Take 2 zieht bei Manhunt 2 vorerst die Notbremse

Sasan Abdi
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Nachdem bekannt wurde, dass der außergewöhnlich brutale „Shooter“ Manhunt 2 in zahlreichen Ländern auf den Index gesetzt werden soll, zieht Publisher Take 2 nach Informationen von Spiegel Online nun vorerst die Notbremse. Wie Unternehmenskreisen zu entnehmen ist, wird der Vorstellung des Titels auf unbestimmte Zeit verschoben.

So heißt es bei Take 2, dass man zunächst „alle Optionen prüfen“ wolle, prinzipiell aber weiterhin zu dem „außergewöhnlichen Spiel“ steht. So glaube man auch bei Manhunt 2 „an die Freiheit kreativen Ausdrucks genauso wie an ein verantwortliches Marketing“. Grund für den Rückzieher ist neben der US-Zensurbehörde ESRB auch Europa: Hier sollte Manhunt 2 eigentlich zeitgleich starten. Nachdem zahlreiche europäische Jugendschutzbehörden angekündigt hatten, dem Urteil der US-Kollegen zu folgen und den Titel sofort zu indizieren, sehen sich die Verantwortlichen von Take 2 nun einem ernstzunehmenden Problem gegenüber.

Welch' scharfer Wind von den Zensurbehörden weht, ist am Beispiel von Irland zu erkennen: Hier wurde mit Manhunt 2 zum ersten Mal in der Geschichte ein Titel verboten. Dabei begründete die Behörde ihren Schritt mit dem außerordentlichen Sadismus, der in Manhunt 2 ohne jeglichen Handlungshintergrund zum Einsatz käme. Selbst in den in Sachen Gewalt in Videospielen eher liberalen USA erhielt das Spiel für die Wii und die Playstation 3 nur eine Erwachsenen-Freigabe.

Gerade in dieser Entscheidung findet sich für Take 2 offenbar die Farce: Vor allem in den USA ist den Verantwortlichen offenbar ein besonders grober Schnitzer unterlaufen. So gehört es bei Sony und auch bei Nintendo zur Unternehmensphilosophie, so genannte Adult-Only-Spiele (AO) aus Imagegründen gar nicht erst für die konzerneigene Plattform zu lizenzieren. Die Krux, der man bei Take 2 und vor allem bei den Entwicklern von Rockstar aufgesessen ist, liegt in der Freigabe-Politik der US-Zensurbehörde ESRB begründet.

Eben jene Behörde stufte in ihrer Geschichte nur 24 Spiele als AO ein. Nun könnte man meinen, dass man bei Take 2 und Rockstar gleichermaßen hätte ahnen müssen, dass Manhunt 2 der potentielle 25. Titel in dieser ominösen Liste werden könnte. Dieser Gedanke kam den Verantwortlichen aber erst gar nicht, da die 24 Titel aufgrund von zu offensichtlichen Sexszenen als AO eingestuft wurden.

Da es sich bei Manhunt 2 eher um diskussionswürdige gewalttätige und weniger um sexuelle Aspekte dreht, ist man offenbar einfach davon ausgegangen, dass die ESRB den Titel – wie so oft zuvor – einfach durchwinkt. In diesem Fall aber zeigten sich die prüden, aber Gewalt gegenüber eher offenen amerikanischen Prüfer wenig verständnisvoll und stuften Manhunt 2 als Adult-Only ein. Eine Entscheidung mit doppelter Signalwirkung: Zum einen fühlten sich die anderen Zensurbehörden ob der überraschenden Einstufung der US-Kollegen alarmiert; zum anderen signalisierte man bei Sony und Nintendo aller Wahrscheinlichkeit nach prompt, dass eine Lizenzierung mit der Entscheidung der ESRB in Weite ferne rückt. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass es sich bei dem nun getätigten Stopp des Projekts nicht um einen temporären, sondern endgültigen Zustand handelt.

Für Deutschland war eine Veröffentlichung von Manhunt 2 übrigens offenbar erst gar nicht geplant. Hintergrund könnte sein, dass Manhunt 1 seiner Zeit vom Amtsgericht München nach Verkaufsstart bundesweit beschlagnahmt wurde.

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