Keynote im Rückblick: Was Apple nicht über iPhone Xs, Xr und Watch 4 erzählt hat

Nicolas La Rocco
103 Kommentare
Keynote im Rückblick: Was Apple nicht über iPhone Xs, Xr und Watch 4 erzählt hat
Bild: Apple

Bei Apples Special Events gehen im Tumult der Produktankündigen gerne mal kleinere, aber für manchen Anwender wichtige Details unter oder werden erst im Nachhinein bekannt. So auch bei iPhone Xs, Xs Max, Xr und der neuen Apple Watch Series 4. Obacht heißt es zum Beispiel bei Videoaufnahmen, LTE, Bluetooth und den Netzteilen.

Apples neue iPhones kommen alle mit neuer Kamera, beim iPhone Xs und Xs Max mit zwei Linsen, beim iPhone Xr mit einer Linse in Form der neuen Hauptkamera der teureren Varianten. Apple wirbt mit größeren Pixeln und – dank viel Unterstützung durch den neuen A12-Bionic-Chip – mit einer intelligenten Echtzeit-Nachbearbeitung, die zu besseren Fotos führen soll, darunter auch ein höherer Dynamikumfang mit dem Namen Smart HDR. Einen erweiterten Dynamikbereich gibt es allerdings auch für Videos, hier aber nur so lange Aufnahmen mit bis zu 30 FPS erstellt werden. Beim Wechsel zu Full HD oder 4K mit 60 FPS geht dieser Vorteil verloren. Dies gilt für alle neuen iPhones.

Das iPhone Xr kommt trotz des Verzichts auf die zweite Linse mit Porträtmodus und der neuen Bokeh- und Tiefen‑Kontrolle, die hier jedoch über die Fokus-Pixel und per Software und nicht den Versatz der beiden Linsen berechnet wird. Beim Porträtlicht mit den Effekten „Natürlich“, „Studio“, „Kontur“, „Bühne“ und „Bühne Mono“ lässt Apple für das iPhone Xr „Bühne“ und „Bühne Mono“ wegfallen, es gibt somit nur drei Effekte.

Das iPhone Xr ist ein Zwitter

Apropos iPhone Xr: Apple sieht das Smartphone als günstige Alternative zum iPhone Xs (Max) sowie als Nachfolger des iPhone 8 Plus. Mit einem Startpreis von 849 zu 909 Euro ist es sogar etwas günstiger als sein Vorgänger. Im Detail hinkt der Vergleich aber, denn das iPhone Xr bietet bei 6,1 statt 5,5 Zoll nur noch 1.792 × 828 statt 1.920 × 1.080 Pixel. Außerdem hat Apple die 3D-Touch-Funktion, die sogar das kleine iPhone 8 noch hatte, und die Dual-Kamera gestrichen. Hinsichtlich Pixeldichte und Kamera entspricht das iPhone Xr somit eher dem zum Start 799 Euro kostenden iPhone 8. Zur gestrigen Keynote hat Apple die Preise von iPhone 8 und iPhone 8 Plus auf 679 respektive 789 Euro reduziert.

iPhone Xr
iPhone Xr (Bild: Apple)

Zum Thema Display muss allgemein noch erwähnt werden, dass weder iPhone Xs, Xs Max noch Xr mit 120 Hz arbeiten. Das einzige, was Apple in dieser Hinsicht gestern angekündigt hat, ist Touch-Sensing mit 120 Hz, also die Abtastrate für Touch-Eingaben. Dies ist mancherorts fälschlicherweise als 120-Hz-Display interpretiert worden. Dieses Feature bleibt somit dem iPad Pro mit 10,5 Zoll und 12,9 Zoll vorbehalten.

Intels neues Modem steckt nur im iPhone Xs (Max)

Obwohl im iPhone Xr die abgesehen von Display und Kamera gleiche Hardware wie im iPhone Xs (Max) zum Einsatz kommt, darunter in erster Linie der A12-Bionic-Chip, gibt es beim LTE-Modem eine nicht unwichtige Unterscheidung. Nur die OLED-iPhones bieten „Gigabit fähiges LTE“, wie Apple es auf seiner Produktseite beschreibt. Im Datenblatt des iPhone Xr steht hingegen nur „LTE Advanced“. Bedeutet: iPhone Xs und Xs Max nutzen Intels XMM 7560 mit bis zu 1 Gbit/s im Downlink, während im iPhone Xr noch das letztjährige XMM 7480 für bis zu 600 Mbit/s im Downlink verbaut wird.

Erste Angaben zum verbauten Arbeitsspeicher gibt es ebenfalls: Laut Geekbench 4 stecken im iPhone Xs Max 4 GB und im iPhone Xr 3 GB. Zum iPhone Xs fehlt die Angabe noch.

Akkulaufzeiten im Vergleich

Zu den Akkus der neuen Smartphones macht Apple leicht verwirrende Angaben, da diese sich häufig auf die Angaben der letzten Generation stützen, die im Falle des iPhone X aber gar nicht mehr verfügbar sind. Der Akku des iPhone Xs hält laut Apple im Alltag bis zu 30 Minuten länger als beim iPhone X, das nicht mehr auf Apples Website zu finden ist. Über die Wayback Machine lässt sich die alte Webseite aber noch finden. Dort heißt es zum Akku des iPhone X: „Hält bis zu 2 Stunden länger als beim iPhone 7.“ Also noch einen Schritt weiter zurück und zum Akku des iPhone 7 gehen: „Hält bis zu 2 Stunden länger als beim iPhone 6s“. Beim iPhone 6s ist dann allerdings nicht mehr als der Platzhalter „“ zu finden. Die einzelnen Angaben sind zum Vergleichen deutlich besser geeignet.

