JBL Club 950NC im Test: Hervorragende Verarbeitung trifft auf guten Klang und ANC

Frank Hüber
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JBL Club 950NC im Test: Hervorragende Verarbeitung trifft auf guten Klang und ANC

tl;dr: Der JBL Club 950NC überzeugt als ANC-Over-Ear-Kopfhörer mit einer hervorragenden Verarbeitung und einem guten Klang. Das Design setzt auf Metall und Leder, der Tragekomfort ist trotz 372 g hoch und der Kopfhörer lässt sich klein zusammenfalten. Die aktive Geräuschunterdrückung bleibt aber hinter Sony und Bose zurück.

JBL erweitert seine Premium-Kopfhörer-Serie um den JBL Club 950NC, der nicht nur auf eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC) setzt, sondern auch mit zahlreichen Funktionen und einem funktionalen wie stabilen Design überzeugen möchte. Für derzeit rund 200 Euro könnte der JBL Club 950NC deshalb eine echte Alternative zu den etablierten ANC-Kopfhörern von Sony und Bose sein.

Da der Over-Ear-Kopfhörer auch unterwegs ein ständiger Begleiter sein soll, lässt er sich klein zusammenfalten – denn die Ohrmuscheln werden nicht nur eingeklappt, sondern für ein möglichst kompaktes Gesamtpaket gedreht. JBL kombiniert dies mit Metallscharnieren, magnetisch abnehm- und wechselbaren Ohrpolstern und einem Kopfbügel mit Ledermantel. Der JBL Club 950NC ist dabei nicht nur hervorragend verarbeitet und macht einen sehr hochwertigen Eindruck, sondern ist mit viel Metall statt Kunststoff auch stabil. Dies macht sich ebenfalls beim Gewicht bemerkbar, denn mit 372 g ist das Modell kein Leichtgewicht.

JBL Club 950NC

Im Lieferumfang der JBL Club 950NC befinden sich eine Hartschalen-Transporttasche, ein USB-C-Ladekabel, ein 1,2 m langes AUX-Kabel mit Fernbedienung und Mikrofon und eine Bedienungsanleitung.

Die Technik im JBL Club 950NC

Erweiterter Frequenzgang, Bluetooth 5.0, AAC und SBC

Beim Frequenzgang weicht JBL vom Standard ab und bietet mehr als die üblichen 20 bis 20.000 Hz. Im passiven Betrieb über Kabel liegt er bei 16 bis 40.000 Hz, im aktiven Modus bei 16 bis 22.000 Hz. Die Impedanz gibt JBL mit 32 Ohm an. Für den Klang sind 40-mm-Treiber verantwortlich, die einen maximalen Schalldruckpegel von 105 dB und eine Empfindlichkeit von 91 dB SPL bei 1 kHz aufweisen.

Für die Funkverbindung setzt der JBL Club 950NC auf den aktuellen Standard Bluetooth 5.0. Bei den Audio-Codecs erwähnt der Hersteller erneut nur SBC, unterstützt aber auch AAC. Andere Codecs wie aptX oder ein HD-Codec werden nicht geboten.

Der Club 950NC trägt zudem das Hi-Res-Audio-Zertifikat, was bescheinigt, dass er Aufnahmen mit einer Abtastrate von über 48 kHz und einer Sampling-Tiefe von mehr als 16 Bit unterstützt. Im Allgemeinen sind 96 kHz und 24 Bit für Hi-Res-Audio veranschlagt.

55 Stunden Akkulaufzeit ohne ANC, 22 Stunden mit ANC

Der 730-mAh-Akku des JBL Club 950NC soll bei deaktiviertem ANC über Bluetooth eine Akkulaufzeit von bis zu 55 Stunden gewährleisten. Mit ANC soll diese auf 22 Stunden sinken. Einen Mittelweg stellt die Nutzung per Kabel mit aktiviertem ANC dar, die eine Akkulaufzeit von rund 30 Stunden bieten soll. Generell kann der Club 950NC nämlich nicht nur passiv am Kabel betrieben werden, sondern auch aktiv mit ANC.

In der Praxis kommt der JBL Club 950NC auf eine Musikwiedergabe von 50 Stunden bei mittlerer Lautstärke und 25 Stunden bei aktiviertem ANC. Der Verlust fällt somit etwas geringer aus als vom Hersteller angepriesen. Die Akkulaufzeit bei aktiviertem ANC ist somit gut, aber nicht überragend. Denn zum Vergleich: Der Sony WH-CH710N (Test) schafft über 38 Stunden mit ANC und Bluetooth, der Sony WH-1000XM3 (Test) kommt hingegen auf fast 28 Stunden.

Über eine Schnellladefunktion verspricht JBL nach einem Ladevorgang von 15 Minuten eine Musikwiedergabe von 2 Stunden. Diese wird im Test deutlich übertroffen. Auch nach 5 Stunden spielte der Kopfhörer noch problemlos Musik.

