Itanium 9700: Kittson beendet mit vier Modellen Intels Itanium-Serie

Volker Rißka
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Itanium 9700: Kittson beendet mit vier Modellen Intels Itanium-Serie

Die Vorstellung passt zum Ende: Ohne große Nachricht und Taram hat Intel vier neue Itanium enthüllt. Die unter dem Codenamen Kittson entwickelten CPUs markieren die letzten Modelle ihrer Art, Abnehmer gibt es kaum noch. Dementsprechend gering sind auch die Neuheiten.

Itanium verabschiedet sich unrühmlich

Die Vorstellung allein spricht Bände: Itanium spielt bei Intel keine Rolle mehr, totschweigen würde dem Hersteller mittlerweile am besten gefallen. Und so waren Intel die Neuerscheinungen keinen News-Beitrag oder auch nur einen Twitter-Post wert. Erst auf einer Unterseite von Intel im ITPeerNetwork findet der Interessierte dann einen Eintrag. Dies mag auch darin begründet sein, dass die Itanium 9700 nach fünf Jahren Entwicklung und einem ursprünglich geplanten Termin im Jahre 2014 nur als leichter Refresh zu den Itanium 9500 zu sehen sind. Echte Neuheiten gibt es nicht mehr.

Kittson ist Poulson

Die siebte Generation Itanium mit dem Codenamen Kittson ist am Ende fast nur ein Poulson mit teilweise etwas mehr Takt geworden. Mit HPE als letztem verbliebenen Kunden entschieden sich beide Unternehmen dafür, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Deshalb wird auch Itanium 9700 wie Itanium 9500 und Itanium 9300 im gleichen, über sieben Jahre genutzten Sockel LGA 1248 positioniert, es entstehen keine Kosten für eine neue Plattform. Doch das hat nicht nur Vorteile: Der Speicher hängt zum Beispiel weiterhin bei DDR3-1.066 fest, die Maximalmenge kommt bei weitem nicht an Xeon-Systeme heran.

Kittson ist als Itanium 9700 selbst sonst komplett wie sein Vorgänger Poulson aufgebaut und enttäuscht dementsprechend, da sich keine der ursprünglich einmal erwarteten Neuerungen manifestiert haben. Auf Basis einer mittlerweile alten 32-nm-Fertigung hat Intel mit 3,1 Milliarden Transistoren einen Acht-Kern-Prozessor mit maximal 32 MByte L3-Cache und Taktraten bis zu 2,66 GHz aufgelegt. Das ist minimal mehr als bei den Itanium 9500 – aber nur für zwei der vier Modelle.

Itanium-Prozessoren Kittson und Poulson im Vergleich
Modell Kerne / Threads Takt L3-Cache TDP
Itanium 9520 4 / 8 1,73 GHz 20 MB 130 W
Itanium 9720 4 / 8 1,73 GHz 20 MB 130 W
Itanium 9540 8 / 16 2,13 GHz 24 MB 170 W
Itanium 9740 8 / 16 2,13 GHz 24 MB 170 W
Itanium 9550 4 / 8 2,40 GHz 32 MB 170 W
Itanium 9750 4 / 8 2,53 GHz 32 MB 170 W
Itanium 9560 8 / 16 2,53 GHz 32 MB 170 W
Itanium 9760 8 / 16 2,66 GHz 32 MB 170 W

Ansonsten ist quasi alles gleich, wie Intel in einem technischen Dokument beschreibt: „The Intel Itanium Processor 9700 Series provides core frequency performance improvements of the top two SKU product offerings. There are no changes in feature set compared to the Intel Itanium Processor 9500 Series.“. Laut Spec-Update haben die Kittson-CPUs gegenüber Poulson ein geändertes Produkt-Stepping. Dieses wurde von D0 auf E0 angehoben – damit einher dürften minimale Anpassungen unter der Oberfläche gegangen sein, die unter anderem den leicht höheren Takt ermöglichen.

Itanium 9700 und Itanium 9500 mit gleichen Eigenschaften
Itanium 9700 und Itanium 9500 mit gleichen Eigenschaften (Bild: Intel)

Auch heute ist Itanium explizit für das Mission-Critical-Segment ausgelegt. Dafür erhält er umfassende RAS- und ECC-Features, die früher einmal selten anzutreffen waren, doch die Xeon aus gleichem Hause haben mittlerweile fast einen ähnlichen Stand erreicht. Genau zu eben jenen Xeon-Prozessoren sind die Kunden auch abgewandert. Nachdem einmal geplant war Itanium und Xeon auf einem Sockel zu vereinen und Intel dies selbst sogar offiziell kommuniziert hat, ruderte der Hersteller später zurück.

Damit wurde spätestens nach dem Absprung aller großer Kunden inklusive Oracle im Jahr 2011 und Microsoft schon im Jahre 2010 das Ende der Plattform besiegelt. HPE machte deshalb bereits seit gut einem Jahr das Marketing für die Itanium, kündigte im letzten Sommer sogar Kittson an, im Februar lies der Hersteller die Auslieferung durchsickern.

Laut Support-Dokumenten sollen Intel und HPE bis zum Jahre 2025 sicherstellen, dass die Itanium noch funktionieren. Das hatte HPE bereits 2016 erklärt. Doch so oder so: Die Ära des Itanium ist zu Ende.

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