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Im Test vor 15 Jahren: Ein ATi-Chipsatz für den AMD Athlon 64

Robert McHardy
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Im Test vor 15 Jahren: Ein ATi-Chipsatz für den AMD Athlon 64

tl;dr: Mit dem Radeon XPress 200 (Test) stieg ATi im November 2004 in den lukrativen Chipsatzmarkt für AMD-Prozessoren ein. Im Test wurden allerdings Schwächen bei der Leistung, den Features und dem BIOS offenkundig.

ATis erster Chipsatz

Der ATi Radeon XPress 200 war in zwei Varianten erhältlich, die sich bezüglich der verwendeten Northbridge unterschieden. Während der XPress 200P auf die RX480-Northbridge ohne integrierte Grafikeinheit setzte, besaß das Modell mit der RS480-Northbridge einen DirectX-9-kompatiblen Grafikkern, der auf der RV370-GPU basierte. Die gleiche GPU wurde ebenfalls in der ATi Radeon X300 verwendet, dort allerdings mit 325 zu 333 MHz etwas geringer getaktet. Mainboard-Hersteller konnten die Grafikeinheit wahlweise mit 128 MByte separatem Speicher ausstatten oder lediglich einen Teil des Systemspeichers zuweisen. An dieser Stelle war ATi der Konkurrenz in Form von Nvidia voraus, da diese keine Pläne für einen AMD-Chipsatz mit Grafikeinheit hatte, während VIA mit dem K8M890 mit S3-Chip an einer entsprechenden Plattform arbeitete.

Im Gegenzug boten Nvidia und VIA SLI-Unterstützung, die bei ATi nicht gegeben war. Mit einem verbauten Gigabit-Ethernet-Controller war ATi zwar VIA voraus, im Vergleich zu Nvidia war dieser allerdings nicht nativ umgesetzt, sondern durch Zusatzchips von Broadcom und Marvell realisiert. Bei der SB400-Southbridge konnte ATi ebenfalls nicht mit der Konkurrenz mithalten. Diese bot mehr RAID-Modi und schnellere SATA-Schnittstellen, bei VIA gab es zusätzlich zum AC-'97-Codec weitere modernere Audiocodes. Ausgefallene Features wie die integrierte Firewall des nForce 4 Ultra waren ebenfalls nicht vorzufinden.

Der Prozessortakt des verwendeten Athlon 64 3800+ wurde mit 2.387 MHz statt der vorgesehenen 2.400 MHz auf dem im Test verwendeten MSI MS-7093 ab Werk zu niedrig eingestellt. Da es sich dabei um ein OEM-Mainboard handelte, das für HP gefertigt wurde, waren die Overclocking-Möglichkeiten des XPress 200P deaktiviert worden. Dementsprechend konnte der zu niedrige Takt der CPU nicht korrigiert werden.

In den Benchmarks nicht optimal

In den Benchmarks konnte der ATi XPress 200P nicht vollends überzeugen. Gegenüber einem VIA K8T800 Pro lag der Chipsatz in einigen Benchmarks um bis zu 7 Prozent zurück. Teilweise war das dem Taktdefizit von 13 MHz geschuldet, primär aber dem unfertigen Status des BIOS.

In Summe konnte der XPress 200P im Oktober 2004 noch nicht überzeugen. Das lag aber auch an der Verwendung einer OEM-Platine. Inwiefern der Chipsatz mit dem Nvidia nForce 4 und VIA K8T800 Pro konkurrieren konnte, sollten erst die folgenden Monate zeigen. Mit der SB450-Southbridge arbeitete AMD auch bereits daran, der Plattform zusätzliche Features wie bessere Audiocodes zu verpassen.

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