Google geht weiter gegen Fragmentierung vor

Michael Schäfer
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Google hat dieser Tage die Nutzungsbedingungen seines Software Development Kit geändert. Der US-amerikanische Suchmaschinenspezialist unternimmt damit einen weiteren Schritt gegen die fortschreitende Fragmentierung seines Systems und will dieses dadurch wieder attraktiver für Entwickler gestalten.

Google nimmt sich dem Problem der Fragmentierung weiter an. Erst im Juni erklärte der Vizepräsident von Googles Android-Entwicklungssparte, Hiroshi Lockheimer, mit deutlichen Worten, dass gerade die Geräte-Hersteller einen großen Teil zu diesem Problem beisteuern, weil diese ihre Prioritäten eher auf angepasste Oberflächen als auf schnelle Updates setzen würden. Aber auch von der seitens Google versprochenen Update-Garantie, welche die Hersteller verpflichten soll, in den ersten 18 Monaten eines Lebenszyklus der Geräte „zeitnah“ für Aktualisierungen zu sorgen, ist nicht viel zu spüren, auch wenn Google versucht mit sogenannten Platform Developer Kits die Hersteller wesentlich früher in die Entwicklung neuer Android-Versionen einzubinden.

Jetzt gehen Google und die Open Handset Alliance einen Schritt weiter: Der Konzern änderte erstmals seit 2009 seine Nutzungsbedingungen für sein Software Development Kit, kurz SDK genannt. Interessant ist hierbei Punkt 3.4 der aktualisierten Nutzungsbedingungen. Dieser sieht in Zukunft vor, dass das SDK nicht in seinem Umfang verändert oder anderweitigen Modifikationen und Anpassungen unterworfen werden darf.

You agree that you will not take any actions that may cause or result in the fragmentation of Android, including but not limited to distributing, participating in the creation of, or promoting in any way a software development kit derived from the SDK.

Mit diesem Zusatz willigt der Benutzer ein, in Zukunft auf Entwicklungen zu verzichten, welche eine Fragmentierung auslösen oder zu einer solchen führen könnte. Nicht mehr erlaubt ist zudem die Verteilung, die Mitarbeit oder Förderung eines Development Kit, welches sich vom originalen SDK ableitet.

Dadurch wird sich für den Smartphone-Besitzer selbst erst einmal nichts ändern, denn die neuen Nutzungsbedingungen gelten nur für Entwickler. Da die Fragmentierung der bisher zahlreich erschienenen Android-Versionen mittlerweile groß geworden ist, schreckt dies oftmals neue Entwickler ab, für die Android-Plattform zu entwickeln. Google möchte anscheinend mit der neuen Vorgabe die Kompatibilität zwischen den Apps und den einzelnen Android-Versionen erhöhen, was für Entwickler wiederum weniger Arbeit bedeuten würde. Dies wird aber nur möglich sein, wenn die Hersteller dazu gebracht werden, auch Updates schnell auf ihre Geräte zu verteilen, damit so viele Geräte wie möglich über neue Android-Versionen verfügen. Die momentane Realität sieht aber so aus, dass mancher Benutzer froh ist, wenn sein Gerät überhaupt irgendwann ein Update erhält. Somit dürfte diese Änderung erst in geraumer Zeit Früchte tragen.

Es wird aber auch darüber spekuliert, ob dies als eine „kleine Drohung“ in Richtung Amazon verstanden werden kann, setzt das Unternehmen doch bei seinen Kindle-Fire-Tablets zwar auf das mobile Betriebssystem von Google, welches in dieser Ausführung aber nichts mehr mit dem Gedanken eines offenen Systems gemein hat.