Crucial MX200 und BX100 im Test: Sechs ungleiche SSDs im Schatten der MX100

Michael Günsch
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Crucial MX200 und BX100 im Test: Sechs ungleiche SSDs im Schatten der MX100

Einleitung

Zum Jahresbeginn kündigte Microns Markentochter für den Verbrauchermarkt zwei neue SSD-Serien an, die das Portfolio von Crucial sowohl am oberen als auch am unteren Ende erweitern sollten. Als neue Speerspitze ist die MX200 konzipiert, die nach Aussage von Crucial mit „führenden Spezifikationen an allen Fronten“ einen „neuen Standard für SSDs“ setzen soll. Mit dynamischer Schreibbeschleunigung und hohem garantierten Schreibvolumen in diesem Segment soll die SSD auf den Erfolg der MX100 aufbauen, diese jedoch nicht ersetzen – letztendlich wurde die MX100 aber doch eingestellt.

Vor allem preisbewusste Käufer soll wiederum die neue BX100-Serie ansprechen. Erstmals setzt Crucial dabei auf einen Controller von Silicon Motion, der sich bei günstigen SSDs inzwischen als feste Größe etabliert hat. Der Hersteller gibt offen zu, dass die BX100 nicht zu den schnellsten SSDs gehört - vielmehr soll der günstige Preis den Umstieg von einer langsameren HDD schmackhaft machen.

Beide neuen Serien sind sind seit Wochen im Deutschen Handel erhältlich, den Test von MX200 und BX100 in jeweils drei Kapazitätsstufen von 250 GB, 500 GB und 1.000 GB gibt es allerdings erst heute. Warum? Probleme mit einem der sechs Laufwerke und die darauf folgende Korrespondenz mit dem Hersteller samt Zustellung eines zweiten Musters haben die Fertigstellung verzögert. Dafür steht mittlerweile fest: Das größte Modell der MX200 hat ein Problem mit der Leistungsbeständigkeit.

Technische Übersicht

Crucial MX200

Die MX200 kann als neues Flaggschiff von Crucial angesehen werden. Neben den versprochenen hohen Leistungswerten ist vor allem die Angabe zur Haltbarkeit mit bis zu 320 Terabyte Total Bytes Written das Aushängeschild der Serie, obgleich es bei der Transcend SSD370 noch höhere TBW-Angaben gibt. Während die MX100 nur im 2,5-Zoll-Gehäuse erhältlich ist, bedient Crucial mit der MX200 auch die flachen Bauweisen M.2 und mSATA, die vorwiegend bei Notebooks Verwendung finden. Auf eine Variante mit 120 GB wird verzichtet, dafür steht ein Terabyte-Modell zur Auswahl, das es bei der MX100 nicht gab.

120/128 GB 250/256 GB 500/512 GB 1.000/1.024 GB
Crucial MX200
Crucial MX100
Crucial M550
Crucial MX200 mit Marvell-Controller
Crucial MX200 mit Marvell-Controller

Bei der MX200-Serie setzt Crucial auf die gleiche Kombination aus 88SS9189-Controller von Marvell und MLC-Flash aus eigener 16-nm-Fertigung, wie sie auch bei den größeren Modellen der MX100-Reihe zu finden ist. Statt das 250-GB-Modell mit vier 64-Gbit-Dies pro Chip auszustatten und dadurch die Schreibrate zu erhöhen, belässt es der Hersteller erneut durchweg bei 128-Gbit-Chips, die inzwischen weitaus häufiger gefertigt werden und Kostenvorteile bieten.

Um beim 250-GB-Modell dennoch einen hohen Schreibdurchsatz zu erzielen, kommt erstmals die mit Microns M600-Serie eingeführte Dynamic Write Acceleration zum Einsatz, auf die in einem nachfolgenden Abschnitt näher eingegangen wird.

Crucial MX200 (2,5 Zoll)
250 GB 500 GB 1.000 GB
Controller Marvell 88SS9189, 8 NAND-Channel
Cache 256 MB LPDDR2 512 MB LPDDR2 1.024 MB LPDDR2
Speicherchips (Packages) 8 16
NAND-Dies/Chip 2 × 128 Gbit 4 × 128 Gbit
Dynamic Write Acceleration

Im Bereich der unterstützten Funktionen bleibt sich Crucial im Vergleich zur diesbezüglich reichhaltig ausgestatteten MX100 treu. Dazu zählen eine vielseitige Hardwareverschlüsselung gemäß den Standards TCG Opal, AES 256 oder eDrive, der Stromsparmodus DevSleep, ein Überhitzungsschutz sowie Sicherheitsmaßnahmen gegen Datenverlust bei plötzlichem Stromausfall in Kombination mit der RAIN-Technologie.

Crucial BX100

Die ausschließlich im 2,5-Zoll-Format angebotene BX100-Serie bildet mit günstigen Preisen den neuen Einstieg in Crucials SSD-Angebot. Durch das höhere Over-Provisioning fällt wie bei der MX200 der nutzbare Speicherplatz etwas geringer als bei den bisherigen Serien aus. So bietet beispielsweise das physisch 256 GB große Modell nur 250 GB. Die bei der MX100 fehlende Terabyte-Klasse wird auch bei der BX100 geboten.

120/128 GB 250/256 GB 500/512 GB 1.000/1.024 GB
Crucial BX100
Crucial MX100
Crucial BX100 mit Controller von Silicon Motion
Crucial BX100 mit Controller von Silicon Motion

Auf Seite der eingesetzten Technik birgt eigentlich die BX100 die größere Neuerung in Crucials Portfolio. Erstmals kommt ein Controller aus dem Hause Silicon Motion zum Einsatz, der mit Microns 16-nm-MLC-Flash kommuniziert. Der Chip trägt die Bezeichnung SM2246EN und ist längst kein Unbekannter mehr, denn unter anderem Adata (SP610), Mushkin (Reactor), Corsair (Force LX) und TeamGroup (Ultra L5) setzen den Vier-Kanal-Controller bereits ein. Auch die preiswerte SSD370-Serie von Transcend basiert auf diesem Chip, der aber in diesem Fall umgelabelt und mit eigener Firmware versehen wurde.

Dank guter Leistung und hoher Effizienz hat sich der SM2246EN einen Namen gemacht und erfreut sich wachsender Beliebtheit unter den Drittanbietern, bei denen lange Zeit SandForce-Chips hoch im Kurs standen – diese Ära ist längst vorbei.

Crucial BX100
120 GB 250 GB 500 GB 1.000 GB
Controller Silicon Motion SM2246EN, 4 NAND-Channel
Cache 256 MB DDR3 512 MB DDR3 1.024 MB DDR3
Speicherchips ? 4 8 16
NAND-Dies/Chip ? × 128 Gbit 4 × 128 Gbit

In puncto Funktionen kann die BX100 nicht mit MX100 und MX200 mithalten. Eine Datenverschlüsselung wird nicht geboten, auch die sogenannte Power-Loss Protection fehlt. Mit NCQ, TRIM, Garbage Collection und DevSleep werden aber alle inzwischen als Standard geltenden Features geboten – für die meisten Anwender ist dies ausreichend.

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