Versprechungen
Es soll nun nicht der Eindruck entstehen, es gebe keine sinnvollen Einsatzszenarien für Quad-Core-Prozessoren in Desktop-Rechnern - ganz im Gegenteil: Viele besonders leistungshungrige Programme reizen die Multi-Core-Technik aus. Das trifft auf viele typische Workstation-Anwendungen für CAD und Simulation zu, aber auch auf HD-Video-Decoder und Compiler (Linux make). Auch im Bereich der sogenannten Digital Content Creation gehört Multi-Threading seit Jahren zum guten Ton, etwa bei teuren Rendering-Paketen für 3D-Welten (Autodesk Maya und 3ds Max, Blender, Maxon Cinema4D, NewTek Light Wave, Softimage XSI), professioneller Audio-Software (wie Steinberg Cubase und Nuendo), Videoschnittprogrammen (wie Adobe Premiere Pro CS3) oder Bildbearbeitungssoftware (etwa Adobe Photoshop CS3). Doch längst nicht alle Funktionen solcher Applikationen laufen auf mehreren Prozessorkernen; bei den erwähnten 3D-Programmen ist oft nur die Rendering-Funktion betroffen, nicht aber die Darstellung der Modelle am PC-Bildschirm. Auch einige Videoschnitt-Programme nutzen erst beim Transkodieren des Films mehr als einen Kern, aber nicht für die Berechnung der Timeline-Ansicht. Auch einige Plug-ins, Codecs oder Bearbeitungsfilter verstopfen den Multi-Core-Turbolader. Tendenziell scheinen billigere Multimedia-Applikationen häufiger lediglich einen Kern zu nutzen - jedenfalls wird das Thema in den Foren der Software-Hersteller oft diskutiert. Hier kann man sich auch über die Erfahrungen anderer Anwender informieren.
Gutes Multi-Threading bringen oft erst neue Programmversionen - und einige Softwarefirmen nutzen das als Verkaufsargument für ihre Neuheiten. Im Klartext: Hat man noch eine ältere Programmversion, muss man zunächst ein Upgrade kaufen, um seinen Quad-Core-Prozessor wirklich auszureizen. Wer bereits ein Dual-Core-System hat und über eine CPU-Aufrüstung nachdenkt, kann mit dem Task-Manager von Windows kontrollieren, ob seine vorhandene Software tatsächlich mehr als nur einen Prozessorkern nutzt. Dazu muss man zunächst verstehen, wie Windows die CPU-Last verteilt und die Auslastung anzeigt.
Quelle: c't 2/2008.