Demnach sind iPhone Xs Max und Xr Apples Smartphones mit der bisher längsten Sprechdauer und das iPhone Xr das Smartphone mit der längsten Internetnutzung und Videowiedergabe. iPhone 6s und 6s Plus bieten hingegen die längste Audiowiedergabe.

Offizielle Laufzeitangaben von Apple
Smartphone Sprechdauer Internetnutzung Videowiedergabe Audiowiedergabe
iPhone Xs Max 25 13 15 65
iPhone Xs 20 12 14 60
iPhone Xr 25 15 16 65
iPhone X 21 12 13 60
iPhone 8 Plus 21 13 14 60
iPhone 8 14 12 13 40
iPhone 7 Plus 21 13 14 60
iPhone 7 14 12 13 40
iPhone 6s Plus 24 12 14 80
iPhone 6s 14 10 11 50
iPhone 6 Plus 24 12 14 80
iPhone 6 14 10 11 50
iPhone SE 14 13 13 50
Alle Angaben in bis zu Stunden

Alle neuen iPhones werden nach wie vor nur mit einem 5 Watt liefernden Netzteil mit USB-Typ-A-Anschluss für das Lightning-Kabel ausgeliefert. Im Vorfeld der Keynote hatte es Gerüchte gegeben, Apple könnte erstmals ein iPhone-Netzteil mit 18 Watt in den Karton legen. Dessen Inhalt hat sich dafür an anderer Stelle verändert: Der Adapter von Lightning auf 3,5-mm-Klinke liegt der neuen iPhone-Generation nicht mehr bei.

Apple Watch Series 3 GPS ab sofort ohne Netzteil

Das Netzteil ist auch gleich ein Punkt, mit dem sich bei der Apple Watch fortsetzen lässt. Im Zuge der Ankündigung der Apple Watch Series 4 ist die Series 3 nicht aus dem Sortiment genommen worden. Hier hat sich neben dem Preis aber auch der Lieferumfang verändert. Nur noch der Series 3 mit GPS und LTE liegt ein Netzteil bei, der reinen GPS-Variante nicht mehr. Ein Abgleich über die Wayback Machine bestätigt, dass dies zuvor der Fall war. Das magnetische Ladekabel liegt allen Varianten bei, für die Apple Watch Series 3 nur mit GPS wird nun aber ein eigenes USB-Netzteil benötigt.

Apple Watch Series 4 kommt mit LTPO-OLED und immer mit Netzteil
Apple Watch Series 4 kommt mit LTPO-OLED und immer mit Netzteil (Bild: Apple)

Mehr Speicher und sparsameres Display

Der Speicher der Apple Watch Series 4 ist nun immer 16 GB groß, zuvor hatte es noch eine Unterscheidung in 8 GB für das GPS- und 16 GB für das GPS+LTE-Modell gegeben. Außerdem gibt es nun einen einheitlichen Gehäuseboden aus Keramik und Saphirglas, zuvor war es nur ein günstiges Kompositmaterial bei der GPS-Variante.

Die neuen OLED-Displays der Apple Watch 4 sind zwar deutlich größer, mit bis zu 1.000 cd/m² aber gleich hell. Jedoch nutzen nur die Displays der Apple Watch 4 für die Backplanes Low-Temperature Polycrystalline Oxide (LTPO), das den Energieverbrauch des Displays im Vergleich zur Apple Watch Series 3 um 5 bis 15 Prozent reduzieren soll. Erste Patente für LTPO-Backplanes hatte Apple bereits 2014 angemeldet.

US-Import des LTE-Modells sinnlos

Während WLAN auch von der neuen Apple Watch 4 nur nach 802.11b/g/n mit 2,4 GHz unterstützt wird, kommt bei Bluetooth nun der neuere 5.0-Standard zum Einsatz. Beim Mobilfunk hat sich nichts verändert: Wer das LTE-Modell zum Beispiel aus den USA nach Deutschland importieren will, hat dieselben Probleme wie bei der Apple Watch Series 3: Keines der hierzulande genutzten LTE-Bänder wird vom US-Modell A1975 (40 mm) respektive A1976 (44 mm) unterstützt. Die deutschen Varianten des LTE-Modells heißen A2007 (40 mm) und A2008 (44 mm).

Apple Watch Series 4 Hermès
Apple Watch Series 4 Hermès (Bild: Apple)

Mit der Apple Watch Series 4 hat sich Apple zudem weitestgehend von dem Versuch verabschiedet, sich als Hersteller von Luxusuhren zu etablieren. Nach den nur ganz zu Beginn verfügbaren Varianten in Echtgold gibt es von der Apple Watch Series 4 noch nicht einmal mehr eine Variante in Keramik. Die beiden Gehäusematerialien sind Aluminium oder Edelstahl. Einzig über die Hermès-Edition und deren Armbänder und Zifferblätter lässt sich der Preis noch auf bis zu 1.549 Euro nach oben treiben.

25 Jahre ComputerBase! Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.