Linus Torvalds kritisiert Systemd-Entwickler scharf

Ferdinand Thommes
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Mit deutlichen Worten hat Kernel-Papst Linus Torvalds einen Systemd-Entwickler zurechtgewiesen, die Fehler in seinem Code zu beseitigen und hinter sich aufzuräumen. Der bei Red Hat beschäftigte Systemd-Mitentwickler Kay Sievers hatte sich geweigert, einen Bugreport zu bearbeiten, da er seinerseits keinen Fehler sah.

Der Streit entbrannte um den Kernel-Parameter debug, der es den Entwicklern erlaubt Fehler zu analysieren. Dieser steht auch Anwendern zur Verfügung, allerdings muss er händisch an die Kernelbootzeile angefügt werden. Der dort bei vielen Distributionen standardmäßig vorhandene Parameter quiet ist nicht ganz so geschwätzig wie debug.

Systemd verwendet diesen Parameter so wie er ist und beschert damit Kernel-Entwicklern bei Verwendung von debug zusätzlich zu den erwünschten Kernelmeldungen auch die gesamte Ausgabe des Userspace, den sie nicht brauchen. Dadurch kann die schiere Menge an Meldungen Systeme unter bestimmten Umständen bereits beim Start in die Knie zwingen. Userspace und Kernelspace sind gegeneinander abgeschottet, Systemd bricht durch die Verwendung der Option debug diese Barriere. Kernel-Entwickler Borislav Petkov eröffnete gestern einen Fehlerbericht auf Bugzilla und bat darum, dieses Verhalten abzustellen, indem Systemd einen weniger generischen Parameter als debug verwenden soll.

Sievers zeigte sich uneinsichtig und stellte fest, die Option debug gehöre nicht dem ersten Benutzer, also dem Kernel. Zudem verwies er darauf, die Diskussion doch besser auf eine Mailingliste zu verlagern. Petkov verlagerte die Angelegenheit auf die Kernel-Mailingliste und schrieb einen Patch, der zukünftig diesen Parameter verstecken und für Kernel-Entwickler vorbehalten sollte. Ein anderer Entwickler stellte klar, dass die Kernel-Kommandozeile samt ihren Optionen dem Kernel gehöre. Mittlerweile schwappte die Diskussion auch nach Google+, wo Theodore Ts'o seine Kollegen verteidigt.

Diese Lösung gefiel Linus Torvalds überhaupt nicht und in seiner oft cholerischen Art machte er seinem Ärger über die Ablenkung Luft. Sievers solle seine Fehler selbst bereinigen, er sei es leid, seine Fehler umschiffen zu müssen. Er stellte auch klar, dass kein Code von Sievers mehr in den Kernel gelange, der nicht völlig fehlerfrei sei. Das war ein Seitenhieb auf Kernel-Guru Greg Kroah-Hartman, der zusammen mit den Systemd-Entwicklern versucht, die Kernel-seitige D-Bus-Implementation Kdbus in dem offiziellen Kernel zu hieven.

Hartman griff daraufhin beschwichtigend ein und schickte einen Patch an Systemd, der den Parameter in systemd.debug umbenennt. Das gefiel Torvalds zwar besser, trotzdem ließ es sich der Linux-Erfinder in seiner wenig zartbesaiteten Art nicht nehmen, Sievers als „f*cking primadonna“ zu bezeichnen. Bei den nicht weniger streitbaren Entwicklern von Debian ist daraufhin bereits eine erneute Diskussion entflammt, ob die erst kürzlich nach schwierigen Debatten getroffene Entscheidung für Systemd die Richtige war.

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