Ignite-Initiative: Firefox OS baut auf Nutzererfahrung und Qualität

Parwez Farsan
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Ignite-Initiative: Firefox OS baut auf Nutzererfahrung und Qualität
Bild: Mozilla

Mozillas Low-Budget-Strategie hat Firefox OS bisher nicht zum Erfolg verholfen. Qualität und eine überzeugende Nutzererfahrung sind die entscheidenden Schlagwörter der neuen Ignite-Initiative, mit der dem mobilen, auf offenen Web-Standards aufbauenden Betriebssystem die Wende zum Guten gelingen soll.

Die groben Züge der neuen Strategie skizzierte Mozilla-CEO Chris Beard nun in einer von CNET veröffentlichten E-Mail an Mitarbeiter von Mozilla-Projekten, die bezeichnender Weise den Titel „Firefox OS in 2015 and Beyond“ trägt. Nachdem die erst wenige Wochen alte Ignite-Initiative zuvor nur wenigen Eingeweihten bekannt war, wurde der Kreis nun erweitert, um mehr Leute an Bord zu holen.

Am grundsätzlichen Ziel einer offenen, auf Standards basierenden Plattform mit Web-basierten Anwendungen als Gegenpol zu den vergleichsweise abgeschotteten Android- und iOS-Plattformen soll weiterhin festgehalten werden, der Fokus der Entwicklung wird sich aber von möglichst billigen Geräten hin zu mehr Qualität und Funktionalität verschieben, um endlich mehr Nutzer und Entwickler anzusprechen.

Eine eigene Plattform sei auch deshalb wichtig, weil man nicht Gefahr laufe einfach ausgeschlossen zu werden. Wie dies aussehen kann, zeigt das Beispiel iOS, wo Apple Browser von Drittanbietern nur dann duldet, wenn sie die bereitgestellten JavaScript- und Rendering-Engines nutzen. Um aber kurzfristig die Erwartungen der Nutzer in Bezug auf Apps zu erfüllen, überlege man, einen Kompatibilitätsmodus für einige wichtige Android-Apps zu implementieren. Wie genau dies umgesetzt werden soll, lässt Beard derweil offen. Weiterhin biete die eigene Plattform den Vorteil, Vorschläge für neue Standards problemlos mit echten Inhalten und Arbeitslasten testen zu können.

Just as a strategy of offering the lowest price browser would have failed, especially against Microsoft, the strategy of merely offering the lowest price smartphone won't succeed. It's not possible for a small vendor to compete only on price with an army of titans. It's always cheaper to order things by the million than by the thousand.

Chris Beard

Um den neu eingeschlagenen Weg zu erklären zieht Beard eine Parallele zu Firefox. Auch im Duell mit dem Internet Explorer wäre es nicht ausreichend gewesen, einfach eine günstige Lösung zu suchen. Was die Nutzer von einem Wechsel überzeugt habe, sei ein qualitativ hochwertiger Browser gewesen, der einfach zu bedienen, schnell, sicher, offen und mit Neuerungen wie Tabs und einem Pop-up-Blocker innovativ gewesen wäre. Diese Tugenden gelte es nun auch bei Firefox OS zu erreichen, wenngleich Android und iOS – und in zunehmendem Maße auch Windows Phone – im Gegensatz zum damaligen Internet Explorer alles andere als vernachlässigt werden und somit eine ungleich größere Herausforderung darstellten.

Um es mit den Konkurrenten aufzunehmen, sollen zunächst alle Entwicklungen rund um Firefox OS konsolidiert werden, um alle Zeit und Energie auf eine bestmögliche, einheitliche Nutzungserfahrung und Entwicklerplattform zu konzentrieren und das volle Potenzial einer offenen und anpassungsfähigen Plattform entfalten zu können. Dedizierte Entwicklungs- und Release-Teams sollen dann zu einem späteren Zeitpunkt Anpassungen für verschiedene Märkte vornehmen, beispielsweise für Smartphones verschiedener Preiskategorien, Smart TVs und vernetzte Geräte.

Grundlage für die künftige Entwicklung werden zunächst die Ideen sein, die bereits für Firefox OS 3.0 (v3) entwickelt wurden, wobei der Fokus anfangs auf Geschwindigkeit und Stabilität liegen soll. Zu den geplanten Neuerungen zählen beispielsweise die Implementierung von Service Workers – Skripte, die der Browser unabhängig von einer Webseite im Hintergrund ausführen kann und zum Beispiel für Offline-Funktionen benötigt – und die Verbesserung des Update-Prozesses. Insbesondere der Möglichkeit, Web-Anwendungen auch offline Nutzen zu können, wird bei Mozillas Web-zentriertem Ansatz eine große Bedeutung beikommen, wenn man es mit Apple, Google und Microsoft aufnehmen will.

Grundlegend neue Funktionen für Firefox OS sind nur in diesem v3-Entwicklungszweig zu erwarten. Für aktuelle Einstiegsmodelle wird die Entwicklung bis zu Firefox OS 2.2 auf Basis von Gecko 37 fortgesetzt, das sich derzeit im Nightly-Kanal befindet und auf längere Sicht mit Stabilitäts- und Sicherheitsupdates versorgt werden soll. Zuvor stehen aber erst Firefox OS 1.4, 2.0 und 2.1 auf der Release-Liste, die sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden.

Als ein Baustein um die Nutzerbasis zu erweitern und mehr Entwickler für die eigene Plattform zu begeistern, wird Mozilla unter anderem darauf setzen, Ignite-Builds direkt an Early Adopter mit entsperrten Android-Geräten zu verteilen. Welche Geräte dies im einzelnen sein werden, ist offen. Weit verbreitete Modelle dürften aber prinzipiell den Vorzug erhalten. Einen ähnlichen Ansatz könnte auch Microsoft mit Windows 10 Mobile verfolgen. Erste Windows-10-Mobile-Builds für Android-Smartphones hat das Unternehmen ausgesuchten Testern bereits zur Verfügung gestellt.