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C:\B_retro\Ausgabe_35\: MS-DOS

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_35\: MS-DOS

tl;dr: Im Jahr 1978 begann die Geschichte eines Betriebssystems, das später unter den Bezeichnungen DOS, PC DOS oder auch PC-kompatibles DOS bekannt werden sollte. Das Betriebssystem erlangte aber vor allem unter dem Namen MS-DOS große Bekanntheit und diente später noch als Unterbau von Windows 95 bis zu Windows Me.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

C:\B_retro\Ausgabe_35\

MS-DOS

Im Herbst 1978 begann der Entwickler Tim Paterson beim Unternehmen Seattle Computer Products mit den Arbeiten an einem Betriebssystem, das erstmals unter dem Namen QDOS und anschließend als 86-DOS das Licht der Welt erblicken und schnell in den Fokus von Bill Gates, Steve Ballmer und Microsoft rücken sollte.

Als MS-DOS und PC DOS sollte das Betriebssystem schließlich ab Mitte der 1980er eine marktbeherrschende Position für IBM-kompatible Personal Computer einnehmen und den Weg für Microsoft Windows bereiten.

C:\B_retro\Ausgabe_35\MS-DOS\

Die Anfänge als QDOS und 86-DOS (1980 – 1981)

Nachdem Tim Paterson und Seattle Computer Products die Entwicklungen an dem geplanten Betriebssystem CP/M-86 bis Anfang 1980 noch nicht abschließen konnten, entschieden diese sich dafür, die Entwicklung eines neuen Betriebssystems in Angriff zu nehmen und veröffentlichten bereits im August desselben Jahres QDOS 0.1, das zusammen mit einer Erweiterungskarte mit dem Intel 8086 ausgeliefert wurde.

Stark angelehnt an CP/M von Digital Research wurde das „Quick and Dirty Operating System“ schon frühzeitig von Microsoft lizenziert, das seinerseits schnell seinen Einfluss geltend machte. Bereits im Dezember 1980 wurde QDOS in 86-DOS umbenannt und Microsoft begann mit der Portierung auf den IBM-PC.

Microsoft selbst hatte 1980 mit Xenix sein erstes Stand-alone-Betriebssystem für 16-Bit Prozessoren vorgestellt und für Apple Lisa, DEC VAX und Intel 8086 lizenziert, als IBM das Unternehmen aus Redmond damit beauftragte, ein neues Betriebssystem zu entwickeln.

QDOS
Bezeichnung Version Veröffentlichung
QDOS 0.10 08/1980
0.20 08/1980

Am 27. Juli 1981 kaufte Microsoft die Rechte an 86-DOS für 50.000 US-Dollar und sicherte IBM die Entwicklung eines Betriebssystems für den für das Jahr 1982 geplanten IBM Personal Computer zu.

86-DOS
Bezeichnung Version Veröffentlichung
86-DOS 0.30 12/1980
1.00 04/1981
1.14 07/1981

Für 80.000 US-Dollar entwickelte Microsoft PC DOS, wie das Betriebssystem bei seiner Veröffentlichung heißen sollte, für seinen Partner IBM; intern wurde das Projekt aber bereits unter dem Namen MS-DOS geführt und weiterentwickelt.

Am 12. August 1981 wurde 86-DOS dann unter der Bezeichnung PC DOS in der initialen Version 1.0 auf einer einseitigen 160-KB-Diskette von Microsoft an IBM ausgeliefert, das noch am selben Tag seinen ersten IBM Personal Computer, das Model 5150 mit dem Betriebssystem PC DOS 1.0, ankündigte.

Das Model 5150 war der erste IBM-PC und lief mit PC DOS 1.x
Das Model 5150 war der erste IBM-PC und lief mit PC DOS 1.x (Bild: Wikipedia)

Zum Preis von 1.565 US-Dollar wurde der IBM-PC Model 5150 mit einem 4,77 MHz schnellen Intel 8088, 16 kB Arbeitsspeicher und dem Betriebssystem PC DOS 1.0 im August 1981 in den USA ausgeliefert.

