perfekt!57
Commodore
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gehörte einer einst glücklichen Generation an, ..."
FAZ vom 28.3.06, also von heute. Und netterweise von der FAZ auch online-gestellt, wenn auch unter anderem Titel ("Sandwich-Generation klingt netter als Reformverlierer"). Was wir schon gelegentlich hörten jetzt nochmals expilzit ausgesprochen und recht gut zusammengefasst:
"Niemand hätte gedacht, daß die Glückskinder jener traumverlorenen Republik heute, in ihren besten Jahren, zu Reformverlierern mutieren würden - eine Vokabel, die für die zwischen 1960 und 1980 Geborenen freilich nur ungern verwandt wird. Wohl weil es frecher klingt, nennt man die von Alt und Jung gleichermaßen in die Zange Genommenen lieber „Sandwich-Generation ...
Die wirtschaftliche, demographische und soziale Lage - schwacher Arbeitsmarkt, sinkende Geburtenrate, steigende Lebenserwartung - haben zu einer Situation geführt, die mit aller Härte ihren Tribut fordert. Das ist jenen Politikern der siebziger bis neunziger Jahre zu verdanken, die um des kurzfristigen Wahlsiegs willen die langfristigen Herausforderungen ausgesessen haben - wissend, daß sie davon nie betroffen sein würden.
Wir haben verloren, was wir noch bezahlen müssen
Aber was wir wissen, ist, daß wir nichts mehr zu verlieren haben. Schlimmer noch: Wir haben schon verloren, was wir erst noch bezahlen müssen. Wir werden im Alter nicht nur deutlich weniger Geld vom Staat bekommen als die heutigen Rentner - in fünfundzwanzig Jahren dürfte jeder zweite Rentner kaum mehr als den heutigen Sozialhilfesatz erhalten, prophezeit der altgediente Mahner Meinhard Miegel. Zugleich werden wir steigende Rentenbeiträge zu bezahlen haben. Darüber hinaus sollen wir uns um die eigenen Kinder, die eigenen Eltern und die eigene private Vorsorge kümmern - wenn es dazu noch reicht. Was diese Generation die längste Zeit so gar nicht interessierte - Wirtschaftspolitik, soziale Sicherungssysteme, demographische Entwicklung -, ist nun gerade für sie existentiell geworden.
Aber damit umzugehen hat uns niemand gelehrt. Wer ein Schüler- und Studentenleben lang erzählt bekommt, alles sei gut und werde es auf immer auch bleiben, erschrickt nicht einmal angesichts geradezu gespenstischer Zahlen; etwa dieser: Während heute hundert Erwerbstätige vierundvierzig Rentner finanzieren, werden im Jahr 2050 auf hundert Arbeitende wohl achtundsiebzig Menschen im Rentenalter kommen. Früher wohnte ja sogar dem Gedanken, eine Zeitlang arbeitslos zu sein, eine gewisse Attraktivität inne, als hätte man bezahlten Langzeiturlaub nehmen dürfen. Denn die Furcht, je beim Sozialamt zu landen, kannten wir nicht. Heute wissen wir: Nichts ist unmöglich. Armut ist kein Exklusivphänomen mehr für bildungsferne Schichten und Schulverweigerer. Dennoch bleiben wir gelassen.
Wir brauchten keine Helden. Es ging uns doch gut
Warum aber bleibt jeglicher Protest in dieser Generation aus - immerhin zwanzig Millionen Betroffene? ...
Daß wir aber keinen Visionen folgten, versperrte uns den Blick in die Zukunft, genauer noch: Es fehlte uns ein Bewußtsein dafür, das eigene Leben als langfristig angelegten Plan zu betrachten. Wie also könnten wir reagieren auf Beschlüsse, die zwanzig Jahre zurückliegen - und wie auf Erkenntnisse, deren Auswirkung uns erst in dreißig Jahren mit angekündigter, aber eben nicht vorstellbarer Wucht treffen werden? Zumal ausgerechnet jetzt, in der Mitte unserer Existenz, das Leben so kompliziert geworden ist - mit neuen Verantwortungen und unerwarteten Verbindlichkeiten -, daß wir froh sind, uns einigermaßen erfolgreich von einem Tag zum nächsten durchzuhangeln.