Audio-Eingang mit 2,5 statt 3,5 mm

Beim Audio-Eingang des JBL Club 950NC ist zu beachten, dass der Hersteller nicht auf die weit verbreitete Miniklinke mit 3,5 mm setzt, sondern auf einen 2,5-mm-Anschluss. Ein passendes Kabel von 2,5 auf 3,5 mm zum Anschließen von Endgeräten liegt zwar bei, kann im Falle eines Defektes oder Verlustes aber nicht unproblematisch gegen ein herkömmliches Audiokabel ersetzt werden. Das beiliegende Kabel hat zudem jeweils eine Fernbedienung und ein Mikrofon integriert.

Eine IP-Zertifizierung, die dem Kopfhörer einen Schutz vor Wasser und Staub bescheinigt, trägt der Club 950NC nicht. Bei starkem Regen sollte er somit vorsichtshalber geschützt getragen oder verstaut werden.

Multi-Connect mit zwei Geräten

Der JBL Club 950NC beherrscht Bluetooth-Multi-Connect und kann sich gleichzeitig mit zwei Endgeräten verbinden. So kann die Wiedergabe von beiden Endgeräten aus gestartet werden, ohne dass die Bluetooth-Verbindung des anderen Geräts zunächst getrennt werden muss. In Verbindung mit einem aktuellen Android-Smartphone unterstützt der Kopfhörer zudem „Fast Pair“ alias „Schnelles Pairing“, so dass er mit einer einfachen Betätigung des Hinweisfeldes verbunden werden kann, ohne die Bluetooth-Einstellungen öffnen zu müssen.

Technische Daten des JBL Club 950NC im Vergleich
JBL Club 950NC Sony WH-CH710N iFrogz Airtime Vibe Sony WH-1000XM3 Bowers & Wilkins PX5 Montblanc MB 01 Sennheiser Momentum 3 Wireless beyerdynamic Amiron wireless copper
Wandlerprinzip dynamisch, 40 mm dynamisch, 30 mm dynamisch, 40 mm dynamisch, 35 mm dynamisch, 40 mm dynamisch, 42 mm Tesla, dynamisch
Bauform Geschlossen
Frequenzgang 16–40.000 Hz (passiv), 16–22.000 Hz (aktiv) 20–20.000 Hz 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) 10–30.000 Hz 10–20.000 Hz 6–22.000 Hz 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb)
Nennimpedanz 32 Ohm 72 Ohm (aktiv, Kabel), 33 Ohm (passiv, Kabel) 32 Ohm 16 Ohm passiv, 47 Ohm aktiv 20 Ohm 32 Ohm 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv 32 Ohm
Kennschalldruck 105 dB 94 dB (aktiv, Kabel), 100 dB (passiv, Kabel) k. A. 101 dB k. A. 100 dB 99 dB 100 dB
Klirrfaktor k. A. < 1 % < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) < 0,05 % bei 500 Hz
Kabel 2,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 1,2 m 3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 1,2 m 3,5-mm-Klinke, 1,0 m 3,5-mm-Klinke auf USB-C 3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m
Bluetooth 5.0 4.2 5.0 4.2
Unterstützte Codecs SBC, AAC SBC, AAC, aptX, aptX HD, LDAC SBC, aptX Adaptive, AAC SBC, aptX, aptX LL, AAC SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC
Akkulaufzeit 22 Stunden (mit ANC), 55 Stunden (ohne ANC) 35 Stunden (mit ANC) 25 Stunden (mit ANC) 30 Stunden (mit ANC) 25 Stunden (mit ANC) 20 Stunden (ohne ANC) 17 Stunden (mit ANC) 30 Stunden
Ladezeit 1,5 Stunden 3 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden
Akkukapazität 730 mAh k. A. 450 mAh k. A. 730 mAh 330 mAh 1.050 mAh
Ladebuchse USB-C Micro-USB USB-C
Gewicht (ohne Kabel) 372 g 223 g 250 g 255 g 241 g 280 g 306 g 400 g

Beide Ohrmuscheln mit Tasten zur Bedienung

JBL setzt auf beiden Ohrmuscheln Tasten zur Steuerung der Funktionen und zur Bedienung der Musikwiedergabe ein. Nur bei der linken Ohrmuschel ist aber auch die Außenfläche selbst eine Taste, die zum Aufrufen des Sprachassistenten Google Assistant oder Amazon Alexa dient. Einer dieser Sprachassistenten kann in der App „JBL My Headphones“ ausgewählt und verknüpft werden. Nach unten ausgerichtet ist an der linken Ohrmuschel der Audio-Anschluss zu finden. Als Tasten am hinteren Rand der Ohrmuschel sind hingegen der Ein-/Ausschalter, die Bluetooth-Taste und eine Taste zum Aktivieren und Deaktivieren von ANC (2 × drücken) und des Transparenzmodus (1 × drücken) platziert. Beim Transparenzmodus kann in der App zwischen „Ambient Aware“, also der Wahrnehmung aller Außengeräusche, und TalkThru, mit dem sich gezielt Gespräche trotz aufgesetzten Kopfhörers führen lassen sollen, gewählt werden. Beide Transparenzmodi gleichzeitig lassen sich auf den JBL Club 950NC nicht nutzen, ohne dies in der App umzustellen.

