Zufriedenheits-Garantie: Intels 110-Prozent-Aktion überfordert Dienstleister
Intel hat Kunden mit einer ungewöhnlichen Aktion von den Vorteilen moderner 2-in-1-PCs überzeugen wollen. Wer bei ausgewählten Händlern ein qualifiziertes Gerät erstand, sollte für den Fall, dass er es zurück gibt, bis zu 110 Prozent des Kaufpreises erhalten. Doch die Aktion ist aus dem Ruder gelaufen. Tausende haben mitgemacht.
Schnäppchen-Jäger statt interessierte Kunden
Vier Tage vor dem Start der Aktion zum 15. August 2017 nahm das Schnäppchen-Portal MyDealz die Aktion auf. Dass es sich nicht um ein klassisches Schnäppchen handelte, war den Betreibern dabei zwar bewusst. Als „eine einfache Möglichkeit mit Gewinn aus dem Test eines Notebooks rauszukommen“ wurde Intels Angebot aber trotzdem als „schon durchaus dealfähig“ eingestuft. Auf welche Resonanz Hinweis und Aktion auf dieser Webseite stoßen würden, war dem Autor dabei klar: „An und für sich ja eine wirklich nette Aktion. Ich weiß nur nicht, ob die mit uns gerechnet haben... ^^“. Und er sollte Recht behalten.
Die Sonderaktion gilt für teilnahmeberechtigte Produkte, definiert als 2-in-1-PCs (abnehmbar oder konvertierbar) mit Windows 10 und einem Intel-Prozessor der 6. oder 7. Generation wie in der nachstehenden Tabelle dargelegt, die während des Aktionszeitraums bei einem mitwirkenden Händler in Deutschland (s. Abs. 3 unten) gekauft wurden. Die Microsoft Surface Book, Microsoft Surface Pro 4 und Apple-Produkte sind ausdrücklich von der Aktion ausgeschlossen.
Auszug der Teilnahmebedingungen von Intel
In der Tat erwarben viele auf der Seite registrierte Mitglieder zwischen dem 15. August 2017 und dem 30. September 2017 ein qualifiziertes Gerät zum möglichst hohen Preis, um aus der um 10 Prozent höheren Rückerstattung den größtmöglichen Profit zu schlagen. Teilnehmende Händler waren Amazon, Conrad Electronic, Cyberport, EP (Electronic Partner), Euronics Expert, Media Markt, Medimax, Notebooksbilliger und Saturn. Pro Person und Haushalt war laut Teilnahmebedingungen nur ein Gerät erlaubt.
110 Prozent bei Rücksendung „neuwertiger“ Geräte
Um sich für die 110 Prozent Rückerstattung zu qualifizieren, mussten Käufer das Gerät gegen Bargeld, per EC- oder Kreditkarte erwerben, innerhalb von 14 Tagen nach Kaufdatum auf 110Prozent.org registrieren und die Rückerstattung innerhalb von 30 bis 60 Tagen nach Kaufdatum über dieselbe Webseite – und damit nicht den Händler – anstoßen. Das Gerät musste wiederum bis 90 Tage nach Kaufdatum im „neuwertigen Zustand“ beim Dienstleister eingehen. Der Zustand „neuwertig“ definierte sich laut Intel als „vollständig mit sämtlicher Verpackung und Zubehör, vollständig und unbeschädigt, nicht dauerhaft gekennzeichnet oder beschädigt“.
Zu Anfang erfolgte der Versand per kostenlos bereitgestelltem Label direkt nach Großbritannien, mittlerweile nach Deutschland. Der erstattete Betrag sollte dann „innerhalb von 30 Tagen nach Benachrichtigung über einen erfolgreichen Anspruch in Euro gezahlt“ werden.
Der Prozess zur Rückerstattung zieht sich
Zahlreichen Rückmeldungen betroffener Käufer zufolge soll dieser Prozess aber sehr schleppend verlaufen. Das reicht von nicht versandten Eingangsbestätigung trotz laut Paketverfolgung zugestellter Ware bis hin zu teilweise über einen Monat andauernden Prüfverfahren, für die Intel in der Aktion keine maximale Dauer genannt hat. In Anbetracht der teils hohen vierstelligen Beträge zeigen sich viele Teilnehmer darüber verärgert. Erschwerend kommt hinzu, dass online zur Verfügung gestellte Statusmeldungen nicht eindeutig und per E-Mail beantwortete Fragen oft nicht vollständig beantwortet werden.
Für einen ersten Aufschrei hatte Wochen zuvor bereits Intels und Microsofts Entscheidung gesorgt, das Surface Pro 4 und das Surface Book erst drei Tage nach Start der Aktion davon auszuschließen – erst im Nachgang wurden vom 15. bis zum 18. August gekaufte Geräte wieder aufgenommen.
Intel hat sich bisher nicht geäußert
Die Nervosität in der Community des Schnäppchenportals ist mittlerweile entsprechend hoch, auch wenn erste Teilnehmer von einer erfolgreichen Rückerstattung berichten und in Anbetracht des Veranstalters auch nicht davon auszugehen ist, dass Gelder zurück gehalten werden. Der Thread zum Schnäppchen bei MyDealz umfasst auf mittlerweile 48 Seiten annähernd 2.000 Kommentare. Intel selbst hat sich bisher nicht zum Ablauf der Aktion geäußert und war an Allerheiligen, einem Feiertag am Sitz der Zentrale in München, kurzfristig nicht zu erreichen.
Intel hat sich auch auf Nachfrage bisher nicht zum Ablauf der Aktion im Speziellen oder dem dabei gewählten Ansatz im Allgemeinen geäußert. Teilnehmer an dem Programm berichten derweil, dass inzwischen auch die Zustellung des Versandaufklebers bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen kann. Das ist für Wartende insofern relevant, als dass die Produkte innerhalb von 90 Tagen nach Kauf beim Dienstleister eingehen müssen, Verspätungen liegen laut Teilnahmebedingungen in der Verantwortung des Versenders. Wer den Anspruch zum spätesten Zeitpunkt, also 60 Tag nach dem Kauf, geltend macht, muss für die Zustellung des Gerätes innerhalb von 30 Tagen sorgen.
Auf Nachfrage von ComputerBase hat Intel inzwischen erklärt alles dafür zu tun, alle von Kunden geltend gemachten Ansprüche im Rahmen der Aktion so schnell wie möglich zu erfüllen. Eine Antwort auf die Frage nach den Hintergründen zu den Verzögerungen gab es nicht.
Intel is doing its best to make sure all customer requests within this promotion are fulfilled as quickly as possible.