Nun, da das Wort Planungssicherheit zur Utopie geworden ist, wird es unmöglich, einen Zeitraum von dreißig Jahren abzuschätzen. Und man muß weder Historiker sein noch Kenner der Science-fiction, um zu prophezeien, daß die Welt sich in diesem Zeitraum mehrmals neu erfinden wird - vielleicht ja nicht zum Guten, und vielleicht ist unsere Rente dann das geringste Problem. Auch ohne an das Jahr 2037 zu denken, sind wir umgeben von Drohkulissen - ob wir den Arbeitsplatz behalten werden, ob wir zugleich die Kinder vernünftig erziehen, ob wir uns die Vogelgrippe einfangen oder ob uns die Veränderung des Wetters nicht nur einen Strich durch den nächsten Urlaub, sondern vielleicht durch das halbe Leben macht. Und sollen wir nun unser Geld in eine Immobilie investieren, oder stehen schon heute viel zu viele Häuser leer?”
usw., usf..
In wie weit habt Ihr hier eigentlich das Problem schon längst erkannt und für Euch reagiert? Oder werdet das jetzt oder demnächst tun? Und wie?
Und auch: Interessant wie kurzfristig immer das Leben - und wie dumm man war: Mit 25 haben mich die Fragen eines ca. 32-jährigen, der ein ca. 3-jähriges Kind im Kiga hat, auch noch nicht interessiert: So was Blödes und Langweiliges - und noch so total weit weg(!). Eben 7 Jahre nur, und zwei, drei kleine Lebensentscheidungen später, solche, die bei jedem automatisch ablaufen (und genau das, kann man nicht wirklich diskutieren, meinen die Älteren sicher zu wissen) ... .
p.
http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~EF375CDAD70504CF58DCA45F46A13A068~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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FAZ vom 28.3.06, also von heute. Und netterweise von der FAZ auch online-gestellt, wenn auch unter anderem Titel ("Sandwich-Generation klingt netter als Reformverlierer"). Was wir schon gelegentlich hörten jetzt nochmals expilzit ausgesprochen und recht gut zusammengefasst:
"Niemand hätte gedacht, daß die Glückskinder jener traumverlorenen Republik heute, in ihren besten Jahren, zu Reformverlierern mutieren würden - eine Vokabel, die für die zwischen 1960 und 1980 Geborenen freilich nur ungern verwandt wird. Wohl weil es frecher klingt, nennt man die von Alt und Jung gleichermaßen in die Zange Genommenen lieber „Sandwich-Generation ...
Die wirtschaftliche, demographische und soziale Lage - schwacher Arbeitsmarkt, sinkende Geburtenrate, steigende Lebenserwartung - haben zu einer Situation geführt, die mit aller Härte ihren Tribut fordert. Das ist jenen Politikern der siebziger bis neunziger Jahre zu verdanken, die um des kurzfristigen Wahlsiegs willen die langfristigen Herausforderungen ausgesessen haben - wissend, daß sie davon nie betroffen sein würden.
Wir haben verloren, was wir noch bezahlen müssen
Aber was wir wissen, ist, daß wir nichts mehr zu verlieren haben. Schlimmer noch: Wir haben schon verloren, was wir erst noch bezahlen müssen. Wir werden im Alter nicht nur deutlich weniger Geld vom Staat bekommen als die heutigen Rentner - in fünfundzwanzig Jahren dürfte jeder zweite Rentner kaum mehr als den heutigen Sozialhilfesatz erhalten, prophezeit der altgediente Mahner Meinhard Miegel. Zugleich werden wir steigende Rentenbeiträge zu bezahlen haben. Darüber hinaus sollen wir uns um die eigenen Kinder, die eigenen Eltern und die eigene private Vorsorge kümmern - wenn es dazu noch reicht. Was diese Generation die längste Zeit so gar nicht interessierte - Wirtschaftspolitik, soziale Sicherungssysteme, demographische Entwicklung -, ist nun gerade für sie existentiell geworden.
