Silver Arrow T8 im Test: Thermalrights Silberpfeil ist in der Zeit stehen geblieben

Thomas Böhm
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Silver Arrow T8 im Test: Thermalrights Silberpfeil ist in der Zeit stehen geblieben

tl;dr: Thermalright belebt den Silver Arrow wieder. Im Test zeigt der Silver Arrow T8 jedoch, dass er in der Zeit stehen geblieben ist. Die aktuelle Konkurrenz zieht dem Doppelturm-Luftkühler davon, sodass der hohe Kaufpreis durch seine Leistungen nicht gerechtfertigt werden kann.

Eine Neuauflage des Silver Arrow

Thermalright führt den Silver Arrow als Leistungsspitze des Portfolios an CPU-Kühlern wieder breiter ein: Nachdem mehrere Jahre Stille um die Doppelturm-Luftkühler geherrscht hatte, erschien 2018 der Silver Arrow TR4. Im Test zeigte er sich einem großen AMD Threadripper gewachsen, konnte jedoch nur mit sehr hoher Drehzahl und entsprechender Lärmkulisse mit der Konkurrenz von Noctua und be quiet! mithalten. Wenigstens zum Teil konnte dieses Verhalten dem lauten Lüfter des Kühlers zugeschrieben werden, denn als Serienlüfter spendiert Thermalright dem Silver Arrow TR4 einen Ventilator mit Doppelkugellager.

Silver Arrow T8 als Topmodell für „normale“ Sockel

Dieses Problem gibt es beim Silver Arrow T8 nicht: Thermalright nutzt bei diesem Kühler einen Serienlüfter, der zumindest laut Datenblatt durch ein hydrodynamisches Gleitlager sowie eine geringere maximale Drehzahl deutlich ohrenschonender zu Werke geht. Auch die beiden weiteren Silver Arrow (T6 und 130), die im Fahrwasser des T8 veröffentlicht werden, verzichten auf Ventilatoren mit Kugellager. Abgesehen vom ausgetauschten Serienlüfter lesen sich die Spezifikationen von Silver Arrow T8 und Silver Arrow TR4 allerdings fast identisch: Eine massive Kupferbodenplatte ist mit acht Heatpipes verbunden, die in zwei aus Aluminiumlamellen gefertigten Radiatoren münden. Für die Belüftung sorgt der besagte Lüfter zwischen den beiden Kühltürmen.

Der Hauptunterschied zwischen Silver Arrow T8 und TR4 ist die Größe der Bodenplatte, die am Ende definiert, für welchen CPU-Sockel der Kühler verwendet werden kann. Der Silver Arrow TR4 ist ausschließlich mit AMD Threadripper kompatibel; der T8 deckt AM4 sowie sämtliche aktuellen Intel-Sockel ab. Auch sonst bleibt Thermalright der Serie treu: Heatpipe-Anzahl, asymmetrischer Aufbau und das generelle Design werden quasi unverändert vom seit 2014 erhältlichen Silver Arrow IB-E Extreme übernommen. Der Test zeigt, ob sich das Design bewährt oder mehr als ein Refresh zu empfehlen wäre.

Thermalright Silver Arrow (T8)
Bauform: Tower
Größe (L × B × H): 155 × 103 × 158 mm (mit Lüfter)
Gewicht: 770 g (mit Lüfter)
Heatpipes: Kupfer (vernickelt), 8 × 6 mm (Ø)
Kupferbasis (vernickelt)
Lamellen: Aluminium
Kühler-Montage: Zweistufige Halterung mit Rückplatte
Lüfter (Modell 1): 1 × 140 × 152 × 26,5 mm
Hydraulisches Lager
600 – 1.800 U/min
57,7 – 154,5 m³/h
19,0 – 25,0 dBA
4-Pin-PWM
Lochabstand 105 mm (analog 120mm-Lüfter)
Lüfter (Modell 2):
Lüfter-Montage: Befestigung: Drahtbügel
Entkopplung: Entkoppler-Pads
weitere Halterung beigelegt
Kompatibilität: AMD: Sockel AM4/AM5?
Intel: LGA 2066/2011/1366/LGA 1200?/115x/775
Preis: ab 65 €

Silver Arrow T8 im Detail

Thermalright belebt den Silver Arrow IB-E Extreme fast unverändert für den T8 wieder: Es muss auf eine Zierkappe für die Heatpipes und den zweiten Ventilator verzichtet werden – abgesehen davon gleichen sich die beiden Kühler sehr. Die Bodenplatte fällt groß aus. Zwar nicht groß genug für Threadripper, aber größer als üblich, damit die acht Heatpipes überhaupt Platz finden. Die Verarbeitung des CPU-Kühlers ist gut; die CPU-Auflagefläche spiegelt makellos und es gibt keine verbogenen Lamellen zu beanstanden.