An der rechten Ohrmuschel befinden sich hingegen die Elemente zur Steuerung der Musikwiedergabe und der USB-C-Anschluss zum Aufladen des Kopfhörers. Neben einer Taste zum Aktivieren des Bass-Boosts steht eine Taste zum Starten und Pausieren der Wiedergabe sowie zum Annehmen und Ablehnen von Anrufen bereit. Über einen Doppelklick lässt sich über diese Taste auch der Sprachassistent des verbundenen Smartphones aufrufen, so dass dieser parallel etwa zu Amazon Alexa oder Google Assistant genutzt werden kann. Direkt daneben sind die Tasten zur Lautstärkeregelung platziert, über die auch ein Track vor und zurück gesprungen werden kann, indem diese für mindestens 2 Sekunden gedrückt gehalten werden. Somit ist eine vollständige Steuerung aller Funktionen über den Kopfhörer möglich, einzig die Auswahl vorgegebener Equalizer-Presets kann nicht ohne App vollzogen werden. Die Tasten selbst bieten einen klaren, aber festen Druckpunkt.

JBL-App für Anpassungen und Updates

Die bereits erwähnte App „My JBL Headphones“ bietet nur wenige Funktionen. Neben der Firmware-Aktualisierung bestehen diese vor allem in der Auswahl vorgegebener Equalizer-Presets – sogenannter DJ-Signaturen im Menü „Stage+“ – und der manuellen Anpassung des Klangs über einen Equalizer sowie in der Auswahl des Transparenzmodus, der über den Kopfhörer aktiviert werden soll. Zudem lässt sich in der App ANC ein- und ausschalten, was aber auch über die ANC-Taste am Kopfhörer möglich ist. Darüber hinaus zeigt die App den aktuellen Akkuladestand des Kopfhörers an und erlaubt das Aktivieren des automatischen Ausschaltens, wenn der Kopfhörer 10 Minuten lang nicht benutzt wird.

My JBL Headphones mit dem JBL Club 950NC

Insbesondere Optionen zur Anpassung der aktiven Geräuschunterdrückung und der Transparenzmodi bietet die App aber nicht. In beiden Fällen hat der Nutzer nur die Wahl zwischen Aktivierung und Deaktivierung, kann die Intensität jedoch nicht beeinflussen.

Verarbeitung und Tragekomfort

Wie bereits erwähnt ist der JBL Club 950NC hervorragend verarbeitet und sehr stabil ausgeführt. JBL setzt an allen wichtigen Stellen auf Metall statt Kunststoff, so dass nicht nur die Scharniere stabil sind, sondern auch das mit Leder bezogene Kopfband und die Rasterung überzeugen. Ebenfalls überzeugend ist der haptische und akustische Eindruck, den die Kopfhörer vermitteln, denn hier klappert und knarzt auch beim Bewegen nichts, wofür JBL unter anderem auf Gummipuffer etwa im Bereich der Scharniere der Ohrmuscheln zurückgreift. So wird verhindert, dass die Ohrmuscheln an die Metallbügel schlagen. All dies schlägt sich wie erwähnt im Gewicht nieder, das mit 372 g für einen Kopfhörer für unterwegs vergleichsweise schwer ausfällt. Dennoch weiß der JBL Club 950NC dies gekonnt zu kaschieren und trägt sich im Alltag auch dank des gut gewählten Anpressdrucks sehr angenehm.

Auch wenn sich der Proband sehr klein zusammenklappen lässt, lassen sich die Ohrmuscheln selbst nur um wenige Grad nach vorne und hinten drehen. Wird der Kopfhörer unterwegs um den Hals getragen, lassen sich diese somit nicht flach anlegen. Die im Bereich der Scharniere sichtbare Kabelführung ist optisch kein Highlight, aber dem filigranen Aufbau der Scharniere und dem Klappmechanismus zuträglich.

Magnetische Ohrpolster sorgen für wenig Wärme

Ebenfalls hervorragend umgesetzt sind die magnetischen Ohrpolster, denen man ihre nur aufgesetzte Halterung nicht ansieht. Halten sie im Alltag fest an den Ohrmuscheln, lassen sie sich dennoch problemlos jederzeit abnehmen und auswechseln. Zudem neigt man unter ihnen selbst bei wärmeren Temperaturen kaum zum Schwitzen. Gleichsam sorgen sie für eine sehr gute passive Isolierung.