Aber damit umzugehen hat uns niemand gelehrt. Wer ein Schüler- und Studentenleben lang erzählt bekommt, alles sei gut und werde es auf immer auch bleiben, erschrickt nicht einmal angesichts geradezu gespenstischer Zahlen; etwa dieser: Während heute hundert Erwerbstätige vierundvierzig Rentner finanzieren, werden im Jahr 2050 auf hundert Arbeitende wohl achtundsiebzig Menschen im Rentenalter kommen. Früher wohnte ja sogar dem Gedanken, eine Zeitlang arbeitslos zu sein, eine gewisse Attraktivität inne, als hätte man bezahlten Langzeiturlaub nehmen dürfen. Denn die Furcht, je beim Sozialamt zu landen, kannten wir nicht. Heute wissen wir: Nichts ist unmöglich. Armut ist kein Exklusivphänomen mehr für bildungsferne Schichten und Schulverweigerer. Dennoch bleiben wir gelassen.
Wir brauchten keine Helden. Es ging uns doch gut
Warum aber bleibt jeglicher Protest in dieser Generation aus - immerhin zwanzig Millionen Betroffene? ...
Daß wir aber keinen Visionen folgten, versperrte uns den Blick in die Zukunft, genauer noch: Es fehlte uns ein Bewußtsein dafür, das eigene Leben als langfristig angelegten Plan zu betrachten. Wie also könnten wir reagieren auf Beschlüsse, die zwanzig Jahre zurückliegen - und wie auf Erkenntnisse, deren Auswirkung uns erst in dreißig Jahren mit angekündigter, aber eben nicht vorstellbarer Wucht treffen werden? Zumal ausgerechnet jetzt, in der Mitte unserer Existenz, das Leben so kompliziert geworden ist - mit neuen Verantwortungen und unerwarteten Verbindlichkeiten -, daß wir froh sind, uns einigermaßen erfolgreich von einem Tag zum nächsten durchzuhangeln.
Nun, da das Wort Planungssicherheit zur Utopie geworden ist, wird es unmöglich, einen Zeitraum von dreißig Jahren abzuschätzen. Und man muß weder Historiker sein noch Kenner der Science-fiction, um zu prophezeien, daß die Welt sich in diesem Zeitraum mehrmals neu erfinden wird - vielleicht ja nicht zum Guten, und vielleicht ist unsere Rente dann das geringste Problem. Auch ohne an das Jahr 2037 zu denken, sind wir umgeben von Drohkulissen - ob wir den Arbeitsplatz behalten werden, ob wir zugleich die Kinder vernünftig erziehen, ob wir uns die Vogelgrippe einfangen oder ob uns die Veränderung des Wetters nicht nur einen Strich durch den nächsten Urlaub, sondern vielleicht durch das halbe Leben macht. Und sollen wir nun unser Geld in eine Immobilie investieren, oder stehen schon heute viel zu viele Häuser leer?”
usw., usf..
In wie weit habt Ihr hier eigentlich das Problem schon längst erkannt und für Euch reagiert? Oder werdet das jetzt oder demnächst tun? Und wie?
Und auch: Interessant wie kurzfristig immer das Leben - und wie dumm man war: Mit 25 haben mich die Fragen eines ca. 32-jährigen, der ein ca. 3-jähriges Kind im Kiga hat, auch noch nicht interessiert: So was Blödes und Langweiliges - und noch so total weit weg(!). Eben 7 Jahre nur, und zwei, drei kleine Lebensentscheidungen später, solche, die bei jedem automatisch ablaufen (und genau das, kann man nicht wirklich diskutieren, meinen die Älteren sicher zu wissen) ... .
p.
http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~EF375CDAD70504CF58DCA45F46A13A068~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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