Kritik auf hohem Niveau muss sich das Testmuster für die Parallelität der beiden Kühltürme zueinander gefallen lassen. Nach unten hin nimmt der Abstand zwischen den Kühltürmen ab, was zwar beim Befestigen des Lüfters hilft (unten klemmt er von allein zwischen den beiden Türmen, sodass er beim Fixieren nicht so leicht verrutscht), aber die Gummiecken als Antivibrations-Pads ad absurdum führt.

Serienlüfter und Lieferumfang

Der 140-mm-Serienlüfter des Silver Arrow T8 unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht vom Ventilator des Silver Arrow TR4. Unterschiede gibt es aber unter der Haube: Die gemessene maximale Drehzahl ist beim T8 alltagstauglicher (1.700 U/min anstelle von 2.300 U/min) und am unteren Ende des Drehzahlspektrums (minimal sind 550 U/min möglich) ist im Gegensatz zum kugelgelagerten Ventilator des Silver Arrow TR4 kein Geräusch vom Serienlüfter des Silver Arrow T8 wahrnehmbar. Zumindest solange er vertikal arbeiten kann. Kopfüber sind Laufgeräusche hörbar.

Der Lieferumfang des Kühlers von Thermalright ist gewohnt umfangreich: Das Montagesystem entspricht exakt dem Stand des HR-02 Macho Rev. B, der seit 2014 erhältlich ist. Das System funktioniert, benötigt aber sehr viele Einzelteile und ist nicht so komfortabel wie die moderneren Varianten der Konkurrenz. Angesichts der Tatsache, dass Thermalright für den T8 einen stolzen High-End-Preis verlangt, bei der Montage aber seit Jahren keinerlei Veränderungen in seine Kühler einfließen lässt, ist dies im Vergleich zur Konkurrenz ein Kritikpunkt.

Montage im Testsystem

Die Befestigung des Kühlers setzt eine Backplate voraus, die mit einem Halterahmen verschraubt wird. Für Intel wird eine Backplate mitgeliefert, bei AMD AM4 kommt die beim Mainboard mitgelieferte Backplate zum Einsatz. Zur Montage des Kühlkörpers muss ein Haltebügel lose aufgelegt werden und mit nicht vorinstallierten Schrauben am Halterahmen auf dem Mainboard fixiert werden – beides können Konkurrenten besser. Fest integrierte Haltebügel am Kühler und darin vorinstallierte Schrauben sind angenehmer in der Handhabung, da weniger verrutschen oder verloren gehen kann.

Die Befestigung des Lüfters ist aufgrund der Lüfterklammern eine Sisyphusarbeit: Die Klammern müssen am Lüfter eingehakt werden. Allerdings sieht man die Bohrungen im unteren Teil des Lüfterrahmens nicht mehr, wenn der Lüfter erst zwischen den Kühltürmen ist. Anschließend müssen die Klammern über den hinteren der beiden Radiatoren geschoben werden, ohne dass sie aus den Bohrungen des Lüfterrahmens rutschen, was sie gerne tun. Auch das kann die aktuelle Konkurrenz besser: Noctua und Scythe beispielsweise setzen auf Lüfterklammern, die fest am Lüfter halten und mit deutlich weniger Kraft am Radiator eingehakt werden können.

Die beiden Kühltürme des Silver Arrow T8 sind versetzt, sodass sie dem ersten Erweiterungsslot nicht im Wege stehen. Das kann der Anwender außerdem nach Belieben beeinflussen: Der Kühler kann auch auf dem Sockel AM4 in 90°-Schritten versetzt montiert werden. Da in der Standard-Ausrichtung sowohl von den Mainboard-Erweiterungsslots als auch vom Arbeitsspeicher (da nur ein zentraler Lüfter verwendet wird) ausreichend Abstand gehalten werden, benötigt man andere Ausrichtungen allerdings kaum. Der Kühler ragt dabei durch seine Ausmaße minimal über die Oberkante des Mainboards im Testsystem hinaus. Das sorgt bei den wenigsten Gehäusen für Probleme, sollte aber im Hinterkopf behalten werden.

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