IBM behauptete später, mehr als 300 Bugs in der „fertigen“ Version von PC DOS beseitigt zu haben, sodass bereits in der ersten Version ein gemeinsames Copyright von IBM und Microsoft ausgewiesen war.

Der Aufstieg als PC DOS und MS-DOS (1981 – 1994)

Im Mai 1982 angekündigt, sollten das fehlerbereinigte PC DOS 1.1 und MS-DOS 1.25 die ersten OEM-Versionen für den IBM-PC sowie IBM-kompatible Personal Computer anderer Hersteller sein und wurden im Juli 1982 an den Einzelhandel versendet.

Das durch IBM lizenzierte PC DOS entspricht ab Version 2.0 und bis einschließlich Version 6 im Wesentlichen derselben Version von MS-DOS, was später dazu führen sollte, dass Windows 3.1 auch problemlos auf Systemen mit PC DOS lief, da beide Betriebssysteme die gleiche Codebasis besaßen.

PC DOS
Bezeichnung Version Veröffentlichung
PC DOS 1.00 08/1981
1.10 05/1982

IBM vermarktete das von Microsoft entwickelte PC DOS sowohl auf seinen IBM-PCs als auch in der OEM-Version unter dem Namen IBM DOS.

PC DOS 1.1 wurde auf einer doppelseitigen 360-KB-Diskette ausgeliefert
PC DOS 1.1 wurde auf einer doppelseitigen 360-KB-Diskette ausgeliefert (Bild: Wikipedia)

Nachdem der erste IBM-PC noch exklusiv mit PC DOS respektive IBM DOS in der Version 1.0 und ab Mai 1982 mit der fehlerbereinigten Version 1.1 ausgeliefert wurde, entschloss sich Microsoft dazu, PC DOS ab August 1982 unter eigenem Namen als MS-DOS 1.25 zu vertreiben.

MS-DOS 1.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 1.x 1.25 08/1982

MS-DOS 1.25 entsprach der für IBM lizenzierten Version 1.1 von PC DOS respektive IBM DOS und war die erste Version, die Microsoft unter eigenem Namen verkaufte.

MS-DOS 2.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 2.x 2.00 03/1983
2.01 10/1983
2.05
2.10
2.11

MS-DOS 2.11 wurde speziell auf den Wunsch verschiedener OEMs hin entwickelt und kam später sogar als Toshiba DOS 2.11 fest installiert im ROM der Computersysteme von Toshiba zum Einsatz. Zuvor hatte Microsoft mit MS-DOS 2.0 ladbare Gerätetreiber in das Betriebssystem integriert.

MS-DOS 3.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 3.x 3.00 08/1984
3.10 03/1985
3.20 12/1985
3.21 04/1987
3.30 03/1988
3.30
MS-DOS 3.3
MS-DOS 3.3 (Bild: Winhistory.de)

Mit Version 3.1 führte Microsoft erstmals eine Netzwerkunterstützung und eine Speichernutzung oberhalb von 640 KB in DOS ein. MS-DOS 3.2 wurde erstmals auf einer neuartigen 3,5-Zoll-Diskette mit 720 KB Speicherplatz ausgeliefert.

MS-DOS 4.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 4.x 4.00 07/1988
4.01 11/1988

MS-DOS 4.0 unterstützte als erste Version Festplattenpartitionen mit mehr als 32 MB, wurde aber aufgrund schwerwiegender Fehler schnell wieder vom Markt genommen und durch die fehlerbereinigte Version 4.01 ersetzt.

