2.0").

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An sich ist die Telematikinfra ein Projekt welches vor allem zeigt wie man Digitalisierung nicht macht. Langsam, teuer, nicht effektiv und im Großen und ganzen Prozesse als Zettelwirtschaft gedacht.
 
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