Huawei geschwächt: Xiaomi kommt mit Vollgas nach Deutschland

Nicolas La Rocco
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Huawei geschwächt: Xiaomi kommt mit Vollgas nach Deutschland

Premiere für Xiaomi in Deutschland. Heute hat das vor allem für seine Smartphones und Fitness-Wearables bekannte Unternehmen aus Peking erstmals ein Launch-Event in Deutschland abgehalten. Grund dafür ist der Marktstart des Redmi Note 8 Pro. Xiaomi stößt in eine potenzielle Lücke vor, die sich aus Huaweis Schwächung ergibt.

Seit wenigen Wochen sind Produkte von Xiaomi von offizieller Seite in Deutschland verfügbar, nachdem zuvor Grauimporteure wie Gearbest oder TradingShenzhen für einen Großteil des Umsatzes verantwortlich waren. Seit Kurzem bietet Xiaomi in Deutschland seine Produkte in Eigenregie über Amazon an, etwa das Mi A3 mit Android One, in südeuropäischen Ländern wie Spanien ist dies schon seit längerer Zeit der Fall.

Zur IFA Anfang September in Berlin war Xiaomi noch über den Stand eines Distributors anzutreffen, das erste eigene Event fand hingegen heute in vergleichsweise kleiner Runde in Berlin statt. In einem Coworking Space nahe des Gleisdreiecks hat Xiaomi das Redmi Note 8 Pro und das Mi Band 4 für den deutschen Markt vorgestellt. Die Produkte kommen im Oktober zu Preisen ab 230 Euro und für 35 Euro auf den Markt.

Kampfpreis im Vergleich zur Konkurrenz

Vor allem im Bereich der Smartphones ruft Xiaomi Kampfpreise auf. Der Hersteller sieht das Redmi Note 8 Pro als Konkurrenzgerät zum Samsung Galaxy A80, das eine unverbindliche Preisempfehlung von 619 Euro hat (Straßenpreis rund 480 Euro). Selbst ohne den nur am 7. Oktober bei 3.000 Geräten gültigen Startpreis, sondern zu regulären 250 Euro, kostet das Xiaomi-Smartphone bei mindestens ebenbürtiger Ausstattung weit weniger als die Hälfte.

Xiaomi Redmi Note 8 Pro
Xiaomi Redmi Note 8 Pro

Huawei ist geschwächt

Xiaomi prescht zu einer interessanten und potenziell höchst lukrativen Zeit auf den deutschen Markt, denn der hierzulande bekannteste und beliebteste chinesische Smartphone-Anbieter Huawei befindet sich aktuell in geschwächter Position. Aufgrund des von US-Präsident Trump verordneten Exportbanns kann die neue Flaggschiff-Familie der Mate-30-Serie in Europa nicht mit Google-Diensten angeboten werden.

Ein Mate-30-Käufer, der dazu bereit ist, 800 Euro und mehr für ein Smartphone auszugeben, mag zwar nicht der klassische Xiaomi-Kunde sein, aber der Exportbann wird bald auch weitere Huawei-Smartphones in niedrigeren Preisklassen und die Tochtermarke Honor betreffen. Und angesichts der Preise von Xiaomi und der zumindest laut Datenblatt nicht minder guten Qualität wird in Zukunft vielleicht intensiver bei Käufern darüber nachgedacht, ob nicht ein Smartphone zum halben Preis ausreicht.

Apple schützt das eigene Ökosystem

Zwar wird Xiaomi in absehbarer Zeit nicht jedes für China vorgestellte Produkt kurze Zeit später auch in Deutschland anbieten, wie das Unternehmen in Berlin zu verstehen gab, das Tempo ist aber deutlich angezogen worden und die Vertriebskanäle sind mit Amazon und anderen Händlern geschaffen. Neben Huawei wird das in Zukunft auch Samsung zu spüren bekommen. Apple wird aufgrund des eigenen Ökosystems und der traditionell treuen Kundeschaft vermutlich weniger von Xiaomi bedrängt werden.

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