MS-DOS 5.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 5.x 5.00 07/1991
5.00a 09/1991

MS-DOS 5.00 führte einen verbesserten DOS-Editor mit QBasic-Interpreter, eine verbesserte MS-DOS-Shell sowie ein erweitertes Speichermanagement mit XMS-DOS-Extender ein. Zudem beinhaltete MS-DOS erstmalig eine Online-Hilfe. Bei Version 5.00a handelte es sich lediglich um ein Bugfix-Release.

MS-DOS 6.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 6.x 6.00 03/1993
6.20 11/1993
6.21 03/1994
6.22 04/1994

Mit MS-DOS 6.00 hielten ein Virenschutz, die Festplatten-Defragmentierung und eine automatisierte Speicheroptimierung Einzug in das Betriebssystem. Erstmals wurden auch CD-ROM-Laufwerke direkt vom Betriebssystem mit Treibern versorgt und die Datenübertragung über die serielle und parallele Schnittstelle unterstützt.

MS DOS 6.22 sollte die letzte eigenständige DOS-Version sein und brachte eine verbesserte Festplattenoptimierung sowie eine neue Online-Datenträgerkompression mit sich. Mit MS-DOS 7.00 gehörte das Betriebssystem zum Lieferumfang von Windows 95, das MS-DOS als Unterbau nutzte. Dennoch blieb MS-DOS auch in der Version 7.00 ein Stand-alone-Betriebssystem und war für sich genommen lauffähig.

Auf Seiten von IBM war PC DOS respektive IBM DOS 7.00 im Dezember 1994 die letzte offizielle Version des lizenzierten Betriebssystems und erhielt lediglich im April 1998 eine Revision unter dem Namen DOS 2000, die eine Euro-Unterstützung und ein Update für das Jahr-2000-Problem sowie Unterstützung für PCMCIA-Karten nachreichte.

Der Anfang vom Ende (1995 – 2000)

Mit Version 7.00 vom September 1995 erhielt MS-DOS auch Unterstützung für lange Dateinamen, die aber von Microsoft nur bereitgestellt wurde, während Windows 95 lief.

Mit MS-DOS 7.10 von 1996 wurde MS-DOS noch einmal hinsichtlich seiner Leistung optimiert und unterstützte das neue Dateisystem FAT32 für Partitionen mit einer Größe von mehr als 2 GB.

MS-DOS 7.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 7.x 7.00 09/1995
7.10 03/1996

Im September 2000 erschien mit MS-DOS 8.00 die letzte offizielle Version des Betriebssystems, die allerdings nicht mehr eigenständig lauffähig war und als fester Bestandteil in Windows Me integriert wurde.

MS-DOS 8.x
Bezeichnung Version Veröffentlichung
MS-DOS 8.x 8.00 09/2000

Bekannte MS-DOS-Befehle

Zum Abschluss noch eine Auswahl von einigen der am häufigsten genutzten Kommandozeilenbefehle unter MS-DOS.

MS-DOS-Befehle
Befehl Funktion
CHKDSK Information über die Plattenbelegung
CLS Bildschirm löschen
COPY Pfadnamen kopieren
DATE Datum anzeigen
DEL Datei löschen
DIR Dateiverzeichnis anzeigen
ECHO Textausgabe auf Bildschirm anzeigen
ERASE Datei löschen (gleiche Funktion wie DEL)
FIND Dateien finden
FORMAT Diskette oder Festplatte formatieren
MD Neues Verzeichnis anlegen
PATH Suchpfad auswählen
PRINT Drucken
PROMPT Systemanfrage
RD Leeres Verzeichnis löschen
REN Neuen Namen auswählen
SET Einstellungen anzeigen bzw. ändern
SORT Elemente sortieren
TIME Zeit anzeigen
TYPE ASCII-Textdatei listen
VER MS-DOS-Versionsnummer anzeigen
VERIFY Verifikation beim Kopieren
VOL Laufwerksnamen anzeigen

Anmerkung: Der besonders umfangreiche Bereich „Spielen unter MS-DOS“ erhält in Zukunft seine eigene Ausgabe von C:\B_retro\.

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