Toshiba: Verkauf der Speichersparte steht nichts mehr im Weg

Update Michael Günsch
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Toshiba: Verkauf der Speichersparte steht nichts mehr im Weg
Bild: WikiMedia | CC0 1.0

Die Absegnung durch chinesische Wettbewerbshüter galt als letzte Hürde für den Verkauf von Toshibas NAND-Flash-Geschäft. Jetzt gab es auch von dieser Seite grünes Licht für die immer wieder verschobene Transaktion. Für umgerechnet etwa 15 Milliarden Euro geht die Toshiba Memory Corporation an das Bain-Capital-Konsortium.

Toshiba liegen nun alle Genehmigungen vor

Über die Zusage der chinesischen Behörden hatte der japanische Sender NHK informiert, ohne jedoch Quellen zu nennen, wie unter anderem Reuters berichtet. Zunächst habe keine Bestätigung vorgelegen, doch findet sich diese nun direkt von Toshiba. In einer kurzen Mitteilung (PDF) bestätigt Toshiba, dass nun alle kartellrechtlichen Genehmigungen für den Verkauf vorliegen. Nun soll es schnell gehen und der Deal voraussichtlich am ersten Juni 2018 abgeschlossen sein.

Pangea heißt der neue Besitzer mit namhaften Investoren

Der neue Besitzer lautet K.K. Pangea, eine neu gegründete Firma, deren Leitung sich Toshiba und das Bain-Konsortium teilen werden. Zu den Investoren gehört auch der südkoreanische NAND-Flash-Hersteller SK Hynix, was aus Sicht des Wettbewerbs ein besonders strittiger Punkt gewesen ist. Zu den US-Investoren zählen Apple, Dell, Kingston und Seagate. Der größte Teil des auf zwei Billionen Yen respektive 18 Milliarden US-Dollar oder 15 Milliarden Euro bezifferten Verkaufspreises wird von japanischen Banken über Kredite beigesteuert. Toshiba investiert selbst eine hohe Summe, um sich weiterhin Anteile zu sichern.

Im September 2017 hatte Toshiba die Anteile der Investoren wie folgt beschrieben:

Investor Summe (Mrd. Yen) Anteil
Kredite aus Japan 600 30,000 %
US-Investoren* 415,5 20,775 %
SK Hynix 395 19,750 %
Toshiba 350,5 17,525 %
Bain Capital 212 10,600 %
Hoya 27 1,350 %
Alle 2.000 100 %
* u. a. Apple, Dell, Kingston, Seagate

US-Investoren erhalten weder Aktien noch Stimmrechte

Der Anteil japanischer Unternehmen (inklusive Toshiba und Hoya) an den Pangea-Stammaktien soll über 50 Prozent betragen. Die US-Investoren sollen im Rahmen der Vereinbarung dagegen weder Stammaktien noch Abstimmungsrechte erhalten. SK Hynix ist als NAND-Flash-Hersteller direkter Konkurrent und soll keinen Zugriff auf „proprietäre Informationen“ erhalten. Zudem wird SK Hynix für einen Zeitraum von zehn Jahren untersagt, mehr als 15 Prozent der Stimmrechte zu besitzen.

Joint Venture mit Western Digital (SanDisk) bleibt

Im langwierigen Bieterstreit um die lukrative und damit sehr begehrte Speichersparte von Toshiba kam es zum Konflikt mit dem Partner Western Digital. Dieser sah sich hintergangen und fürchtete um die Zukunft der gemeinsamen NAND-Flash-Produktion. Nach von beiden Seiten initiierten rechtlichem Vorgehen kam es Ende 2017 zur Einigung, in der alle Streitigkeiten beigelegt werden sollten.

Ferner wurde vereinbart, dass die Laufzeiten aller drei „Flash Ventures“ verlängert werden: Flash Alliance läuft nun bis zum 31. Dezember 2029, Flash Forward bis zum 31. Dezember 2027 und Flash Partners wurde bereits zuvor bis zum 31. Dezember 2029 verlängert. Western Digital hatte die Joint Ventures durch den Kauf von SanDisk übernommen.

Vorgeschichte

Da Toshiba insbesondere durch hohe Verluste im Geschäft mit Atomkraftwerken in den USA in finanzielle Not geriet, hatte sich der Konzern dazu entschlossen, die lukrative Speichersparte zu verkaufen. Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage und Profite im Geschäft mit NAND-Flash war die Zahl der Interessenten groß.

Western Digital war allerdings nicht damit einverstanden, dass Toshiba das Speichergeschäft ohne Einwilligung des Partners verkauft. Im Mai zog Western Digital vor Gericht und strebte ein Schlichtungsverfahren vor der Internationalen Handelskammer (ICC) an. Später sollte eine gerichtliche Verfügung von einem US-Gericht den Verkauf stoppen. Toshiba konterte mit einem Antrag auf eine einstweilige Verfügung vor einem Bezirksgericht in Japan und forderte Schadenersatz.

Ende September 2017 fanden die verzögerten Verkaufsverhandlungen vorerst ein Ende und Toshiba verkündete, dass ein von Bain Capital angeführtes Konsortium den Zuschlag zum Kauf der Speichersparte erhält. Western Digital zog empört erneut vor Gericht, bis letztlich im Dezember 2017 die Einigung beider Parteien folgte.

Update

Wie Toshiba in einem Schreiben (PDF) informiert, ist die Abspaltung der Speichersparte nun offiziell abgeschlossen. Die Toshiba Memory Corporation (TMC) gehört nun zum Großteil der vom Bain-Konsortium gegründeten K.K. Pangea, die 49,9 Prozent der Aktien erhält. Toshiba bekommt 40,2 Prozent und Hoya die restlichen 9,9 Prozent.

  • BCPE Pangea Cayman, L.P. 49,9 %
  • Toshiba Corporation 40,2 %
  • Hoya Corporation 9,9 %

Vom Verkauf erwartet Toshiba im Fiskaljahr 2018 einen Profit in Höhe von 970 Milliarden Yen (~7,6 Mrd. Euro) vor Steuern.