F1 2016 im Test: Hier wird auch Rosberg Weltmeister

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Max Doll (+1)
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Endlich echte Formel 1

Das Fundament des letzten Jahres hat Codemasters gut bewahrt, was sich bewährt. Das Rennspiel bleibt eine ansprechende Fahrsimulation mit deutlichem Arcade-Einschlag, die sich dank vieler Fahrhilfen im Detail austarieren lässt, was auch aus untalentierten Bruchpiloten gefühlte Vollprofis macht. Im „Profi-Modus“ ohne Hilfen verlangt der Titel nun allerdings nach etwas mehr Aufmerksamkeit, etwa beim Fahren über die Randsteine. Neu ist, dass ein Rennsieg nicht einfach durch schnelles Fahren garantiert wird – die Verpackung dieser Basis trägt nun ein anderes Gesicht.

Mehr als nur im Kreis fahren

Statt einfach nur im Kreis zu fahren, will F1 2016 den Spieler dichter an die Serie bringen und vollständig in die Haut eines Formel-Piloten stecken. Damit steigt die Komplexität des Geschehens deutlich an, weil mehr Parameter und Rahmenaspekte des Rennfahrens berücksichtigt werden müssen – ganz wie im echten Leben. Dazu gehört auf Wunsch (endlich) eine Einführungsrunde, bei der Bremsen und Reifen auf Temperatur gehalten werden müssen, sowie (endlich) der manuelle Start, bei dem die Kupplung per Knopfdruck betätigt und die Drehzahl beim Erlöschen der Ampel im optimalen Fenster gehalten werden will.

Dank neuer Regeln: Nicht jeder Start verläuft gleich
Dank neuer Regeln: Nicht jeder Start verläuft gleich

Das erzeugt erhebliche Spannung, weil nun die Aktion des Spielers für den Gewinn oder Verlust von Plätzen erforderlich ist. Außerdem besteht natürlich die Möglichkeit zum Frühstart, was die virtuellen Regelwächter mit feiner Sensorik umgehend ahnden; grundsätzlich erfolgt die Bestrafung nun nachvollziehbarer und regelmäßiger. Auf Wunsch ebenfalls in die Hände des Spielers gelegt wird die Boxeneinfahrt. Damit eröffnen sich auch hier Chancen zum Gewinn oder Verlust wertvoller Zehntelsekunden: Wer früher auf die Richtgeschwindigkeit herunterbremst, erhält zwar keine Strafe, verliert aber gegenüber risikofreudiger Konkurrenz möglicherweise Positionen.

Spieler werden also viel weniger an die Hand genommen als noch in älteren Teilen der Serie, wenngleich das Babysitting beim Fahren durch die Box oder beim Finden der Startposition nach der Einführungsrunde nun erst recht zu stören beginnt. Damit bleibt immer noch Raum für mehr manuelles Handeln; der Weg, Automatismen grundsätzlich optional zu machen, ist jedoch zweifelsfrei der richtige und trägt ungemein zum Spielspaß bei.

Rumbummeln und Reifen schonen

Nur schnell zu fahren reicht also nicht für den Sieg, auch weil die Reifensimulation aus dem Vorjahr wichtiger geworden ist und der richtigen Behandlung der wertvollen Gummis nun wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird oder werden muss. In Freien Trainings kann daher ein Übungsprogramm gefahren werden, das den aktuellen Reifenverschleiß über eine Runde hinweg per On-Screen-Anzeige abbildet.

Eine Anzeige demonstriert den aktuellen Reifenverschleiß
Eine Anzeige demonstriert den aktuellen Reifenverschleiß

Das eignet sich hervorragend dazu, eine möglichst gleichmäßige oder niedrige Abnutzung erlernbar zu machen, weil ersichtlich wird, welche Manöver und Kurven die Walzen besonders stark belasten. Entspannt dahinzurollen ist allerdings keine Option: Um das Programm erfolgreich zu absolvieren, muss eine Mindestzeit unterboten werden, auch wenn diese meist ein Stück unter dem Limit liegt – „fahren wie auf rohen Eiern“ nannte das Michael Schumacher zu seiner aktiven Zeit.

Sanftes Fahren kann sich lohnen

Wie sich das tatsächlich fährt, kann man in F1 2016 also gut erahnen. Reifen schonen lohnt sich dabei tatsächlich, weil es mehr Strategieoptionen an die Hand gibt. Wie bei allen Trainingseinheiten erstellt der Titel schließlich Statistiken zur Selbstanalyse, beim Reifentest zudem Hochrechnungen für den Abbau anhand des eigenen Fahrstils. Damit lässt sich abschätzen, mit welchen Mischungen wie über die Distanz gefahren werden kann, zumal man sich vor einem vollen Grand-Prix-Wochenende für eine weichere oder härtere Zusammenstellung der Reifensätze entscheiden kann.

In Zweikämpfen lohnt ein Blick auf den Reifenverschleiß
In Zweikämpfen lohnt ein Blick auf den Reifenverschleiß

Schonende Fahrer können daher klebrigere Sätze einpacken oder Boxenstopps länger herauszögern; so besteht die Möglichkeit, individueller auf Veränderungen des Rennverlaufs oder neue Begebenheiten zu reagieren. Wie in der Realität lohnt es sich zudem, bereits im Training aufpassen, wie viel mit welchen Sätzen Reifen gefahren wird, damit am Ende im Rennen nicht nur gebrauchtes Gummi auf dem Auto steckt – all das involviert den Spieler wesentlich stärker und vielfältiger.